Muster
in den sagenumwobenen Manuskripten
aus dem
sagenumwobenen Timbuktu
sagenumwobene Orte
Muster in den Manuskripten aus
Timbuktu
Es gibt Orte, bei denen schon allein ihre fremdartig klingenden Namen Verheißungen sind:
Atlantis, Eldorado, Samarkand, Timbuktu ...
Dabei sind
Zu 1. Atlantis und Eldorado:
Weil Atlantis laut Platon „jenseits der Säulen des Herakles“ (also westlich von Gibraltar) lag, hat beispielsweise Athanasius Kircher Atlantis mitten im (nach Atlantis benannten!) Atlantik verortet:
Wie oben im Wikipedia-Artikel schon angedeutet, ist Atlantis zum Inbegriff einer idealen Gesellschaft geworden.
Das Beste, was einem Ort passieren kann, ist es aber, wenn unklar bleibt, ob der Ort jemals existiert und wo er gelegen hat: dann kann man da wunderbar alles reininterpretieren.
(Vgl.
)
Oder wie ein Schüler mal sagte, als in einem Deutsch-Leistungskurs den Atlantis-Mythos Thema war: "Hoffentlich wird Atlantis nie gefunden, denn die heutige Realität könnte doch nur ernüchternd sein."
"Eldorado (span. El Dorado „Der Goldene“) ist ein
sagenhaftes Goldland im Innern des nördlichen Südamerika. Ursprünglich
bezeichnete der Name „El Dorado“ einen Mann, später eine Stadt und dann ein
ganzes Land.
[...]
Mal war Eldorado ein riesiger Tempel, mal eine im
Urwald versunkene Stadt, und im Jahr 1596 berichtete der englische Seefahrer
und Abenteurer Sir Walter Raleigh von dem sagenhaft reichen Königreich
„Eldorado“, das er irgendwo zwischen dem Amazonas und Peru vermutete [...].
Er stützte sich hierbei auf Aufzeichnungen und Erzählungen des spanischen
Konquistadors und späteren Gouverneurs von Trinidad Antonio de Berrio, der
zwischen 1584 und 1589 drei Expeditionen entlang des Laufes des Orinoco und
ins südwestliche Guayana unternommen hatte. Vor allem die Aufzeichnungen
Raleighs trugen mit zur Verbreitung der Legende bei [...]. "
(Quelle:
)
zu 2. Samarkand und Timbuktu:
Afrasiab, Vorläuferort von Samarkand, wurde etwa 750 v. Chr. in der
fruchtbaren Ebene des [Flusses] Serafschan als Oasenstadt gegründet. [...] Durch
den Handel mit den nördlichen und östlichen Regionen und wegen seiner Lage an
der Seidenstraße kam es zu Wohlstand. 329 v. Chr. wurde die den antiken Griechen
unter dem Namen Marákanda [...] bekannte Stadt durch Alexander den Großen
erobert. Wechselnde Herrscher [...] kennzeichnen die folgenden Jahrhunderte. 712
n. Chr. fiel sie an die Araber [...]. Samarkand wurde in der Folgezeit ein
geistiger Mittelpunkt des islamischen Ostens. [...] 1220 wurde [...] [Samarkand]
durch die Truppen Dschingis Khans erobert und zerstört. 1230 lebte noch ein
Viertel der vorherigen Einwohner (ungefähr einhunderttausend Menschen), die
meisten waren verarmt. Unter Qaidu Khan und dem Verwalter Masud Beg konnte sich
die Stadt zum Ende des 13. Jahrhunderts wieder erholen.
[...] Der mongolische Herrscher Timur machte Samarkand 1369 zur Hauptstadt
seines Großreichs, siedelte hier 150.000 Menschen, namentlich Seidenweber und
Waffenschmiede, an und baute die Stadt zu einer der schönsten und bedeutendsten
Metropolen seiner Zeit aus. Ungefähr 1407 bis 1448 herrschte Ulugh Beg, der die
Wissenschaften und insbesondere die Astronomie förderte; das Regieren stand bei
ihm nicht im Vordergrund. [...]"
