wer war Christiaan Huygens?

Das muss man natürlich nicht wissen.

(Man muss eigentlich fast gar nichts wissen [darf aber], denn wenn man etwas angeblich wissen muss, kommt dabei meistens nur totes Wissen heraus: .

Und ein Vielwisser ist noch lange kein Universalgenie.)

Aber es lohnt sich zu wissen, wer Christiaan Huygens war!

Wer also war dieser Christiaan Huygens - und was an ihm war angeblich so bedeutend, dass 400 Jahre später die 400 Seiten dicke (und erstklassige) Biographie erschienen ist

(oder auch die Biographien und , an denen zweierlei bemerkenswert ist:

      1. , dass im Titel des ersten Buchs der Name „Titan“ des von Huygens entdeckten [aber noch nicht so benannten] Saturnmonds auf Huygens selbst übertragen wird:

      1. , dass er im Untertitel des zweiten Buchs auf die Entdeckung des "Prinzips" [s.u.] reduziert wird)?:


(denn Wissenschaft muss ein Gesicht bekommen;
nebenbei: bei alten Porträt-Gemälden lohnt es sich,
die damalige Kleidung und Haartrachten [Perücken] wegzudenken
und dadurch Menschen "wie du und ich" zu entdecken,
die einen quer durch die Jahrhunderte ansehen)

"Christiaan Huygens [...] (* 14. April 1629 in Den Haag; † 8. Juli 1695 ebenda), auch Christianus Hugenius, war ein niederländischer Astronom, Mathematiker und Physiker. Huygens gilt, obwohl er sich niemals der noch zu seinen Lebzeiten entwickelten Infinitesimalrechnung bediente, als einer der führenden Mathematiker und Physiker des 17. Jahrhunderts. Er ist der Begründer der Wellentheorie des Lichts, formulierte in seinen Untersuchungen zum elastischen Stoß ein Relativitätsprinzip und konstruierte die ersten Pendeluhren. Mit von ihm verbesserten Teleskopen gelangen ihm wichtige astronomische Entdeckungen."
(Quelle: )

Eigentlich sind diese Leistungen ja schon bemerkenswert genug

(weitere siehe im ersten längeren Zitat unten; da fehlt eigentlich nur eines: Huygens hat noch nicht die seinerzeit bereits vorliegende Infinitesimalrechnung [von Newton und Leibniz] benutzt: eine Feststellung, die sich allzu leicht wie ein Vorwurf anhört).

Dennoch wird der Name "Huygens" wohl den wenigsten Menschen etwas sagen:

(und ohne Bezug zu Personen die elektrische Leistungseinheit "[Kilo-]Watt[-stunden]" und die elektrische Spannungseinheit "Volt"),

aber bei den wenigsten der genannten Personen werden sie wissen, worin eigentlich ihre Leistungen bestanden. 

Woran aber liegt es, dass viele Laien nur unnütze Namen von Naturwissenschaftlern kennen? U.a. doch daran, dass Personennamen im Schulunterricht

(wenn sie überhaupt vorkommen)

oftmals nur Bezeichnungen sind, also z.B.

(der genauso gut "Satz des Goraspytha" oder "Satz des Otto Normalverbraucher" heißen könnte),

aber die Biographien der Personen und ihre Entdeckungsprozesse systematisch verschwiegen werden.

Das huygenssche Prinzip bzw. Huygens-Prinzip, auch huygens-fresnelsches Prinzip genannt (nach Christiaan Huygens und Augustin Jean Fresnel), besagt, dass jeder Punkt einer Wellenfront als Ausgangspunkt einer neuen Welle, der so genannten Elementarwelle, betrachtet werden kann. Die neue Lage der Wellenfront ergibt sich durch Überlagerung (Superposition) sämtlicher Elementarwellen."
(Quelle: )

Ich vermute aber mal,



(Da scheint eine Verwechslung mit dem dänischen Astronomen Tycho Brahe vorzuliegen.
[Huygens war Holländer]:

Holland? Dänemark? Ist doch egal, sind eh zwei nebensächliche Randstaaten:   "Holland ist die geilste Stadt der Welt".)

Aber warum ist Huygens trotz seiner oben schon angedeuteten Leistungen weitgehend unbekannt?

