von Berlin nach New York oder die
Geometrie der Erde
vgl.
(Quelle:
)
„Tautologie (von altgriechisch ταὐτό = τὸ αὐτό to
autó ‚dasselbe‘ sowie λόγος lógos ‚Sprechen, Rede‘ )bezeichnet in
der Stilistik und Rhetorik eine rhetorische Figur, bei der mit einer
inhaltlichen Wiederholung, sprich einer semantischen Redundanz,
gearbeitet wird. [...] Ein verwandter Begriff ist Pleonasmus. Die
Ausdrücke „Tautologie“ und „Pleonasmus“ werden teils synonym, teils in
unterschiedlicher Bedeutung verwendet. Die Abgrenzung hängt weitgehend
von terminologischen Entscheidungen ab und ist dem jeweiligen
Zusammenhang (Kontext) zu entnehmen.“ (Quelle:
)
„Ein Pleonasmus (griechisch πλεονασμóς pleonasmós „Überfluss,
Übertreibung, Vergrößerung [in der Erzählung]“) ist eine rhetorische
Figur, sie ist gekennzeichnet durch Wortreichtum ohne
Informationsgewinn. Ein Pleonasmus liegt vor, wenn innerhalb einer
Wortgruppe eine bestimmte Bedeutung mehrfach auf unterschiedliche Weise
(oft mit verschiedenen Wortarten, etwa Adjektiv/Substantiv) zum Ausdruck
gebracht wird oder wenn Ausdrucksmittel verwendet werden, die keine
zusätzlichen Informationen beisteuern. Diese Figur kann somit
auf semantischer Ebene redundant sein, jedoch die Wirkung einer Aussage
steuern.“ (Quelle:
)
Eigentlich ist „Geometrie der Erde“ ja
doppelt gemoppelt bzw. eine Tautologie bzw. ein Pleonasmus, denn
„Die Geometrie (altgriechischγεωμετρία [...] ‚Erdmaß‘,
‚Erdmessung‘, ‚Landmessung‘) ist ein Teilgebiet
der Mathematik.“ (Quelle: )
oder kurz
„Geometrie der Erde“ = „Erdmessung der Erde“.
Da hätte „(Ver-)Messung der Erde“ ja wohl gereicht.
Der Begriff „Geometrie“ verweist also darauf,
dass die Geometrie ursprünglich
(bei den alten Ägyptern)
zur Erdvermessung erschaffen und benutzt wurde
(und sich erst später
[bei den alten Griechen]
von solch schnöder Anwendung emanzipiert hat):
(Papyrus Rhind)
„Durch die alljährlich sich wiederholendeNilschwemmeund
die dadurch verursachte Verwischung der Feldbegrenzungen durch den
abgelagerten Nilschlamm sowie den Zwang zur Neueinteilung der Felder
nach Ablaufen der Flut waren die alten Ägypter zur Vermeidung endloser
Bodeneigentums- und Bodennutzungsstreitigkeiten darauf angewiesen,planimetrischeBerechnungen
derFlächeninhalte von Dreiecken, Rechtecken und Trapezenzu
entwickeln.“
(Quelle: )
(Unten noch wichtig wird dabei das Wort „planimetrisch“:
„UnterPlanimetrieversteht
man allgemein [...] Problemstellungen
der ebenen
Geometrie
[...].“
[Quelle: ],
d.h. die alten Ägypter haben nicht berücksichtigt, dass die Erde eine
Kugel ist, wobei hier mal dahingestellt sei,
ob sie von der Kugelgestalt Ägyptens noch gar nichts wussten
oder ob ihnen nur im relativ kleinen Maßstab Ägyptens und für ihr
Anwendungsproblem „Feldbegrenzungen“ die Ebenengeometrie völlig
ausreichte.)
Schade finde ich es aber ja doch, dass die
ursprüngliche Bedeutung des Worts „Geometrie“ weitgehend
verblasst, also
meistens gar nicht mehr bekanntist bzw. erkannt wird
(vgl. „verblasste Metaphern“:
„Je
nach Gebräuchlichkeit [...] lassen
sich Metaphern unterscheiden in neuartige metaphorische Ausdrücke, die
teilweise als kühn empfunden werden, klischeehafte Metaphern
(z. B. das
Feuer der Liebe),
deren metaphorischer Status trotz der häufigen Verwendung noch spürbar
ist, sowieverblasste
Metaphern,
deren metaphorischer Ursprung nicht mehr präsent ist
(beispielsweise wird Leitfaden kaum
noch mit Ariadneassoziiert).“
[Quelle: ]).
Zumindest wird in Schulen
die urspüngliche Bedeutung „Geometrie = Erdvermessung“ höchstens mal
kurz erwähnt
(obwohl doch die Verbindung GEOmetrie/GEOgraphie so nahe liegt),
leider nie die Geometrie der Erde im
Mathematikunterricht behandelt.
Die „sphärische Geometrie“
ist also längst kein (fakultativer) Unterrichtsinhalt mehr:
„Die sphärische
Geometrie,
auch Kugelgeometrie oder Geometrie
auf der Kugel,
befasst sich mit Punkten und Punktmengen auf der Kugel.
Motiviert ist sie ursprünglich durch geometrische Betrachtungen auf der
Erdkugel (vgl. Kartografie)
und der Himmelssphäre (vgl. Astrometrie).
[...]
Die sphärische Geometrie unterscheidet sich in einigen Punkten stark von
der ebenen euklidischen
Geometrie.
Sie besitzt keine Parallelen, da sich zwei Großkreise, das Analogon der
Geraden auf der Kugel, stets schneiden. Viele aus der euklidischen
Geometrie bekannte Sätze,
wie die 180°-Winkelsumme im
Dreieck oder der Satz
des Pythagoras,
haben auf der Kugel keine Gültigkeit.“
(Quelle:
)
... wobei „sphärische Geometrie“ im
Grunde auch doppelt gemoppelt ist, da die Erde [= Geo] ja nunmal
Sphären- = Kugelform hat.
