der Mann im Mond

Einleitung
A) Theorie: (Un-)Verständnis der Naturwissenschaften
B) Theorie: Unverständnis der Mondphasen
C) Praxis: Verständnis der Mondphasen

 

"Noch ein Hinweis auf die Konkurrenz: Wer das mit dem Mond ausführlicher haben will: »Der Mann im Mond« ist ladenswert!"
(dito: Klaus Kohl: "Himmlische Verhältnisse")

vgl. auch

Es erstaunt mich nicht im mindesten, dass die meisten Menschen heute noch geozentrisch denken und vor allem "fühlen", eben so, als sei die Erde eine flache und feste Scheibe: das ist nun mal der direkte Sinneseindruck.

Vielmehr erstaunt es mich grenzenlos, dass die Wissenschaftler sich schon seit 2500 Jahren einig sind, dass die Erde eine Kugel ist. Das hat auch Aristoteles ausdrücklich gesagt, und somit ist auch Galilei keineswegs deswegen verurteilt worden; und das wussten natürlich auch die Zeitgenossen von Kolumbus.

Martin Wagenschein:

"Der Mond der Dichter kommt aus der Fülle aller unserer Zuwendungsmöglichkeiten.

[Womit Literatur eben doch (im Gegensatz zu unten genannter Komplementarität) potentiell alles - und d.h. eben auch Naturwissenschaften und insbesondere die Physik - umfassen würde!!!]

Wir sind offen, sehen alles, was wir sehen, so, wie es uns ansieht. Wir sehen von nichts ab.
Des Mondes der Physiker, der Astronomen bemächtigen wir uns erst durch eine [von Wagenschein keineswegs denunzierte] Beschränkung von uns selbst auf den messenden Verstand allein. Der Lohn ist die Bemächtigung: Wir kommen hinauf.
Wir können in der einen und wir können in der anderen Naturauffassung  sein und können uns in jeder von beiden einrichten, als gäbe es die andere nicht. Unsere ganze Freiheit aber gewinnen wir erst, wenn wir im Laufe eines tiefen Atemzugs umspringen können von der einen in die andere, von dem einen Aspekt in den anderen."

An anderer Stelle im selben Aufsatz "Die beiden Monde" (Zum Frieden zwischen zwei Weltauffassungen)" spricht Wagenschein von "komplementäre[n] Natur-Zuwendung[en]". Als Physiker wird er gewusst haben, was Komplementarität physikalisch (etwa bei der Untersuchung des Lichts) bedeutet: vereinfacht gesagt: zwei Seiten derselben Medaille, die beide zusammen überhaupt erst die Medaille sind, aber (wie der Wellen- und Teilchencharakter des Lichtes) nie gleichzeitig sichtbar sind.

(Wobei in Bezug auf Licht zu ergänzen ist, dass die Wellen- und die Teilcheneigenschaft beide schon vermittelt bzw. erst in Experimenten sichtbar sind, also noch eine dritte Eigenschaft [die Kante der Medaille?]  vorliegt: die "normale" [physiologische] menschliche Wahrnehmung des Lichts:

Alle drei Aspekte zusammen ergeben erst die Dreidimensionalität/das Material der Medaille bzw. sind sie erst.)

Vorstellbar bleibt der Mond für Wagenstein also noch nur als Kippfigur

,

zwischen deren beiden Aspekten

man mit einiger Übung nach Belieben hin und her springen, die man aber "leider" nie gleichzeitig erfahren  kann (vgl. ).

Ich aber will zeigen, dass man manchmal beide Aspekte gleichzeitig, also ohne Springen sehen kann:

Dann erst wird der Mond zu einem  (wenn auch seltenen) Beispiel für den wirklichen " Frieden zwischen zwei Weltauffassungen".

(Solch ein Frieden mag allerdings auch anders zustande kommen:


Der Mond ist unzweifelhaft enorm faszinierend, und diese Faszination ist letztlich unerklärbar:

Der Mond

(seit heute [23.11.02] Nacht weiß ich
[bzw. da habe ich es zum ersten Mal bewusst wahrgenommen],
dass der Mond
- so wie der Regenbogen mehrere "Bahnen"
-
sogar mehrere Höfe haben kann:

in natura ein schier unglaubliches Erlebnis!)

