Bruchrechenregeln veranschaulichen

Thema hier sind die (nur!) drei Regeln, nach denen jeweils zwei Brüche addiert / subtrahiert, multipliziert oder durcheinander dividiert werden

(wobei das Erweitern und Kürzen von Brüchen vorausgesetzt wird):

Da frage ich mich

  1. , in welcher Unterrichtsphase eine anschauliche Vermittlung hilfreich sein kann, also

    1. bei der Herleitung der Bruchrechenregeln (wie kommt man überhaupt zu den Regeln?) und / oder
    1. bei ihrer Anwendung (wenn die Bruchrechenregeln also schon fertig vorliegen?);
  1. , wie genau Veranschaulichungen in den beiden Phasen aussehen sollten.


Zu 1., also der Herleitung der Bruchrechenregeln

Es gibt meiner Meinung nach auch Grenzen der Anschaulichkeit. So sollten die Schüler

bedeutet " von "

(oder - was dasselbe ist - " von ");
in Einzelschritten:
(wir teilen also nicht [wie unten bei der Bruchdivision] den ganzen Kuchen in 8 gleich große Teile):
Insgesamt also: von = .
Dieses Vorgehen
weil Mathematiker es ja immer penetrant exakt haben wollen, stellt sich die Frage: wie schafft man es, in die exakt gleich großen  8 „Tortenstücke“ zu zerlegen? Das gelingt nämlich nur, wenn man den ganzen Kuchen in 32stel zerlegt und davon 9 nimmt: .
Womit sich die Frage stellt, woher da denn plötzlich die neuen Zahlen 32 und 9 kommen, von denen in der Anfangsaufgabe " = ? bzw. von = ?" überhaupt nicht die Rede war. Durch Rumprobieren kommt man dann allerdings vielleicht doch auf die Idee:
Diese letzten Schritte sind aber rein rechnerisch und damit eben nicht mehr anschaulich.
(Nebenbei: schwierig wird es schon,  wenn der erste Bruch beispielsweise ist, da die Konstruktion eines Fünfecks so  aussieht.)
Alles wird aber einfacher, wenn wir
Anders als beim runden Kuchen wird also beim rechteckigen Kuchen eine allgemeine Veranschaulichung für die Bruchmultiplikation deutlich:
: bedeutet "wie oft passt in ?" (nicht zu verwechseln mit "wie oft passt in ?")

(vgl. 8 : 2 bedeutet "wie oft passt die 2 in die 8?", nämlich 4 mal; aber die 8 passt mal in die 2 , was doch arg unanschaulich ist: wie soll ein Elefant in eine Maus passen?; und doch passt ein Teil des Elefanten exakt in die Maus: ).

In Einzelschritten:

(also nicht [wie oben bei der Bruchmultiplikation] den -Kuchen !)

in 8 gleich große Teile

Das ist ein schön einfaches Ergebnis, für das allerdings künstlich gesorgt wurde:

Das ist aber keine anschauliche Herleitung mehr

(und sie funktioniert sowieso nur so einfach, wenn [wie hier] entweder die Zähler oder aber die Nenner der beiden Brüche identisch sind).

Zudem hat die anschauliche Herleitung = , also von : = 2 , einen (ersten) entscheidenden Nachteil:

es bleibt unklar, dass und warum man

.

Oder kurz

.

 

Der entscheidende Nachteil der Kuchendarstellungen von Brüchen ist aber, das sie immer nur für konkrete Brüche

(z.B. und )

funktionieren und somit für jede neue Bruchauswahl neu durchgeführt werden müssten

(was z.B. bei   und enorm aufwändig wäre).


Als Mathematiklehrer habe ich natürlich versucht,

(wie oft üblich)

mit stumpfer Rechen- und Rezept-„Mathematik“ abzuspeisen  ,

Selbst wenn diese Herleitungen in späteren Schuljahren

(oder dem späteren Leben der Schüler)

nie wieder benötigt werden, haben sie oftmals ihre Existenzberechtigung, denn sie sind

Die oben vorgeführten Veranschaulichungen von Bruchrechenregeln halte ich aber nurmehr für kontraproduktiv, da

(Allerdings sind die Bruchrechenregeln im selben Augenblick, in dem man die sie sicher (innermathematisch) anwenden kann, mathematisch uninteressant und nur noch Handwerkszeug.)