Antworten auf diese Frage hat Hugh Aldersey-Williams in seinem Buch zu geben versucht:

"Christiaan Huygens war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der größte naturwissenschaftliche Gelehrte Europas, bis zum Aufstieg Isaac Newtons, von dem er vor allem in der anglofonen Welt weitgehend in den Schatten gestellt wurde. Das bleibt ein ungerechtes Urteil der Wissenschaftsgeschichte, denn in einigen wichtigen Punkten übersteigen Huygens’ Leistungen die von Newton. Er war ein Macher genauso wie ein Beobachter und Denker, er mehrte das theoretische wie praktische Wissen in den Bereichen Astronomie, Optik und Mechanik. Als außerordentlicher Mathematiker bewältigte Huygens Probleme in so unterschiedlichen Bereichen wie Geometrie und Wahrscheinlichkeitsrechnung, und als Erster setzte er mathematische Formeln zur Lösung physikalischer Fragestellungen ein — diese Methode ist heute die Grundlage allen naturwissenschaftlichen Arbeitens. 200 Jahre vor ihrer allgemeinen Anerkennung legte er eine Wellentheorie des Lichts vor. Als Erster beschrieb er die Zentrifugalkraft. Mithilfe von ihm selbst entworfener und gefertigter Teleskope entdeckte er das Ringsystem des Saturns und seinen größten Mond, den Titan. Er schätzte die Größe des Mars und die Entfernung zu vielen Sternen. Er fand heraus, wie sich genauere Pendeluhren bauen ließen, und setzte damit Galileos Vision in die Wirklichkeit um. Seine Innovationen im Bereich des optischen Instrumentariums und der Zeitmessung sind bis heute in Gebrauch.
[...] Von bleibender[...] Bedeutung war sein Beitrag zum Aufstieg der naturwissenschaftlichen Institutionen in Europa, und das nicht nur in der Republik der Niederlande, sondern vor allem auch in Frankreich, wo er wesentlich an der Einrichtung der französischen Académie des Sciences beteiligt war. Auch bei der Londoner Royal Society war er ein frühes Mitglied und verkörperte damit das Potenzial der Naturwissenschaften, nationale Grenzen zu überwinden.
[...]
selbst viele Wissenschaftshistoriker haben es fertiggebracht, ihn [= Huygens] zu ignorieren. Und wer sonst kennt Huygens heute schon? Sollten wir uns nicht daran erinnern lassen, warum er »der größte Wissenschaftler seiner Generation« gewesen wäre, so John Gribbin, »hätte er nicht das Pech gehabt, fast genau zeitgleich mit Isaac Newton tätig zu sein«? Solche Amnesien sind in der anglofonen Welt nicht selten. Und doch ist die Art und Weise, wie Huygens’ Ruf durch die turmhoch überragende Gegenwart Newtons regelrecht vernichtet wurde, nicht einfach nur nachlässig, sondern aktiv ungerecht. Wer über Huygens schreiben will, muss daher Stellung beziehen. Nach den Regeln der Naturwissenschaftsgeschichte geraten die, deren Theorien von besseren Theorien überholt werden, in Vergessenheit. Doch das trifft bei Huygens ja gar nicht zu. Seine Entdeckungen gelten größtenteils bis heute — jede mechanische Armbanduhr tickt dank seinem Mechanismus; und wir gehen weiterhin davon aus, dass Licht sich als Welle fortbewegt. Aber Newton strahlt eben ein derart blendendes Licht aus, dass Huygens darin ganz einfach überstrahlt wird.
Huygens und Newton waren Zeitgenossen: Newton war 13 Jahre jünger als Huygens und überlebte ihn um 32 Jahre. Und wichtiger: Sie wussten jeweils von der Arbeit des anderen. Sie korrespondierten und begegneten sich sogar. Huygens war tatsächlich einer der wenigen Menschen, deren wissenschaftliche Meinung Newton wertschätzte. Also keine Nebelschwaden.
[...]
Christiaan Huygens war der größte Naturwissenschaftler Europas in der Zeit zwischen Galileo und Newton, einer Phase von beinahe 80 Jahren. Es mag sein, dass heute nicht mehr viele Menschen seinen Namen kennen; dennoch war Huygens nicht einfach nur ein Lückenbüßer und seine Zeit kein Intermezzo des abwartenden Däumchendrehens. Es war vielmehr exakt die Epoche, die Historiker manchmal als naturwissenschaftliche Revolution bezeichnen; und deren neues Weltverständnis bereitete den Boden für die Aufklärung. Huygens’ Entdeckungen und Erfindungen trugen ganz entscheidend zu dieser Verschiebung bei.
[...]
[Später], so legt es die Wissenschaftshistorikerin Patricia Fara dar, ging Newton »schnell ins Reich des Mythos« ein und vollendete seine Verwandlung zur »Legende«, als die er bis heute gilt, ein »weltlicher Heiliger mit übermenschlichen Fähigkeiten«. Ein Mann, der anders als Huygens sogar in seinem eigenen Heimatland zu seinen Lebzeiten nicht weithin bekannt war, wurde zur Ikone [teilweise durchaus zu Unrecht; vgl. ] von Rationalismus und Fortschritt, zur Verkörperung der aufklärerischen Ideale und zum Symbol für den intellektuellen Geist Britanniens. Der berühmteste zeitgenössische Dichter, Alexander Pope, schrieb einen passenden [...] Grabspruch: »Natur und Naturgesetz lagen im Dunkeln: / Gott sprach: ›Es werde Newton!‹, und es ward Licht.«
[...]
Der Newton-Kult löschte auch den einst erheblichen Ruhm von Descartes als Wissenschaftler aus, und das sogar in Frankreich. Noch verheerender war die Wirkung allerdings für Huygens.
[...]
Unbestreitbar [?] waren Huygens und Newton in ihrer eigenen Zeit tatsächlich gleichrangig. Während Newton die Gelegenheit zum direkten Austausch mit vielen seiner Kollegen häufig ungenutzt ließ, verglich er mit Huygens eifrig seine Notizen. Von Huygens kam die nachdrücklichste, bestinformierte Kritik an Newtons Theorien, was ihn zu einem der ganz wenigen Naturphilosophen machte, deren Meinung ernsthaft zu berücksichtigen sich Newton verpflichtet sah. Huygens, der um 13 Jahre Ältere, genoss damals klar größeren Ruhm. Und Huygens wurde bereits 1666, als Newton in der Abgeschiedenheit sein annus mirabilis erlebte, von Ludwig XIV. umworben. Der Newton-Biograf Richard Westfall bemerkt dazu: Zwischen den Naturphilosophen Newton und Huygens gibt es erstaunliche Parallelen. Sie arbeiteten innerhalb der gleichen Tradition, sahen in vielen Fällen dieselben Probleme und schlugen dafür ähnliche Lösungen vor.
[…]
Die populäre Wahrnehmung, so scheint es, kann für jede Ära nur jeweils ein einzelnes »Genie« erfassen [was oftmals zur Folge hat, dass alle Voraussetzungen, auf denen es aufbaut, ausgeblendet werden, um seine Einmaligkeit herauszustellen]."
(rote Hervorhebungen von mir, H.St.)