(... wobei eine Sphäre allerdings, genau
genommen, nur die äußere Haut bzw. Oberfläche einer Kugel ist:
eine Kugel ist also ein dreidimensionaler
Körper, eine Sphäre hingegen eine zweidimensionale [und doch im Dreidimensionalen
gebogene] Fläche.)
Weil die Geometrie der Erde bzw. einer Kugel im üblichen Mathematikunterricht an Schulen nicht (mehr) vorkommt, lernen die
Schüler aber fast nur die antike (euklidische) und niemals auch nur ansatzweise
die moderne
Geometrie kennen
... und nur eiserne Gesetze wie die Winkelsumme 180° in Dreiecken und
den Satz des Pythagoras.
Schüler haben aber ein Recht auf die (soweit vorhanden
undhalbwegs verständlich) geradezu befreienden
Ausnahmen von diesen wunderschönen, ohne Ausnahmen aber doch allzu
rechthaberischen Regeln.
Es ließe sich
trefflich streiten, ob die in der sphärischen Geometrie nötigen
komplizierten Rechnungen (vgl. etwa
) in der Schule überhaupt machbar und
wünschenswert sind.
Mir geht es aber
im Folgenden auch gar nicht um solche Rechnungen, sondern „nur“ um
erste anschauliche Erkundungen der Erdgestalt.
Es gab und gibt auch immer beste Gründe, nicht von Berlin nach
New York, sondern umgekehrt von New York nach Berlin zu fliegen:
Im Folgenden
werden wir uns lange mit einem Flug von Berlin nach New York, also der
Verbindung zwischen zwei echten Metropolen beschäftigen.
Wir fliegen also
nicht im
Kuhdorf Frankfurt a.M. ab, diesem Möchtegern-Mainhattan mit seinen
lächerlichen und potthässlichen Bankentürmen,
sondern von
, wozu wir
allerdings mal kurz Chuck Norris bemühen müssen:
In „Googe Maps“ kann man sich die Luftlinien-Entfernung zwischen zwei Orten
und die Luftlinie zwischen ihnen anzeigen lassen. Z.B. für Berlin / New York
ergibt sich
,
also merkwürdigerweise keine Gerade (Strecke), sondern eine krumme (?) Linie.
(Hier sei mal davon abgesehen, dass das Flugzeug
in Berlin erstmal auf Reiseflughöhe steigen muss,
lange Zeit etwa 10 km über der Erdoberfläche fliegt,
in New York wieder von der Reiseflughöhe auf den Erdboden kommen muss.
Das sind im Vergleich mit der Erdgröße alles minimale Effekte
[auf einen
30-cm-Globus umgerechnet etwa ein halber Millimeter - und etwa genauso hoch ist
da der Mount Everest und genauso tief der unterseeische Marianengraben],
so dass wir
der Einfachheit halber so tun können, als wenn das Flugzeug auf der
Erdoberfläche „rumkrabbelt“ wie eine Fliege auf einer Billardkugel
[wobei die Fliege vielleicht nichtmal
bemerkt, dass sie auf einer Kugel
rumläuft, sondern meint, sich in einer Ebene zu bewegen: genau so, wie wir
Menschen die Erde in der Regel als flach wahrnehmen:
].
Ich habe mehrfach im Unterricht den „advocatus diaboli“ gespielt und
erst behauptet, die Erde sei eine flache
Scheibe und drehe sich nicht
[sondern der komplette Kosmos drehe sich brav um die Erde],
dann gefragt, ob mir jemand das Gegenteil beweisen könne,
was niemals ein Schüler konnte.)
Noch deutlicher ist der Effekt bei einem Flug von Berlin nach Hawaii:
(Merkwürdig daran ist schon allein, dass die angezeigte Flugroute nichtmal
ein hübsch regelmäßiger Kreis ist, sondern eine Art Parabel
zu sein scheint.)
Wenn also ein Flugzeug von Berlin nach Hawaii die Strecke
fliegt, dann
nicht
(wie man erwarten sollte!?)
brav immer nach (Süd-)Westen
sondern offensichtlich (?) einen Riesenumweg, indem es
von Berlin aus erstmal nach Norden (!) startet,
über den Nordpol (also "den Arsch der Welt") fliegt
und danach in Richtung Süden (!) nach Hawaii.
Ein Normalsterblicher wird da doch wohl denken: „geht‘s noch umständlicher?“
(Nebenbei: stutzig an der Landkarte
könnte einen immerhin machen,
dass da Grönland größer als die gesamten USA ist. Aber da könnte man ja auch
denken: naja, dafür gibt‘s in Grönland aber auch nur massenhaft Gegend [Eis],
ist da also der Hund [bzw. Eisbär] verfroren.
Oder um Grönland mal mit Afrika
zu vergleichen: in verschiedenen Kartenprojektionen [s.u.] ergeben sich
extrem unterschiedliche Größenverhältnisse
[aber auch völlig unterschiedliche Formen
Grönlands]:
Nur die
Gall-Peters-Projektion gibt da aber das korrekte Flächenverhältnis
Grönland/Afrika wieder.)
Woher aber rührt eigentlich unsere Erwartung, dass ein Flugzeug für den
kürzesten Weg von Berlin nach Hawaii nach Westen fliegen sollte?
liegt es vielleicht an der historischen Entwicklung:
Columbus entdeckte Amerika auf seiner Fahrt nach Westen,
der (nord-)amerikanische Kontinent wurde von den Europäern (mit
Ausnahmen) sukzessive von Ost nach West erobert:
,
Hawaii ist nicht nur der letzte (50.) Staat, der Mitglied der USA wurde,
sondern auch der westlichste Staat der USA.
liegt es an der Darstellung von Globen, also
bzw.
(wenn wir hier die [nicht erklärte] Schrägstellung der Erde
weglassen)
:
die Erde dreht sich nunmal um die durch Nord- und
Südpol gehende Erdachse.
Pure Willkür (?) ist es hingegen, dass man sich irgendwann geeinigt hat, alle
Landkarten und damit auch Globen zu „norden“, also den Nordpol nach
oben zu
legen.