- und kehrt doch verlässlich wieder.

A. Theorie: (Un-)Verständnis der Naturwissenschaften
  1. interessiert es mich immer mehr, was an Naturwissenschaft denn eigentlich im Kopf von „Otto Normalverbraucher“ angekommen ist

(denn letztlich bestimmt das allein, inwieweit Naturwissenschaft in das gängige Weltbild integriert ist; ansonsten ist „Otto Normalverbraucher“ im besten Fall Nutznießer, im schlechtesten Opfer).

Mit „im Kopf angekommen“ meine ich, dass es für (allzu?) selbstverständlich gehalten und spontan zur Erklärung natürlicher Phänomene angewandt wird.

          ,

sondern in einer Parabel fällt:

                                    

Ich hab´s in meinem Freundeskreis (unter ausgesprochenen Nicht-Naturwissenschaftlern) überprüft: dass weiss inzwischen jedeR, da denkt keineR mehr aristotelisch. D.h., diese Erkenntnis frühestens Tartaglias um 1500 nach Christus ist inzwischen wirklich gründlich angekommen, ja, selbst der Laie kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie Aristoteles „so einen Quatsch“ (von wegen erst gerade nach rechts und dann plötzlich hübsch gerade nach unten) behaupten konnte.

(Und doch: die Menschen hielten so was 2000 Jahre lang keineswegs für Quatsch, sondern für selbstverständlich. Sie waren nicht dümmer als wir, sondern haben die Welt nur anders gesehen bzw. auf andere Fragen an die Natur andere Antworten von ihr erhalten.)

da bin ich mir ausgesprochen unsicher:Bisher gibt es nur ziemlich „faule“ Veranschaulichungen: das Universum seit dem Urknall sei in seinen vier (und mehr) Dimensionen z.B. wie ein Rosinenhefekuchen in drei Dimensionen: wenn ich ihn aufbacke, entfernt sich jede Rosine von jeder (so, wie sich alle Sterne im Weltall voneinander entfernen; also auch alle Sterne von unserer Erde und unsere Erde sich umgekehrt von ihnen). Kleiner Haken bei diesem ja durchaus schön-veranschaulichenden Beispiel ist, dass wir es (die Expansion des Weltalls) nicht konkret, nicht hier und jetzterleben und beobachten können: dazu ist diese Expansion (gemessen an unserem kurzen menschlichen Leben) viel zu langsam. Dass Menschen diese Expansion dennoch erkannt haben, ist reine (mathematische) Theorie.

(und oft gilt dann: halb wahr ist schon ganz falsch – und enthält eben doch den entscheidenden Funken Wahrheit bzw. den „Knackpunkt“):

  1. eben gerade den schon genannten freien Fall:

Hier aber ist einer der oben schon genannten „Knackpunkte“: tun die verschieden schweren (und wichtiger: verschieden geformten) Körper ja auch nicht – bzw. nur im absoluten Vakuum – das es aber nirgends im Weltraum gibt (bzw. immer nur annäherungsweise).

Da kann man (der Laie) sich doch zweierlei fragen:
  1. : was habe ich von einer Erkenntnis, die nirgends gilt?
  2. : wie sind die Physiker denn drauf gekommen, wenn´s nirgends gilt?

(Erklärungen spare ich mir hier mal, weil es mir letztlich nicht um den freien Fall geht, sondern exemplarisch um „Den Mann im Mond“ [s.u.]; nur so viel: die Erklärung liegt in der „Annäherung“ und in Gedankenexperimenten, die es z.B. schaffen, alle Luft probeweise weg- und somit das absolute Vakuum probeweise herbeizudenken).

