oder
"Navi"-Mathematik
„Grau is alle Theorie –
entscheidend is auf'm Platz“.
(Adi Preißler)
Als im Jahr 2014 Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung ("Peanuts") in
den Knast musste, brach eine Welle der Häme über ihn herein.
Nun war er als
natürlich ideale Zielscheibe des Hasses
(woraus man lernen kann: lasse niemals dein Gutsein und Moral raushängen: spätestens wenn du berühmt bist, wird garantiert irgendein Journalist
[mit Vorliebe des
mainstream-Flagsschiffs "Spiegel"]
mehr oder minder große Verfehlungen
in deiner Biografie ausgraben, und wenn du erstmal auf der
Abschussliste des "Spiegels" stehst, hast du eh nicht mehr die
geringste Chance, da alle anderen Medien das sowieso abschreiben).
Hoeneß' Strafe
(drei Jahre und sechs Monate)
mag angemessen gewesen sein, aber so tief kann ich doch
wahrhaft nicht sinken, mich darüber zu freuen und ihm diese
Strafe zu gönnen:
ich gönne niemandem eine Gefängnisstrafe, also beispielsweise auch nicht einem Mörder oder "Hitler persönlich".
(Was nicht heißt, dass ich
irgendwas
entschuldige oder bezweifle, dass in gewissen Fällen eine
Gefängnisstrafe angebracht ist.)
Und ich unterscheide sowieso immer zwischen
Zwei Beispiele:
(in Köln "Klüngel")
geredet, und da würde es mich doch wirklich mal freuen, wenn man sie einem Dutzend Großkopfeten endlich mal nachweisen und sie für Jahre in den Knast wandern lassen könnt
(ohne Gerichtsurteil haben sie
nämlich als unschuldig zu gelten - und ist, da ich den deutschen
Gerichten weitgehend vertraue, all die vermeintliche Korruption
vielleicht eben doch nur ein Stammtischklischee).
Aber persönlich gönne ich keinem dieser
Großkopfeten viele Jahre Knast, auch wenn er eindeutig schuldig wäre.
(oftmals von Schauspielern
gespielten)
Proletariat aufgeilt
(sich ihren täglichen Schauder
über fremde Welten runterholt und ihre eigene vermeintliche Intelligenz
bestätigen lässt).
Aber ich wäre im Einzelfall dennoch immer vorsichtig mit meinem Urteil:
Im Rahmen der allgemeinen Häme über Hoeneß hat irgendjemand einen
dann doch lustigen Witz gemacht:
,
wobei
gemeint war.
Der Witz kam dabei natürlich durch das Wortspiel mit Sepp Herbergers
tiefgründiger Fußballweisheit
"Das [!] Runde [= der Ball] muss ins Eckige [=
das Tor]"
zustande, wobei dieser Satz wohl so viel bedeutet wie
"ein Fußballspiel kann [technisch] noch so schön
sein, letztlich zählen nur die Tore".
"Der / das Runde muss ins Eckige" ist das glatte Gegenteil von
,
denn da passt umgekehrt das Eckige fast ins Runde.
Und überhaupt gemahnt "der / das Runde muss ins Eckige" genauso wie "das Eckige muss ins Runde" an die mathematische (unmögliche) Quadratur des Kreises.
(Und überhaupt geht's kaum gegensätzlicher als "rund / eckig", was seit altersher auch die Mathematik beschäftigt: klassische geometrische Komstruktionen sind nur mit Zirkel [rund] und Lineal [gerade und mit dem rechten Winkel zusammen eckig] erlaubt.)
Will (?) uns "der / das Runde muss ins Eckige" also sagen, dass da etwas (fast) Unmögliches passiert bzw. erwartet wird?: eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein "Promi" ins Gefängnis.
Damit habe ich es in für mich typischer Manier mal wieder geschafft,
die
Mathematik in ihr kulturelles Umfeld einzubetten.
"Das Runde muss ins Eckige" (oder umgekehrt) ist eine herrliche Kurzfassung für
durch Um- und dann auch Einschreiben von Eckigem
(Drei- und Rechtecken).
Diese Flächenberechnungen mittels "Das Runde muss ins Eckige" sind
aber ebenfalls nur "appetizer" für mein eigentliches Thema
hier, nämlich "»Navi«-Mathematik".
Es geht mir dabei allerdings gar nicht um Flächenberechnungen
(Integration), sondern ich schalte einen Gang runter zur "Ableitung"
bzw. Steigung "runder" oder genauer krummer Funktionsgraphen.
Die Deutschen neigen dazu, ihre Großen durch Anhängen des kleinen
Buchstabens "i" nahbar zu machen und zu verniedlichen
(vgl. etwa "Bori Becki & Steffi
Grafi"),
und so hat sich eben auch "Navi" eingebürgert.
