voll bescheuert:

Am 3.12.2018 erschien in „Spiegel Online“ als oberster, also wohl auch besonders wichtiger Artikel

.


Gleich vorweg: wenn ich das Wort „Experte“ höre, reagiere ich ja sowieso schon mit Skepsis bis geradezu allergisch: im Schulbereich sind das in der Regel universitäre „Bildungsforscher“, die

(Und doch nehme ich von meiner arg pauschalen „Experten“-Kritik sofort einiges zurück, denn es scheint mir doch arg populistisch, sämtliche Experten in Frage zu stellen. Dann bleibt nämlich nur noch der vermeintlich „gesunde Menschenverstand“ des Laien und damit alles nur noch „Meinung“. Pauschale Expertenkritik ist dasselbe wie letztlich stramm antidemokratische pauschale Politikerkritik

[„ausnahmslos alle korrupt“].

Und ich möchte mich auch nicht jener Sorte Lehramtsstudenten anschließen, die sich als reine Fachwissenschaftler verstehen und jedes pädagogische Begleitstudium

[bei „universitären Bildungsforschern“]

als Blabla ansehen, das leider nicht vermieden werden kann und deshalb nur pro forma hingelegt wird.

Nein, insbesondere der Rückblick auf die Geschichte der Pädagogik war enorm wichtig für mein späteres pädagogisches Selbstverständnis und kritisches Reflexionsvermögen als Lehrer.)


 Was steht nun aber in dem „Spiegel“-Artikel drin?:

Als Zusammenfassung des 77-seitigen Experten-Gutachtens ist das natürlich arg knapp. Bemerkenswert ist aber dennoch schon, dass die “Forderungen der Experten“

(wenn sie denn vom „Spiegel“ treffend zusammengefasst wurden)

weitgehend äußerlich bleiben:
Vom Wichtigsten, nämlich dem Unterricht

(seinen Inhalten sowie der Didaktik und Methodik),

ist da nur ein einziges Mal

        (und dann unkonkret)

die Rede: „ein klarer gegliederter Unterricht“.

Ansonsten
(“klarer“, „mehr“, „verbessert“, „besser“, „erhöht“; vgl. den Spruch „schneller, höher, stärker“ auf olympischen Medaillen: )

(derzeit topmodern:)

Reglementierungen und Vereinheitlichungen ein.


Nun bin ich natürlich nicht so naiv,
und es wäre auch unfair, von eventuellen

(aufgrund der notendigen Kürze solch eines Artikels wohl unvermeidbaren)

Mängeln des Spiegel-Artikels sofort darauf zu schließen, dass auch das Gutachten diese Mängel hat.

Also habe ich mir auch das Gutachten selbst angesehen, auf das der „Spiegel“ ja durchaus verweist.

Genauer: ich habe mir jene Kapitel durchgelesen, die sich


Mit den Unterkapiteln zusammen:

Bei jedem der beiden Kapitel fällt auf, dass

(im 2. Kapitel S. 9 - 15, im 3. Kapitel S. 18 - 25)

(im 2. Kapitel S. 16 [und da auch nur eine halbe Seite], im 3. Kapitel S. 26 - 27 [anderthalb Seiten])

folgen.

Schon so gesehen könnte man also sagen:

(Dabei mag "nichts" übertrieben sein. Ersetzen wir dieses Wort also durch "wenig".)

Mit "Lehrerprofessionswissen" deutet sich auch schon ein unerträglich gespreizter Jargon an

("Lehrerwissen" hätte ja wohl allemal gereicht, aber weil Lehrer bekanntermaßen durch die Bank Pfeifen sind, muss man sie überhaupt erst noch mühsam "professionalisieren", was allerdings vermutlich aussichtslos ist: was für Ehrabschneidereien man sich als Lehrer doch gefallen lassen muss!

Welcher Arbeitgeber käme eigentlich sonst auf die Idee, seine Angestellten öffentlich als unprofessionell zu denunzieren, und wer würde eigentlich von einer dringend gebotenen „Professionalisierung“ z.B. der Maschinenbauingenieure sprechen?!).

Und überhaupt wimmelt das gesamte Gutachten von pädagogischen Mode- und Nullwörtern wie "Qualität", "Kompetenzen", "Konstruktivismus" ...

So schreibt man

(das unterstelle ich hier einfach mal)

wohl aus vier Gründen

(wobei dahinter ja nicht unbedingt Absicht stecken muss):

  1. , weil man nach langjährigem Aufenthalt im Elfenbeinturm gar nicht mehr anders kann, oder
  2. , weil man völlig unkritisch gegenüber pädagogischen Modewörtern ist, ja, zwecks Karriere auf jeden gerade vorbeirauschenden modischen Zug aufspringt, oder
  3. , um die eigene abgehobene "Wissenschaftlichkeit" zu demonstrieren und dadurch unangreifbar für Fachkollegen zu werden, oder
  4. , um aber auch ja nicht von Laien (u.a. ja sowieso dummen Lehrern) verstanden zu werden, was auch heißt: um auf keinen Fall eine öffentliche Diskussion aufkommen zu lassen:

"In der katholischen Kirche ist die Unfehlbarkeit des Papstes (Infallibilität, lateinisch Infallibilitas) eine Eigenschaft, die – nach der Lehre des Ersten Vatikanischen Konzils (1870) unter Papst Pius IX. – dem römischen Bischof (Papst) zukommt, wenn er in seinem Amt als »Lehrer [!] aller Christen« (ex cathedra) eine Glaubens- oder Sittenfrage als endgültig entschieden verkündet."
(Quelle: )

(Nebenbei: auch bei der benutzten Sprache denke ich mit Einstein: "So einfach wie möglich, aber nicht einfacher." Manchmal ist eine wissenschaftliche Fachterminologie nunmal nicht vermeidbar.)