Ebenso uneinsehbar wird für den Laien auf den ersten Blick eine Folgerung aus der Gleichung s = 1/2 gt2 sein, wenn s darin ausdrücklich der senkrecht nach unten zurückgelegte Weg ist:  Gegenstände, die aus gleicher Höhe mit verschiedenen Geschwindigkeiten zur Seite geschossen werden, fliegen zwar verschieden weit, prallen aber doch gleichzeitig auf dem Boden auf:
                          
(das liegt daran, dass sich die parabelförmige Bewegung in jedem Punkt aus zwei Bewegungen zusammensetzt:
  1. der nach Abschuss gleichförmig unveränderten nach rechts [das Geschoss wird ja in seitlicher Richtung weder weiter beschleunigt noch gebremst],
  2. aus der durch die Schwerkraft zunehmend beschleunigten senkrecht nach unten.
In Kombination der beiden Bewegungen folgt, dass die Parabel immer steiler wird.Da die zweite Bewegung aber unabhängig von der ersten wirkt, holt sie das Geschoss auch unabhängig von der ersten [und nur abhängig von der Höhe] auf die Erde herab.Anders gesagt:  man  hätte  das  Geschoss  auch  ohne   jede   seitliche  Beschleunigung schlichtweg nach unten fallen lassen können         : auch so wäre es zum selben Zeitpunkt unten angekommen.)
  1. (s.u.) die Erklärung der Mondphasen durch vermeintliche Mondfinsternisse

die - anders als Mondphasen - innerhalb weniger Stunden durchlaufen werden und bei denen sich der Erdschatten während eines Durchlaufs gleich groß über den Mond bewegt

(Bei der Mondfinsternis fällt ein fremder Schatten [der der Erde] auf den Mond, bei Mondphasen liegen Teile des Monds in seinem eigenen Schatten, und deshalb haben diese Schatten auch tatsächlich eine ganz andere, klar unterscheidbare [z.B. mal konvexe, mal konkave] Form.)

Nebenbei: die meisten Uhren, auf denen (durchaus rechtzeitig!) angebliche Mondphasen angezeigt werden, wie z.B.

,

zeigen in Wirklichkeit die Formen von Mondfinsternissen. Das liegt an der dafür erheblich einfacheren Mechanik, bei der nur feste Scheiben vor die Darstellung des Vollmondes wandern.

  1. meine ich sowieso, dass wir immer mehr „schizophren“ werden

(oder um es freundlicher zu sagen: dass der Fortschritt moderner Naturwissenschaft nun mal gerade in der intellektuell-theoretischen Abstraktion von der direkten Anschauung und vom „gesunden Menschenverstand“, also auch vom Anthropozentrismus besteht;

um des doch noch mal kurz am Beispiel des freien Falls zu zeigen: man kann ihn – und zwar in normaler Atmosphäre/Luft - paradoxerweise besonders gut erklären und beschreiben, wenn man probeweise „so was Nebensächliches“ wie die Luft mal weg-, also das absolute Vakuum denkt; ohne diesen abstrahierenden Umweg kann man ihn aber überhaupt nicht erfassen):

Kurz gesagt: für uns (alle!) dreht sich noch immer – gegen all unser „Wissen“ - die Sonne um die Erde.

(Und damit haben wir ja auch „irgendwie“ recht: sämtliche Positionen sind relativ, und die Behauptung, dass sich „in Wirklichkeit“ die Erde um die Sonne dreht, hat nur den einzigen Vorteil, dass damit alle astronomischen Vorgänge erheblich einfacher und logischer [nämlich nur mit der Schwerkraft] erklärbar sind.

Und ich finde es auch gut und ehrlich, sich solche Primärerfahrung wie eben, dass sich die Sonne um die Erde dreht, nicht nehmen zu lassen!)

  1.  – und gerade darum geht´s mir hier ja! – gibt es vielleicht doch eine Versöhnung zwischen den Gegensätzen. Anders gesagt: man kann so einiges (wenn auch nicht alles) vielleicht eben doch sehr anschaulich kriegen!

