eine Lampe
Anschauung / Anwendung
oder
für die Mathematik
 
... auf dass den Mathematikern ein Licht aufgehe
 

In meine Essays zum Thema habe ich mehrfach Überlegungen zum Unterschied "Anschauung / Anwendung" eingestreut.

Zwei Beispiele:

 

Vielleicht sind sogar die vielgeschmähten "eingekleideten" (Pseudo-)Anwendungsaufgaben viel besser als ihr Ruf, nämlich in Wirklichkeit beste Veranschaulichungsaufgaben, bei denen beispielsweise eine technische Anwendung "nur" dazu dient, Innermathematisches besser zu verstehen (und nicht umgekehrt die Mathematik dazu, eine bessere Technik zu erhalten) [...]: die ganze Welt [...] ist geeignet, wenn nicht geradezu dazu geschaffen, die Mathematik zu veranschaulichen.

 
  • Es geht [...] nicht um die Anwendung der Mathematik auf die (außermathematische) Wirklichkeit [...],
  • sondern um die Veranschaulichung der Mathematik durch die (außermathematische) Wirklichkeit:
  • die Wirklichkeit ist also nur Mittel zum Zweck der Veranschaulichung der Mathematik.

Ein konkretes Beispiel für

ist die Lampe , die letztens über einem Tisch in einem Restaurant schwebte, in dem meine Gemahlin und ich gespiesen haben.  

Bekanntlich lässt sich über Geschmack nicht streiten

(bzw. für den [ein-]gebildeten Lateiner "De gustibus non est disputandum"),

und eigentlich will ich den Besitzern des ansonsten exzellenten Restaurants auch nicht zu nahe treten.

Aber um " die Wirklichkeit ist [...] nur [!] Mittel zum Zweck der Veranschaulichung der Mathematik " zu veranschaulichen, sei doch mal mit Max Goldt konstatiert:

 "Wenn Design ist, muss man [...] sagen: »Die Lampen leiden am meisten darunter.«"

In


Lampenläden

wird mir durch all die dort ausgestellten Geschmacklosigkeiten immer ganz trostlos zumute, und dann wünsche ich mir, dass 

(wie auch in Einrichtungs-Läden für die armen sowie dezent protzenden reichen Leute

ein Bulldozer all den -Wohlstandsmüll in einen Müllcontainer schiebt

( : "Und am Mittwoch kommt die Müllabfuhr und holt den ganzen Plunder")

oder (besser noch) die Lampen-Fabriken ihren Krempel ohne Umweg über die Kunden direkt auf den Müllplatz fahren.

Die Lampe erfüllt ihren gänzlich unmathematischen Zweck, den darunter stehenden Tisch auszuleuchten, aber

Nun interessiert mich hier aber

(Der Fairness halber sei hier aber kurz ein- und dann dennoch der Mathematik zuliebe schleunigst wieder beiseite geschoben, dass vielleicht

[ als moderne Variante von ?].)

Aber zurück dazu, dass "das Gedöns [...] überhaupt erst und nur mathematisch »Sinn macht«".

Damit möchte ich allerdings nicht behaupten, dass der Designer, der die Lampe verbrochen hat


Wie so oft in der Wissenschaft:

"[...]  [nur] wer da [schon] hat, dem wird gegeben werden [...]"
(Matthäus-Evangeliums 25,29)

(aber noch nicht betriebsblind ist)

(oder gar wie ich schon eines gebaut hat:  ; vgl.   ).

Weil ich aber derart vorbelastet bin, dachte ich, als ich mich dem Tisch näherte und die Lampe deshalb erstmal zweidimensional von vorne sah , an das dreieckige Oberteil des Galtonbretts.

Und die Glaskugeln erinnerten mich an fallende Regentropfen und diese wiederum an die Kugeln, die im Galtonbrett hinunter rieseln:


.

