mein Credo: öfter fremdgehen!

 

"Ein Diabetiker wird doch wohl ab und zu mal auf die Speisekarte gucken dürfen."

Ich habe mit dem Titel natürlich (!) genauso gehandelt wie Eckhard Henscheid in seinem  Roman "Die Mätresse des Bischofs" aus der "Trilogie des laufenden Schwachsinns": da sagt er am Anfang, jetzt, da das sexgeile Publikum auf den vielversprechenden Titel abgefahren und das Buch gekauft, er also gut daran verdient hätte, könne er ja einen hübschen Etikettenschwindel eingestehen: im ganzen Buch kämen weder Bischöfe noch Mätressen vor

(um aber bittschön nicht moralinsauer zu werden: sich letztere zu "halten", seien erstere ja auch zu blöd),

sondern es handle - wie sinnig! - von zwei Brüdern und ihrem Teppichhandel.

Entsprechend meine ich auch einfach "nur", was mir beim Buchtitel aufgegangen ist:

zwar muss (darf!) man sich ab und zu auch auf die reine Wissenschaft (die ja auch Selbstzweck ist) konzentrieren, und das ist oftmals harte Arbeit, macht jedoch auch seinen ganz eigenen Spaß.

(Wo wird in der Öffentlichkeit denn mal die eigentliche Arbeit von Naturwissenschaftlern und Mathematikern gezeigt? Vielmehr wird in einer Art vorauseilendem Gehorsam vorausgesetzt, ein Laie könne diese Arbeit [z.B. mathematische Gleichungen] "sowieso" nicht verstehen - was ja letztlich eine Entmündigung des Laien ist.)

Aber

man sollte die Wissenschaften auch immer mal wieder

(bei sich von selbst ergebenden, aber auch zu suchenden Gelegenheiten)

nach allen nur erdenklichen Seiten hin aufbrechen und nicht die mindesten kleinbürgerlichen Skrupel bei lustvollen

(populärwissenschaftlichen, veranschaulichenden, ggf. auch gewagt interdisziplinären)

"Seitensprüngen" haben!

(Nur darf´s nicht bei billiger Effekthascherei [vgl. "öfter fremdgehen!"]  und, wenn´s ein bisschen höher kommt, der Erklärung von Einzeleffekten stehen bleiben.)

Das gilt gegenüber Laien insbesondere für die sonst knochentrocken-gehirnausrenkende Mathematik!


Was Robert Burton in "Die Anatomie der Melancholie" (vermutlich ein wenig ironisch) gesagt hat, nämlich

"Diese unstete Art [...] habe ich schon mein Leben lang, und wie ein launiger Spaniel jedem Vogel nachspringt, den er sieht, und darüber sein Wild vergisst, habe ich alles verfolgt, nur das nicht, was ich sollte, und darf mit Fug und Recht beklagen (denn wer allenthalben ist, ist nirgends) ... dass ich, da mir die rechte Methode fehlte, viele Bücher gelesen habe, doch zu geringem Zwecke, & mit Willkür bald diesen, bald jenen Verfasser in unseren Bibliotheken aufsuchte, und mit kaum Nutzen, denn es mangelte mir an Kunst, Ordnung, Erinnerung und Urteil.",

genau das betrachte ich frohgemut als meine Profession

(u.a. dafür bekomme ich mein Gehalt, und es ist nur korrekt und folgerichtig, dass ich als Lehrer und Verfasser dieser Internetseiten meine buntscheckigen Bücherberge von der Steuer absetzen kann!).

Diese Profession ist für mich allerdings untrennbar auch mein Hobby

(es gibt für mich - was meistens schön, manchmal aber auch fatal ist - keine Trennung zwischen Beruf und Hobby).

Da es sonst allzu selten geschieht

(ich kenne beispielsweise keine MathelehrerInnen, die systematisch über den Tellerrand schauen),

muss ich es wohl sein, der permanent springt:

  1. - wie in - über die Grenzen der stumpfen Schulmathematik hinaus,

  2. in die Naturwissenschaften hinein, dann wieder

  3. über diese hinaus in die Geisteswissenschaften und Künste und

  4. wieder zurück und hin und her und hoch und runter!

Und so tief wollen wir doch (auch in Schulen!) nicht sinken, dass dieses Springen

(oder doch eher Brückenbauen)

dem schnöden Wissenserwerb dient. Nein, es ist "nur" Denkgymnastik, bzw.

"Für diese Kulturen des Buches [die Talmudschulen und den Islam] gründet Wissen nicht in der Anhäufung von Texten und Informationen [...], sondern auf den Erfahrungen, die auf den Seiten beschrieben sind und wieder zu lebendigen Erfahrungen werden, auf dem Abbild der Worte in der Außenwelt und in der Seele des Lesers."
(zitiert nach )


Öfter fremdgehen?: dann immer nur ran an die Buletten!