B) Theorie: Unverständnis der Mondphasen

 

"Für uns besonders interessant sind die Gründe, die Aristoteles [384 - 322 vor Christus] für die Kugelgestalt der Erde anführt. Dazu gehören die Beobachtungen der Mondphasen, die er, zu Recht [???], als Schattenbildung der Erde charakterisierte, wenn diese zwischen Mond und Sonne gerate [...]"
(Holger Afflerbach in: "Das entfesselte Meer; Die Geschichte des Atlantik"; 2001 nach Christus)

 

Wenn ich Laien befrage, erklären sie häufig die Mondphasen (Voll-, Halb-, Neumond) falsch durch Mondfinsternisse, also dadurch, dass der Mond durch die Erde beschattet werde.

([partielle] „Mondfinsternis“ bedeutet, dass die Erde [teilweise] zwischen Sonne und Mond steht und deshalb den Mond [teilweise] beschattet.

Nun weiß ja jeder „Experte“, dass diese Mondfinsternisse viel zu selten vorkommen, als dass sie regelmäßig monatlich zustande kommen könnten, um Mondphasen zu bewirken.)

Interessant, ja, für meine Argumentation bezeichnend finde ich es aber doch, dass Mondphasen oftmals durch vermeintliche Mondfinsternisse erklärt werden: kein mittelalterlicher oder antiker Mensch wäre auf solch eine Erklärung gekommen, weil er ja nichtmal Mondfinsternisse (korrekt im Sinne des modernen Weltbildes) erklären konnte. Der moderne Laie hat also die Mond- und nebenbei Sonnenfinsternisse („irgendwie stehen die sich im Weg“) durchaus schon, die Mondphasen aber noch nicht verstanden. Üblicherweise (mit interessanten Ausnahmen) ist der Mond nur nachts zu sehen, also über uns (dem Horizont), während die Sonne verschwunden, also unter uns (dem Horizont) ist. Da liegt die (falsche) Erklärung, die Erde befände sich zwischen Sonne und Mond, es läge also eine Mondfinsternis vor, doch immerhin nahe! D.h., Laienfehlurteile  haben in der Regel allerbeste Gründe bzw. sind zumindest halb verstandene (und dann rabiat allüberall angewandte) Logik. Eine noch viel einfachere – und naheliegendere – Erklärung der Mondphasen als die (falsche) durch Mondfinsternisse ist wohl diejenige, die bis heute in der Sprache (die sowieso immer recht behält!) festgehalten ist: dass der Mond nämlich zu- und abnimmt, also tatsächlich kleiner und größer wird. Dieser Anschauung (!) nach ist es also nicht so, dass der Mond zwar immer „ganz“ (rund, kreis- bzw. kugelförmig), aber nur teilweise beleuchtet ist/gesehen werden kann. Sondern beispielsweise die Mondsichel ist der ganze, nur dünner gewordene, abgemagerte Mond. Der Mond macht also einmal im Monat eine Abmagerungskur (bis zum völligen Verschwinden) und hat dann wieder einen Fressanfall, bis dass er wieder feist und fett ist (halt ein kugelrundes „Mondgesicht“ hat). Vermutlich legt die Sprache auch noch Zeugnis davon ab, dass dies die Sichtweise war, bevor die Menschen überhaupt die heutige, naturwissenschaftliche Erklärung für Mondfinsternisse und Mondphasen kannten. Überhaupt staune ich, wie wenig Anschauung Laien mit dem Mond und seinen Phasen verbinden: also z.B., dass sie (darauf wird zurückzukommen sein) mit dem konkreten Erscheinungsbild des Mondes nicht – wie ich – Tageszeit und Himmelsrichtung verbinden können; fast hätte ich gesagt: wie wenig sie mit ihm „auf du“ sind. Nun, muss man ja nicht, braucht man nie – macht aber doch Spaß, ja, integriert einen ein bisschen mehr ins Weltall, statt das man es immer nur als erschreckend abstrakt, willkürlich und erniedrigend riesengroß empfindet.

(Nunja, die Erklärung der Mondphasen durch Mondfinsternisse ist zwar falsch, aber auch in sich stimmig, also „wärmend“.)