(Vor der Einigung auf die Nordung gab es durchaus Landkarten, die
nicht „genordet“, sondern
z.B. „geostet“ waren, bei denen also der Osten oben lag:
[Ebstorfer
Weltkarte, entstanden vermutlich ca. 1300 n. Chr.])
Da aber nunmal alle heutigen Globen genordet sind, sind sie
nur in
Ost-West-Richtung oder umgekehrt drehbar
- und halten wir deshalb wohl aus purer
Gewohnheit bei langen Strecken die Ost-West-Richtung für die einzig „richtige“
und kürzeste.
Mal angenommen aber mal,
die Erde hätte einen Ost- und einen Westpol,
die Erdachse ginge also durch diese beiden Pole,
die Erde würde sich um diese Ost-West-Erdachse drehen,
man hätte sich auf eine „Ostung“ von Landkarten und Globen geeinigt,
also den Osten nach oben gelegt
und somit wäre ein Globus nur in Nord-Süd-Richtung bzw. umgekehrt
drehbar:
Vielleicht würden wir dann bei langen Strecken nur die
Nord-Süd-Richtung als
einzig „richtig“ und kürzest empfinden - und bei einem Flug von Berlin nach
Hawaii über den derzeitigen Nordpol fliegen wollen!
(Nebenbei: ich bin mir trotzdem gar nicht so sicher, ob die „Nordung“ von Landkarten
und Globen wirklich absolut willkürlich bzw. zufällig war: war diese Nordung vielleicht doch
dadurch bedingt, dass
alle Menschen
[soweit sie von der Kugelform der Erde wissen]
meinen, sie selbst seien
oben
[die „Antipoden“ = Menschen auf der anderen Seite des Globus
("down under") stünden hingegen
„falschrum“
- und müssten doch
eigentlich von der Erde nach unten runterfallen oder zumindest einen Blutstau im
Kopf bekommen: ],
die Europäer aber
lange Zeit wissenschaftlich den Ton angaben,
eurozentrisch die ganze Welt kolonialisierten
und nunmal im Norden lebten?)
3. könnte es sein, dass wir schlichtweg alle Reisen über die eisbedeckten und
somit lausig kalten Pole für arg unwirtlich halten
(nicht bedenkend, dass das in Flugzeugen unerheblich ist; und nebenbei: über
dem Atlantik abzustürzen ist auch nicht viel angenehmer als über dem Nordpol)?
Zwar sind zwei beliebige Punkte auf einem
Globus immer aus einer bestimmten Perspektive gleichzeitig sichtbar, also z.B.
Deutschland und das fast genau gegenüber liegende Neuseeland:
(Weil wir da allerdings
tangential zur Erdkugel auf Deutschland und Neuseeland schauen, verschwinden
diese fast an der Erdperipherie.)
Genauso müssten also bei geeigneter
Perspektive auch Berlin und Hawaii gleichzeitig auf einem Globus sichtbar sein. Warum
will es uns aber kaum gelingen, einen Globus so einzustellen, dass wir Berlin
und Hawaii gleichzeitig sehen?
Das liegt an der Mechanik des Globus und
unserem dadurch eingeschränkten Vorgehen:
wegen des üblicherweise
kleinen Fusses eines Globus ist es naheliegend, diesen auf einen Tisch zu
stellen , und wenn wir uns
dann davor setzen, sehen wir den Globus von der Äquatorebene aus und
verbleiben
wir auch die ganze Zeit in dieser gewohnten Äquatorebene;
vermutlich werden
wir zwecks erster Orientierung den Globus dann erstmal so drehen, dass wir
Deutschland und dort insbesondere Berlin direkt vor uns haben:
durch die Konstruktion des Globus (Drehbarkeit um die Erdachse) und weil
der Mensch an sich ja faul ist (ungern aufsteht), bleibt uns jetzt nur, den
Globus in Ost-West-Richtung oder umgekehrt um seine Achse zu drehen:
obwohl aber erstmal unklar ist, ob Hawaii (von Deutschland aus gesehen)
weiter westlich oder östlich liegt
(tatsächlich liegt zumindest die
westlichste Insel der Hawaii-Gruppe fast auf der Datumsgrenze, so dass es fast
egal ist, ob man zu zu dieser westlichsten Insel von Berlin aus westlich oder
östlich um die Erde fliegt),
drehen wohl die meisten Menschen den Globus
nach rechts bzw. in östliche Richtung
,
so dass sukzessive die westlichen Gebiete
(Atlantik, Amerika, Pazifik, Hawaii)
ins Blickfeld geraten:
Berlin verschwindet schon
langsam an der Erdperipherie, Hawaii ist aber noch immer nicht sichbar,
Berlin ist längst aus dem
Blickwinkel verschwunden, dafür ist aber Hawaii inzwischen aufgetaucht.
Oder
insgesamt:
←
←
Man könnte diese
Entwcklung auf einem "verlängerten" Globus zusammenmontieren:
(Und in der Tat gab
bzw. gibt es ja solche "verlängerten" Globen bzw Landkarten:
)
Inzwischen wissen
wir aber, dass wir Berlin und Hawaii vielleicht gleichzeitig auf einem Globus
sehen können, wenn wir uns von der Ost-West-Drehung lösen und den Globus nicht
mehr von der Seite (der Äquatorebene) ansehen, sondern z.B. von
oben
(wenn wir
also von dem Stuhl vor dem Tisch, auf dem der Globus steht, aufstehen:
Veranschaulichung ist bei mir eben oftmals "offenen Auges tun").
Und in der Tat:
Dann
führt die kürzeste Verbindung von Berlin nach Hawaii anscheinend tatsächlich
annähernd über den Nordpol:
Noch eins, bevor wir „Berlin / Hawaii“
hinter uns lassen:
die merkwürdig parabel(?)förmige Flugstrecke
wird vielleicht ein bisschen besser verständlich, wenn wir uns einen
durchsichtigen Globus vorstellen:
(Es gibt solche durchsichtigen Globen
auch in der Form von Wasserbällen [für den Unterricht!] zu
kaufen: )
Nun müssen wir uns auf
solch einem transparenten Globus erstmal orientieren:
Berlin liegt auf der Vorderseite: ,
Hawaii liegt auf der Rückseite:
,
Zusammen ergibt
sich dann: .