Fragt sich allerdings, wofür "Navi" eigentlich eine
Abkürzung ist: für "Navigationsgerät", was doch eine erhebliche und
damit sehr praktische Abkürzung wäre?
Was aber ist, wenn das eigenständige "Navigationsgerät"
langsam zugunsten von "Navigationsprogrammen" auf Handys
(auch so eine i- bzw.
y-Verniedlichung!)
verschwindet? Da schwant mir dann doch, dass "Navi"
(wie "Handy")
gar keine Abkürzung (mehr) ist, sondern ein eigenständiges
Wort.
(Auch die besten) Mathematiker sind so herrlich blöd, dass sie beispielsweise
Vgl. "Das Runde muss ins Eckige."
Das Navigationsprogramm auf meinem Tablet stellt in Wirklichkeit krumme
(im Mathematik-Jargon
"differenzierbare", was für die "Durchfahrbarkeit" wichtig ist)
Straßen oftmals als Abfolge gerader Stücke dar:
Das hat zwei Gründe:
(und dann alle krummen Straßen in
Deutschland oder sogar Europa)
eigentlich unendlich viele Einzelpunkte
speichern, was die Speicherkapazität sogar von Großcomputern
übersteigen würde;
(z.B. für Splines oder Bezierkurven ),
um zu wenigen Punkten dennoch eine geschwungene
Kurve zu berechnen und dann darzustellen, aber diese Berechnungen
würden vermutlich arg auf die Rechenleistung gehen und damit das
Navigationsprogramm (wortwörtlich:) gefährlich verlangsamen.
Die soeben genannten beiden Gründe dafür, dass in Wirklichkeit krumme
Straßen als Abfolge gerader Stücke angezeigt werden, haben
dabei erheblich unterschiedliche Qualitäten:
Eine in Wirklichkeit krumme Straße wird also von Computern
auch in Zukunft mittels einiger weniger Punkte abgespeichert
werden, die dann allerdings schnell in krumme Strecken zurückberechnet
und als solche angezeigt werden.
(Und schon haben wir anhand eines popeligen
Navis wahrhaft Fundamentales über die Mathematik gelernt!)
Mein Navigationsprogramm hat nach einem Update eine neue Funktion:
links oben wird in einem grau-schwarzen Feld angezeigt,
Diese neue Anzeige habe ich auf Serpentinenstrecken in Nordspanien
sehr zu schätzen gelernt:
(wo die Straßen ja direkt in den Abgrund bzw. ins Meer zu führen scheinen;
und überhaupt kann man mit einem Navi herrlich in die Zukunft [wie die Straße weitergehen wird] und um Ecken schauen: zwei der Gründe dafür, dass ich immer wieder bass erstaunt über die Fähigkeiten von Navis bin;
erstaunlich finde ich es nebenbei
auch, dass ganz Europa auf eine CD passt).
Aber zurück zur Richtgeschwindigkeit: die ist natürlich zu
unterscheiden von der erlaubten
(sowohl von Straßenschildern als auch vom Navi
angezeigten)
Höchstgeschwindigkeit.
Ein Beispiel: angenommen, die Höchstgeschwindigkeit für
eine 10 km lange Serpentinenstraße ist einmalig mit 90 km/h
angegeben. Da wäre es natürlich selbstmörderisch, jede der
engen Kurven tatsächlich mit dieser Höchst(!)geschwindigkeit
zu durchfahren.
Wie aber macht ein Navi es, die Richtgeschwindigkeit für jede einzelne Kurve anzuzeigen
(wenn diese nicht - was ich schwer
bezweifle - für jede Kurve in Europa zusätzlich abgespeichert
ist)?
Nun habe ich zwar keine Ahnung, wie die Programmierer des Navis
dieses Problem gelöst haben, aber gerade diese Unkenntnis erlaubt es
mir ja, mir eine eigene Lösung des Problems auszudenken:
ich muss ja nur wissen, wo eine Kurve ihre größte
(gefährlichste) Krümmung hat. Mathematisch gesprochen heißt das, dass
gesucht ist.
(Das muss für Laien dringend erklärt
werden: insbesondere Serpentinenstrecken sind ja dreidimensional,
weil sie sich nicht nur
So langsam werden erhebliche
Sprachprobleme deutlich:
[Im vorliegenden Fall ist das Sprachproblem noch gering, weil
Gerade im Schulunterricht entstehen erhebliche Verständnisprobleme wohl dadurch, dass die Schüler und der Lehrer
(und das ist vermutlich am gefährlichsten: von beiden Seiten unbemerkt)
auf verschiedenen Sprachebenen reden.]
