Bücher des Monats 11/2004

1.
 
G. H. Hardy: A Mathematician´s Apology; Cambridge University Press
2. E.T. Bell: Die großen Mathematiker; Econ
 

Ich stelle diese "uralten" Bücher keineswegs vor, weil es keine "guten" neuen Bücher mehr gäbe, sondern weil es massenhaft alte Bücher gibt, die genauso "gut" wie die neuen sind - und die dringend wieder in neuer Auflage erscheinen müssten

(... wie es ja überhaupt schändlich ist, dass viele "Meilenbücher" unserer Kultur nicht mehr im Buchhandel erhältlich sind).

Denn beide oben genannten Bücher sind leider vergriffen, und einE LeserIn, die durch meine Buchvorstellung auf die beiden Bücher aufmerksam werden und sie lesen wollen sollte, ist leider darauf angewiesen, sie selbst in Bibliotheken aufzuspüren oder antiquarisch zu bestellen.

Wie langweilig es doch ist, sich immer vorweg totdifferenzieren, also entschuldigen zu müssen: selbstverständlich

  • sind viele Ideen der reinen Mathematik aus Anwendungsaufgaben hervorgegangen,

  • ist selbst die scheinbar "reinste" Mathematik oftmals kurz drauf schon "anwendbar",

  • ist unsere technische Kultur durch und durch mathematisch organisiert

(was allerdings gerade deshalb so hervorragend funktioniert, weil die Laien diese Mathematik nicht sehen und brauchen).

Wie wohltuend sind gegen solche Langeweile und Leisetreterei

(trotz der durchgehenden Resignation Hardys über das Abhandenkommen seiner mathematischen Kreativität)

die beiden Bücher von Hardy und Bell, wie erbaulich ist ihre hübsch arrogante Verachtung für jede schnöde mathematische Anwendung: für Bell ist jemand sowieso schon als Mathematiker ausgebrannt, wenn er sich an - igitt! - Anwendungen begibt.

Solche Bücher gehören in die Hände wirklich mathematisch interessierter SchülerInnen, und gerade Bells Buch kommt ja tatsächlich als Initialzündung in den Biographien so einiger späterer großer Mathematiker vor.

Mathematische Arroganz muss aber eben gerade nicht - wie bei Hardy und Bell? - mit "menschlicher" Arroganz Arm in Arm gehen.