Eine Verbindung zwischen Berlin und Hawaii, die über den Nordpol führt, sähe
dann von vorne so aus:
Und das wäre keine Parabel, sondern ein Ellipsenausschnitt:
Weil der Umgang mit der Nordpol-Route
für den Flug von Berlin nach Hawaii aufgrund unserer "Ost-West-Gewohnheit" so
schwierig ist, kehre ich nun doch wieder zum Flug von Berlin nach New York
zurück, da beide Städte bei der gewohnten Globusansicht sehr einfach
auf einer Globusseite erkennbar
sind:
Die kürzeste
Verbindung ist da - wie nicht anders zu erwarten - die (gerade!)
Strecke, nur dass diese wegen der Erdkrümmung
unterirdisch verläuft:
Diese kürzeste, unterirdische Verbindung zwischen Berlin ist „nur“ ca. 6100 km
lang und somit um ca. 270 km kürzer als die 6370 km lange Luftlinie
außen um
die Erde rum
- woraus wir schon
lernen, dass die Luftlinie keineswegs immer
(wie meist
unterstellt, was bei geringen Entfernungen ja auch durchaus sinnvoll ist)
die kürzeste
Verbindung ist
(wohl aber die kürzeste praktikable Verbindung).
Zudem liegt die
küzeste, gerade Verbindung zwischen Berlin und New York an ihrem tiefsten
Punkt ca. 800 (!!!) km unter der Erdoberfläche bzw. der gebogenen Luftlinie
und geht damit sogar durch den unteren Erdmantel
,
in dem Temperaturen
bis ca. 3000 (!!!) Grad herrschen. Bei ihrem Weg durch den oberen Erdmantel
durchquert die kürzeste Verbindung „plastisches“
Gestein, also zähflüssige Lava
bzw. Magma:
Solch eine gerade, unterirdische Verbindung würde also zu einigen Problemen führen:
ist es technisch und finanziell utopisch, einen derart langen Tunnel zu
bauen
(der längste derzeit existierende Tunnel der Welt, der
Gotthard-Basistunnel, ist schlappe 57 km lang
[und hat 10 Milliarden € gekostet];
kommt hinzu, dass man für andere Städteverbindungen noch massenhaft
andere
Tunnel brauchen würde),
würde bei 3000 Grad jedes Bohrgerät
und Baumaterial (Beton)
schmilzen
(aber selbst wenn ein solcher Tunnel möglich wäre, würden doch die
Flugzeuge
in ihm schmilzen),
bräuchte man z.B. für einen Jumbo Jet mit einer
Flügelspannweite von 60 m einen gigantisch breiten Tunnel
und dann auch noch Platz für den Gegenverkehr.
Da bleiben wir doch lieber auf „dem Boden der Tatsachen“ bzw. über statt
unter der Erde, handeln uns damit aber nunmal unvermeidbar die kompliziertere, „nicht-euklidische“
Kugelgeometrie ein!
Es gibt eine erstaunlich einfache
(wohl auf einem Globus, nicht aber auf der riesigen Erde
praktikable)
Methode, den kürzesten oberirdischen Weg von Berlin nach New York herauszufinden:
man nehme zwei riesige Nägel
,
schlage mit dem Hammer Gottes
den einen Nagel in Berlin
und den anderen in New York ein
und spanne zwischen beiden Nägeln ein gigantische Version von
(wobei wir mal davon absehen, dass das Gummiband im Atlantik
untergehen würde, was allerdings im Vergleich mit der Erdgröße auch nur ein
minimaler Effekt wäre):
Das Gummiband ist dabei sozusagen schlauer als wir, findet nämlich „von
selbst“ die kürzeste (oberirdische) Verbindung.
Eine andere, nagel- und hammerfreie Methode, diese kürzeste Verbindung zu
finden, funktioniert so: man nehme ein geschlossenes Gummiband mit einem Radius, der ein
bisschen kleiner als der der Erde (bzw. des Globus‘) ist, und lege dieses
Gummiband derart komplett um die Erde (den Globus) herum, dass es u.a. durch
Berlin und New York geht:
Dann ist der (kürzere) Gummiabschnitt zwischen Berlin und New York ebenfalls
die kürzeste (oberirdische) Verbindung zwischen diesen beiden Orten.
Wenn man das mit einem Globus ausprobiert, merkt man aber schnell, dass es gar nicht so
einfach ist, ein geschlossenes Gummiband um diesen Globus zu spannen
(so dass es durch Berlin und New York geht):
das Gummiband rutscht immer wieder seitlich von der glatten
Globusoberfläche ab
(etwa so, wie bei einem dicken Mann der Gürtel immer unter den Bauch rutscht:
),
weil es sich ganz relaxed zu entspannen, d.h. auf seine kürzeste Ausdehnung
zu verkürzen versucht;
erst wenn man das Gummiband auf den größtmöglichen Kreis ("Großkreis")
auf der Globusoberfläche
schiebt
(der durch Berlin und New York geht),
rutscht es nicht mehr vom Globus ab.
Da passiert also etwas merkwürdig Widersprüchliches:
der größtmögliche Kreis auf der Erd- bzw. Globusoberfläche
führt zur kleinstmöglichen = kürzesten Entfernung zwischen Berlin und
New York.
Wenn wir jetzt die Erde bzw. den Globus noch am Goßkreis durch Berlin und New
York durchschneiden
(man sollte das im Unterricht anhand eines Globus´ oder z.B.
einer Orange wirklich mal tun!),
erhalten wir als Schnittfläche eine Kreisscheibe
, deren Rand der Großkreis
ist. Und diese Kreisscheibe geht durch den Erd- bzw.