Oben hatte ich scheinbar das Klischee   "Holland ist die geilste Stadt der Welt" bestätigt. In Wirklichkeit ist Holland (oder genauer: sind die Niederlande) heute natürlich eine boomende Wirtschaftsnation

(nebenbei: auch mit einer hochinteressanten Literatur)

 - und war Holland zur Zeit von Huygens sogar eine der führenden Weltmächte

(vgl. ).

Der daraus folgende Reichtum der führenden Bevölkerungsschicht hatte dann eben auch zur Folge, dass diese sich in einer Zeit, in der es noch kaum Wissenschaftsinstitutionen gab, "Privatgelehrte" wie eben z.B. Christiaan Huygens

(der aus einer reichen Familie stammte)

leisten konnte.

Den ökonomische-kulturellen Hintergrund Christiaan Huygens' kann man aber auch z.B. an folgendem Zitat aus dem Buch erkennen:

"1669 brachte Huygens’ Bruder Lodewijk, der damals im Gefolge des niederländischen Botschafters in Spanien angestellt war, die Frage auf, ob sich für eine Person eines bestimmten Alters eine Lebenserwartung vorhersagen lässt. Veranlasst wurde diese Frage durch die kürzlich veröffentlichten Natural and Political Observations Made upon the Bills of Mortality (1662), eine wichtige frühe Arbeit auf dem Gebiet der Epidemiologie, in der John Graunt historische wöchentliche Todeszahlen aus Londoner Kirchengemeinden statistisch auswertete, um für den Fall eines Pestausbruchs in der Stadt die wahrscheinliche Ausbreitung der Krankheit vorherzusagen — was drei Jahre später, 1665, tatsächlich nötig wurde. Christiaan beriet seinen Bruder, wie sich zwischen vereinzelten Datenpunkten besser vermitteln ließ. Wenn zum Beispiel Sterbelisten angeben, mit welcher Wahrscheinlichkeit Neugeborene bis zum Alter von 6, 16, 26 usw. Jahren überleben, wie steht es dann um die geschätzte Lebenserwartung eines 10- oder 20-Jährigen? [...] [Das ist] ein erster Hinweis auf die Anwendbarkeit mathematischer Methoden der Wahrscheinlichkeitsschätzung auf gesellschaftlich relevante Belange, stell[t] damit also die Grundlage der wissenschaftlichen Demografie dar und liefer[t] eine rationale Grundlage für die Berechnung von Leibrenten, einer Frühform von Lebensversicherungen [!]."

