Bücher des Monats 10/2005

Da gibt es (wie etwa im August dieses Jahres) Monate, in denen ich

(dieser schönsten aller Erholungen abends vorm Einschlafen)

komme,

Diesmal ist es genau umgekehrt: ich empfehle gleich drei Bücher:


 

Paul Chambers: Die Archaeopteryx-Saga; Piper

"Es geht nicht nur um die stammesgeschichtliche Entwicklung der Tierwelt, sondern auch um den Alltag im Wissenschaftsbetrieb mit seinen Eifersüchteleien und Konkurrenzkämpfen und um die Durchsetzungskraft bahnbrechender Ideen."
(Bild der Wissenschaft)


 
Donata Elschenbroich; Weltwunder; Kinder als Naturforscher; Kunstmann

"[...]  wir meinen, wir müssten korrekte Fakten vermitteln können. Aber wichtiger ist erst einmal, dem Kind die Freude über [seine] Frage[n] mitzuteilen. [...]. Gesprächspausen dabei sind Kindern übrigens nicht peinlich, eher den Erwachsenen. [...] Und, ein Motto: Das Suchen ist ansteckender als das Wissen!"
(Donata Elschenbroich in einem Interview)

Mit ihrem Buch liegt Elschenbroich ganz auf meiner Linie, dass vielleicht auch die Unterrichtsmethoden verändert werden müssen, viel mehr aber noch die Zugangsweisen zur Wissenschaft.

Ein großes Desiderat ist ein ähnliches Buch zur Schulmathematik.

Nebenbei: kein Wunder, dass Elschenbroich sich ausdrücklich auf Wagenschein beruft (vgl. ):

"Wer noch bei [Martin Wagenschein] in kleinen Seminaren in Marburg und Tübingen studierte, hat ihn nie vergessen. Ist aber, wie einer seiner Schüler, der Physikdidaktiker Rainer Braemer fragt, die Suggestivität seines Unterrichtens überhaupt zu erlernen? Das soll hier nicht die Frage sein, es geht nicht um Reformen des gymnasialen naturwissenschaftlichen Unterrichts [oder doch?!; H.St.]. Interessant ist sein tiefer Respekt vor dem »anfänglichen Denken«, das er nicht nur dulden wollte, sondern mit dem es sich seiner Auffassung nach zu verbünden galt. Den »physiognomischen Zauber« der Natur, sagte er, empfinden die Kinder stärker. »Die Kinder erwarten die Physik. Wir müssen sie in ihnen auslösen.« Er spricht sich entschieden aus für den anthropomorphen, vom menschlichen Maß ausgehenden, animistischen Zugang zur Physik. Nur dann versetzen sich Kinder, und die Erwachsenen mit ihnen, in ein Phänomen. »Alles hängt davon ab, ob der Lehrer das kindliche oder jugendliche Denken ... überwinden will oder sich mit ihm verbünden will.«"
(S. 182)


 

Robert Whitaker: Die Frau des Kartographen; ... und das Rätsel um die Form der Erde; Blessing

Obwohl der Buchtitel Schlimmstes, nämlich einen der derzeitig gängigen historischen Roman befürchten lässt

   (vgl. ...),

schafft Whitaker es doch, eine reale historische Liebesgeschichte derart mit der halben Naturwissenschaftsgeschichte zu verbinden, dass das Buch - obwohl "nur" Sachbuch - doch äußerst spannend ist.

George I. Brown: Graf Rumford; Das abenteuerliche Leben des Benjamin Thompson; dtv premium

Klappentext:

"Bauernbub aus Massachusetts, Spion, Offizier, Frauenheld, Kaufmann, Kriegsgewinnler, Wissenschaftler, Gründer der Royal Institution in London und Wohltäter der Menschheit, im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wegen Spionagetätigkeit des Landes verwiesen, in Bayern geadelt, in London geehrt, in Frankreich gestorben: Das Leben dieses Mannes, geboren 1753 bei Boston und gestorben 1814 bei Paris, bietet Stoff für mehrere Romane."

... und in der Tat hat Günter Grass in seinem Roman "Der Butt" Rumford ein Denkmal gesetzt.

Einziger Nachteil des Buchs von Brown: die wissenschaftlichen Erkenntnisse Rumford werden nicht gerade verständlich dargestellt.