Im Folgenden sei der Einfachheit halber aber mal die dritte Dimension einer Kurvenfahrt, also das Auf und Ab, weggelassen, da unser "Richtgeschwindigkeitsproblem" ja auch bei Kurvenfahrten in der Ebene auftritt.
der Begriff der "Steigung" problematisch, da in der Ebene ja überhaupt keine Steigung mehr vorhanden ist bzw. die Steigung Null ist.
Da die dritte Dimension ja keine Rolle mehr spielt, betrachten wir eine Fahrstrecke nur noch von oben, so dass sie flach vor uns liegt. Anders gesagt: wir stellen den Navi von
3D
auf
2D
um
Nun legen wir durch Drehung die Fahrstrecke bzw. einen Ausschnitt davon noch im mathematischen Sinne als "Funktion" vor uns, also derart, dass sie von links nach rechts verläuft und weder senkrecht noch rückläufig
[mal von links nach rechts, mal von rechts nach links verlaufend] ist.
Aus
wird also
Nun haben wir wieder einen "Berg"
[von der Seite gesehen]
vor uns, und dessen Steigung [bzw. Gefälle] betrachten wir.)
Bei
"• die
größte
• Änderung
• der Steigung"
denkt nun ein Mathematiker sofort:
(dort ist ggf. ein
Kandidat
für ein Maximum
der Krümmung)
Fragt sich nur, auf m>welche Funktion wir das anwenden sollen. Ursprünglich kennt ein Navi ja nur (s.o.) Einzelpunkte, , aus denen er überhaupt erst z.B. Bezierkurven/-funktionen berechnen könnte, die üblicherweise ersten, zweiten und vor allem dritten Grades sind.
Bei allen dreien ist nun aber unser soeben gefundenes Ableitungsverfahren aus hier nicht erklärten Gründen völlig witzlos.
Überhaupt ist es für die Richtgeschwindigkeitsfestlegung viel einfacher, die Anfangspunkte zu nutzen, ohne auf die zugehörigen, nachträglich berechneten Funktionen zurück zu greifen:
angenommen, von der Fahrstrecke sind die drei Punkte A, B und C gegeben, die mit den (geraden) Strecken a und b verbunden sind. Dabei entsteht zwischen den Strecken a und b der Winkel α:
Je kleiner nun α ist, desto enger ist die jeweilige Kurve - und desto geringer die Richtgeschwindigkeit.
Und so sollte sich zu jedem Winkel α eine geeignete Richtgeschwindigkeit festlegen lassen.
Am "Navi" ist auch noch anderes mathematisch interessant:
(das ginge auch gar nicht, da jede Kurve aus unendlich vielen Punkten besteht),
sondern nur einige wenige Punkte auf der Kurve
(z.B. da, wo die Kurve ein bundesweites Raster schneidet):
Nun gilt es, aus den wenigen gespeicherten Punkten
wieder eine Kurve zu machen.
Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:
(z.B. einem Kreisausschnitt oder einer Parabel)
liegen
(was aber bei den meisten Straßen wohl kaum der Fall sein wird),
kann der Navi eben mal schnell den zugehörigen Funktionsgraphen berechnen
(um diesen anzuzeigen, wird er dann aber doch wieder in Geradenstücke [Strecken] zerlegt; s.u.).
Solche aus Geradenstücken zusammengekleisterten "Kurven" weisen dann oftmals in den Punkten Knicke auf, d.h. sie wirken unschön und sind - mathematisch gesprochen - nicht differenzierbar.
Aber à propos "differenzierbar": die Ableitung (Differenzierung) von Kurven wird in der Schulmathematik ja gerade über Annäherung durch Geraden hergeleitet!
Genau dasselbe Stückelungs-Prinzip wird auch im "richtigen Leben" benutzt, wenn kurvige Bürgersteige mit "geraden" Platten und Bordsteinen gepflastert werden:
Ich vermute mal, dass die Strassenkarten bei Navis
Daran interessiert mich hier
(das für die Schule viel zu schwierig wäre),
(im Mathematikunterricht sollten viel öfter Dinge nur halb durchgenommen werden, also wohl die Grundideen, aber nicht die vollständigen Lösungsverfahren).
Dazu ist durchaus ein Experiment mit Schülern möglich:
Der Betrachter zeichnet nun auf der Glasplatte die Punkte ein, wo die Lichtstrahlen
die Glasplatte schneiden.
Um einfache Effekte zu erkennen, ist es wohl ratsam, erstmal ganz einfache geometrische Figuren zuerforschen und dabei u.a. festzustellen, das Gerade Geraden bleiben, aber Winkel sich ändern und z.B. aus Kreise Ellipsen werden:
Das Verfahren erinnert an Albrecht Dürers Erforschung der Zentralperspektive:
(... womit ich zuguterletzt wieder bei der kulturellen "Implementation" der Mathematik bin)