Viel interessanter finde ich aber Aldersey-Williams' sicherlich gewagte These, dass Huygens' wissenschaftliche Erkenntnisse teilweise durch das holländische Licht begründet seien

(nebenbei: das Buch hat  im Original den viel schöneren Titel ):

"War da nicht etwas mit dem Licht? Das fragte sich jeder bei der Betrachtung der Malerei im niederländischen Goldenen Zeitalter. Die Sonne war weicher, die Farben weniger grell, die Kontraste weniger hart als in der Toskana oder in Madrid. Die Fenster waren größer, die Räume weniger dämmerig. Das niederländische Licht brachte die Künstler dazu, erstmals vom häuslichen Alltag zu schwärmen mit seinen ruhigen Landschaften, unprätentiösen Räumen und vornehmen Begegnungen. Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts profitierten niederländische Künstler vom wissenschaftlichen Verständnis der Perspektive, sie kannten die Camera obscura, eine Vorrichtung, in der sich das Bild einer Szene durch ein kleines Loch in einer Wand oder sonstigen Abtrennung auf eine Art Bildschirm projizieren ließ. Diese Neuheit machten sich die Kreativen zu eigen, als entdeckt wurde, dass man die äußere Szene optisch verändern konnte, indem man in das Loch eine Linse setzte; damit konnten Künstler undenkbar weitläufige Panoramen auf die Leinwand komprimieren. Fast schien es, als könnten sie das Licht an sich einfangen und es in einem vergoldeten Rahmen wieder freilassen als Visionen einer rundum erneuerten Welt. Doch die Szenen, die sie einfingen, und das Licht, mit dem sie arbeiteten, waren natuurlijk, natürlich, also frei von Künstlichkeit und zugleich von der Natur komponiert. Sie entsprangen aus heimischem Boden, Luft und Wasser. Ihre Kunst war eine zutiefst lokale Kunst. Profitierte auch die Naturwissenschaft von ihren Ursprungsbedingungen? Wir kennen die unübertroffene niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts: Die Landschaften von Ruisdael, die Porträts von Rembrandt, die Interieurs von Vermeer. Doch neben ihr stand gleichberechtigt die Naturwissenschaft, und wir sollten uns nicht scheuen, beide auch gemeinsam zu denken. So erklärte der niederländische Maler und Kunstgelehrte Samuel van Hoogstraeten 1687: »Die Kunst der Malerei ist eine Wissenschaft zur Darstellung aller Konzeptionen oder Eindrücke, die die Gesamtheit der sichtbaren Natur bietet, und zum Betören des Auges mit Kontur und Farbe.« Und welches Instrument war schließlich wichtiger für den Betörer als die Fähigkeit, mit Licht umzugehen, das Licht, das die sichtbare Natur erhellt, das Licht, das es uns erlaubt, sie zu sehen? Der gemeinsame Faktor, der die Interessen von Kunst und Wissenschaft vereint, ist also mit Sicherheit das Licht. So richtet sich denn auch ein großer Teil des naturwissenschaftlichen Forschens in dieser Zeit auf das Verständnis des Lichts. Der Leidener Willebrord Snellius vermaß die Größe der Erde und formulierte das Brechungsgesetz, das noch heute seinen Namen trägt: das Snellius-Gesetz. Und im nahen Delft sowie in Alkmaar und Middelburg stellten Antoni van Leeuwenhoek, Jan Swammerdam und Cornelis Drebbel die ersten Untersuchungen mit selbst gebauten Mikroskopen an. Das erste Teleskop wurde auf einem Turm in Den Haag vorgeführt. Neben Huygens und seiner Familie folgten noch viele andere niederländische Linsenschleifer und Konstrukteure optischer Geräte, nicht zuletzt auch der Philosoph Baruch Spinoza, der seinen bescheidenen Lebensunterhalt als lenzenslijper verdiente, nachdem er von seiner religiösen Gemeinde in Amsterdam verbannt worden war. Spinoza, dessen Eltern aus Portugal immigrierte Juden waren, hatte Glück, dass er in der relativ liberalen Republik der Niederlande geboren wurde. Andere kamen wegen genau dieser Freiheiten eigens hierher. Der Bekannteste von ihnen war René Descartes, der 1628 aus den religiösen Turbulenzen in Frankreich in die intellektuelle Freiheit der neuen niederländischen Universitäten floh, um dort in aller Ruhe sein philosophisches Meisterwerk zu verfassen, den Discours de la Méthode. Vielen gilt diese Abhandlung, in der Descartes sein berühmtes Cogito ergo sum (»Ich denke, also bin ich«) darlegt, als Grundlage der modernen Philosophie. Descartes selbst dagegen schätzte sie ganz anders ein, nämlich als theoretische Präambel zu einer Reihe von Arbeiten über die Natur der Welt in all ihren Aspekten, etwa La dioptrique, seine Studien zur Physik der Optik, zur Natur des Lichts und der Anatomie des Auges. Auch diese beiden großen Philosophen ließen sich also vom Licht leiten. Das Licht machte die Vereinigten Provinzen zu einem Ort des Sehens. Die liberalen, wissbegierigen Zeiten machten es möglich. Und der Ort bestand darauf: keine Schatten auf dem Boden. Was könnte man da sehen wollen? Zuallererst geht der Blick nach draußen. Gefahr könnte dort drohen in diesen Zeiten ständiger Kriege und zerbrechlichen Friedens. Über das flache Land hinweg