Puristen-


einer der ersten Computer der Suchmaschinenfirma "Google"

Als ich letztens in einer Bahnhofsbuchhandlung war, habe ich doch nicht schlecht gestaunt, dass es zu wahrhaft jedem hinterletzten Interesse mindestens zwei alternative "Fachzeitschriften" gibt

(es wundert mich noch immer, dass sich im Kapitalismus für jedes wichtige Bedürfnis, aber eben auch für den abgelegensten Sch... ein Unternehmer findet, der sich dafür zuständig fühlt bzw. darin eine Geldquelle entdeckt [erzeugt?]).

Und genauso habe ich bei einer kurzen Recherche gestaunt, wie viele Internetseiten es zum Thema "Lego®"

(Lego®® is a trademark of the Lego® Group of companies which does not sponsor, authorize or endorse this site)

und wie viele Aspekte es da gibt, nämlich z.B.

(vgl. etwa die Verfilmung des Goethe-Gedichts "Totentanz"),


Für einen netten kleinen Purismus bin ich ja immer zu haben: ich bevorzuge ich zwecks Verminderung meines Bauchansatzes

(wieso "Ansatz"?!)

Trennkost:

Dennoch widerspreche ich natürlich, wenn´s hart auf hart kommt, jedem Purismus, denn jeder Purismus ist schnell fanatisch - und lustlos. Da ist mir eine schnuckelige Inkonsequenz ab und zu doch lieber:

"Prinzipien halten sich am Leben durch ihre zeitweilige Verletzung."
(Bert Brecht)


Es gibt fünf Arten von "Lego®":

  1. die stinknormalen quaderförmig-rechtwinkligen Steine ,

  2. Zusatz"steine" anderer Form

(also abgeschrägt , rund ...)

und mit irgendwelchen "Auswüchsen", um was dran zu befestigen

(d.h. - und das wird unten noch wichtig -, um aus den vorgegebenen Ebenen und der Diktatur der Rechtwinkligkeit heraus zu kommen)

  1. Sets, mit denen man bestimmte Modelle (z.B. einen LKW) bauen kann,

  2. vollelektronische Steuerungen,

  3. "Themen"-Lego® à la "Bionicle". Und inzwischen gibt es da auch "klötzchenlose" Computerspiele wie z.B. "Lego® Star Wars":

Diese "Themen"-Lego®s hängen sich üblicherweise an einen gerade modischen (Film-)Trend an, und überhaupt wird ja derzeit auch bei Kindern jeder Trend gnadenlos in allen nur irgendwie denkbaren Formen ausgeschlachtet


(Quelle: )

und hält die "geile action" längst im Kinderzimmer Einzug.

Vielleicht ist es nur nostalgisch, wenn ich mich klammheimlich darüber freue, dass die Firma "Lego®" inzwischen selbst bemerkt hat, dass diese "Themen"-Lego®s ein Irrweg sein könnten, und sich wieder auf ihr "Klötzchen"-Kerngeschäft konzentrieren möchte:

"nostalgisch", weil traditionelle Spielzeuge kaum eine Chance mehr haben? Könnte die "Märklin-Krise" ein Beispiel dafür sein?


Kurz und gut - und um endlich so richtig volle Kanne puristisch zu werden:

"richtiges" Lego® ist für mich überhaupt nur 1., also .

Und sowieso bin ich der festen (reaktionären) Überzeugung, dass Kinder kein "vorstrukturiertes" Spielzeug brauchen, sondern sich am kreativsten mit simplen Küchenutensilien, und eben beschäftigen.

(Man kann leider gegen die - um es deutlich zu sagen - neumodische Spielscheiße [vor allem auf Computern] gar nicht mehr anerziehen.)


Im Folgenden geht´s mir also ausschließlich um , d.h. die Lego®-"Grundkonstruktionen" mittels quaderförmig-rechteckiger Klötze.

Es gibt die schönen Sprüche "Lego®land ist abgebrannt" und "Lego®land ist überall", und mit "Lego®land" sind da nicht die Lego®-Freizeitparks gemeint, sondern die Reiheneigenheim-Neubauviertel, die sich massenhaft um die Vororte von Großstädten ausbreiten.

Warum aber "Lego®land ist abgebrannt" bzw. "Lego®land ist überall"? Weil diese Reiheneigenheim-Neubauviertel  Inbegriff der Trost- und Phantasielosigkeit sowie - und das ist hier so wichtig - Rechtwinkligkeit sind. Wenn´s hoch kommt, stehen da abgeschnittene Pseudo-Villen nach dem Metzger-Motto "darf´s ein bisschen weniger sein?"

