„Immer sind
Millionen Menschen innerhalb eines Volkes nötig, damit ein Genius entsteht,
immer müssen Millionen müßige Weltstunden verrinnen, ehe eine wahrhaft
historische, eine Sternstunde der Menschheit in Erscheinung tritt. Entsteht aber
in der Kunst ein Genius, so überdauert er die Zeiten; ereignet sich eine solche
Weltstunde, so schafft sie Entscheidung für Jahrzehnte und Jahrhunderte. Wie in
der Spitze eines Blitzableiters die Elektrizität der ganzen Atmosphäre, ist dann
eine unermeßliche Fülle von Geschehnissen zusammengedrängt in die engste Spanne
von Zeit. Was ansonsten gemächlich nacheinander und nebeneinander abläuft,
komprimiert sich in einen einzigen Augenblick, der alles bestimmt und alles
entscheidet; ein einziges Ja, ein einziges Nein, ein Zufrüh oder ein Zuspät
macht diese Stunde unwiderruflich für hundert Geschlechter und bestimmt das
Leben eines Einzelnen, eines Volkes und sogar den Schicksalslauf der ganzen
Menschheit. Solche dramatisch geballten, solche schicksalsträchtigen Stunden, in
denen eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum, eine einzige
Stunde und oft nur eine Minute zusammengedrängt ist, sind selten im Leben eines
Einzelnen und selten im Laufe der Geschichte.“ (Quelle:
; im Zusammenhang mit der Mondlandung ist es auch bemerkenswert,
dass „Sternstunden“ auf das Weltall verweist, was ja auch das
Buchcover aufnimmt)
Was für ein
phantastischer Titel!
"Die Vollzähligkeit der Sterne ist eine Sammlung
astronoetischer Glossen. »Astronoetik« ist Blumenbergs ironische Antwort
auf die Frage, die immer wieder gestellt wurde, als Ende der fünfziger
Jahre der erste falsche Komet, der piepende Kunstmond »Sputnik«, die
Erde umkreiste und in der westlichen Welt den »Sputnik-Schock« [s.u.]
auslöste: Und was haben wir Vergleichbares?" (Einbandtext)
Blumenberg soll den Mond der Sonne
vorgezogen haben, weil ersterer im Gegensatz zu letzterer eine permanent
erdabgewandte Seite (ein Geheimnis?) hat.
Heutzutage ist es fast
unvorstellbar: in den ersten zehn Jahren meiner Kindheit gab es in meinem
Elternhaus kein Fernsehgerät
(weshalb wir Kindersendungen manchmal
[heimlich] bei Nachbarn geschaut haben, die schon solch ein neumodisches Gerät
hatten).
Erst als ich fast zehn Jahre alt war, zog ein
(Schwarz-Weiß-)Fernsehgerät
bei uns ein, und so mit das Erste, was wir meiner
Erinnerung nach mit diesem Gerät gesehen haben, war
(in Deutschland am 21.7.1969 um 3:56 Uhr morgens!)
die erste Mondlandung:
(Nebenbei: ich habe ja ein Faible
für durchgeknallte Verschwörungstheorien
[wer eine glaubt, glaubt
umgehend alle, und je schwachsinniger, desto besser].
Eine der schönsten
Verschwörungstheorien ist aber die, dass die Amis nie auf dem Mond und alle
Bilder und Filme von den angeblichen Mondlandungen nur ein [neudeutsch] „fake“ waren.
Irgendwann fragte mich ein Freund mal: „Glaubst du, dass die Amis auf dem
Mond waren?“ Ob solch einer bescheuerten Frage war ich erstmal völlig
perplex -
und habe ich doch einige Sekunden an der Freundschaft gezweifelt.)
Die erste Mondlandung war damals ein (altdeutsch:) „Straßenfeger“ und
(neudeutsch:) „Mega-Event“, und zwar vor allem aber für uns Kinder: die ersten
beiden Menschen auf dem Mond, also Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin, waren für
uns die absoluten Superhelden, und ab da haben wir monatelang die erste
Mondlandung nachgespielt: die dazu nötigen Raumanzüge haben wir uns erst selbst
gebastelt, aber beim nächsten Karneval hatte mein Freund Christian einen
„echten“ Astronautenanzug, um den ich ihn maßlos beneidet habe
(Ich war da zu meinem Leidwesen nur Cowboy,
aber Christian hat mir großzügig erlaubt,
auch einmal in seinen Astronautenanzug zu schlüpfen.)
