the great swindle

(vgl. von den Sex Pistols)


Trailer + herrlich naive Filmbesprechung

Vorweg:
  1. : nö, dies ist
(wie ein halbwegs intelligenter Mensch allerdings auch ohne diese Klarstellung schnell merken würde)

keine offizielle Lego®-Seite,
  1. : weil ich Lego® in meinen sonstigen Mathematik-Essays vielfach als ideales (wenn auch erheblich zu teures) Unterrichtsmittel angepriesen habe, darf, ja muss ich hier auch mal lästern.


Als begeisterter -Fan habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, in den Lego®-Film exklusiv mit meinem elfjährigen Sohn zu gehen und das Ereignis gebührend zu feiern:

    :


"... einmal ausgeht,
und dann keiner gern nach Haus geht,
dann erleben sie unterwegs die dollsten Sachen
mal zum Weinen - mal zum Lachen.

Und sie machen richtig flott,
denn sie tanzen Swing und Hot
und sind fröhlich wie der Mops im Paletot.

Wenn der Vater mit dem Sohne einmal ausgeht,
das wir prima - oho."

Mir war also wahrhaft nicht "kritisch" zumute, und überhaupt hat's meinem Sohnemann bestens gefallen. Da werde ich doch den Teufel tun, ihm das Erlebnis durch liebloses Gemäkel kaputt zu machen!

Und der Film ist ja auch - wie Schüler sagen würden - "erstmal ganz o.k."

       (womit allerdings schon ein kaum verhohlenes "aber" anklingt):
(eines dieser massenhaft hergestellten Lego®-Figürchen
 )

zum Helden (dem "Besonderen") wird 

( ),

wobei mit dem Helden natürlich auch alle im Kino anwesenden Kinder gemeint sind;

das ist die altbekannte amerikanische "vom Tellerwäscher zum Millionär"-Ideologie

(wenn du den Aufstieg aber nicht schaffst, hast du dich nur nicht genug angestrengt, bist du also "selber schuld"),

aber wer wollte so kleinlich kritisieren, zumal Kinder alles Recht der Welt haben, Supermann, Astronaut oder Polizist werden zu wollen

         (und vielleicht auch wirklich zu werden)?!
(riesige Lego®städte: "wer mag das alles gebaut und was mag das alles gekostet haben?!")
(notorische Explosionen und Verfolgungsjagden durch möglichst enge Gänge:

vgl.
  • den Flug in den Todesstern in "Star Wars" 
  •  oder das Quiddich-Spiel im zweiten "Harry Potter"-Film ;

und Dumbledore kommt ja tatsächlich im Lego®-Film vor!

es ist wohl ohne jede Wertung festzustellen: "Harry Potter" und "Star Wars" [eher für Jungen] sind inzwischen Standardmythologien der Kindheit und frühen Jugend),

(die Zukunft ist das Mittelalter),

die heute den mainstream-Filmmarkt beherrscht

(dessen Helden gibt's natürlich alle auch in Lego®-Baukästen

[d.h. Lego® hängt sich auch nur an jeden gängigen Trend an],

und nun also auch im Lego®-Film),
Originell ist an dem Film eigentlich "nur" zweierlei:
  1. dass in dem Film tatsächlich (fast) alles aus Lego®-Steinen ist
(bzw. - darauf wird zurückzukommen sein - zu sein scheint),
also eine ganz eigene, komplette Lego®-Welt entsteht
(besonders interessant und beeindruckend fand ich das 


"Lego®-Wasser",
das - anders als beim "richtigen" Lego® - in permanenter Bewegung war),
  1. , dass die größte Massenvernichtungswaffe in dieser Lego®-Welt eine schnöde, uralte und halbleere Kleber-Tube ist:
(das einzige

         [abgesehen von echten Menschen am Ende]

im Film, was "echt", also nicht aus Lego®-Steinen ist)
:


Auf diesem Bild zu sehen ist auch der 

(natürlich personifizierte)

"Böse" in diesem Film

(sozusagen der Lord [!] Darth Vader bzw. Lord [!] Voldemort der Lego®-Welt)

namens "Lord [!] Business", was

(Kleiner Exkurs für Linke: "der" Kapitalismus hat ja

[neben seinen Schandtaten]

durchaus auch seine guten Seiten

[zumindest für seine Nutznießer - also uns?],

und so zynisch darf man gar nicht sein, seinen alsbaldigen Untergang zu wollen, denn dieser Untergang hätte katastrophale Folgen.)