Es ist mir fremdartig, dass viele Menschen durch solche naturwissenschaftlichen Erklärungen, wie ich sie im folgenden anführen werde, eine Entzauberung empfinden und sich deshalb geradezu gegen sie wehren bzw. verzweifelt versuchen, hinter sie zurück zu kommen (etwa so, wie jeder am liebsten wieder an den Weihnachtsmann glauben würde). Für mich hingegen schließen sich doch die vornaturwissenschaftliche, manchmal magische Anschauung einerseits (eben „der Mann im Mond“, der mich anschaut) und die naturwissenschaftliche Erklärung andererseits keineswegs gegenseitig aus, sondern sie ergänzen sich vorteilhaft, wie ich im folgenden zu zeigen versuchen werde.

Ich möchte niemandem seine schönen, Geborgenheit gebenden Anschauungen kaputt machen. Auch deshalb nicht, weil naturwissenschaftliche Erkenntnis auch nicht „wahrer“ ist.

Denn sowieso war der Mond schon immer – vor aller naturwissenschaftlichen Erkenntnis und bis heute neben ihr – auch Teil der jeweiligen Zeit- und individuellen Mythologie. Dass beispielsweise verschiedene Epochen auch die Farbe des Mondes verschieden erlebt haben (die Romantik eher silbern, der Expressionismus eher rot), ist ja völlig unabhängig von aller Naturwissenschaft.

Nebenbei: Dass die Verwechslung von Mondphasen und -finsternissen ein Standardfehler z.B. auch unter Studenten ist, zeigt auch Roberto Casati in seinem Buch

Die Entdeckung des Schattens. Die faszinierende Karriere einer rätselhaften Erscheinung; Berlin-Verlag

Das Buch ist weit über die Mondfinsternis und -phasen hinaus lesenswert, weil es es tatsächlich schafft, Schatten als fundamentales kulturelles und philosophisches Phänomen zu verdeutlichen.

 

C) Praxis: Verständnis der Mondphasen

Das allerbeste Modell zur Erklärung und Anschaulichkeit der Mondphasen ist mir der „DER Mann im MOND

das Erlebnis ist ganz subjektiv (ich sehe da einen Löwen, ein zweiter sieht einen Hund, und ein dritter sieht rein gar nichts – außer eben Wolken); Es wie Kinderspiele: ich sehe probeweise „den Mann im Mond“, er begeistert mich auch – und dennoch weiß ich natürlich, dass es ihn nicht „wirklich“ gibt. Und dennoch kann dieser „Mann im Mond“ ein guter Tipp sein, die (physikalisch-astronomische!) Funktionsweise des Mondes wirklich zu verstehen. Dazu braucht man nur zweierlei:
  1. eben diese Anschauung, dass der Mond wirklich ein „Mann“ ist;
oder genauer: der Mond ist im folgenden nur der Kopf dieses Mannes;
  1. die Anschauung, dass er grundsätzlich (wie jeder „Mann“) dreidimensional ist.
 

"»Wenn wir einen Basketball und den Mond ansehen, wie unterscheiden sie sich?«
[...] »Ein Basketball sieht aus wie eine Kugel. Der Mond sieht aus wie eine Scheibe.«
Julie strahlte. »Richtig! Nun die nächste Frage: Da sowohl der Basketball als auch der Mond in Wirklichkeit kugelförmig sind, wie kommt es dann aber, dass der eine wie eine Kugel und der andere wie eine Scheibe aussieht?«
Peter merkte, wie er in Fahrt kam. »Das liegt daran, dass' die Lichtstrahlen vom Mond genauso aussehen wie die Lichtstrahlen von einer Scheibe. Nichts in der Anordnung der Lichtstrahlen deutet auf ein kugelförmiges Objekt hin.«
»Stimmt«, warf Julie ein, »aber gilt dasselbe nicht auch für den Basketball? Wenn ja, warum sehen sie dann verschieden aus?«
Wieder herrschte Schweigen. Betreten gab Peter schließlich zu: »Ich weiß es nicht.«
»Gut, ich werde es dir sagen. Der Grund ist, dass wir, immer wenn wir Basketball spielen, einen Basketball benutzen. Wir benutzen niemals den Mond.«"
(Shimon Malin)