Für uns Kinder begann mit der ersten Mondlandung
eine glorreiche Zukunft
grenzenlosen technischen Fortschritts. Verbunden war das oft mit dem damals noch
weit entfernten, aber für uns durchaus noch erreichbaren magischen Jahr 2000, in
dem die Welt so aussehen würde:
(aus
von 1969, einem
Forschungs- und Technikjahrband für Jugendliche; ich habe das Buch in
meiner Kindheit immer wieder verschlungen, und weil ich es jetzt nicht
wiederfinden konnte, habe ich es mir nochmals antiquarisch besorgt; und
siehe da, ich erkenne jede Abbildung in diesem Buch wieder und
verspüre eine seltsame wissenschaftliche Nostalgie)
(gezeigt ist hier ein bemannter Raumflug zum Mars; aus
von 1970;
nebenbei: solch ein bemannter Flug zum Mars ist zwar auch
heute noch Zukunftsmusik und doch schon für 2033
geplant; vgl. die TV-Serie
)
Aber die Faszination für den technischen Fortschritt
(und die unendliche Machbarkeit)
hatte nicht nur uns Kinder, sondern auch viele
Erwachsenen erfasst.
Vgl. z.B.
(der Film ist allerdings 1968 entstanden, also schon ein
Jahr vor der ersten Mondlandung),
(erschienen im November 1969!;
siehe auch ca. 40 Jahre später
;
zu ergänzen ist allerdings, dass weder Kubricks „2001: a space
odyssey“ noch Bowies „Space oddity“ ungebrochene Lobgesänge auf den
technischen Fortschritt sind)
Es geht mir hier allerdings nicht darum, wie die Menschen
vor 50 Jahren die
erste Mondlandung aufgenommen haben, sondern um die Fortwirkung dieser
Mondlandung bis heute. Wie tief sie sich bis heute ins „Menschheitsgedächtnis“
eingegraben hat, wird sogar an den nach wie vor bestehenden Verschwörungstheorien
klar, die unbeirrbar behaupten, dass die Mondlandung(en) gar nicht
stattgefunden hätten, sondern ein „fake“ wären.
Verschwörungstheorien hängen sich gerne an (allzu) Abstraktem auf:
es kann einen ja wirklich fassungslos machen, dass „die“ Menschen es
geschafft haben sollen, mit einer „Schrottrakete“
(s.u.; vgl. aber auch
)
und in einer
klitzekleinen, spartanisch eingerichteten Kapsel
völlig abstrakte
300000 km bis hin zu diesem kleinen Punkt
im Weltall zu fliegen.
Eine zweite beliebte Verschwörungstheorie besagt, dass es gar keine
Evolution gegeben, sondern wohl ein Gott „intelligent design“
betrieben hätte. Nun läuft Evolution aber in der Regel über so unendlich
lange, für den Menschen völlig abstrakte Zeiträume ab, dass ein
Normalsterblicher sie noch nie bei der Arbeit gesehen hat, dass die
Evolutionstheorie also völlig abstrakt ist.
Und dann gibt es anscheinend (drittens) sogar immer noch Menschen, die
nicht glauben wollen, dass die Erde eine Kugel ist (vgl. ). Die
Ursache für diese
dritte Verschwörungstheorie ist vermutlich, dass ihre Vertreter diese
Kugelform noch nie mit eigenen Augen gesehen haben:
"Wenn ich
nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und
wenn ich meinen Finger
nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht." (Johannes 20, 25)
Wir leben ja alle im Alltag auf einer flachen
Erdscheibe - und dann gibt es noch das aufgesetzte Wissen, dass das
nicht stimmt.
Vielleicht haben sogar gerade die Apollo-Missionen(!) zu
diesen Zweifeln beigetragen. Z.B. hat Apollo 8 dieses atemberaubende Foto von
der Erde "hinterm Mond" geschossen, das geradezu zu einer Ikone der Menschheit
geworden ist:
(Vgl.