könnte man Fremde kommen sehen, oder feindliche Soldaten. Zur See ferne Schiffe, unbekannte Flaggen und gefährliche Sandbänke knapp über der Wasseroberfläche. Gefahr vielleicht — und Gelegenheit. Ferne Küsten, die sich für Handel und Herrschaft beanspruchen lassen. Jeder Ort auf einer Karte, oder besser noch, ein Ort, der noch auf keiner Karte verzeichnet ist. Ein bisher ungesehener Ort. Den sichtbar machen. Nennt man einen erhofften Gewinn nicht eine Aussicht? Dann schweift der Blick umher. Was sind diese Niederlande? Woraus bestehen sie? Aus Wasser. So viel Wasser, flache zeeën und meeren, manchmal spiegelnd, manchmal dunkel, wenn der Wind darüberfährt. Das Licht ist immer ein anderes. Platte Felder mit Gräben und Deichen bis an den niedrigen Horizont, hier und da vielleicht ein paar Baumgruppen, die sich in der Brise ducken. Ausgewaschene Küsten, offenes Heideland, blanke Städte und Dörfer, von ferne an ihren Kirchtürmen erkennbar. Oder blicken wir nach oben. Vielleicht wächst da der Ehrgeiz, nach dem unerreichbar Fernen zu greifen, dem Himmel, den Sternen und Planeten und der Leere zwischen ihnen. Lässt sich Dunkelheit sichtbar machen? Was ist da draußen? Oder blicken wir nach unten. Nach innen. Sehen wir genau hin — erstmals war das Menschen möglich — auf die winzigen Wunder der Natur, Samen, Insekten, Schimmelpilze, schwimmende Mikroben. Wagen wir einen Blick auf den menschlichen Körper? Den eigenen in einem größeren, perfekteren Spiegel, als man ihn je zuvor kannte, oder den eines anderen (der arme Kerl) in der Anatomiestunde eines chirurgischen Lehrmeisters. Beide Spektakel, das eine häuslich und privat, das andere in theatralischer Öffentlichkeit, wurden technisch machbar und sozial akzeptabel, als Scham und Aberglaube in Sachen menschlicher Körper passé waren. Vielleicht sind wir neugierig auf den Ursprung des Lebens und würden gerne hineinblicken in unsere potenziellen Nachkommen in semine oder in utero. Immer weiter hinschauen, solange wir es aushalten. Auf Dreck und Staub. Auf menschlichen Abfall. Was kommt heraus, wenn wir spucken und defäkieren? Im 17. Jahrhundert liegt plötzlich alles vor unseren Augen. Noch die entferntesten Dinge. Die kleinsten. Die schönsten, die wunderbarsten. In Kosmos und Mikrokosmos. Vielleicht wollen wir auch Qualitäten sehen: die Feinheit eines Gewebes, die Reinheit des Diamanten, die Geschicklichkeit des Künstlers mit dem Pinsel. Das Alltägliche, das Gewöhnliche, das Kleine: das Nadelöhr, das Fadenende, den verlorenen stuiver oder duit, den Boden einer Tasche, ein beginnendes Loch. Vielleicht brauchen wir Hilfe, um Geschriebenes zu lesen, so wie Vater Constantijn. Vielleicht sehnen wir uns danach, wieder zu sehen, was wir einst ohne Hilfe sehen konnten. Und sehen wir uns um. Betrachten wir unsere Mitbürger. Wie gut sie sich anstellen! Vielleicht wollen wir auch in Nachbars Zimmer spähen, nur um sicherzugehen, dass sie nichts zu verbergen haben. Und sie verleiten uns ja auch dazu mit ihren großen, blanken Fenstern. »Das Land ist flach«, schreibt der Romanautor Cees Nooteboom, was zu einer extremen Sichtbarkeit der Menschen führt, und dies wiederum wird in deren Verhalten sichtbar. Niederländer gehen nicht miteinander um, sie begegnen einander. Sie bohren ihre hellen, leuchtenden Blicke in die Augen des anderen und prüfen seine Seele. Es gibt keinerlei Schlupfwinkel. Sie machen ihre Vorhänge nicht zu und halten dies für eine Tugend. Na los, gucken wir, schnüffeln wir. Beides sind übrigens Wörter niederländischer Herkunft. Natürlich erkennt man alles das besser, wenn man die geeigneten optischen Geräte benutzt. Den neuen Sezierern, die bereit sind, mit scharfem Stahl in schleimige Eingeweide zu stechen, verdanken wir die Erkenntnis, dass die Linse im menschlichen Auge nicht das eigentliche Sehorgan ist, sondern das Sehen nur möglich macht, als eine Art Sekretär, der eintreffende Information so in eine Ordnung bringt, dass das Gehirn sie exekutiv verarbeiten kann. Wenn Hornhaut, Kammerwasser und Linse dazu nicht in der Lage sind, brauchen wir die Hilfe zusätzlicher Linsen in Form einer Brille oder einer Lupe. Um neue Welten zu sehen, brauchen wir neue Instrumente: ein Fernglas oder Fernrohr für das Große, Entfernte; einen Fadenzähler oder ein »Flohglas« für das Kleine, Nahe. Nirgends war man besser gerüstet zur Herstellung dieser Geräte als in den florierenden Technikmetropolen der niederländischen Provinzen. Und wen, wenn nicht einen Künstler, beauftragt man, die Bilder, die man im Okular sieht, festzuhalten? Außer natürlich man ist Künstler genug, um das selbst zu erledigen — und das war Christiaan Huygens mit Sicherheit.
[...]
