Buch des Monats 6/2006


 

Gina Kolata: Influenza; Die Jagd nach dem Virus; Fischer

"Ein Sachbuch - spannender als ein Krimi!"
(Frank Vorpahl, ZDF-Aspekte)

Nicht nur, dass Kolata das Augenmerk auf eine der größten (und dennoch weitgehend vergessenen) Katastrophen der Menschheitsgeschichte richtet, nämlich die Grippe-Epidemie im Jahre 1918, die weltweit erheblich mehr Opfer gefordert hat als der zeitgleiche Erste Weltkrieg.

Sondern wirklich spannend ist die jahrzehntelange Suche nach dem Virus.

Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit; Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik; Fischer

Das Beste, was man über ein Buch dieses Genres überhaupt sagen kann: es zeigt,
wie irrwitzig vielfältig menschliche kulturelle Ausdrucksformen sind!

Und zwei klitzekleine "Nachteile":

  1. Schlögel sagt immer wieder, dass es für Geschichtsforschung nicht reiche, nur Texte zu lesen, sondern man müsse sich auch Karten anschauen und vor allem vor Ort gehen.

Insbesondere Letzteres kann er einem mit wieder nur einem Buch natürlich nicht abnehmen, aber insbesondere bei den zigfach erwähnten Karten hätte ich mir doch gewünscht, dass sehr viel mehr davon auch gezeigt worden wären (vgl. ).

  1. Das Buch ist - nach der theoretischen Einleitung - ein Patchwork aus zig Essays, die fast durchgehend nur Andeutungen sind - und vorerst bleiben können?

Ein Beispiel: im Kapitel "Das Pflaster des Trottoirs. Oberflächen, Hieroglyphen" wird angedeutet, wie viel Geschichte sich allein einem Bürgersteig entnehmen lässt, aber zwar kommt auch das Foto eines berliner Bürgersteigs vor, aber weder dieser noch ein anderer wird mal genauer betrachtet und untersucht.

Das Buch liefert also ein hochinteressantes, aber noch zu (er-)füllendes Programm.