)
(Nebenbei: Apollo 8 ist erst im Dezember 1968 um den Mond
geflogen, so dass Kubrick in seinem Film „2001: a space odyssey“ dieses
berühmte Foto noch gar nicht kennen konnte, es mit
aber erstaunlich
vorausgeahnt und mit der allerdings arg bombastischen Musik „Also sprach
Zarathustra“ von Richard Strauß vorausinterpretiert hat.)
Oft wird gesagt, das Bild von der Erde hinter dem Mond sei der Startschuss für
Umweltschutz gewesen: da hätten viele Menschen überhaupt erst begriffen, dass
man mangels Alternativen mit dieser blauen Oase besonders sorgsam umgehen müsse.
Viel wichtiger an dem Bild finde ich aber, dass es völlig
paradox ist:
einerseits ist es natürlich echt und kein „fake“,
andererseits mag man aber doch gar nicht glauben, dass
alle eigenen Erlebnisse, alles menschliche Glück und Leid
der Menschen auf dieser winzigen
Kugel stattfinden - und deshalb unbedeutend sind, ja, durch das Foto sogar
verhöhnt werden?
Man kann das Bild also völlig schizophren interpretieren:
: die Erde ist die einzige Oase weit und breit im
ansonsten kohlrabenschwarzen und eiskalten Weltall,
: die Erde ist ein völlig unbedeutendes (wenn auch
blaues) Staubkorn im gigantischen Weltall
(vgl. keinen Geringeren als Sigmund Freud, der die
kopernikanische Wende [und auch die Evolutionstheorie] als eine der „Kränkungen
der Menschheit“ empfunden hat).
So durchgeknallt die diversen Verschwörungstheoretiker ja
sind, so sind sie dennoch nicht völlig dumm, sondern haben sogar etwas
Wichtiges
begriffen:
„glaube nicht alles, was Autoritäten
[vermeintliche oder selbsternannte „Experten“ oder auch
die angebliche „Lügenpresse“]
erzählen, sondern bewahre dir gesunde Zweifel“.
Oder mit Kant: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
Das ist also ein durch und durch aufklärerischer
(aber eben auch potentiell nihilistischer)
Ansatz - der nur inzwischen in die falschen Hände
geraten ist?
Verschwörungstheoretiker ziehen aus all dem eine merkwürdige, "umgekehrte" Konsequenz:
sie unterstellen hinter jedem (wissenschaftlich "anerkannten")
Faktum eine weitere Ebene bzw. - um mit Trumps Beraterin Kellyanne Conway zu sprechen - ein "alternatives Faktum",
sind aber nicht bereit oder fähig, dem grundsätzlichen
Misstrauen der Wissenschaften gegenüber allem Offensichtlichem und dem
"gesunden Menschenverstand" zu folgen
(verdienen also gar nicht den Namen "Theoretiker").
Dieser Exkurs über Verschwörungs"theoretiker" musst sein, weil wir
alle
(oder zumindest alle Laien)
bei der ersten Mondlandung ein wenig wie Verschwörungstheoretiker denken
(und Wissenschaftler,
die über solche Meilensteine wie die erste Mondlandung nicht [mehr]
staunen können, sind schlechte Wissenschaftler):
die erste Mondlandung ist auch 50 Jahre später gerade deshalb so faszinierend, weil wir
einerseits natürlich genau wissen, dass sie tatsächlich
stattgefunden hat,
andererseits aber nach wie vor fassungslos sind, dass die Mondlandungen überhaupt
(und zudem mit einer Steinzeittechnik)
gelungen sind: "wie haben die das nur [damals
schon] geschafft?!"
Eine Fassungslosigkeit, die sich auch daran zeigt, dass wir nach wie
vor den Mut
(oder war es doch Leichtsinn?)
der damaligen Astronauten bei ihrem
(im wörtlichen wie übertragenen Sinn)
Himmelfahrtskommando bewundern - und sie deshalb
für Helden halten.
(Wie lebensgefährlich solche Himmelfahrtskommandos waren und nach wie vor sind,
musste den Zeitgenossen durch
Apollo 1 im Jahr 1967 klar sein [drei Tote]
und ist späteren Generationen vielleicht erst durch
im Jahr 1970 [Mondlandung abgebrochen und mit viel Glück Rückkehr zur Erde],
die
Challenger-Katastrophe im Jahr 1986 [sieben Tote],
aber auch z.B. durch die
Beinahe-Katastrophe der russischen Sojus-Ms10-Rakete im Jahr 2018
klar geworden.
