wie man Mathearbeiten schreibt

Im Folgenden ist von Standard-Mathearbeiten die Rede: da mag es Ausnahmen geben - und sicherlich Variationen:

Oftmals dient diese letzte Aufgabe auch dazu, schon zum Stoff überzuleiten, der nach der betreffenden Klassenarbeit im Unterricht ansteht.

Man nennt diese letzte Aufgabe auch "Einser-Aufgabe": wer diese letzte Aufgabe nicht löst, kann keine "Eins" mehr bekommen - aber immerhin in der Regel noch ein "gut".

Anders gesagt: es ist wahrhaft kein Beinbruch, wenn man die letzte Aufgabe nicht lösen kann.

  1. zumindest alle Teilaufgaben (z.B. 1a., 1b., 1c. ...) einer Hauptaufgabe (hier 1.)

  2. oder sogar erst die Gesamtarbeit (1., 2., 3. ...)

anzusehen.

Und dazu bedarf es eines "Parser"-Blicks: ein "Parser" ist ein Computerprogramm, das mathematische Ausdrücke (z.B. Terme) auf ihre speziellen Eigenarten hin untersuchen kann. Solch ein "Parser" erkennt also z.B., dass

Wie dieser "Parser"-Blick angewandt werden kann, sei an einem Beispiel aus dem Schulbuch Bild (dort S. 119) vorgeführt:

Bild

Das Buch ist hier relativ "nett", weil es

(das aber auch nur bei der ersten Anwendung des direkt vorher Gelernten)

Solche "Nettigkeit" ist allerdings keineswegs üblich, und deshalb muss man die Unterschiede oftmals erst selbst herausfinden:

Der "Parser"-Blick sollte einem allerdings als Allererstes verraten

(und man sollte kurz überprüfen, ob da nicht doch irgendwo eine Ausnahme vorliegt),

dass in sämtlichen Aufgaben Gleichungen vorliegen, womit auch ohne ausdrückliche Nennung insgeheim "Löse" gemeint ist (s.o.) und der Lösungsweg garantiert immer folgendermaßen aussieht:

        Term 1 = Term 2

Bild    Term 3 = Term 4

Bild        ...     =     ....          (die Terme werden von oben nach unten immer einfacher)

Bild    [ein] x  =     Zahl

(wobei hier davon abgesehen sei, dass

Anhand von Aufgabe 1 sei auch noch kurz untersucht, wo der Unterschied zwischen den Teilaufgaben (a, b, c ...) einer Hauptaufgabe (hier 1) besteht:

Wer aber diese nur scheinbar nebensächlichen kleinen Unterschiede nicht bemerkt, sieht auch nicht, wie das systematisch neue bzw. variierte Schwierigkeiten eingebaut sind, rechnet also alles gleich - und somit falsch.

Es gibt noch einen anderen Grund, vor allem Rechnen wenn schon nicht die gesamte Klassenarbeit, so doch zumindest alle Teilaufgaben einer Hauptaufgabe durchzulesen.

Gezeigt sei das - erstens - anhand eines "staatlichen" Vorschlags für sogenannte "Parallelarbeiten" in der 10. Klasse:

"[Ein] Dach [muss] neu gedeckt werden. Dazu werden rechteckige Dachziegel von 30 cm Breite und 40 cm Höhe verwendet.

  1. Wegen der Dichtigkeit liegt jeder Dachziegel auf dem nächstfolgenden darunter liegenden ein Stück weit auf. Diese Überlappung macht 12,5 % der Ziegelfläche aus. Wieviel cm liegen die Ziegel demnach übereinander?

  2. Jeder Dachziegel liegt auch auf seinem rechten »Nachbarn« 5 cm weit auf. Berechne, wie viele cm Dachfläche jeder Ziegel (außer am Rand des Daches) effektiv abdeckt."

Da ist es natürlich eine kleine Gemeinheit, dass erst in b. ganz unscheinbar die Antwort für a. auftaucht: "Jeder Dachziegel liegt auch auf seinem rechten »Nachbarn« 5 cm weit auf." D.h. doch, dass die Dachziegel sich auch horizontal - also in Aufgabe a. - um 5 cm überlappen.

(Nun muss man zwar das Ergebnis in a. noch herleiten, darf es also nicht einfach aus b. übernehmen, aber immerhin weiß man schon, was in a. rauskommen muss, nämlich 5cm.)

Ein zweites Beispiel, diesmal zu quadratischen Funktionen:

"a) Zeige, dass der Graph der Funktion y = x2 -5x + 6,25 die x-Achse berührt.
 b) Zeichne den Funktionsgraphen von y = x2 -5x + 6,25 in ein Koordinatensystem."

Wenn erst in b) nach der Zeichnung gefragt wird, kann "zeige" in a) nicht "zeichnen" bedeuten, ist in a) also wohl eine rechnerische Lösung gemeint.

Wenn die Lehrkraft eine Aufgabe oder deren Fortsetzung nicht findet, ist das nicht ihr Problem, sondern das der Schülerin/des Schülers.

x2 - 7x + 9 -3x2 + 18 - 23x

 

Das hat zudem den Vorteil, dass man bei vielen Teiltermen keinen übersieht.

(all das macht man keineswegs nur der Lehrkraft zuliebe, sondern vor allem zum Selbstschutz: ich habe in meiner Schulzeit allzu oft falsch gerechnet, weil ich selbst nicht mehr mein x von meinem y unterscheiden konnte).