Globusmittelpunkt!:
(Auch solch ein Schrägschnitt ist gar nicht so einfach. Es ergibt
sich aber ein ganz einfacher Schnitt, wenn wir Berlin und New York nach oben
legen:
)
Bei solch einem Schnitt wird die Erde / der Globus / die Orange in zwei
Halbkugeln geteilt
,
nur diesmal nicht entlang des Äquators
(viele Globen sind am Äquator aus zwei Halbkugeln
zusammengesetzt: ),
sondern entlang eines anderen, schräg zum Äquator
verlaufenden und diesen in zwei Punkten schneidenden Großkreises:
(... mit einer Ausnahme: der Äquator ist ja selbst
auch schon
ein Großkreis).
Es gibt
unendlich viele Großkreise um die Erde (einen Globus)
und zu je zwei Oberflächenpunkten (z.B. Berlin und
New York) immer genau einen durch beide gehenden
Großkreis:
Auf der Kugeloberfläche ergibt sich eine markant
andere
Geometrie als in der Ebene. Insbesondere gelten auf der Kugel
(wie oben schon angedeutet)
zwei eiserne Gesetze der Ebenengeometrie nicht mehr: auf der
Kugeloberfläche
haben nicht mehr alle Dreiecke dieselbe Winkelsumme, und zwar 1800, sondern sie haben
allesamt Winkelsummen, die größer als 1800 sind,
und teilweise sogar sehr unterschiedliche
Winkelsummen,
gilt für rechtwinklige Dreiecke nicht mehr der Satz des Pythagoras.
Zu 1., also der Winkelsumme:
wir gehen zuerst auf dem Äquator ein Viertel des
Erdumfangs von einem Punkt A in Südamerika zu einem Punkt
B in
Zentralafrika:
,
im Punkt B drehen wir uns um 900 nach
Norden und gehen
ein Viertel des Erdumfangs nach Norden bis zum
Nordpol:
,
am Nordpol drehen wir uns um 900 und gehen ein
Viertel des Erdumfangs nach Süden wieder zurück zum Punkt
A:
,
womit sich insgesamt folgendes Dreieck mit drei (!!!) rechten
Winkeln ergibt:
,
dieses Dreieck hat die Winkelsumme 900 + 900 + 900 = 2700 und somit eine
erheblich größere Winkelsumme als 1800.
Wenn wir uns aber am
Nordpol nicht um 900, sondern um 1000
drehen, ergibt sich
und somit eine andere Winkelsumme, nämlich 900 + 900 + 1000 =
2800.
Zu 2. also dem Satz des Pythagoras
nehmen wir uns nochmals
vor. Von den drei rechten Winkeln des Dreiecks soll uns aber jetzt nur der
obere am Nordpol
interessieren:
Da dieses Dreieck rechtwinklig ist, wenden wir auf es aus alter Gewohnheit kackendreist den Satz des Pythagoras an, also a2 + b2 = c2.
Nun sind a, b und c allesamt
gleich lang, nämlich ein Viertel
des Erdumfangs.
Damit ergibt sich a2 + a2 = a2,
woraus 2a2 = a2 folgt.
Wenn wir
in dieser Gleichung auf beiden Seiten a2 subtrahieren, ergibt sich a2 = 0,
woraus wiederum a = 0 folgt,
was bedeutet, dass ein Viertel des Erdumfangs die
Länge 0 hat,
woraus wiederum folgt, dass auch der Gesamterdumfang 0 ist.
Damit
wäre die Erde aber gar keine Kugel, sondern nur ein Punkt.
Das aber ist offensichtlich Quatsch, woraus im Rückschluss
folgt, dass wir den Satz des Pythagoras gar nicht auf ein (rechtwinkliges)
Dreieck auf der (Erd-)Kugel anwenden durften, weil er da gar nicht gilt.
(Nunja, an kosmischen Dimensionen gemessen mag einem die Erde
tatsächlich wie ein Punkt erscheinen
[
[die Erde vom Saturn aus
gesehen].
bzw. wie ein Sandkorn in einer entlegenen Ecke des Universums;
eine Erkenntnis, die in den Augen einiger Leute
[wie ich finde:
völlig zu Unrecht!]
zu einer tiefen Kränkung der Menschheit geführt
hat.)
Und es gibt auf der Kugel noch zwei andere, von der
Ebenen abweichende Merkwürdigkeiten:
: wenn man auf einer
Kugeloberfläche immer "geradeaus" geht
(und einem Menschen mag das
auf der Erde ja wirklich so vorkommen),
kommt man irgendwann an den
Ausgangsort zurück und ist man eine geschlossene Linie, und zwar im
Kreis
gegangen. D.h. eine scheinbare Kugelgerade ist in Wirklichkeit ein
Kreis.
:
in der Ebene gilt:
wenn man zu einer Geraden g zwei senkrechte Geraden
h und i zeichnet
sind diese beiden Geraden h und
i parallel und
schneiden sie sich daher nie.
auf der Kugel gilt:
wenn man zwei zum Äquatorsenkrechte Linien
(Geraden / Kreise) h und
i zeichnet
sind diese (anfangs?) parallel und schneiden sie
sich dennoch, und zwar
(was bei Geraden in der
Ebene unmöglich ist)
sogar zwei Mal, nämlich im
Nord- undSüdpol:
Im Zeitalter des Zentrale-Prüfungen-Wahns und vollgestopfter
(Kern-)Lehrpläne bleibt ja gar keine Zeit mehr für mathematische „Ausflüge“
(so dass es ja eigentlich verlorene Liebesmüh ist,
hier auch nur ansatzweise über
sphärische Geometrie im Unterricht nachzudenken).
Aber wenn man schon einen Ausflug in die Erdgeometrie wagt,
ergibt sich sofort ein Problem:
es mag vielen Menschen (Schülern) erscheinen, dass die
Mathematiker verlässlich immer einen hanebüchenen Ausweg finden:
"Als hanebüchen (auch hagebüchen, von
mittelhochdeutsch: hagenbüechin) bezeichnet man im heutigen Deutsch Ideen oder
Handlungen, um sie als abwegig, haarsträubend oder empörend zu bewerten.“
(Quelle:
)
Beispiel: der Übergang von den reellen zu den
komplexen
Zahlen:
wenn die Mathematiker den Zahlenstrahl
endgültig mit den
„reellen“ (= realen?), also „rationalen“ (= vernünftigen?) und
„irrationalen“ (= unvernünftigen?!) Zahlen zugepflastert haben, also auf dem Zahlenstrahl
keine
einzige Lücke mehr und somit (scheinbar) nichts mehr zu tun bleibt, die
Mathematiker also eigentlich in Rente gehen könnten,
definieren sie sich „einfach mal so“ Zahlen in der Ebene,
also u.a. auch neben dem Zahlenstrahl, und nennen sie diese neuen
Zahlen fast schon entlarvend
„imaginäre“ (= nicht in der Wirklichkeit, sondern nur in der Vorstellung
existierende!) bzw. „komplexe“ (= komplizierte?) Zahlen
- und haben damit prompt ein neues Betätigungsfeld.