Immerhin merkt "der" ORF ja:
Aber der Filmkritiker vom ORF findet diesen (Schein-)Widerspruch sogar "lustig"

(vielleicht bin ich ja einfach nur humorlos).

Eine gewisse (unfreiwillige?) Selbstironie ist dem Film tatsächlich nicht abzusprechen: so sind die Lebens-Leitfäden, nach denen sich jeder in der Diktatur zu richten hat, in exakt jenem Layout gehalten, das auch Lego®-Bauanleitungen haben:


(auch auf diese Bauanleitungen zu Lego®-Baukästen wird zurückzukommen sein).

Diejenigen, die entsetzt über "soviel" Antikapitalismus sind und darin gar eine linke Indoktrination der Kinder sehen, haben nur noch nicht bemerkt, wie einerseits raffiniert, andererseits aber doch auch simpel "der" Kapitalismus funktioniert:

dass er Kritik nicht verbietet (und damit "adelt"), sondern eingemeindet

(diese Entschärfungstaktik ist [mir] altbekannt, aber sie schien mir noch nie so kackendreist wie eben im Lego®film):

"ihr braucht uns gar nicht zu kritisieren - das tun wir schon selbst; also schlaft schön weiter."

(Einer der großen Vorteile der amerikanischen Demokratie besteht darin, dass sie
[ich war beispielsweise in US-Buchhandlungen erstaunt über tonnenweise bitterböse Anti-George-W.-Busch- und Anti-Trump- sowie Kapitalismus-Kritik-Bücher],
[also zu spät und wenn's nicht mehr gefährlich ist?]

schon selbst

[im "linken" Hollywood]

schonungslos ihre ehemaligen Fehler aufdeckt.)

Es ist ja in der Tat geradezu makaber witzig, dass die Kritik an "Lord Business" ausgerechnet in einer Kollaboration
entstanden ist.

Und noch doller ist die (hiermit böse verratene) Auflösung am Ende des Films: man muss den armen Lord Business nur mal kräftig knuddeln

(seinen Eispanzer sprengen, hinter dem auch nur "ein Mensch wie du und ich" steckt),

und schon wird er einsichtig und zerstört dann lieber doch nicht die Lego®-Welt

... eine Volte, die sicherlich auch dem kindgemäß-notwendigen Märchenschema geschuldet ist: 

:

man darf 
(also eben auch das Böse, sprich: Lord Business)

vorenthalten,
Fragt sich nur, warum Hollywood sowas Hochkomplexes

(oder ganz im Gegenteil Kinderleichtes?)

wie "den" Kapitalismus ausgerechnet einem Kinderfilm aufgepfropft hat.

Allzu oft haben Filmemacher ja

(spätestens in Fortsetzungen)
 
nicht das geringste Gespür für Kindliches.

(Nur ein Beispiel: in die erste, ansonsten noch geglückte Wickie-Verfilmung hat man

[im Gegensatz zu den ursprünglichen Büchern


(die kaum einer mehr kennt)
und den berühmten Zeichentrickfilmen

(die ausnahmslos jeder kennt!),
die trickfilmtechnisch grottenschlecht sind, was Kindern aber herzhaft egal ist]
eine


sexy junge Frau

reingemogelt - und in die obligatorische Fortsetzung

          [bei der Filmemachern in der Regel eh nichts mehr einfällt und sie daher liebevoll Kindliches durch Effekte ersetzen]

sogar eine Horde


spärlich bekleideter, männermordender Amazonen)
Fragt sich nur, ob die Filmemacher tatsächlich nicht das geringste Gespür für Kindliches haben - oder was ganz Anderes bezwecken, nämlich 

(in Kinderfilmen!)

eine zusätzliche Erwachsenen-Ebene, damit auch Papi & Mami was für ihr Geld bekommen, also die Zielgruppe erweitert und somit mehr Geld eingespielt wird?

(Immerhin ist der Lego®-Film in den USA zum zweitmeist angesehenen in den Februaren aller Jahre geworden.)

Nur: gehen ernsthaft mehr Erwachsene ins Kino, wenn das Thema "Kapitalismus" ist?! Vor allem aber: "zieht" dieses Thema, wenn die Erwachsenen davon vorher nichts wissen?!

Damit aber zu den Bauplänen und zum Kleber: wie sich ganz am Ende herausstellt, besteht die Diktatur darin, das kreative Lego®spiel statisch zu machen, und zwar eben durch
  1. das Zusammenkleben von Lego®steinen, so dass ein einmal erstelltes Modell nie mehr auseinander genommen und zu anderen Modellen umgeformt werden kann,
  1. Baupläne, die man nur noch nachbauen kann.
Zu 1.:

es ist geradezu rührend selbstlos, dass der Lego®-Konzern gegen das Zusammenkleben und somit für das "Recycling" von Lego®steinen ist, denn die endgültige Fixierung von Modellen würde ja den Zukauf immer neuer Steine für weitere Modell nötig machen, an dem Lego® prächtig verdienen könnte.