D.h., man muss davon wegkommen, den Mond nur als zweidimensionale (Teil-)Scheibe bzw. (Teil-)Kreis zu sehen: er steht grundsätzlich dreidimensional (als Kugel) vor uns! Und das kann man üben: ich sehe nie einen zwei-, sondern immer einen dreidimensionalen Mond. D.h. auch: ich sehe nie (bei auf- oder untergehendem Mond) nur ein Mondsegment, sondern immer den ganzen (sich evtl. verbergenden) Mond. Bzw. ich ergänze ganz grundsätzlich den Rest. Und in der Tat ist der Mond ja manchmal, selbst wenn er nur Halb- oder Viertelmond ist, in Umrissen ganz zu sehen: er erhält eben nicht nur „von vorne“ Licht von der Sonne, sondern manchmal auch „von der Seite“ Streulicht von der Erde (also Sonnenlicht, das auf die Erde fällt und von da aus wie durch einen Spiegel zum Mond hin reflektiert wird):

Um nun im folgenden die Mondphasen zu verstehen, vernachlässigen wir viele Details

(die ich nur deshalb hier erwähne, weil jeder von dem einen oder anderen mal gehört hat und diese Details deshalb oftmals unzulässig mit der Erklärung der Mondphasen vermischt werden):

(mehr noch: wir werden manchmal der Einfachheit halber vom Primäreindruck ausgehen, dass die Sonne sich nach wie vor um die Erde dreht; denn schließlich geht es darum, den „normalen“ Alltagseindruck vom Mondgeschehen aus Sicht der scheinbar feststehenden Erde zu verstehen),

 (wodurch die Jahreszeiten entstehen),

(aus diesem Umstand ergibt sich eben sehr selten – und dann auch nur bei Vollmond – die Mondfinsternis, aber auch und noch seltener – und dann auch nur bei Neumond – die Sonnenfinsternis; aber um diese beiden geht es uns hier ja gerade nicht;

Vorsicht: eine Mondfinsternis ereignet sich nicht bei jedem Vollmond, eine Sonnenfinsternis nicht bei jedem Neumond, sondern beide nur ganz selten unter ganz speziellen zusätzlichen Voraussetzungen),

.

(Nebenbei: mit der berühmten "dark side" of the moon" von Pink Floyd ist also

Hier sei in einem kleinen Exkurs eingebaut, warum uns der Mond immer dieselbe Seite zeigt, was auch heißt: seine Drehung um die eigene Achse dauert genauso lang wie eine Drehung des Mondes um die Erde, nämlich beide etwa einen Monat:

Monat: [...]  Das Wort hatte in den älteren Sprachzuständen auch die Bed. "Mond"
© Dudenverlag

(vgl.: eine Drehung der Erde um ihre eigene Achse [ein Tag] dauert natürlich nicht so lang wie eine Drehung der Erde um die Sonne [ein Jahr]).

Wie allgemein bekannt, erzeugt der Mond die Gezeiten Ebbe und Flut auf der Erde. Das geschieht durch die Schwerkraft, die aber immer gegenseitig wirkt: wenn also die Erde mich anzieht, so ziehe ich auch ein wenig die Erde an.
Die Erde erzeugt also auch "Flutberge" auf dem Mond. Weil dieser aber aus Gestein besteht, sind sie nur minimal, aber doch - wie wir sehen werden - wirksam.

(vgl. die Gezeiten auf der Erde: der Mond zieht keineswegs nur das Meer an, sondern auch die Landmassen, was allerdings so gering ausfällt, dass wir es nicht bemerken; dennoch ist es mit speziellen Geräten messbar).