Als ich mich dann aber hinsetzte und die Lampe von schräg unten sah, erkannte ich, dass sie

(im Gegensatz zum Galtonbrett)

dreidimensional war, nämlich eine Pyramide mit rechteckiger Grundfläche:

(vgl. eine Dunstabzugshaube:  )

Nun hat aber eine Pyramide, die auf sich hält, ein quadratische Grundfläche

,

und deshalb stelle ich mir einfach vor, die Lampe hätte ebenfalls eine quadratische Grundfläche:

(Pippi Langstrumpf: "ich mach mir die Welt / widewide wie sie mir gefällt"; )

Zusammen mit dem Tisch unter der Lampe ergibt sich

.

In dieses Gebilde lege ich nun eine orange und eine lila Querschnitts-Fläche:

              

 Damit erhalten wir die beiden Flächen

                .

Nun ist die lila Fläche allerdings perspektivisch verzerrt - und hat in Wirklichkeit dieselbe Form wie die orange Fläche:

 

Weil diese beiden Flächen zweidimensional sind, können wir da Gaußkurven reinlegen (s.o.):

  

Um das wieder in einsetzen zu können, müssen wir in die perspektivische Verzerrung (rück-)verwandeln.

und in die Lampendarstellung eingesetzt ergeben .

Spätestens an erkennt man aber vielleicht, dass die vollständig dreidimensionale Glockenfläche so aussieht:

(... womit aus dem abgenagten zweidimensionalen Glockenquerschnitteine ganze dreidimensionale Glocke geworden ist:

Friedrich Schiller:

Die Glocke

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muss die Glocke werden
Frisch Gesellen, seid zur Hand.
Von der Stirne heiß
Rinnen muss der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.

[...]

In meinen Augen sieht das Ergebnis allerdings eher aus wie ein  Hügel [nur steiler] oder wie das Dach dieses Hotels in Shenzhen [China]: )


Die Erkenntnis, dass in der Lampe die "Gaußfläche" steckt, ist mir allerdings beim Ansehen der Lampe

(wie aus didaktischen Gründen oben)

auf langen Umwegen.

Aber das ändert nichts daran, dass ich überhaupt erst durch die Lampe auf die mir bis dahin unbekannte dreidimensionale "Gaußfläche" gekommen bin:

    

Es war also nicht so, dass die Lampe

 

Die Lampe war also

(für mich notwendige)

Die Lampe hat also erheblich mehr geleistet als das, was bereits oben beschrieben wurde:

 

Vielleicht sind sogar die vielgeschmähten "eingekleideten" (Pseudo-)Anwendungsaufgaben viel besser als ihr Ruf, nämlich in Wirklichkeit beste Veranschaulichungsaufgaben, bei denen beispielsweise eine technische Anwendung "nur" dazu dient, Innermathematisches besser zu verstehen (und nicht umgekehrt die Mathematik dazu, eine bessere Technik zu erhalten) [...]: die ganze Welt [...] ist geeignet, wenn nicht geradezu dazu geschaffen, die Mathematik zu veranschaulichen.

 
  • Es geht [...] nicht um die Anwendung der Mathematik auf die (außermathematische) Wirklichkeit [...],
  • sondern um die Veranschaulichung der Mathematik durch die (außermathematische) Wirklichkeit:
  • die Wirklichkeit ist also nur Mittel zum Zweck der Veranschaulichung der Mathematik.

Es geht in diesem Essay

(die für Schulen auch viel zu kompliziert wäre),



Die Lampe hat mich nicht nur zu geführt, sondern zeigt auch, wie man eine dreidimensionale Version des Galtonbretts bauen könnte: man nehme einen


Perlenvorhang,

wie er oft vor Türöffnungen gehängt wird

(die grauen Kugeln entsprechen den Glaskugeln in der Lampe ),

und montiere dahinter versetzt weitere Perlenvorhänge:

Und dann lasse man von oben Kugeln durch dieses Gitternetz rieseln. Sie werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit unten annähernd so anhäufen.