(es ist doch einfach nur ärgerlich, wenn man mit einem Fehler anfängt und dann keinerlei Chance mehr hat).

(Ein Beispiel:

"Zeichne in jeweils ein Koordinatensystem die Funktionsgraphen der Funktionen

  1. f(x) = - 3x +2,

  2. g(x) = x2."

"jeweils ein" heißt ja wohl, dass

  • in 1. ein Koordinatensystem zu zeichnen ist und in 2. ein zweites, neues,

  • 1. und 2. also nicht in dasselbe Koordinatensystem gezeichnet werden sollen.

Und der Plural "FunktionsgraphEN" macht doch überdeutlich, dass zwei Graphen zu zeichnen sind, nämlich 1. derjenige von f und 2. derjenige von g.)

(in der [falschen?] Annahme, das sei besonders einfach)

überaus logisch, und diese Logik gilt es klar zu durchschauen.

(Beispiel sei da die soeben schon anzitierte, jetzt aber vollständige Aufgabe:

"a) Zeichne in jeweils ein Koordinatensystem die Funktionsgraphen der
     Funktionen

  1. f(x) = - 3x +2,

  2. g(x) = x2.

 b) Erkläre anhand des Graphen von g, wie dem Wert x = 3 der zugehörige y-
     Wert zugeordnet wird."

Da bezieht sich die Aufgabenstellung in a) offensichtlich auf die Funktionen f in 1. und g in 2., während in b) nur noch von g aus 2. die Rede ist.

Und nebenbei: man achte hier auch wieder auf die Signalwörter "anhand des Graphen" in b): da wird offensichtlich eine zeichnerische, aber nicht eine rechnerische Herleitung erwartet.)

(Erstes Beispiel:

"Eine Pizza mit dem Radius 30 cm kostet 3 €, eine Pizza mit dem Radius 40 cm kostet 4 €. Bei welcher bekommt man mehr fürs Geld?"

Wenn einE MathelehrerIn schon so "blöd" fragt, ist doch wohl klar, dass falsch ist, was ein Laie denken könnte, nämlich dass man bei beiden Pizzas gleich viel fürs Geld bekommt.

Mathematisch ausgedrückt: das Verhältnis Preis/Pizzagröße ist nicht konstant.

 Zweites Beispiel:

"Entscheide, ob die gegebene Fläche endlich ist; schätze gegebenenfalls ihre Größe ab."

Da ist doch mit dem zweiten Teilsatz die Frage des ersten Teilsatzes fast schon beantwortet: Die Fläche lässt sich sowieso nur abschätzen, wenn sie endlich ist.)

(Das ist keineswegs so utopisch, wie man meinen mag: Papier, Schere, ein Apfel [als Kugel] sowie Stricknadeln reichen.

Kleiner Tipp: bei dreidimensionalen Körpern

  • erst solch einen dreidimensionalen Körper bauen

  • und dann eine zweidimensionale Projektion davon zeichnen
    [in der man einige benötigte Hilfslinien oft leichter entdeckt].)

(Ein Beispiel: wenn ich (3x + 4)2 umrechnen soll und erkannt habe, dass da die erste binomische Formel hilfreich ist, dann schreibe ich sie erst mal drunter:

(3x + 4)2

( a +  b)2,

womit immerhin schon mal klar ist, dass im vorliegenden Fall a = 3x und b = 4 ist.

Nun schreibe ich erst mal allgemein (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 und setze dann in a2 + 2ab + b2 wieder 3x und für b die 4 ein.)

(Auch Zwischenschritte mache man nicht der Lehrkraft zuliebe, sondern zum Selbstschutz:

  • es weiß doch jeder, wie leicht er sich verrechnet, wenn er Mehreres "in einem Abwasch" versucht;

  • angenommen,

    • eine Aufgabe besteht aus neun Zwischenschritten, die jeder mit einem Punkt bewertet werden

[und einen zehnten Punkt bekommt man, wenn man ausnahmslos alles richtig hat];

  • man macht bei all den Zwischenschritten nur einen einzigen Fehler;

dann erhält man doch immerhin noch acht Punkte für die restlichen richtigen Zwischenschritte);

(also nach dem Motto: "LiebeR LehrerIn, suche dir doch gefälligst selbst aus, was dir gefällt bzw. richtig ist").

3a (erledigt)
  b (erledigt)
  c (noch nicht erledigt)

Erst wenn man alle Teilaufgaben erledigt hat, auch die Gesamtaufgabe abhaken, also z.B.

3a (erledigt)
  b (erledigt)
  c (erledigt), also (jetzt erst) Gesamtaufgabe erledigt.

(z.B. | 2 bedeutet dann: ich wollte beide ganzen Seiten mit 2 multiplizieren; habe ich es denn auch tatsächlich getan?).

(dann ist der Bezug der Rand-Korrektur der Lehrkraft zur jeweiligen Aufgabe nicht mehr deutlich);

(Beispielsweise bei der quadratischen Ergänzung sieht das dann im Idealfall folgendermaßen aus:

Bild

.Daran kann man genau sehen,

  • was von Schritt zu Schritt unverändert geblieben ist,

  • wo Veränderungen stattgefunden haben

  • und wie das Neue aus dem Alten hervorgegangen ist.)

(denn damit kann man ja auch Ergebnisse weitergeben).

Wer also seinen Taschenrechner vergessen hat, muss alles "zu Fuß" rechnen.