Solch ein Vorgehen erscheint wohl vielen
heutigen Schülern /
Laien als eskapistisch und willkürlich, ist aber auch so einigen
Mathematikern
zur „Erfindungszeit“ abstrus vorgekommen:
„Die ganzen Zahlen hat der liebe Gott gemacht, alles andere ist
Menschenwerk.“
(Leopold Kronecker, Mathematiker, 1823 - 1891)
Man ahnt hier aber
vielleicht schon die Verallgemeinerungssucht der Mathematiker: nach den
Zahlen auf dem eindimensionalen Zahlenstrahl und in der
zweidimensionalen
Zahlenebene stünden nun eigentlich Zahlen im dreidimensionalen und danach im
vierdimensionalen ... Raum an
(...
wobei es einem Laien ein Rätsel bleiben wird, was ein vierdimensionaler
Raum denn eigentlich sein soll; und doch hat Einstein eben diesen
vierdimensionalen Raum in seiner Relativitätstheorie gebraucht).
Beispiel ist unser eigentliches
Thema hier, also der Übergang von der („euklidischen“) Ebenengeometrie zur
(„sphärischen“) Kugelgeometrie und noch ganz anderen „nicht-euklidischen“
Geometrien
(den Laien wird ja schon allein der Plural "GeometrieN"
absurd vorkommen).
Eine weitere nicht-euklidische Geometrie ist die auf einer "Sattelfläche": .
Dort ergibt sich, dass
die Winkelsummen in Dreiecken immer kleiner als 1800
sind
(und
verschieden sein können)
und
Parallelen auseinanderlaufen:
Vielleich schon
die Kugelgeometrie, aber allemal die Sattelflächengeometrie mag Laien völlig
willkürlich und esoterisch erscheinen: dann könnte man ja genauso gut auch
eine Geometrie auf der Oberfläche eines so durchgeknallten Körpers wie
(Kleinsche
Flasche)
oder
(um mal vom Pferd zur Kuh überzugehen, was ja
nicht weit hergeholt ist)
auf
(„Ein typischer
Kuhfladen hat einen Durchmesser von etwa 30 cm und wiegt nass bis zu
zwei Kilogramm.
Ein Tier produziert acht bis zehn Fladen am Tag.“ [Quelle:
])
entwickeln!
Da ist es für Schüler / Laien vermutlich nur ein
schwacher Trost, dass die Kugel- und die Sattelflächengeometrie in der
(Astro-)Physik durchaus brauchbar sind:
(Quelle:
;
was
aber soll
eigentlich ein Laie unter einer vierdimensionalen Kugel und unter einer
Fläche, die ein dreidimensionaler Raum ist, verstehen?!
Mathematiker
und Physiker können damit zwar wunderbar rechnen, es sich aber
auch nicht
vorstellen. Also [aus Laiensicht] was soll's?!)
Allerdings ist oben
ja vielleicht doch halbwegs überzeugend gezeigt worden, dass die
Kugel-/Erdgeometrie durchaus anwendungsrelevant und vielleicht auch ein wenig
interessant ist:
ein Flugzeug, das von Berlin nach New York fliegt,
kann gar nicht (unterirdisch) geradeaus, sondern muss auf einem Großkreis
fliegen.
Bei
großen Distanzen ist die Kugelgestalt der Erde also
durchaus von Bedeutung. Aber auch schon bei kleineren Distanzen, also z.B.
einem Flug von Frankfurt a.M. nach München, macht sie sich bemerkbar:
Einer der ersten,
der die Kugelgestalt der Erde berücksichtigen musste, war nebenbei der
„Fürst der Mathematik“
Carl Friedrich Gauß
(1777 - 1855)
Auf diesem ehemaligen 10-Mark-Schein sind zwei seiner
diversen Leistungen verewigt, nämlich
vorne die „Gaußsche Glockenkurve“
, die eine große Rolle in
der Wahrscheinlichkeitsrechnung spielt,
und
hinten
rechts unten eine Karte der
von Gauß durchgeführten Vermessung des damaligen Königreichs Hannover:
(vgl. auch den [wie
ich finde: grottenschlechten] seinerzeitigen Bestseller-Roman
, in dem Gauß neben
Alexander von Humboldt die Hauptfigur ist).
Um weit entfernte Punkte
anpeilen zu können, bediente sich Gauß bei dieser Landvermessung hoch
gelegener Punkte, und zwar u.a.
des Brocken-Bergs im Harz
,
der Ansgarikirche
in Bremen.
Ein Problem bei dieser Landvermessung war, dass da
(wie bei
allen
Landkarten und Kartendarstellungen der Gesamt-Erde)
ein
dreidimensionaler Kugelausschnitt auf einer zweidimensionalen Landkarte
(Ebene) dargestellt werden sollte.
Das ist aber prinzipiell
gar nicht
vollständig exakt möglich, sondern man muss sich entscheiden,
welche
Eigenschaft einem wichtig ist, nämlich z.B.
"Flächentreue", d.h.
dass alle Flächen maßstabgsgetreu dargestellt sind
(also z.B. - wie
oben bereits gezeigt - Grönland nicht viel zu groß abgebildet wird),
"Winkeltreue", d.h. dass alle Winkel exakt abgebildet sind.
Es gibt
aber keine Landkarten, die gleichzeitig flächen- und
winkeltreu sind.