Oder sehr
böse und makaber gesagt:
Ghosts Of American Astronauts
Up in the hills above Bradford
Outside the Napalm factory
(They're
floating above us)
Ghosts of American Astronauts
Glow in the headlights
beam
It's just a small step for him
It's a nice break from Vietnam
(Filmed in a factory)
Out on the back lot in Houston
Who says the world
isn't flat
John Glenn drinks cocktails with God
In a cafe in downtown
Saigon
(High above them)
Ghosts of American Astronauts
Are drifting too
close to the sun
Chorus:
A flag flying in the vacuum
Nixon
sucks a dry Martini
Ghosts of American astronauts
Stay with us in our
dreams)
Ein neueres Parallelbeispiel zur ersten Mondlandung ist es, dass "die" (?) Menschen vor inzwischen
auch schon 17 Jahren sogar in der Lage waren, eine Raumsonde
hinter dem
nur 35 km großen,
in seiner größten Erdnähe unvorstellbare
27 Millionen Kilometer von der Erde entfernten
und mit ebenso
unvorstellbaren 24360 km/s ≈ 87 Millionen km/h durchs Weltall rasenden
Asteroiden
Eros "hinterher" zu schicken und auch noch auf
diesem zur Landung zu bringen, also mit unfassbarer Präzision die
Stecknadel im Heuhaufen zu finden:
(Daran sei überhaupt nichts staunenswert, weil es
streng nach physikalischen Gesetzen funktioniere?
Nun, immerhin
musste die Menschheit ja in einem jahrhundertelangen Prozess überhaupt
erst auf diese
physikalischen Gesetze kommen, die zudem mit der Relativitätstheorie ja
nicht gerade einfach sind,
gibt es eh keinen einzelnen Wissenschaftler mehr, der all die zur Steuerung der
Raumsonde nötigen Rechnungen überschauen kann.
Auf solche Argumente könnte man
allerdings wiederum antworten, das Staunen beruhe nur auf der Blödheit
des Einzelmenschen, der alles, was er nicht [komplett] versteht, gleich für
staunenswert oder am besten gleich für gottgemacht hält.
Mir aber können die meisten Menschen viel zu wenig staunen, weil sie alles für
selbstverständlich, also
nicht mehr bemerkenswert oder gar langweilig halten:
„Staunen ist der erste Grund der Philosophie.“
[Aristoteles],
"Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen."
[Thomas von Aquin],
"Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es
ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft
steht. Wer es nicht kennt und sich nicht wundern, nicht mehr staunen
kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen."
[[Albert Einstein])
„Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre
nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles [oder zumindest sehr viel]
ein Wunder.“ (Albert Einstein)
Anscheinend zum im nächsten Jahr stattfindenden
-Jubiläum der ersten
Mondlandung wird derzeit der Film
zum Buch
angekündigt.
(Nebenbei: es ist doch bemerkenswert, dass nicht
die erste Mondlandung, sondern der „Aufbruch [= Start?] zum Mond“ als Titel von Buch und
Film gewählt wurde: noch wichtiger als die erste Mondlandung [das
Ergebnis] ist vielleicht der Entschluss [und Mut] dazu.
Zudem ist mit „Aufbruch“ evtl. nicht nur der Aufbruch der drei Astronauten,
sondern auch
der einer „ganzen Nation“ gemeint
[vgl.
(„Ich glaube, dass dieses Land sich dem Ziel widmen sollte, noch vor Ende
dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen und ihn wieder
sicher zur Erde zurückzubringen. Kein einziges Weltraumprojekt wird in dieser
Zeitspanne die Menschheit mehr beeindrucken oder wichtiger für die Erforschung
des entfernteren Weltraums sein; und keines wird so schwierig oder kostspielig
zu erreichen sein.“)],
sowie die
vorherigen Apollo-Flüge
und der lange Prozess, in dem Tausende von Wissenschaftlern
und Technikern die erste Mondlandung überhaupt erst möglich gemacht haben.
