Die Zeiten von Neiddebatten sind
(außer bei der Eintagsfliege Managergehälter und in schöner Regelmäßigkeit bei Politikerdiäten)
glücklicherweise vorbei, und auch die sozialistische Gleichmacherei haben wir mit langem Atem ausgesessen.
Endlich herrscht wieder die große Ungleichmacherei, und man nennt das heutzutage "Ranking".
In einem großen deutschen Unternehmen muss jeder Vorgesetzte seine jeweils direkt Untergebenen
(also der Abteilungsleiter die Mitarbeiter seiner Abteilung, der Direktor seine ihm unterstellten Abteilungsleiter ...)
einmal jährlich "evaluieren" und in eine Gausskurve mit den Noten 1 bis 6 einordnen.
Der Hintersinn ist klar: es sollen nicht mehr Gefälligkeitsgutachten
(alle sind "sowieso" dufte)
erstellt werden.
"Gausskurve" heißt aber, dass es immer
geben muss.
Auf die Schule und beispielsweise eine Klassenarbeit oder Zeugnisnoten übertragen:
(jedweder Notenausfall wird also unweigerlich auf das Spektrum 1 bis 6 gestreckt, was mich an eine Klassenarbeit vor einigen Jahren in einer fünften Klasse erinnert: da hatte ich, weil alle SchülerInnen wirklich ordentich gearbeitet hatten, nur die Noten 1 bis 3 vergeben, worauf eine Schülerin, die eine 3 geschrieben hatte, umgehend in Tränen ausbrach, und zwar mit der Begründung: "Sie [= ich] haben die Arbeit geschönt [nach oben hin gestaucht], und in Wirklichkeit ist die 3 ja wohl eine 6).
Der erste Hinkefuss ist da das diktatorische "1 bis 6", denn der Notenausfall
sehr gut | gut | befriedigend | ||
3 | 24 | 3 |
oder gar
sehr gut | ||||
30 |
ergäbe ja auch eine Gausskurve.
Und der zweite Hinkefuss ist die diktatorische Forderung einer Gausskurve: in der Tat fallen viele Erhebungen "gaussförmig" aus, das ist aber nicht notwendig so. Denkbar ist doch beispielsweise auch der Notenausfall
sehr gut | gut | befriedigend | ||
5 | 10 | 15 | . |
Es geht auch anders
(igitt, da lugt doch wieder die sozialistische Gleichmacherei hervor):