Leider ist die Lampe aber nur ein "halbguter" Tipp:  eine in dem Gitter herabfallende Kugel kann nicht exakt von oben auf eine nächsttiefere Gitterkugel fallen, weil da der Faden bzw. die Stange im Weg ist Dadurch sind die weiteren Fallrichtungen aber nicht gleichwahrscheinlich.

(Nebenbei: erinnert mich doch sehr an

Conrad Ferdinand Meyer:

Der römische Brunnen

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

Vgl. .)

Da sich ein senkrechtes Gitter als ungünstig erwiesen hat, habe ich überlegt, ob ein waagerechtes Gitter besser geeignet wäre.

Man nehme also schwarze Gitter und rote Gitter und staple sie abwechselnd derart übereinander, dass die Knotenpunkte der roten Gitter immer (von oben gesehen) genau in der Mitte der schwarzen Quadrate liegen:

Wieder schräg von der Seite gesehen ergibt sich dann

.

Ein erstes mit gebautes Modell sieht dann so aus

(... wobei alle Teile weggelassen wurden, durch die die Kugeln sowieso nicht fallen können, sich also die Pyramidenform ergibt):

Wenn man dieses Modell von der Seite ansieht , erkennt man, dass

Um nun herauszufinden, wie die von oben herunterrieselnden Kugeln fallen, schauen wir uns das Modell von oben an

und dann nacheinander die Ebenen :

(dabei hat jede der vier Fallrichtungen , , und dieselbe Wahrscheinlichkeit , d.h. die Wahrscheinlichkeitsverteilung ist "gleichverteilt").

Statt der zwei möglichen Fallrichtungen bei der Bi(= zwei)nomialverteilung gibt es hier also vier mögliche Fallrichtungen, so dass man auch von einer "Tetra(= vier)nomialverteilung" sprechen könnte. 





 
 


Schauen wir uns nun noch an, wie in Ebene 3 die Kugeln durch die Löcher  A  bis  I  fallen: :
;
;
;
;
;
;
;
.
Lange Rede, kurzer Sinn: insgesamt erhalten wir

.
Daran fällt dreierlei auf:
  1. ist
  1. : je weiter Löcher vom Mittelpunkt entfernt sind, desto kleiner ist die Zahl in den Löchern: ;
  2. tauchen die Zahlen , = 2  und = 2 auf, wird also immer verdoppelt.
Leider habe wir aber bei der Herleitung von   die herabfallenden Kugeln völlig aus den Augen verloren. Deshalb schauen wir uns an drei Beispielen mal an, wie die Kugeln durch die Ebenen hinunterfallen:
Entsprechend gilt für die anderen  -Löcher:

Eine Kugel kann also nur auf (eine) Art in eines der  -Löcher fallen, nämlich indem sie zwei Mal in dieselbe Richtung fällt.

Entsprechend gilt für die anderen  -Löcher:

Eine Kugel kann auf Arten in eines der  -Löcher fallen, nämlich indem sie

oder oder oder

Wenn aber
Daraus folgt: wenn man oben in  16 Kugeln hinein wirft, landen sie unter der Ebene 3 mit großer Wahrscheinlichkeit so:
Und wenn wir nun im Zweidimensionalen diagonal so schneiden , ergibt sich im Dreidimensionalen , d.h. es ergibt sich schon annähernd eine Gaußsche Glockenfläche und insgesamt etwa .
PS: hier soll nicht der eigentlich ja interessanteste und überhaupt erst im eigentlichen Sinne mathematische Schritt gegangen werden, nämlich die Klärung der Frage,
  • wie sich das Ebene-3-Muster zur Ebene 4, Ebene 5 , Ebene 6 .... Ebene n

                (z.B. n = 1000, also Ebene 1000)

         hin verändert

  • und ob man das schon an erkennen kann

                (und sich damit die Betrachtung aller Zwischenebenen [z.B. Ebene 1, Ebene 2, Ebene 3 ... Ebene 999] sparen kann).