Allerdings ist nur der deutsche Titel „Aufbruch zum Mond“, während der
amerikanische Originaltitel „First man“ lautet, was ja nicht bloß bedeutet, dass
Neil Armstrong der erste Mensch auf dem Mond war, sondern sogar [ganz schön dick
aufgetragen] nahelegt, dass er überhaupt der erste Mensch [Adam] ist, was
vielleicht bedeuten soll, dass in ihm die Menschheit überhaupt erst ihre
Erfüllung gefunden hat. Sicherlich geht „first man“ aber auf Armstrongs
berühmten ersten Satz auf dem Mond zurück:
“That's one small step for [the first] man [on thr moon]… one… giant leap for mankind.“)
Ich hab's ja nicht so mit dem Dezimalsystem in Form "runder"
Geburtstage, und deshalb ist an dem Goldjubiläum der ersten Mondlandung für mich
nur wichtig, dass diese erste Mondlandung inzwischen ewig lang (nämlich -
viel ausdrucksstärker: - ein halbes Jahrhundert) her ist
(woran man auch sieht, wie sehr
ich selbst
gealtert bin).
Inzwischen ist die Technik
(und insbesondere die Computertechnik)
erheblich weiter fortgeschritten, und da kann es einen doch wundern, dass die
erste Mondlandung trotz der (aus heutiger Sicht) Steinzeit-Technik gelungen ist.
(Ganz leise denke ich aber auch [vermutlich zu unrecht], dass die damaligen
Mondlandungen vielleicht gerade wegen der Steinzeit-Technik gelungen sind:
"früher war alles noch aus Holz und sowieso deutsche [?] Wertarbeit", und das
hat wenigstens noch verlässlich funktioniert, während heute alles
hochkompliziert und deshalb nur um so störungsanfälliger ist.)
Auf die spartanische "Einrichtung" der zudem beklemmend engen
Apollo-11-Kapsel hatte ich schon oben hingewiesen:
.
Der Start der Saturn-V-Rakete
(110 m hoch, 2800 Tonnen Startgewicht: diese gigantische
Bestie will aber erstmal gewuchtet werden, um überhaupt der Schwerkraft der Erde zu entkommen)
brachiale und doch auch noch
heutzutage imposante Macho-Gewalt:
(teilweise in Zeitlupe, teilweise wurden da zeitgleiche Ereignisse
hintereinander geschnitten)
Und dann gibt es noch die alte Geschichte, dass der
Bordcomputer von Apollo 11 so etwa die Rechenleistung eines heutigen
Mini-Taschenrechners
hatte.
Genauer:
Je archaischer aber die Technik, desto bewundernswerter
ist es, dass die erste Mondlandung überhaupt geglückt ist und dass die
Astronauten den Mut zu ihr hatten.
Und die Bewunderung
für die damaligen Mondlandungen wird noch dadurch erhöht, dass es seit Apollo 17
(1972) für über mehr als 40 Jahre und bis heute keine weitere bemannte Mondlandung
mehr gab. Das hört dich doch fast so an, als wenn die Menschen es nachher nie
wieder geschafft hätten
(lag aber wohl
eher daran, dass der Mond sich als arg langweiliger Gesteinsbrocken
entpuppt
hat, der aber demnächst evtl. wieder von Menschen als Zwischenstopp auf dem Weg
zum Mars angeflogen werden soll:
nebenbei:
China hat
2013 immerhin eine unbemannte Raumsonde auf dem Mond gelandet und plant eine
weitere unbemannte Mondlandung, und zwar diesmal die erste auf der
[stets erdabgewandten und überhaupt erstmals
1959 von der sowjetischen Mondsonde
Lunik 3 sichtbar gemachten]
Rückseite des
Mondes:
).
Gleichzeitig ermöglicht die
Steinzeit-Technik der Apollo-Flüge aber eben auch die Verschwörungstheorie, dass
diese Flüge gar nicht in Wirklichkeit stattgefunden haben könnten, also ein „fake“
sein müssten.