(Als bester Kompromiss zwischen
Flächen- und Winkeltreue gilt heute oftmals die „Winkel-Tripel-Projektion“, die deshalb am
häufigsten angewandt wird und somit unsere Sehgewohnheiten am meisten
geprägt hat.)
Es kommt also drauf an, wofür man eine Landkarte braucht: wenn man z.B. von
Berlin nach New York fliegt,
kann es einem
(abgesehen vom benötigten
Treibstoff)
egal sein, wie
groß überflogene Flächen
(Länder,
der Atlantik)
sind,
sondern muss man den richtigen Winkel finden, um
auch wirklich in New York und nicht weit südlich oder nördlich davon
anzukommen.
Zu 1., also der Flächentreue:
hier hilft die
"Gall-Peters-Projektion", also die Projektion der Erde auf einen teilweise
"innenliegenden" Zylinder:
Eine damit
entwickelte Karte der Erde sieht dann so aus:
Vorteil: im Vergleich mit üblichen Karten wird deutlich, dass äquatornahe
Regionen wie z.B. Afrika erheblich größer als das klitzekleine Europa sind
(womit vielleicht auch die Bedeutung Europas und der USA für die Welt
ein wenig zurechtgerückt wird).
Nachteil: Regionen nah an den
Polen
werden arg gestaucht.
Zu 2., also der Winkeltreue:
hier hilft
die "Mercator-Projektion", also die Projektion der Erde auf einen
umschließenden Zylinder:
Eine damit
entwickelte Karte der Erde sieht dann so aus:
Nachteil:
polnahe Regionen wie z.B. Grönland und die Antarktis werden
viel zu groß dargestellt - und äquatornahe Regionen wie z.B. Afrika
viel zu
klein.
Solche Projektionen sollte man anhand geeigneter Modelle aber
wirklich mal mit Schülern durchführen! Wie schon oben deutlich wurde, halte ich es für wichtig, dass Schüler
immer auch (soweit vorhanden und nicht allzu komplizert) die Ausnahmen kennenlernen:
ist die Erde in
Wirklichkeit
(sowieso mal abgesehen von Bergen und Tiefseegräben)
keine perfekte
Kugel, sondern an den Polen minimal abgeplattet:
"Die
Erdabplattung bezeichnet die geometrische Abplattung des Planeten
Erde und damit ihre Abweichung von der Kugelform. Sie entsteht durch die
Fliehkraft der Erdrotation, welche am Äquator am größten und an den Polen
null ist. Dadurch nimmt der Meeresspiegel genähert die Form eines
Rotationsellipsoids [einer leicht plattgedrückten Kugel] an [übertrieben
dargestellt: ]
, dessen Halbachsen (Radien) sich um 21,38 km unterscheiden [...]
Dies entspricht ungefähr 0,3 % des Erdradius und würde bei Berechnungen auf
einer Kugelfläche merkliche Fehler verursachen.
Die Erde wäre ebenso
stark abgeplattet, wenn sie keine Ozeane hätte. Denn das Material des
Erdinnern ist etwas plastisch, sodass die Erde (wie auch andere Planeten im
Sonnensystem) dieser Kraft im Laufe der Zeit nachgeben musste."
(Quelle: )
(Nebenbei: die
Erkundung der Erdgestalt ist auch historisch spannend. Vgl. etwa
.)
Auch sowas sollte man mit Schülern experimentell erkunden:
(Nebenbei: ich halte es auch für eine gute Übung des räumlichen
Vorstellungsvermögens, wenn man einfache Dinge "im Kopf" rotieren läßt. So
ergibt z.B.
die Rotation eines Blatts Papier um seine Mittelachse
den Zylinder
und [schon schwieriger] die Rotation eines
Blatts Papier um eine seiner
Diagonalen den
aus
Kegelteilen zusammengesetzten Körper
.)
hagelt es jetzt noch ein bisschen arg viele Ausnahmen, wird alles ganz
schrecklich kompliziert - und für einen Mathematiker, der in hübsch
regelmäßige, abstrakte "Gegenstände" verliebt ist
(Geraden / Ebenen, Kreise / Kugeln),
ziemlich hässlich:
sehen wir mal von den arg zerklüfteten Landmassen der Erde ab und schauen wir
uns nur die Weltmeere an.
Und bei diesen sehen wir auch noch
(ein bisschen arg viele Abstraktionen auf einmal:)
von allem Wellengang und den Gezeiten ab. Dann wird man doch wohl erwarten, dass
die Meere
(weil sie flüssig sind und sich somit ausgleichen können)
überall gleich hoch (auf "Normal Null") liegen
(so dass die Wasseroberfläche ihrerseits eine
Kugel bildet, die ein
wenig größer als die [feste] Erdkugel ist).
Aber das ist merkwürdigerweise nicht der Fall:
"Das Geoid ist eine wichtige Bezugsfläche im Schwerefeld der
Erde. Es dient zur Definition von Höhen sowie zur Vermessung und Beschreibung
der Erdfigur. In guter Näherung wird das Geoid durch den mittleren Meeresspiegel
der Weltmeere repräsentiert und ist damit außerhalb der Landmassen direkt in
seiner Form sichtbar.
Die Oberflächen des Geoids sind definiert als die
Flächen gleichen Schwerepotentials. [...]. Die natürliche Lotrichtung und die
Geoidoberflächen stehen also in jedem Punkt senkrecht zueinander. Daher kann das
Geoid durch Messung der Erdbeschleunigung bestimmt werden. Zwei beliebige Punkte
auf dem Geoid haben das gleiche Schwerepotential und deshalb die gleiche
dynamische Höhe.
Im Gegensatz zum Schwerepotential ist die
Schwerebeschleunigung g auf dem Geoid nicht konstant. Sie sinkt aufgrund der vom
Pol zum Äquator ansteigenden Zentrifugalbeschleunigung vom Pol zum Äquator von
9,83 auf 9,78 m/s². Zudem variiert sie lokal aufgrund der inhomogenen
Masseverteilung der Erde.