Der Mond wird also durch die Schwerkraft der Erde ein wenig zum Oval verformt

(mit zwei Flutbergen wie auf der Erde, weil

  • auf der einen Seite etwas zur Erde hin gezogen wird: es ist näher an der Erde als das Mondzentrum und erfährt daher größere Anziehung als dieses,
  • auf der anderen Seite etwas zurück bleibt: es ist weiter von der Erde entfernt als das Mondzentrum und erfährt daher eine kleinere Anziehung als dieses):


(wobei hier natürlich sämtliche Maßstäbe stark verzerrt sind)

Nun zeigen allerdings - wie auf der Erde - die Flutberge nicht immer direkt zum anziehenden Körper hin, sondern laufen mit einer gewissen Verzögerung hinterher, da die angezogene Masse [die Flutberge] träge ist und daher immer ein wenig Zeit braucht, um auf Trab zu kommen. Realistischer ist also [bzw. war anfangs] folgendes Bild:

Schauen wir uns nun zwei symmetrisch zum Mondzentrum gelegene Punkte A und B der Flutberge an:

Beide Punkte werden von der Erde angezogen, aber der Punkt A sehr viel mehr, da er näher an der Erde liegt. Weil das aber nicht nur für A gilt, sondern für den gesamten erdnahen Flutberg, dreht sich dieser erdnahe Flutberg auf die Erde zu und der erdferne Flutberg von ihr weg, so dass im Laufe einiger Millionen Jahre  tatsächlich wieder folgendes Bild zutrifft - und ab dann bis heute:

Der Mond ist nun also fest an die Erde gekoppelt und zeigt ihr immer dieselbe Seite (den erdnahen Flutberg).

(Nebenbei: weil, wie schon gesagt, die Schwerkraft immer wechselseitig wirkt, wird irgendwann auch die Erde an den Mond gekoppelt werden und ihm immer dieselbe Seite zeigen, nur wird das noch sehr lange dauern, weil der Mond eine erheblich kleinere Masse als die Erde hat.)

Ich finde, diese Erklärung hört sich überzeugend an. Ob sie auch stimmt?

Nebenbei: ich finde es geradezu tragikomisch, dass durch die gegenseitige Bremsung irgendwann auch die Erde dem Mond immer dieselbe Seite zuwenden wird (beide endgültig fest verkoppelt sein werden), d.h. der Mond immer nur von einer (derselben) Seite der Erde aus sichtbar sein wird. Wenn das beispielsweise in Amerika ist, wird jeder Europäer, der mal zwecks lauschiger Mondnacht den Mond sehen möchte, dafür eine halbe Weltreise auf sich nehmen müssen.

Wenn wir vom „Mann im Mond“ sprechen, haben wir also zu bedenken: das Gesicht des „Mannes im Mond“ ist nicht identisch mit der (bei Vollmond) sichtbaren, also der Erde zugewandten Mondseite, sondern unter diesem Gesicht verstehen wir immer die Mondseite, die der Sonne zugewandt ist bzw. von ihr beleuchtet wird, die aber von der Erde aus manchmal nur teilweise oder sogar gar nicht zu sehen ist.

(Dabei muss hier offen bleiben, weshalb der Mond der Erde immer dieselbe Seite zuwendet: keine Ahnung, ob meine Erinnerung stimmt, dass das angeblich daran liegt, dass die Reibung, die sich wegen durch den Mond erzeugter Ebbe und Flut ergab, ihn langsam, aber sicher "stillgelegt" hat.)

Vorerst gehen wir also vereinfachend davon aus, dass

  • sowohl Sonne als auch Erde fest stehen und

  • nur der Mond sich um die Erde bewegt.

 

Zusätzlich werden im folgenden alle Maßstäbe (riesigen Entfernungen und Größenunterschiede) vernachlässigt, damit überhaupt Sonne, Mond und Sterne auf ein Blatt passen und sichtbar groß bleiben. Dabei wird in einem Punkt arg gemogelt: die Sonne wird riesig groß gezeigt, damit ihre Strahlen (fast) parallel sind. Im folgenden ist

 

  Kurz sind noch die beiden Fälle des Neu- und Vollmonds zu erklären:

In der Tat entstehen auf genau diese Art Sonnen- und Mondfinsternisse. Das kommt aber nur selten vor, weil Sonne, Mond und Erde sich meistens nicht in einer Ebene befinden, sondern (übertreibend gezeigt) z.B. folgendermaßen zueinander stehen:  

                  

 

Dabei ist in schwarz die Ebene eingezeichnet, in der sich die Erde um die Sonne bewegt, in rot hingegen die Ebene, in der der Mond um die Erde läuft.

