vgl. auch

In seinem Buch betont Simon Singh mehrfach, dass frühere griechische Denker zwar zu falschen Ergebnissen gekommen, aber dennoch extrem wichtig für die Entwicklung der Wissenschaften gewesen seien, weil sie erstmals nicht übernatürliche Erklärungen für Naturvorgänge versucht hätten.

Auf einen der exzellentesten Denker der Frühantike, nämlich Pythagoras, zu sprechen kommend, sagt Singh dann (auf S. 18f):

"Pythagoras' Mantra lautete »Alles ist Zahl«. Von dieser Überzeugung beflügelt, versuchte er die mathematischen Regeln zu finden, denen die Himmelskörper unterliegen. Die Bewegungen von Sonne, Mond und Planeten am Himmel erzeugten ihm zufolge bestimmte musikalische Töne, die von den Längen ihrer Umlaufbahnen bestimmt würden. Folglich mußten diese Umlaufbahnen und Töne in bestimmten zahlenmäßigen Verhältnissen zueinander stehen, damit das Universum in sich harmonisch sein könnte. Diese Theorie fand damals großen Anklang. Aus heutiger Sicht können wir sie erneut prüfen und fragen, inwiefern sie den strengen Anforderungen der modernen wissenschaftlichen Methode standhält. Ein Pluspunkt ist, daß Pythagoras' Behauptung, das Universum sei von Musik erfüllt, nicht irgendeine übernatürliche Kraft in Anspruch nimmt. Auch ist die Theorie recht einfach und durchaus elegant, zwei Eigenschaften, die in der Wissenschaft hoch geschätzt werden. Zumeist erhält eine Theorie, die auf einer einzigen, kurzen und schönen Gleichung beruht, den Vorzug vor einer anderen Theorie, die auf einigen sperrigen, unansehnlichen Formeln beruht und überdies durch komplizierte und nebulöse Vorbehalte eingeschränkt wird. Der Physiker Berndt Matthias brachte dies auf den Punkt: »Wenn Sie eine Formel in der Physical Review sehen, die sich über eine viertel Seite erstreckt, vergessen Sie die Sache. Sie ist falsch. Die Natur ist nicht so kompliziert.« Einfachheit und Eleganz rangieren jedoch hinter der wichtigsten Eigenschaft jeder wissenschaftlichen Theorie, daß sie nämlich der Wirklichkeit entsprechen und einer Überprüfung zugänglich sein muß, und hier scheitert die Theorie der Himmelsmusik gänzlich. Laut Pythagoras sind wir ständig in diese Musik getaucht, aber wahr-nehmen können wir sie nicht, weil wir sie seit unserer Geburt hören und uns vollkommen an sie gewöhnt haben. Letztendlich ist jede Theorie, die eine Musik postuliert, die nie gehört werden kann, oder irgend etwas anderes behauptet, das nie aufzuspüren ist, eine miserable wissenschaftliche Theorie."

Da möchte ich ihm doch glatt zurufen:

"Sei dir mal nicht so sicher - bzw. nicht so [was allzu billig ist: im Nachhinein] besserwisserisch!"

Denn an anderer Stelle (von der er allerdings nichts wissen konnte) hat Pythagoras allerneuesten Erkenntnissen nach dann doch Recht bekommen:

"Der bemerkenswerteste Resonanzeffekt in den Saturnringen ist die Cassinische Teilung, die etwa 4500 Kilometer breite Lücke zwischen A- und B-Ring.

Sie verdankt ihre Existenz einer 2:1-Resonanz mit dem Mond Mimas, der den Saturn in einer Entfernung von über 65 000 Kilometern umläuft.

Ringpartikeln innerhalb der Cassini-Teilung umrunden den Saturn doppelt so schnell wie Mimas den Planeten umläuft, so dass sie Mimas immer wieder an exakt denselben beiden Punkten ihrer Umlaufbahn überholen. Dort werden sie von dem Trabanten angezogen. Schließlich wirft die Anziehungskraft des Mondes, die durch rhythmische Wiederholung verstärkt wird, die Teilchen aus der Resonanzbahn, so dass die Lücke leergefegt wird. Eine ähnliche, aber schmalere Lücke nahe dem Außenrand des A-Rings, die Encke-Teilung (benannt nach dem ehemaligen Direktor der Berliner Sternwarte, Johann Encke), steht in einer 5:3-Resonanz mit Mimas und einer 6:5-Resonanz mit einem anderen Trabanten. Außerdem verdankt der dekorative Besatz der Außenkante des A-Rings seine sechs blütenblattartigen Lappen einer 7:6-Resonanz mit zwei kleinen Satelliten [= Saturnmonden], die sich auf einer gemeinsamen Umlaufbahn bewegen und womöglich einst ein einziges Objekt bildeten."
(zitiert nach: ; darin S. 166f)


All das hat rein gar nichts beispielsweise mit

am Hut - und überhaupt ist Naturwissenschaft viel zauberhafter!