Maler brauchen Licht, und Astronomen und Mikroskopbauer brauchen Licht. Ist es mehr als Zufall, dass diese so unterschiedlichen Betätigungen in der Republik der Niederlande zeitgleich prosperierten? Natürlich sind und bleiben der Reichtum und das Selbstvertrauen des neuen Landes sowie der eigenartige, selbst auferlegte Anspruch, diesen Reichtum, wenn überhaupt, nur in stiller, unauffälliger Weise herzuzeigen, der Hauptantrieb für die erstaunlichen Leistungen in Kunst und Wissenschaft. Doch all diese Arbeit hat ihr Medium, ihr Material, und Licht spielt da eine ganz wesentliche Rolle. Natürlich nicht Licht im fundamentalen physikalischen Sinn, das, wie wir wissen, bestimmte absolute und universelle Eigenschaften besitzt; sondern das Umgebungslicht, das Licht im Filter der lokalen Atmosphäre, Licht, das eine lokale Geografie erhellt, Licht, das zum Ort gehört. Der im Überfluss vorhandene Sand, aus dem man in den Dünen von Zeeland und Holland Glas herstellen konnte, bot vielleicht das nötige Rohmaterial für die Linsenschleifer und Innovatoren des Teleskops und des Mikroskops. Aber war womöglich auch der niederländische Himmel irgendwie besonders beschaffen, wie frustrierte italienische Astronomen murrten, als Huygens Titan sah und sie nicht? Gibt es — gab es — ein niederländisches Licht? Die Künstler der niederländischen Republik machten sich keine Gedanken darüber, ob sie in einem besonderen Licht badeten. Für sie repräsentierte das Licht eher die Macht der moralischen Rechtschaffenheit gemäß der calvinistischen Theologie. Der Gedanke von Licht und optischen Geräten wie Spiegeln tauchte häufig im Titel von Pamphleten auf, mit denen Häresie und Korruption aufgedeckt werden sollten. 1668 zum Beispiel schrieben die Amsterdamer Brüder Adriaan und Johannes Koerbagh, der eine Arzt, der andere Prediger, eine Polemik gegen die Dogmen der Reformierten Kirche mit dem Titel »Een ligt schijnende in duystere plaatsen« (»Ein helles Licht an dunklen Orten«); Adriaan kam dafür in Arrest, wo er nach einem Jahr verstarb. Ein antinomistisches Traktat mit demselben Titel von einem gewissen »Christianus Constans« aus dem Jahr 1710 wurde vom Provinzparlament in Zeeland verboten. Verfasserin war in Wirklichkeit Grietje van Dijk, eine des Hebräischen kundige Predigerin, die die Autorität der Kirche zurückwies. Selbst Männern wie Huygens, dem es darum ging, das Licht in rein physikalischem Sinn zu verstehen und zu nutzen, dürfte die Bedeutung dieses anderen Lichts bewusst gewesen sein. Die niederländische Malerei kam im 18. Jahrhundert aus der Mode, ihre moralisierende Zielrichtung wurde nicht mehr verstanden, und die Alltagsszenen und erwanderten Landschaften passten nicht mehr zum neuen Geschmack. Der englische Porträtmaler Joshua Reynolds macht in seiner Journey to Flanders and Holland, einem Reisebericht von 1781, keine besonderen Beobachtungen zur Qualität des Lichts in dem Land, durch das er zog; und mit keinem Wort erwähnt er viele der Künstler, die wir heute für ihren Umgang mit dem Licht schätzen, etwa Jan Vermeer, Jacob van Ruisdael und Meindert Hobbema. Seine Haltung zu den niederländischen Meistern ist auffällig zwiespältig. Zwar äußert er sich anerkennend über Rembrandts Umgang mit dem Licht, aber andere niederländische Künstler vergleicht er zu ihrem Nachteil mit ihren Vorgängern aus der Renaissance und mit jüngeren Malern des französischen Barock; gelegentlich wünscht er sich auch, sie wären in Italien geboren worden, wo sie ihr Talent vielleicht besser hätten entfalten können. Viele französische Künstler, etwa Corot, Courbet und Manet, besuchten Mitte des 19. Jahrhunderts die Niederlande, um die großartigen Gemälde des »Goldenen Zeitalters« mit eigenen Augen zu studieren. Auch Claude Monet kam, aber wie er seinem Freund Camille Pissarro sagte, würde er keine Zeit für Museen haben, weil er vorhatte zu malen. Im Juni 1870, beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs, reiste er auf dem Weg nach London durch Holland; auf dem Rückweg kam er 1871 wieder durch das Land und quartierte sich in Zaandam, wenige Meilen nördlich von Amsterdam, ein. Dort schuf er innerhalb von vier Monaten etwa zwei Dutzend Gemälde, überwiegend Flussszenen mit Windmühlen, Brücken und Segelbooten. Der Kritiker Lionello Venturi schreibt in seinen Archives de l’impressionnisme: »Im Kontakt mit den Spiegelungen auf dem Wasser, die ihn zur Analyse und zur Neugestaltung der Farbtöne anregten, erneuerte sich seine Arbeitsweise. Wir sehen hier schon den endgültigen Stil des Impressionismus: Der Effekt des Lichts ist vollständig und perfekt.« Monet schrieb an Pissarro, Holland sei schöner als sein Ruf, und allein in Zaandam gebe es genug, um ein Leben lang zu malen. Henry Harvard, französischer Kunsthistoriker, den Monet in Zaandam eine Zeit lang begleitete, beobachtete noch genauer: »Der Himmel oben und das Wasser unten, das die Luft widerspiegelt, beide sind silbrig weiß oder von einem extrem blassen Blau.