Mathematik als Wissensreservoire

- Mathematik ist paradoxerweise gerade deshalb ein Wissensreservoire und Erbe unserer Vorfahren, weil sie überhistorisch ist:

etwas war zwar lange unbekannt, aber seitdem es zum ersten Mal entdeckt wurde, steht es - falls es nicht schlicht vergessen wird - in alle Ewigkeit als gesichert zur Verfügung:

der Satz des Pythagoras wird auch noch in 10 000 Jahren auf ein dann vielleicht erstmals anfallendes Dreieck (z.B. mit Katheten der Länge 4000 und 5000 km) anwendbar sein, weil er für ausnahmslos alle (und so ganz nebenbei unendlich viele) rechtwinkligen Dreiecke bewiesen ist (merkwürdigerweise auch für die, die noch kein Mensch bedacht oder gesehen hat);

- Mathematik ist paradoxerweise gerade deshalb auf so viele (historisch!) unterschiedliche Fälle anwendbar, weil sie grundsätzlich von aller Anwendung abstrahiert:

bestimmte Wellengleichungen sind beispielsweise genauso auf die Saiten einer vorsintflutlichen Laier wie auf die Technik eines turbogeil-modernen Videorekorders anwendbar, ja, werden wohl auch dann noch angewandt werden, wenn diese heute noch so turbogeil-modernen Videorekorder längst Schnee von gestern oder sogar vergessen sind.

Mathematik ist also vielleicht das Destillat aus unendlich vielen historischen Erfahrungen (Anwendungen):

dasjenige aus ihnen, was jenseits des Einzelfalls gilt.

Trotz aller über-Historizität der Mathematik bleiben aber die Mühen unendlich vieler Vorfahren zu würdigen, die sie erzeugt haben!