Besonders wichtig wird dieses Handwerkszeug im weiteren Schulverlauf bei (Funktions-) Gleichungen, die enorm wichtig bis ins Abitur wie überhaupt in der gesamten Mathematik sind.

Ein ganz simples Beispiel zur oben behandelten Bruchdivision : = 2 :

         

Da wird stumpf ein Bruchrechengesetz angewandt und denkt keiner mehr an und und wie sie sich zueinander verhalten.


Was also an der Bruchrechnung ist innerhalb der (Schul-)Mathematik wichtig?

  1. eine fundierte Einführung der rationalen Zahlen
  2. die sichere Anwendung der Bruchrechenregeln insbesondere beim späteren Lösen von Gleichungen, aber
  3. nicht die Herleitung der Bruchrechenregeln.

Zu a.: es muss klar werden

(und das scheint mir in Schulen oftmals doch zu kurz zu kommen)

dass der Zahlenstrahl durch die massenhaften rationalen Zahlen zwischen den natürlichen Zahlen   wird, so dass man die Vermutung aufstellen kann

(oder stillschweigend unterstellt),

dass er dadurch "stetig" voll ist, es also keine Lücken mehr gibt

(vgl. Bild ).

Und da sollte im Unterricht  schon der Wegweiser   zur ersten nicht-rationalen Zahl aufgestellt

(vgl. Bild )

oder sogar bereits eine nicht-rationale konstruiert werden, also z.B. 0, 1 2 1 22 1 222 1 2222 ...

Zu 3., also der Herleitung der Bruchrechenregeln z.B. mittels : = 2 :

ich habe oben mit viel Mühe "Kuchen"-Veranschaulichungen dargestellt, um gerade damit zu zeigen, dass sich die Mühe kaum lohnt.


Zu 2., also der Anwendung der (vorher hergeleiteten?) Bruchrechengesetze

Vorweg: eines meiner Standardmittel für Veranschaulichungen sind Alltagsdinge wie z.B. oben   und .

Zwar wurden diese Kuchen oben schnell zu und abstrahiert, aber sie sind bei den nachfolgenden Überlegungen doch hoffentlich doch im Hinterkopf geblieben: die Alltagsdinge und -vorgänge sind also

Im Folgenden geht es nun aber

Um diese Anwendung zu trainieren, wähle ich hier

(wie auch gerne bei Funktionen)

zwei weitere Metaphern:

(z.B. verdoppelt die Funktion f: y = 2 • x jedes eingegebene x ),


Kommen wir damit also zur Veranschaulichung der (bereits hergeleiteten) Bruchrechenregeln :

Als Gleichung aus Standbildern: =,

also z.B.

oder

.

 

Normalerweise ist die (schriftliche) Addition einfacher als die (schriftliche) Multiplikation. Anders aber bei der Bruchrechnung:

um Brüche überhaupt addieren zu können, müssen sie

Als Gleichung aus Standbildern: =

, Fehlerquelle: bei der Bruchaddition

 ,

 

Als Gleichung aus Standbildern:

Am Beispiel der Bruchdivisonsmaschine wird der Vorteil solcher "Filmchen" deutlich: die Bruchrechenregel ist da


Besser als die hier benutzten „Filmchen“ sind normalerweise echte kleine Maschinen,

Ein Beispiel: die Bruchmultiplikation sähe als simple Lego-Maschine z.B. so aus:

(Am besten wäre es aber, wenn die Schüler solche Maschinen selbst bauen würden: beim Bauen würden sie die Bruchrechengesetze besser verstehen.)

Der Vorteil solch einer echten Maschine ist, dass da

Diese erste Umsetzung als Maschine hat aber im Vergleich mit den Nachteil, dass

Mit einer komplizierteren Mechanik könnte man an der Maschine auch diese Effekte ergänzen, aber