« Auf Monets Bildern zeigen die Häuser, die vereinzelt an den Flüssen stehen, kontrastierende Orange- und Rottöne. Monet kam noch zweimal nach Holland, besuchte 1874 Amsterdam und malte im Mai 1886 die blühenden Tulpenfelder in der Gegend von Rijnsburg und Sassenheim. Zehn Jahre zuvor, im September 1861, hatte ein anderer Franzose, der Schriftsteller Edmond de Goncourt, Amsterdam besucht. In seinem gefeierten Tagebuch, das er gemeinsam mit seinem Bruder führte, fand er »ein Land vor Anker, einen wässrigen Himmel: Sonnenstrahlen, die aussehen, als fielen sie durch einen Krug brackiges Wasser«. Dasselbe Licht sah er von Rembrandts Nachtwache leuchten, »ein warmer, vibrierender Sonnenstrahl«, den der Künstler aufgenommen und so umgeleitet hatte, dass er senkrecht von oben herabfiel und sich über die Figurengruppe ergoss. Die Sonne scheint von oben, aber das Wetter kommt von Westen über die lange, flache Küste an der launigen Nordsee. Das Land ist ständig den vorherrschenden Westwinden und dem feuchten atlantischen Luftstrom ausgesetzt. Die Atmosphäre wird regelmäßig von Regenschauern reingewaschen, der »täglichen Sintflut«, wie Andrew Marvell sagt. Eine endlose Wolkenparade bevölkert den Himmel. Die Beleuchtung ist abwechselnd weich, wenn die Luft mit Feuchtigkeit beladen ist, oder rasiermesserscharf nach dem Regen. Das niedrige nördliche Licht brennt die Horizontlinie in die flachen Felder oder in die Dachlinien in der Stadt. Manchmal steht die Sonne so tief, dass blendendes Licht von unten auf die Wolken trifft und von da aus zusätzlich auf den Boden abstrahlt. Dabei ist kein Licht beständig. In der unaufhaltsamen Brise ist jeder Himmel gleich wieder ganz anders. Ein Charakteristikum der niederländischen Landschaftsmalerei ist sicher, dass so viele Arbeiten diesen Eindruck kurz nach oder kurz vor einem Wetterwechsel einfangen, wie es bei Künstlern unter den azurblauen Himmeln Südeuropas einfach nie vorkam. So einen Moment zeigen die regennassen Backsteine in Vermeers Ansicht von Delft oder die ausgefransten Ränder abziehender schwarzer Wolken in Ruisdaels Winterlandschaften. Auch das beliebte Motiv des Deichbruchs war unvermeidlich von abziehenden Sturmwolken begleitet — der Schaden ist da, die Lektion hat der Mensch hoffentlich geschluckt, und im himmlischen Licht steht Gottes vages Versprechen, nie wieder denselben Schrecken über das Land zu bringen. Wollen wir die Frage wissenschaftlich angehen? Jede Theorie muss überprüfbar sein. Ist das niederländische Licht wirklich einmalig? Unterscheidet es sich nachweislich von anderem Licht? Es leuchtet unschwer ein, dass es anders ist als das harte Licht in Florenz oder Madrid. Aber wie ist es mit anderen Zentren der Malerei? Die venezianischen Maler entwickelten einen weicheren Stil mit mehr Gewicht auf der Farbe und weniger auf der Kontur. Hängt das mit dem vielen Wasser dort zusammen? Ähnlich könnte man für andere Schulen argumentieren, etwa für St Ives an der Küste von Cornwall oder die Norwich School am Rande der Norfolk Broads, einem Feuchtland, das durch denselben Torfstich entstand, der auch das »hol-land« oder hohle Land aushob, das jetzt hinter den schützenden Deichen deutlich unter dem Meeresspiegel liegt. Vielleicht ist das geeignete Kriterium nicht der Vergleich mit anderen Orten, sondern mit anderen Zeiten. In den 1970er-Jahren provozierte der deutsche Künstler Joseph Beuys mit der These, das charakteristische Licht, das die niederländische Malerei durchflutet, sei für immer dahin, seit Mitte des 20. Jahrhunderts die Zuiderzee, einst eine große Nordseebucht, eingepoldert wurde. Dahinter steht die Annahme, dass nicht nur das hell strahlende Sonnenlicht die Beleuchtung im Land ausmacht. Betrachten wir also den Weg eines Sonnenstrahls. Er dringt durch die Atmosphäre, wo er auf kondensierte Feuchtigkeit trifft. Die winzigen Wassertröpfchen, aus denen dieses Aerosol besteht, streuen einen Teil des Lichts in alle Richtungen. Das übrige Licht fällt weiter geradeaus und trifft auf den Boden. Fällt es auf Wasser, wird ein Großteil dieses einfallenden Lichts womöglich aufwärts reflektiert und durchdringt die feuchte Atmosphäre ein zweites Mal; wieder wird durch das Aerosol der Wassertröpfchen ein Teil davon gestreut. Der außergewöhnlich hohe Anteil an diffusem Licht, das dadurch entsteht, dass die Sonnenstrahlen diesen längeren Weg zurücklegen, so die Überlegung, war einst die geheime Zutat im Rezept der niederländischen Maler. In Albert Cuyps Flusslandschaften zum Beispiel ist ein niedrig über dem Wasser stehender Nebeldunst ein typisches Merkmal — und häufig ist es der hellste Farbstreifen quer über die Leinwand.
[...]
Das Phänomen des »niederländischen Lichts«, das erst lange nach der Wiederentdeckung dieser alten Meister identifiziert und gefeiert wurde, ist also offenbar eher das Produkt dieser Kunst als ihr schöpferischer Stimulus, und ins öffentliche Bewusstsein drang der Gedanke erst durch die Bewunderung nachfolgender Künstlergenerationen, die ihre Techniken zu kopieren suchten."

Diese Erklärung eines Genies mag man esoterisch finden. Hanns Dieter Hüsch hingegen hat dieses besondere Licht verstanden: "Ich habe das Licht der Welt am Niederrhein [also kurz vor Holland] gesehen [und auch dort erblickt]":


PS:

Wer Aldersey-Williams' sicherlich nicht zu beweisende Licht-These pauschal ablehnt, lese zwecks Gehirn-Erweiterung doch mal

“Ein fiktives Gipfeltreffen zu Raum und Zeit, mit dessen Hilfe Fischer klarmacht, wie Naturwissenschaft und Kunst zusammenkommen und wie die Moderne entstanden ist. Viele Menschen stehen irritiert vor Picassos Bildern oder sind ratlos angesichts der großen Theorien Einsteins. […]. Beide sind sie Leitfiguren von Wissenschaft und Kunst in unserer Zeit. In Picassos Kubismus wird alles zu einer Frage der Geometrie. Dies gilt auch für Einsteins Einsichten. Bei ihm kommt die Zeit als vierte Dimension hinzu, was wiederum die Kunst beeinflußt hat. Wir leben seit Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Raum-Zeit-Welt. Was das bedeutet, wie Kunst und Wissenschaft darin zusammenkommen, wie Einstein und Picasso verstanden werden können, wie die Moderne entstand, das zeigt Ernst Peter Fischer […].“
(Klappentext)
  1.  

“The most important scientist of the twentieth century and the most important artist had their periods of greatest creativity almost simultaneously and in remarkably similar circumstances. This fascinating parallel biography of Albert Einstein and Pablo Picasso as young men examines their greatest creations -- Picasso's Les Demoiselles d'Avignon and Einstein's special theory of relativity. Miller shows how these breakthroughs arose not only from within their respective fields but from larger currents in the intellectual culture of the times. Ultimately, Miller shows how Einstein and Picasso, in a deep and important sense, were both working on the same problem.“
(Klappentext)