Im Falle des annähernden Vollmonds (links oben) steht also in diesem Fall der Mond über der Ebene, in der sich die Erde um die Sonne bewegt,  der Erdschatten fällt also an ihm vorbei und es kommt somit nicht zu einer Mondfinsternis. Im Falle des annähernden Neumonds (rechts unten) steht hingegen in diesem Fall der Mond unter der Ebene, in der sich die Erde um die Sonne bewegt,  der Mondschatten fällt also an der Erde vorbei und es kommt somit nicht zu einer Sonnenfinsternis. Eine Sonnen- bzw. Mondfinsternis ist also nur in den seltenen Fällen möglich, in denen
  1. der Mond gerade an einer jener beiden Stellen ist, an denen sich die „Mond-“ und die „Erdebene“ schneiden,
  2. und wenn der Mond gerade dann Vollmond bzw. Neumond ist, sich also Erde, Mond und Sonne auf einer Linie befinden.
Ich hatte oben schon erwähnt, „[...] wie wenig Anschauung Laien mit dem Mond und seinen Phasen verbinden: also z.B., dass sie [...] mit dem konkreten Erscheinungsbild des Mondes nicht – wie ich – Tageszeit und Himmelsrichtung verbinden können [...]“. Wie letztlich doch einfach das ist, möchte ich an zwei Beispielen vorführen:
  1. Angenommen mal, der Mond steht folgendermaßen kurz über dem Horizont:

 

Der Mond schaut also nach links hinten unten auf die Sonne, die also auch schon nahe dem Horizont ist und gleich aufgehen wird: es ist etwa sechs Uhr morgens.
  1. Besonders einfach ist die Orientierung allerdings bei Vollmond, weil dann die Sonne immer in genau entgegengesetzter Richtung steht (entgegengesetzter Himmelsrichtung, genauso tief unter dem Horizont wie der Mond über dem Horizont):

Mit der simplen Erkenntnis, dass der Mond immer direkt die Sonne anschaut bzw. ihr grundsätzlich seine helle Seite zuwendet, ließe sich leicht ein „Sonnenfindegerät“ bauen:  

Wenn man also „den Mann im Mond“ verstanden hat, d.h. wenn man weiß, dass er immer die Sonne anschaut, weiß man immer auch, wo (selbst wenn sie untergegangen ist) gerade die Sonne ist.

Und weil nun mal die Sonne der Zeitmaßstab ist, wir allerdings inzwischen auch (anhand des Mondes!) wissen, wo sie ist, selbst wenn sie untergegangen ist, haben wir ab nun keine 12-, sondern eine 24-Stundenuhr.

PS: wenn man erst mal die Mondphasen mittels „des Mannes im Mond“ richtig verstanden und anschaulich bekommen hat, unterlaufen einem auch nicht mehr die Ungereimtheiten, die sich aus der falschen Erklärung mittels Mondfinsternis ergeben: z.B.,
  • dass der Mond manchmal auch tagsüber und somit „in Anwesenheit“ der Sonne sichtbar ist (die Erde also nicht zwischen Mond und Sonne stehen und somit auch keine Mondfinsternis vorliegen kann);
  • oder dass der Mond manchmal als Sichel (Schatten einer kleinen Erde), manchmal als Halbmond (im Mondfinsternismodell nur als Schatten einer riesigen Erde erklärbar) sichtbar ist (was allemal dem Eindruck widerspricht, dass der Mond meist etwa gleich groß, also gleich weit von der Erde entfernt scheint).

Aber nachher, wenn man´s besser weiß, hat man natürlich immer schlau reden, ja, erst dann fallen einem die Ungereimtheiten des ehemaligen/schlechteren Modells auf (und ist man inzwischen schon längst wieder betriebsblind für die des neuen/eigenen?).

PPS: Letztens stand ich (tagsüber) am Strand und sah, wie die Flut langsam in den Prielen auflief. Mit zweieinhalb Zwischenüberlegungen wusste ich, dass Halbmond sein musste.