Das Gold-Jubiläum der ersten Mondlandung ist aber für mich nur
Anlass, nicht Ursache, diesen hier
vorliegenden Essay zu schreiben. Denn ich habe schon lange vor diesem
Gold-Jubiläum erlebt, dass die erste Mondlandung eines der wenigen historischen
Ereignisse sind, die heutige Schüler zwar nicht selbst miterlebt haben, aber
dennoch brennend interessant finden: die erste Mondlandung ist ein
„Menschheitsmythos“, der sich tief ins kollektive Gedächtnis auch der
Nachgeborenen eingegraben hat, und entsprechend sind dies Ikonen der
(das zu sagen ist ja doch arg früh:)
Menschheitsgeschichte:
“That's one small step for man… one… giant leap for mankind.“
("Das ist ein
kleiner Schritt für Menschen… ein… riesiger Sprung für die Menschheit";
nebenbei: dieser Satz ist allzu schön, um spontan entstanden zu sein [wie man
seiner gepressten Sprechweise entnehmen kann, hatte Armstrong beim ersten
Schritt auf den Mond ganz andere Sorgen]; deshalb vermute ich [und weiß, dass das
ein wenig enttäuschend ist], dass der Satz Armstrong
lange vorher von der NASA diktiert worden ist und er ihn schon hundert Mal
auf der Erde geübt hatte)
Mit dem Interesse auch noch heutiger Schüler für die erste Mondlandung bin ich
aber überhaupt erst beim eigentlichen Thema dieses Essays
(alles davor war nur Vorwort; also lange Rede, kurzer Sinn):
das Thema schreit danach, im Unterricht
durchgenommen zu werden!
Aber in welchem Unterricht, also in welchem
Fach?
ich habe die erste Mondlandung mal im Fach Deutsch
durchgenommen: das Thema war da
, und zwar
die Geschichten in diesem Buch, aber auch andere "Sternstunden".
(Die erste Mondlandung hat nämlich erst viele Jahrzehnte
nach Erscheinen des Buchs stattgefunden.
Nebenziel der Unterrichtseinheit zum Thema "Sternstunden
der Menschheit" war es, die Schüler interessante mündliche Referate [auch mit "Neuen Medien"] halten zu lassen.)
Ich meine ja sowieso, dass die Astronomie (und damit
auch Raumfahrt) einen viel größeren Anteil am Physikunterricht erhalten
sollten.
Das Thema "die erste Mondlandung" passt aber auch in
den Geschichtsunterricht, der mir viel zu einseitig
fast nur politische Geschichte (so wichtig sie ja ist) vermittelt und (mal abgesehen von der
ersten industriellen Revolution) viel zu wenig auf die Wissenschafts- und
Technikgeschichte eingeht.
Aber was an der ersten Mondlandung hatte denn eigentlich
wichtige historische Auswirkungen
(außer dass die Teflonpfanne angeblich ein Abfallprodukt
der Raumfahrt ist - oder umgekehrt die Raumfahrt ein Abfallprodukt der Teflonforschung)?
Zumindest war die Raumfahrt auch Ausgeburt des "kalten
Krieges" nach dem
"Sputnikschock"
1957 und hat vielleicht
dazu beigetragen, dass die USA später die Sowjetunion (mit Raketen!) totgerüstet haben, was
dann (u.a.) zum Zusammenbruch der Sowjetunion und des gesamten Ostblocks und
damit immerhin auch zur deutschen Wiedervereinigung geführt hat.
(Man glaube doch
nicht, dass die Amis Raumfahrt nur "zur höheren Ehre Gottes" getrieben
haben und treiben, sondern dahinter steck[t]en immer auch [oder gar vor allem?]
militärische
Interessen.)
PS:
PPS:
“[...] ist High Flight ein Lieblingsgedicht poetisch
veranlagter Piloten und vor allem von Astronauten [...]“
(Quelle:
)
High flight
Oh! I have slipped the surly bonds of
Earth And danced the skies on laughter-silvered wings; Sunward
I’ve climbed, and joined the tumbling mirth of sun-split clouds, -
and done a hundred things You have not dreamed of - wheeled and
soared and swung High in the sunlit silence. Hov’ring there, I’ve
chased the shouting wind along, and flung My eager craft through
footless halls of air.... Up, up the long, delirious, burning blue
I’ve topped the wind-swept heights with easy grace Where never lark
nor ever eagle flew - And, while with silent lifting mind I’ve trod The high untrespassed sanctity of space, Put out my hand, and touched the face of God.