die vielen mathematischen Fehlern in den Werken von

David Hilbert

Alle im Folgenden auftauchenden Zitate stammen aus der Biographie von Lars Jaeger, die u.a. deshalb unbedingt lesenswert ist, weil in ihr eindrücklich gezeigt wird, wie Frauen lange Zeit auch in der Mathematik

(die so gesehen auch nur Teil ihres kulturellen Umfelds ist)

missachtet wurden.

Jaeger würdigt Emmy Noether so:

„Ihre [= Emmy Noethers] Leistungen stehen zumindest gleichberechtigt neben denen der berühmtesten Mathematiker des 20. Jahrhunderts: David Hilbert [s.u.] und John von Neumann [s.u.].“


Hier aber geht es nicht um


Emmy Noether
(* 1882   + 1935),

sondern um

Olga Taussky [* 1906 + 1995] [...] war [a]ls junge Mathematikerin in Göttingen mit der Aufgabe betraut worden, die vielen mathematischen Fehlern in den Werken von David Hilbert [* 1862 + 1943] zu finden und zu korrigieren.“

Viele Laien denken jetzt vielleicht, dass jemand, der derart viele mathematische Fehler gemacht hat wie David Hilbert, unmöglich einer der bedeutendsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts sein konnte.

(Nebenbei:

„Emmy [Noether] war wirklich erstaunt, als ich [= Olga Taussky] ihr sagte, dass Hilberts Arbeit viele Fehler enthielt.“)


Auch der zweite anfangs genannte mathematische Gigant


John von Neumann
(* 1903 + 1957)

hat einen veritablen Bock geschossen:

„Doch hatte von Neumanns scheinbar unwiderlegbarer Beweis ein großes Problem: Er war schlicht und einfach falsch. Über dreißig Jahre lang kam es niemandem in den Sinn, dem großen John von Neumann zu widersprechen. Die bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts, von Bohr über Heisenberg bis zu PauIi, von Dirac über von Weizsäcker bis zu Feynman, nahmen den Beweis widerspruchslos als gültig an. Sogar Schrödinger und Einstein, die doch ein starkes Interesse daran hatten, jedes Argument zu hinterfragen, das die Kopenhagener Deutung stützte, kamen nicht auf die Idee, von Neumanns Beweis in Zweifel zu ziehen. Nur eine einzige Person erkannte gleich zu Beginn den Fehler in der mathematischen Herleitung von Neumanns: Grete Hermann [* 1901 + 1984].“ 


Zuguterletzt noch zu einem der größten Physiker des 20. Jahrhunderts, nämlich 


Werner Heisenberg
(* 1901 + 1876):

„Große Teile der linearen Algebra gehen auf Emmy Noether [!] zurück. Diese mathematische Disziplin [...] lernen Mathematik-Studenten und -studentinnen heute in den ersten Semestern kennen. Vor hundert Jahren jedoch wurde diese Art der Abstraktion sogar von den besten Mathematikern kaum beherrscht. Werner Heisenberg zum Beispiel, der diese Darstellungsform für seine Quantentheorie benötigte, tat sich mit der für die lineare Algebra benötigten Matrizenrechnung [vgl. ] schwer.“


Und die Moral von der Geschicht‘?:

  1. : ,
  2. : wenn

(selbstverständlich!)

sogar Genies Fehler machen und Schwierigkeiten haben, dürfen wir das schon lange.