Zu 2.:

geradezu tolldreist verlogen ist es aber, dass ausgerechnet Lego® gegen Baupläne ist: abgesehen von großen Boxen mit klassischen Lego®steinen 


(also dem "eigentlichen" Lego®)

kann man 

(die sonstigen)

Lego®-Einzelteile

(z.B. für Lego®-Technik)

überhaupt nicht offiziell kaufen, sondern nur 
(nach Bauplänen!)

jeweils genau ein Modell bauen kann

(z.B. ),
(z.B. ).

Wer also z.B. kreativ (!) ein selbsterdachtes Lego®-Technik-Modell bauen will, ist auf den Schwarzmarkt angewiesen: Kleinunternehmer beispielsweise bei ebay, die massenhaft fertige Sets kaufen, sie in Einzelteile zerlegen und diese dann erheblich teurer weiter verkaufen.



"Alles Lügen,
 struppiges Vergnügen."
(Einstürzende Neubauten)

Wie schon oben gesagt, ist es eine der Besonderheiten des Films, dass in ihm

(abgesehen von der Klebertube und am Endes des Films

[auch das sei verraten:]

überraschend einmontierten echten Menschen)

alles aus Lego® ist.

Aber auch das ist gelogen. In Wirklichkeit tauchen in dem Film keine einziger echter Lego®-Stein und keine einzige echte Lego®-Figur auf

(da hat nie jemand mit Lego® gespielt!!!),

sondern die gesamte vermeintliche Lego®-Welt ist im Computer entstanden, der doch das glatte Gegenteil von Lego® ist
(nebenbei: war bereits der Sündenfall - und überflüssig wie ein Kropf; aber was eine moderne Schule ist, hat ja nicht mechanisches, also richtiges Lego®, sondern "mindstorms").
Dass inzwischen nichts mehr "echt" ist
("früher war alles noch aus Holz bzw. »unplugged«"),
sondern alles virtuell
,
soll hier nicht allgemein verdammt werden. Im Lego®-Film, dessen message eindeutig "baue deine Sachen selbst [aus Lego®]!" ist, ist es allerdings schlichtweg Betrug.


Bemerkenswert ist auch die mehrfach gespielte Hymne der Diktatur im Film:

"Everything ist awesome", auf Deutsch "Alles ist super":

sie steht für den Zwang zur Glückseligkeit (zum Dauergrinsen) und ist somit offensichtlich bzw. "offenhörig" stramm ironisch gemeint:



Aber ist der Song wirklich „offensichtlich“ ironisch???: mein Sohnemann hat das nicht mitbekommen, sondern wollte das schmissige Lied, kaum waren wir aus dem Kino wieder zuhause, auf youtube sehen/hören.

(Vgl. Bruce Springsteens  "Born in the USA", mit dem er sich zwar nicht finanziell, aber allemal "ideologisch" einen Bärendienst erwiesen hat: die

[wie bei Springsteen fast immer]

machohafte Gassenhauer-Melodie ist, wie der Text zeigt, böse Ironie, was aber

[mangels Englischkenntnissen?]

keiner merkt, und somit ist das Lied zum gruppendynamischen Gröhl- und Sauflied verkommen wie "Smoke on the water" von Deep Purple, "We are the Champions" von Queen oder "Satisfaction" von den Stones: allesamt die schlechtesten Lieder dieser Bands.)


PS:

nicht im mindesten stört mich aber das Offensichtliche und in einem Lego®-Film wohl auch Unvermeidliche: dass der Film natürlich permanentes "product placement" bzw. ein einziger Werbefilm für Lego® ist.

PPS:  
(Quelle: )

PPPS: Ich hoffe, ich habe mit der permanenten Verwendung des ®-Symbols hinreichend dem Markenrecht Genüge getan, denn
  1. gehen Konzerne heute mittels ekliger Abmahn-Anwaltskanzleien gegen fast jegliche Erwähnung ihrer Marken vor
(und mit genügend Geld kann man sich ja für den größten Blödsinn einen Markenschutz kaufen, nämlich z.B. für das Wort "[Deut]Schland®®®®®®"),
  1. hat sich inzwischen (2019) auch der Lego®-Konzern nicht entblödet, gegen einen Fan & Kritiker vorzugehen: