Schüler am Funktions-Fließband

Nehmen wir die erstbeste (quadratische) Funktionsgleichung  y  =  x 2 + 4 x  + 5. Diese Funktionsgleichung ist erstmal eine Anweisung, wie man

Die Funktionsgleichung   y  =  x 2 + 4 x  + 5 schweißt also unendlich viele Zweierpärchen

,

die jeweils aus einem  x  und einem zugehörigen  y  bestehen, etwa so zusammen wie


 

Man könnte auch sagen: die Funktionsgleichung  y  =  x 2 + 4 x  + 5 ist eine Maschine,

Diese Funktions-Maschine ist also

(ich wüsste in der "Wirklichkeit" nur eine einzige Maschine, in die man vorne [fast] alles eingeben kann und die alles gleichermaßen verarbeitet, nämlich zerstört: der Schredder:


[solche Zerstörungsvideos sind derzeit [2017] "total in",
was man, wenn man lustig ist, noch "kulturkritisch" hinterfragen kann])
;
Man könnte solch eine Maschine auch als Allesfresser sowie als Fachidioten bezeichnen, und im Grunde erledigt sie wie ein klassischer Fließbandarbeiter

Im Hinblick auf Schüler bedauere ich es oft,

(also Verschiebung, Drehung sowie Punkt- und Achsenspiegelung)

meistens


gezeigt wird,

,

Die Lage jedes Punkts  P (  x  |  y  ) ist dabei bestimmt durch seine beiden Koordinaten  x   und  y   :

Dabei wird zu einem beliebigen  x  mittels der Funktionsgleichung

(im vorliegenden Fall   y  =  x 2 + 4 x  + 5 )

das zugehörige  y   berechnet.

In

(Dabei ist noch nichtmal berücksichtigt, dass für die dünne durchgehende blaue Linie noch sehr viel mehr, nämlich eigentlich unendlich viele unendlich nah beieinander liegende Punkte berechnet werden müss[t]en.)

Unendlich viele Punkte berechnen kann aber nichtmal ein Computer, da auch er, so schnell er auch rechnen kann, dafür unendlich lange Zeit benötigen würde. Deshalb behelfen sich Computer mit zwei Tricks:

  1. berechnen sie nur Punkte, die nah genug beieinander liegen, damit das menschliche Auge die Lücken zwischen ihnen nicht mehr erkennen kann,
  2. können Computer eigentlich nur eines sehr einfach zeichnen, nämlich Geraden oder genauer Strecken. Deshalb setzen sie

(was im Hinblick auf die Ableitung hochinteressant ist)

auch krumme Funktionsgraphen aus (geraden) Strecken zusammen, indem sie

Wenn aber die Punkte nah genug beieinander liegen, erkennt das menschliche Auge gar nicht mehr, dass der scheinbar krumme Funktionsgraph in Wirklichkeit aus vielen sehr kurzen Strecken zusammengesetzt sind und daher Knicke haben.

Auf jeden Fall aber rechnen Computer derart schnell, dass in sehr kurzer Zeit ein kompletter Funktionsgraph(-ausschnitt) erscheint.

Es ist wie bei einem Film, der aus ganz vielen, sehr schnell nacheinander erscheinenden Standbildern besteht, die vom menschlichen Auge allerdings als kontinuierliche Bewegung wahrgenommen werden:

Und umgekehrt kann sich eine sehr schnelle Bewegung für das menschliche Auge zu einem Standbild verfestigen:

Ein fertiger, durchgezogener Funktionsgraph ist also sozusagen eine tiefgefrorene Version von massenhaft

(potentiell unendlich vielen)

Rechnungen auf einmal.

Man könnte also auch sagen: ein fertiger Funktionsgraph ist unendlich viele Rechnungen.

Genau das ist ja der Vorteil von Funktionen und der Grund, weshalb sie in der (Schul-)Mathematik so eine besonders wichtige Rolle spielen: dass sie - wie schon gesagt - Allesfresser sind, man nämlich mit ihnen

Oder negativ gesagt: dass man sich gar nicht mehr mühsam um schnöde Einzelfälle (also z.B.    =  3  oder  x  =  - 217,38 ) kümmern muss.

Es reicht doch zu wissen, wie man zu jedem beliebigen   das zugehörige  erhalten kann, und es interessiert Mathematiker doch nicht die Bohne, welches  man erhält, wenn man z.B.  = wählt:

  1. ist die Rechnung mit der fiesen Zahl  = viel zu mühsam und fehleranfällig

(Mathematiker sind stinkend faul und oftmals miserable Rechner!),

  1. ist  = doch eine arg willkürliche Zahl,
  1. hat man mit der Rechnung für  = arg wenig erreicht, da noch unendlich viele andere  x  übrig bleiben.

Summa summarum:

eine Funktionsgleichung wie  y  =  x 2 + 4 x  + 5


Mein Vorschlag ist es nun, die Schüler im Unterricht immer mal wieder zu solchen Maschinen zu machen (degradieren).

Das sei hier mal exemplarisch anhand der Funktionsgleichung  y  =  x 2 + 4 x  + 5 vorgeführt.

Dazu sei vorweg kurz analysiert, welche Rechnungen bei  y  =  x 2 + 4 x  + 5 denn eigentlich durchgeführt werden müssen:

(man könnte auch sagen, die Gesamt-Maschine besteht aus den Teil-Maschinen ,  und ),

(z.B.  =  3  )

    1. in den ersten Teil-Term eingesetzt werden

(für  =  3  ergibt sich dann =  9  ),

    1. in den zweiten Teil-Term eingesetzt werden

(für  =  3  ergibt sich dann  =  12 ),

und müssen zuguterletzt

    1. die Ergebnisse aus 1., 2. sowie der dritte Teil-Term =  5  aufaddiert werden

(für  x  =  3  also  9  +  12  +   5  =  26  ).

    1. ist diese Summe dann das Endergebnis  y

(für =  3  also  =  26  ).

Ein zugehöriges Flussdiagramm könnte also so aussehen:

Wenn wir nun beispielsweise wie oben   =  3  wählen, so ergibt sich

(Ich bin mir - nebenbei gesagt - noch nicht ganz sicher, ob solche Flussdiagramme

[statt der einige Zeit modischen "mindmaps", die oftmals denselben Nachteil haben wie Flussdiagramme: dass man schon strukturiert denken können muss, bevor man sie erstellen kann - und dass sie dann schon fast überflüssig sind. Kein Wunder also, dass beim naiven Einsatz von mindmaps

(wie bei vielen anderen neumodischen Methoden)

meistens nur Kraut & Rüben herauskommen.

Weil ich dazu neige, alles erstmal wörtlich zu nehmen, würde mich aber eine Möglichkeit interessieren, dass beim einem Flussdiagramm wirklich etwas über verschiedene [teilweise parallele, teilweise serielle] Staustufen [= Teil-Terme/-Maschinen] fließt:


Und schon frage ich großer Modellbauer vor dem Herrn mich, ob und wie man das obige Flussdiagramm in eine Kinder-Wasserbahn oder eine illustrative elektrische Schaltung umsetzen könnte, in der nacheinander Lichter angehen.

Immerhin sei hier aber ein "Fluss", also Dynamik, mal angedeutet:

Wie auch immer:)

Schauen wir uns das Flussdiagramm aber nochmals detailliert an:

Diese vierte und im Vergleich mit oben neue Teil-Maschine

Interessant ist aber auch die dritte Teil-Maschine : im Flussdiagramm führte vom anfänglichen  x  kein Pfeil zu hin, da  x  ja in der Teil-Maschine gar nicht vorkommt.

Ebensogut hätte man vom anfänglichen  x  aber durchaus auch einen Pfeil zu zeichnen können, nur

(wir werden deshalb zur Teil-Maschine unten eine ebenso gemütliche wie lustige Schülergruppe bilden).

Nun doch mit einem Pfeil vom anfänglichen  x  zur dritten Teil-Maschine ergibt sich folgendes vereinfachtes Flussdiagramm:

Oder elektrisch ausgedrückt:


Nun verwandeln wir den Klassenraum samt den darin sitzenden Schülern in eine Funktionsmaschine. Dabei könnte der Sitzplan z.B. so aussehen:

Dabei lohnt es durchaus,

Das Flussdiagramm, das man natürlich mit den Schülern vorher erarbeiten müsste, sähe dann so aus:

Dabei gilt folgende, wiederum mit den Schülern vorweg zu erarbeitende Vorgehensweise:

(Beispiel-Zettel  x  =  3  ; am Anfang könnten vom Lehrer an die Gruppen vorgefertigte Blanko-Zettel verteilt werden);

(die 3. Maschinengruppe wirft den ihr überreichten  x -Zettel allerdings sofort in den bereitstehenden Mülleimer);

(die Zettel sehen dann z.B. für  x  =  3  so aus: = 9 / = 12 / 5 );

(also z.B. P (   |   26   ) );                                                                                                       

(also z.B. P (  3   |    ) );

(also z.B. den Punkt P (  3   |  26  ) , wobei dieser Punkt allerdings kaum ins Koordinatensystem passt

[was Anlass sein könnte, geeignetere  x  und damit geeignetere Punkte P (  x   |  y  )  zu suchen]);

(z.B.: wer eben andauernd rechnen musste, darf jetzt zur Abwechslung mal ausrechnen oder sich wohlverdient bei erholen),

Anfangs, so glaube ich, lohnt der äußere Aufwand, auf die Dauer aber wird man wohl ohne ihn auskommen können.

Ein Problem besteht wohl darin,

(bis die Ergebnisse zügig berechnet werden und verlässlich richtig sind)

und sogar die Stumpfheit der Tätigkeit "durchlitten" werden soll,