negative Steigung? - die spinnen, die Mathematiker!
Der Anlass: | Ein Freund, nicht mehr und nicht weniger als immerhin doch Doktor der Medizin
sah sich nicht (mehr) in der Lage, seinem Sohn (8. Klasse) bei den Geraden zu helfen:
Immerhin war dem Freund (und hoffentlich auch seinem Sohn) schon halbwegs geholfen, als ich sagte:
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Fragt sich nur, wo die Probleme eigentlich her kommen.
Mir scheint:
kein Normalsterblicher würde von (negativer) "Steigung" sprechen, wenn ein Gefälle vorliegt:
Und das ist keineswegs nur ein begrifflicher Unterschied
(obwohl doch ein Gefälle, von der anderen Seite aus befahren, eine Steigung ist):
Gefälle sind erheblich gefährlicher als Steigungen, und deshalb stehen nur bei Gefällen gerne die allseits beliebten Radarfallen.
scheint mir hier erfahrungsgemäß ein Uraltproblem vorzuliegen, nämlich Unverständnis
seiner "Gehweise" (ausschließlich von links nach rechts)
(nebenbei: obwohl MathematikerInnen nie einen Unterschied zwischen Steigung und Gefälle machen, ist ausgerechnet bei ihnen eine [positive] Steigung nie ein Gefälle [eine negative Steigung], denn im Gegensatz zum "normalen Leben" werden in der Mathematik Graphen nie rückwärts [von rechts nach links] gegangen)
wie ein (Geraden-)Graph im Koordinatensystem entsteht,
des Unterschieds von Plus und Minus im Koordinatensystem.
Hier möchte ich mich nur mit 1. beschäftigen:
Natürlich spinnen die MathematikerInnen nicht einfach, und schon gar nicht ist ihre Bezeichnung von "Gefällen" als "negative Steigungen" Schikane. Sondern wie alle Wissenschaften, so haben auch sie bei der Wahl ihrer Fachsprache gute Gründe.
Das Problem (aber auch die Chance zur Veranschaulichung) liegt eher darin fast, dass die MathematikerInnen für viele mathematische Inhalte deutsche Alltagswörter gewählt und diese dann um- bzw. genauer definiert haben - womit allerdings auch den Missverständnissen Tür und Tor geöffnet sind
(vgl. etwa auch : im Alltag nennen wir "unwahrscheinlich", wo die MathematikerInnen von "geringer" Wahrscheinlichkeit sprechen).
Warum also tun MathematikerInnen sowas: ein Gefälle "negative Steigung" nennen?
Hauptgrund ist wohl ihr Hang zu
Wieso zwei Begriffe, wenn einer reicht? |
y = mx + c ist eine Geradengleichung, und zwar unabhängig davon, ob die Steigung m positiv oder negativ ist.
Weitere Gründe dafür, dass die MathematikerInnen nicht von "Gefälle" sprechen:
- Steigung 2 (sehr steil)
- Steigung 1 (steil)
- Steigung 0 (flach)
- Steigung -1 (sanft fallend)
- Steigung -2 (stark fallen)
(und natürlich die Zwischenwerte)
... wobei wiederum bemerkenswert ist, dass völlige Flachheit - anders als in der Umgangssprache - von den MathematikerInneN auch als "Steigung" (wenn auch mit dem Wert 0) bezeichent wird.
MathematikerInnen denken oftmals kontinuierlich bzw. in Übergängen
nur leider vermitteln sie genau diese Verständnishilfe viel zu wenig den Laien/SchülerInneN bzw. holen diese zu wenig dabei ab.
PS: | Meine o.g. Anweisung
wird meiner Meinung nach in den Schulen viel zu wenig behandelt, sondern üblicherweise geht man da über sogenannte "Steigungsdreiecke" mit beliebigen Seiten
Teilweise ist solch komplizierteres Vorgehen nur selbstinduziert:
Das Problem ist: in der achten Klasse braucht man solche komplizierteren Steigungsdreiecke eigentlich nicht
Sondern andere Steigungsdreiecke braucht man eigentlich erst in der elften Klasse bei der Herleitung der Ableitung. Da zeigt sich in der Tat ein Grundproblem des Mathematikunterrichts bzw. seiner gnadenlosen Stringenz:
Hinter den "anderen" Steigungsdreiecken steckt aber natürlich noch etwas viel Fundamentaleres, nämlich ein Grundverständnis von Geraden: dass mit ihrer einheitlichen Steigung natürlich auch das Verhältnis aller Steigungsdreieckseiten gleich bleibt. Das aber ist (außer bei proportionalen Gleichungen) verdammt schwierig zu vermitteln - und auch darin zeigt sich wieder ein Grundproblem des Mathematikunterrichts:
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