Um nun aber doch langsam zu den beiden "Handlungsempfehlungen" zu kommen. Da sei den Autoren des Gutachtens der Fairness halber zweierlei zugestanden:

  1. sollten diese "Handlungsempfehlungen" wohl bewusst kurz sein,
  2. bringen sie in der beabsichtigten Kürze auch teilweise auf den Punkt, was in den langen Passagen vorher als (teilweise unbefriedigender) Ist-Zustand aufgezeigt wurde. Aus Sub-Optimalem kann man ja indirekt auch auf Verbesserungsmöglichkeiten schließen.

Die "Handlungsempfehlungen" lauten also


(farbige Unterstreichungen von mir, H.St.;
zu KERMIT vgl. )

Diese insgesamt zwei Seiten „Handlungsempfehlungen“ sind also die magere Quintessenz aus zwei zusammen 17 Seiten langen Kapiteln.

Und man kann die „Handlungsempfehlungen“ problemlos noch weiter eindampfen:

  1. Vorgaben

(wobei [was wohl schlichtweg realistisch ist] nicht diskutiert wird, ob diese Vorgaben überhaupt sinnvoll sind):

(merke: eine [Auto-]Inspektion ist keine hilfreiche Beratung, sondern eine Art Zwangsmaßname; vgl. auch die später genannten „Fortbildungsmaßnahmen" statt "-angebote" und

           : "Vier kommunistische Agitatoren treten vor den »Kontroll[!]chor« (das Parteigericht), um die Tötung und Auslöschung eines jungen Genossen zu begründen. Dabei spielen sie die Situationen nach, die zu dieser extremen »Maßnahme« geführt haben."
[Quelle:
]),

(wobei ich mal bezweifle, dass das nur Angebote sind bzw. bleiben werden: irgendwann werden Lehrer dazu verdonnert;

und das Modewort "Coaching" [altdeutsch "Beratung"] ist doch herzallerliebst; jede Wette, dass während der Coaching-Sitzungen auch "Zielvereinbarungen" aufgestellt werden, die natürlich keine Vereinbarungen, sondern Diktate oder stalinistische Selbstbezichtigungen sind);

(was für eine herrlich bescheuerte Ausdrucksweise!);

  1. unklare Vorhaben:

(sind also schon ansatzweise gut, wenn auch verbesserbar?),

(überhaupt sind Fortbildungen ja immer ein probates Mittel; aber worin eigentlich?

den Vorhaben kann man allerdings immerhin zugute halten, dass Rom auch nicht in einer Nacht niedergebrannt wurde und Lehrer ja sowieso angeblich beratungsresistent sind);

  1. mehr Mathematik:

"im Jg. 11 eine Erhöhung der wöchentlichen Stundenzahl";

  1. "professionelle Lerngemeinschaften"

(was immer das sei),

  1. ansatzweise inhaltliche Überlegungen:

(wieder eine herrlich verkorkste Sprache),

Noch kürzer:

  1. Vorgaben ;
  2. Vorhaben ;
  3. mehr Mathematik ;
  4. professionelle Lerngemeinschaften ;
  5. inhaltliche Überlegungen .

Und für solch ein bitter mageres und banales Ergebnis haben sieben renommierte Wissenschaftler

(bzw. “die üblichen Verdächtigen“)

ewig lange gearbeitet

(und dafür - jede Wette - fette "Aufwandsentschädigungen" bekommen)?!

Nennen wir also das Kind beim Namen:

Wirklich wichtig an den fünf genannten Themenbereichen ist sowieso nur der letzte, also

(von mir arg schwammig ausgedrückt)

inhaltliche Überlegungen“. Dahinter steckt doch die simple Frage, wie man den stinknormalen Mathematikunterricht pädagogisch (didaktisch und methodisch) verbessern kann.

Das scheint ja nun wirklich dringend nötig zu sein. Aber

(außer für einen irgendwie "klarer gegliederte[n] Unterricht“).

Was da jedoch an „inhaltlichen Überlegungen“ vorgebracht wird, also

(insgesamt viereinhalb Ansätze),

bleibt völlig allgemein bzw. leer:

vier nichtssagende Sätze als Quintessenz aus 77 Seiten Gut(?)achten?!:


Der Kaiser ist nackt.

Man haue das Gutachten also in die Tonne - und fange von vorne an. Und wer dann wieder Floskeln absondert, wird in Hamburg auf dem Rathausplatz vom Bildungssenator Ties (?) Rabe höchstpersönlich öffentlich ausgekitzelt:

Von wegen . Bei Schülern würde ich drunter schreiben:

(Und doch würde ich das Schülern nie so brutal drunter schreiben.)

PS: . Wie herrlich naiv!