(Es ist mir, wohlgemerkt, fremd, mich da billig lustig zu machen:

  1. sowieso nicht über das "richtige" Lego®-Spiel,

  2. aber auch nicht über relativ preiswerte Häuser: mehr kann sich der durchschnittliche Häuslebauer, der ja auch von einer Jugendstilvilla in Innenstadtlage geträumt hatte [?], einfach nicht leisten!

[Und überhaupt haben diese Reiheneigenheim-Neubauviertel ja immerhin einen Vorteil für junge Familien: da gibt´s massenhaft Kinder, so dass man seine Kinder den ganzen Tag draußen spielen lassen kann.]

Man kann sich ja wirklich fragen, warum im Zeitalter der sonstigen Massenproduktion in Deutschland noch jedes Haus einzeln von einem Architekten entworfen wird, wenn diese Häuser hinterher dann dennoch alle gleich aussehen.

[Ein Mann kommt nach der Arbeit in solch ein Reiheneigenheim-Neubauviertel nach Hause, schlägt die Kinder, guckt RTL, schläft danach mit der Frau - und merkt erst am Morgen drauf, dass er am Vorabend versehentlich ins Nachbarhaus gegangen war.])

und sind aber eben mathematisch hochinteressant, nämlich im Hinblick auf (gar nicht so einfach) .


 

"Lego®-Rose: Die Lieblingsschöpfung von Joe Meno [...], weil sie so schlicht wie schwierig ist: Denn für organische Formen sind die rechteckigen Lego®-Klötzchen einfach nicht gemacht"
(zitiert nach )

Bemerkenswert am "richtigen" Lego®, also , ist eben, dass man

  1. nur in "geschichteten" Ebenen arbeiten kann, aus denen man nie rauskommt

(Bildquelle: pixelio.de)

(Hingegen kann man mit Sonderteilen des nicht-richtigen Lego® auch aus diesen Ebenen raus: )

  1. innerhalb dieser Ebenen ausschließlich rechtwinklig bauen kann.

(Hingegen kann man mit Sonderteilen des nicht-richtigen Lego® auch die Rechtwinkligkeit [in Abweichung von der grünen Grundplatte] überwinden: )

Genau diese strikte Rechtwinkligkeit ist aber das geniale Konstruktionsprinzip des Koordinatensystems:

Jede "schräge" Konstruktion ist also nur indirekt mittels vieler rechtwinkliger Elemente möglich:

Und auch im Koordinatensystem ergeben sich schräg-krumme Figuren (z.B. eine Parabel) ja überhaupt erst indirekt aus rechtwinkligen.


Wer viel "richtiges" Lego® spielt,

(insbesondere bei der Aufgabe, regelmäßige Körper zu bauen, also beispielsweise eine Pyramide, die nur

Einer-Grundkanten

hat und - nach einigem Probieren - anscheinend ausschließlich auf folgende Art konstruiert werden kann:

(vgl. auch ).


PS:

Ideal geeignet ist Lego® oftmals beim mathematischen Modellbau

(vgl. ),

da es einem viele umständliche konstruktive Vorarbeiten (z.B. Befestigen) abnimmt.

PPS:

Ich bin mir durchaus bewusst, dass die meisten SchülerInnen weiterführender Schulen sich für dumm (als Kinder) verkauft fühlen würden, wenn sie mit Lego® "spielen" müssten.

Schade bleibt das aber dennoch, da solch ein Lego®-Basteln

  1. ungemein das räumlich-konstruktive Arbeiten schult,

  2. stolz auf handgreifliche Ergebnisse machen kann.

So war doch "das Kind im Manne" in mir durchaus stolz auf folgende Hängebrücke (allerdings aus Duplo):

PPPS: Ich weiß, die Vorliebe für Holzspielzeug ist eine Alt-Hippie- und -Öko-Nostalgie. Kinder ziehen allemal knallbuntes Plastikspielzeug vor.

Und dennoch ist sogenanntes


Kapla-Spielzeug


        (ein Plagiat gab's zumindest vor einiger Zeit erheblich billiger bei Ikea)

fast noch besser als Lego®. Allerdings müsste man tonnenweise davon haben.
PPPPS: "Lego®-Art"


(Die Glocke, 26.4.10)