Das Geoid ist ein physikalisches Modell der
Erdfigur, das 1828 von Carl Friedrich Gauß [!!!] beschrieben wurde – im
Gegensatz zum geometrischen Modell des Erdellipsoids. Die Bezeichnung »Geoid«
geht auf Johann Benedict Listing zurück, der es 1871 als Fläche gleichen
Schwerepotentials beschrieb."
(Quelle:
; vgl. auch
)
Nun sind Wikipedia-Artikel allerdings für Laien (Schüler) oftmals wenig hilfreich, denn
sie setzen häufig schon erhebliches fachliches Vorwissen voraus - und viel
Fachchinesisch
(im vorliegenden Artikel z.B. "Schwerepotential";
nebenbei: weil Wikipedia-Artikel oftmals zu
schwierig sind, empfehle ich
Schülern immer, mit erheblich Einfacherem anzufangen, beim Thema "Goethe" also
z.B. mit dem Buch
[wenn auch der
Buchtitel arg anbiedernd-plakativ ist]).
Wenn wir uns den Wikipedia-Artikel vereinfachen, erhalten wir:
die Anziehungskraft ist auf der Erde
(genauer: im gleichen Abstand vom Erdmittelpunkt)
nicht überall gleich groß,
sondern variiert je nach Untergrund.
Das liegt aber wiederum daran, dass das schon oben gezeigte Erd-Aufbau-Schema
nur eine Näherung ist. Z.B. ist das Material des
"Unteren Mantels" nicht überall gleichförmig und der "Innere Kern"
nicht exakt
kugelförmig.
Nehmen wir also mal an,
die Erde wäre der Einfachheit halber doch wieder eine perfekte Kugel,
es gäbe keine Landmassen, sondern die Erde wäre von
komplett einer überall gleich
dicken (hier arg übertrieben dargestellten) Wasserhülle überzogen:
Nun implantieren wir dem bislang völlig gleichmäßigen unteren Erdmantel zwei
gleichgroße, aber unterschiedlich schwere
Lagerstätten,
die eine spaßeshalber aus leichter (geschmolzener) Butter
,
die andere aus schwerem (bei den hohen Termperaturen zähflussigem) Eisen
:
Im selben Augenblick, in dem wir der vorher regelmäßig (symmetrisch)
aufgebauten Erde zwei unterschiedliche Knubbel implantiert haben, verändern sich
nun aber die Meere:
beim Punkt A wird das Wasser wegen des leichteren Butterknubbels
weniger
angezogen,
beim Punkt B wird das Wasser wegen des schwereren Eisenknubbels
stärker
angezogen,
d.h. das Wasser fließt von Aweg und zu
Bhin,
so dass sich im Meeresspiegel
bei A ein Wassertal
und bei B ein Wasserberg bildet:
Diese Verlagerung des Wassers stoppt aber irgendwann, d.h. das Wasser
verschwindet nicht vollständig bei A, so dass dort der nackte
Meeresboden sichtbar wird,
und türmt sich nicht vollständig bei
B auf:
"Da nun Mose seine Hand
reckte über das Meer, ließ es der HERR hinwegfahren durch einen starken
Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken; und die Wasser teilten
sich voneinander. Und die Kinder Israel gingen hinein, mitten ins Meer auf
dem Trockenen; und das Wasser war ihnen für Mauern zur Rechten und zur
Linken."
Die Verlagerung des Wasser stoppt vielmehr, sobald an allen Punkten der
Meeresoberfläche dieselbe Schwerkraft herrscht, d.h. die Meeresoberfläche ist -
um mit Wikipedia (s.o.) zu sprechen - eine "Fläche[...] gleichen
Schwerepotentials".
Hinzu kommt: weil ein Lot im Punkt
C durch die Eisenkugel mehr angezogen wird als durch
den Butterknubbel,
richtet es sich nicht auf den Erdmittelpunkt aus
,
sondern ein bisschen in Richtung Eisenkugel, und zwar senkrecht zur
Meeresoberfläche (zur Tangente dort):
Das also ist wohl im Wikipedia-Artikel mit "Die natürliche Lotrichtung
und die Geoidoberflächen stehen also in jedem Punkt senkrecht zueinander"
gemeint.
Wohlgemerkt: duch den Butter- und den Eisenknubbel verändert sich
(noch) nicht die Form der Erde
(von der wir der Einfachheit halber angenommen hatten, dass sie eine Kugel
ist),
sondern beult sich nur hier und da der Meeresspiegel aus.
Und wenn man das für die gesamte Erde misst
(wieder: noch ohne die Landmassen zu betrachten),
ergibt sich stark übertrieben dargestellt folgender "Meeresspiegel-Geoid":
(Quelle:
)
Nun wirken sich Unregelmäßigkeiten im Inneren der Erde (verschiedene
Lagerstätten) aber eben doch
nicht nur auf den Meeresspiegel,
sondern auch auf ihre feste Oberfläche
(Meeresboden, Landmassen) aus.
Und wenn man die Erde komplett auf ihre
Schwerkraft in einzelnen äußeren Punkten hin vermisst, ergibt sich (wieder stark
übertrieben dargestellt) folgende höchst merkwürdige, unregelmäßige Form der
Erde:
Solch eine (übertrieben dargestellte)
-Gestalt der Erde ist nicht gerade
schön, hat aber durchaus
einige schöne praktische Folgen:
(Und nun hoffe ich, den
Wikipedia-Artikel halbwegs richtig verstanden und erklärt zu haben - und bin ich gerne das
Risiko eingegangen, ein bisschen argvereinfacht und manchmal auch
nicht die
korrekte Fachsprache benutzt zu haben. Z.B. muss für Laien "gleiche[s]
Schwerepotential[...]" durch "gleiche Schwerkraft" ersetzt werden.)
Summa summarum ist es eine der vornehmsten Aufgaben eines Lehrers,
den Schülern Modelle zu vermitteln
diese Modelle aber nicht als starr (tot) erscheinen zu lassen, sondern
sie wieder zu "dekonstruieren", also zu zeigen, dass die Wissenschaft noch
lange nicht fertig ist und die Welt spannend bleibt.
PS:
kaum habe ich diesen Essay beendet, da erscheint in „Spiegel online“
folgender Artikel: