wir illustrieren ein Buch Bild Bild Bild

  1. Die Skepsis gegenüber der heutigen Bilderflut teile ich ja allemal: warum vertraut man immer weniger dem reinen Text, also der Macht (und den Assoziationsfreiheiten) der Sprache?

  2. Es gibt aber auch eine nachgerade schon arrogante Bilderphobie

(vgl. Bild ).

  1. Ich unterteile die Illustration von Texten mal in

  1. Illustration literarischer Texte aus zwei Anlässen:

(vgl. etwa Bild ).

Eine interessante Möglichkeit hat Umberto Eco in seinem Roman genutzt, nämlich all die Bilder mitgeliefert, die ihn selbst bzw. seine Hauptfigur in früheren Jahren beschäftigt haben:

Bild

  1. Illustration wissenschaftlicher Bücher.


Vielleicht ist es gleichzeitig ein Vor- und (im Sinne von 1. oben) ein Nachteil, dass das Illustrieren von Büchern immer einfacher wird:


Stellen wir uns einfach (!) vor,

  1. Es ist ein wunderschöner, lichtdurchfluteter Frühlingsmorgen:

Die Lerche stieg am Ostermorgen
empor ins klarste Luftgebiet
und schmettert' hoch im Blau verborgen
ein freudig Auferstehungslied.
Und wie sie schmetterte, da klangen
es tausend Stimmen nach im Feld:
Wach auf, das Alte ist vergangen,
wach auf, du froh verjüngte Welt!
(Emanuel Geibel)

  1. Wir sitzen erstmals im Jahr draußen im Gartenstuhl und denken: "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" - und sowieso auf alle immer engmaschiger werdenden Lehrpläne, d.h. wir nehmen uns einfach (!) Zeit: Zeit, um im Schulunterricht endlich mal was richtig, d.h. ausführlich zu machen, statt immer von einem Lehrstoff zum nächsten zu hecheln.

Wir nehmen also mal - und zwar keineswegs nur im Fach Deutsch, sondern auch in Mathematik & Naturwissenschaften - ein einziges (Nicht-Schul-)Buch ausführlich durch und halten uns daran ein ganzes Halbjahr fest.

(Ich ahne allerdings, dass vielen SchülerInnen nach langer falscher Gewöhnung das häppchenweise verabreichte Essen doch lieber ist.)


über 500 Seiten???
Oh jadoch, auch sowas muss man SchülerInneN zumuten,
und zudem lässt sich das Buch ja auf Gruppen aufteilen.

Nehmen wir nur mal als Beispiel Bild (vgl. Bild Buch des Monats 3/2004)

(und ich bin noch immer stolz, es totgelobt zu haben, bevor es ein Bestseller wurde):

  1. enthält dieses Buch nun wahrhaft massenhaft naturwissenschaftliches Allgemeinwissen

(und zwar auch allerneueste Erkenntnisse, die den SchülerInnen ansonsten in der Schule ja fast systematisch vorenthalten werden; vgl. Bild ):

ein Allgemeinwissen, das jedeR SchülerIn bis zum Abitur (und früher) mitbekommen haben sollte - und doch kaum in Schulen vorkommt.

Allemal ist dieses Allgemeinwissen - völlig ungewöhnlich für Schulen - "fächerübergreifend": dann muss sich eben, solange wir nun mal die harsche Fächertrennung in Schulen haben, ein Fach (also z.B. die Mathematik) bereit finden, sich dafür Zeit zu nehmen.

Natürlich fällt dann Anderweitiges (horribile dictu: Mathematisches) weg, aber das lohnt sich allemal, weil die SchülerInnen ein erheblich erweitertes mathematisch(!)-naturwissenschaftliches Weltbild bekommen.

  1. ist das Buch Bild , weil von einem bekennenden Laien geschrieben, wundersam einfach und - auch ohne Bilder !- anschaulich (!)

... und doch für SchülerInnen vermutlich gar nicht so einfach, sondern das Buch muss sukzessive er- bzw. durchgearbeitet werden!

"Gar nicht so einfach" ist es vermutlich für SchülerInnen auch deshalb, weil sie viele Bilder (!) noch nicht (im Kopf) haben (können), die mir längst selbstverständlich sind.

Nur ein Beispiel: wenn da (auf S. 512) die von Crick und Watson entdeckte "Doppelhelix" erwähnt wird, so ist das nicht nur mit dem Worbestandteil "helix" ein Fremdwort, sondern haben SchülerInnen vermutlich auch nicht das Bild vor Augen, das mir sofort einfällt: wie Crick und Watson vor dem Modell stehen, an dem sie die doppelspiralige Struktur der DNA entdeckt haben:

... woran ich nebenbei durchaus bemerkenswert finde, dass mir nicht nur ein Bild der Doppelhelix, sondern auch eins mit den Gesichtern der beiden Entdecker einfällt: dass also die DNA für mich sozusagen ein menschliches Gesicht hat und somit (oder genauer: ihre Entdeckung) nicht vom Himmel gefallen ist, sondern in einem wahrhaft dramatischen menschlichen Kampf entdeckt wurde.

(Kein Wunder, dass in der [hiermit schon mal erwähnten] illustrierten Ausgabe Bild  auf S. 508 ein Bild aus derselben Fotoserie eingefügt wurde: es ist geradezu als Ikone der Wissenschaftsgeschichte eingebrannt worden.)

Und nebenbei: die Form der Doppelhelix ist ein Musterbeispiel dafür, dass sich etwas vermutlich gar nicht in Worten erklären lässt, dass da also sogar Bryson in seinem bilderlosen Buch Bild nachgerade "versagen" muss.


Wie nun kann Unterricht aussehen, in dem Bücher illustriert werden

(wobei ich den Fall 3a. oben mal weg lasse)?:

Nun gibt es ja (leider) schon die illustrierte Ausgabe Bilddes Bryson-Buchs, an der man allerlei lernen kann

("leider", weil ich sonst Brysons Buch Bild zur Illustration durch Schüler vorschlagen würde):

(legitimer Selbstzweck; z.B. bei Forscherportraits, die ein wenig Menschlichkeit in das Naturwissenschaftsbuch bringen),

aber eigentlich doch optischer Schnickschnack

(damit aber oftmals auch eher ablenkend)?

(wohlgemerkt in einem Text, den Bryson geschrieben hat, lange bevor die Illustrationen hinzukamen;
und so ganz nebenbei frage ich mich da auch, ob überhaupt er selbst die Illustrationen nachgetragen [bzw. das Nachtragen überhaupt kontrolliert] oder ob da ein Dritter mehr oder minder sinngemäß Illustrationen "drüber geschättet" hat).

Für all das liegen in dem ansonsten sehr ansprechend gestalteten Buch Bild Beispiele vor.

Dasselbe ist natürlich auch beispielsweise mit der illustrierten Version Bild von Dan Browns "Sakrileg" möglich, das ich allerdings - im Gegensatz zu Brysons Buch - textlich für grausig schlecht halte.


Mit oder ohne "vorbildliche" Illustrationsbände kann man dann aber an die Illustration von bislang nicht illustrierten Büchern gehen, also z.B. - an Bild (oder darin zumindest das Einleitungskapitel; vgl. Bild ) oder  Bild .

Zu allererst wäre da zu fragen: Was ist ohne Illustration schwer oder gar nicht verständlich, schreit also regelrecht nach illustrativen Zusätzen

(womit wir allerdings bei dem Problem sind, dass viele SchülerInnen oftmals gar nicht bemerken, dass sie etwas nicht [wirklich] verstanden haben).

Ansonsten gelten natürlich dieselben Kriterien, wie sie oben bei den Illustrationen des Bryson-Buchs aufgestellt wurden.

Das heißt aber, dass keineswegs wild drauflos illustriert wird, sondern immer zu begründen ist, warum wofür welche Illustration gewählt wurde.

Die Illustrationen lassen sich dabei, da sie ja nicht über den Unterricht hinaus verbreitet werden, allüberall (aus Büchern, dem Internet ...) klauen.... und, falls sich nichts Entsprechendes finden lässt, durch eigene Zeichnungen, Fotos und - in elektronischer Form - Filme (z.B. von Experimenten) ergänzen.

über all sowas schreibt man natürlich keine schnöden Klassenarbeiten - und doch sind das Engagement und die Kreativität von SchülerInneN durchaus bewertbar.

Ziel sollte (evtl. nach Gruppenarbeit) ein treffend illustriertes und (auch typographisch und layoutmäßig) schönes Buch sein, das alle SchülerInnen hinterher stolz (zumindest in elektronischer Form) mit nach Hause nehmen können.

(Wie das technisch funktionieren soll? Nun, in vielen Gruppen werden die Seiten eingescannt [jede Gruppe ein Kapitel] und dann seitlich mit Bildern versehen. Dennoch aber wird der Kauf des [Taschen-]Buchs für alle SchülerInnen verpflichtend gemacht, denn wer liest schon zig Seiten am Bildschirm?)