(Quelle:
)
Berühmt wurde Samarkand vor allem aus zwei Gründen:
"Als Seidenstraße [...] bezeichnet man ein altes Netz von
Karawanenstraßen, dessen Hauptroute den Mittelmeerraum auf dem Landweg über
Zentralasien mit Ostasien verband. Die Bezeichnung geht auf den deutschen
Geografen Ferdinand von Richthofen zurück, der den Begriff erstmals 1877
verwendete.
Auf der antiken Seidenstraße wurde in westliche Richtung hauptsächlich Seide,
gen Osten vor allem Wolle, Gold und Silber gehandelt [...]. Nicht nur Kaufleute,
Gelehrte und Armeen nutzten ihr Netz, sondern auch Ideen, Religionen und ganze
Kulturkreise [bewegten sich] [...] auf den Routen von Ost nach West und
umgekehrt: hierüber kamen zum Beispiel der Nestorianismus [= christliche Sekte]
(aus dem spätantiken Römischen Reich) und der Buddhismus (von Indien) nach
China. Allerdings wird in der neueren Forschung davor gewarnt, das
Handelsvolumen (zumindest auf dem Landweg) und die Verkehrsinfrastruktur der
verschiedenen Handelsrouten zu überschätzen.
Eine 6400 Kilometer lange Route begann in Xi’an [in China] und folgte dem
Verlauf der Chinesischen Mauer in Richtung Nordwesten, passierte die Taklamakan-Wüste
[= zweitgrößte Sandwüste der Erde], überwand das Pamirgebirge und führte über
Afghanistan in die Levante [= östlicher Teil des Mittelmeers]; von dort wurden
die Handelsgüter dann über das Mittelmeer verschifft. Nur wenige Kaufleute
reisten auf der gesamten Route, die Waren wurden eher gestaffelt über
Zwischenhändler transportiert.
Ihre größte Bedeutung erreichte das Handels- und Wegenetz zwischen 115
v. Chr. und dem 13. Jahrhundert n. Chr. Mit dem allmählichen Verlust römischen
Territoriums in Asien und dem Aufstieg Arabiens in der Levante wurde die
Seidenstraße zunehmend unsicher und kaum noch bereist. Im 13. und 14.
Jahrhundert wurde die Strecke unter den Mongolen wiederbelebt; unter anderen
benutzte sie zu der Zeit der Venezianer Marco Polo, um nach
Cathay (China)
zu reisen. Nach weit verbreiteter Ansicht war die Route einer der Hauptwege,
über die Mitte des 14. Jahrhunderts Pestbakterien von Asien nach Europa
gelangten und dort den Schwarzen Tod verursachten."
(Quelle:
)
Besonders schön sind auch die "Muqarnas", mit denen die Moscheen in Samarkand verziert sind (s.u.).
Berühmt geworden ist Timbuktu auch aus den folgenden beiden Gründen:
"Mansa (König)
Musa galt als der „reichste Mann seiner Zeit“. In
Zeitungsartikeln und auf Wirtschaftsnachrichten-Webseiten wird Mansa Musa
vielfach als reichster Mensch aller Zeiten bezeichnet, sein Vermögen wird
dabei inflationsbereinigt auf 400 Milliarden US-Dollar hochgerechnet. Diese
Einschätzung, die von Journalisten stammt, findet sich aber nur vereinzelt
in der Literatur. Legendär wurde sein Haddsch, die traditionelle muslimische
Pilgerfahrt nach Mekka, mit einer Länge von circa 7000 km in den Jahren
1324/25. Der sagenhaft reiche König gab auf der Reise so viel Gold aus, dass
es in Kairo, Ägypten, den Wert des auf Gold basierenden ägyptischen Dinars
auf zehn Jahre hinaus ruinierte – er sank um ein Viertel seines Wertes.
Mansa Musa selbst spürte dies auf seiner Rückreise. Da sein Gold nicht mehr
den ursprünglichen Wert besaß, musste er sich von Kairoer Kaufleuten Geld
leihen [...]"
(Quelle:
)
Dieser Reichtum war natürlich auch für die Europäer reizvoll:
(Quelle:
; laut Howard W. French war
Afrika das Versuchslabor für die Eroberung und Ausbeutung aller
späterer Kolonien, wodurch Europa enorm reich geworden ist.)
Über 40 000 Manuskripte online:
Die Entdeckung der Timbuktu-Manuskripte widersprach allen Vorstellungen der damaligen Zeit:
"Das Afrikabild des deutschen Großbürgertums entsprach der Sichtweise Georg
Hegels, der zu Beginn des Jahrhunderts verkündet hatte, Afrika sei »kein
geschichtlicher Weltteil, er hat keine Bewegung und Entwicklung aufzuweisen«.
Offensichtliche Beweise für hochentwickelte Zivilisationen auf dem Kontinent,
etwa in Karthago oder Ägypten, wurden als nicht-afrikanisch eingestuft – sie
gehörten »der asiatischen und europäischen Welt zu«. Hegels Schlussfolgerung:
»Was wir eigentlich unter Afrika verstehen, das ist das
Geschichtslose und Unaufgeschlossene, das noch ganz im natürlichen Geiste
befangen ist, und das hier bloß an der Schwelle der Weltgeschichte vorgeführt
werden musste.« Hegel war weder der erste noch der letzte europäische
Intellektuelle, der die Ausbeutung des Kontinents und seiner Völker
rechtfertigte. [...]
Rassistische Theorien hielten Einzug in beinahe jeden Bereich europäischen
Denkens über Afrika, auch in die Forschung. Im Jahre 1874 stellte der britische
Entdecker Samuel Baker fest:
In jenem wilden Lande [Zentralafrika] finden wir keine Zeugen der Vergangenheit – keine alten Bauten, keine Skulpturen, nicht einmal einen behauenen Stein, der bewiese, dass der wilde Neger unserer Tage einem entfernten Vorfahren unterlegen wäre … Daraus müssen wir schließen, dass die Menschenrassen, die [diese Region] heute bevölkern, sich nicht von den prähistorischen Stämmen unterscheiden, welche die Ureinwohner darstellten.
Diese Einstellung hielt sich bis weit ins 20. Jahrhundert. Im Jahr 1923
schrieb der britische Historiker A.P. Newton: »Afrika hat vor der Ankunft der
Europäer praktisch keine Geschichte … da die Geschichte erst dann beginnt, wenn
der Mensch zu schreiben anfängt.« Damit ignorierte er geflissentlich sämtliche
Zeugnisse und Berichte, die das Gegenteil bewiesen. Reginald Coupland, Professor
für Kolonialgeschichte an der Universität Oxford, stimmte Newton fünf Jahre
später zu. Er konstatierte, dass ein Großteil der Afrikaner bis zum
19. Jahrhundert »unzählige Jahrhunderte lang in tiefer Barbarei gelebt hatte …
Sie entwickelten sich nicht, bewegten sich weder rückwärts noch vorwärts.
Nirgendwo auf der Erde, abgesehen vielleicht von ein paar verseuchten Sümpfen in
Südamerika oder einigen vergessenen Inseln im Pazifik, stand menschliches Leben
derart still. Das Herz Afrikas schlug kaum.« Seiner Vergangenheit und seiner
Kultur beraubt, war Afrika ein weißer Fleck auf der Landkarte, eine Wüste, in
der man mühsam die Pflanzen Zivilisation und Christentum gesetzt hatte. Mit
diesem geistig-moralischen Selbstverständnis ausgestattet, konnten die führenden
europäischen Nationen mit der »Rauferei um Afrika«, wie ein Kolumnist der
Londoner Times schrieb, nunmehr beginnen. [...] Im November 1884 berief Otto von
Bismarck eine diplomatische Konferenz in Berlin ein [...], um die Grundregeln
für Annexionen festzulegen, die bereits im Gange waren. Die Delegierten
diskutierten drei Monate lang, ohne einen einzigen Afrikaner am Tisch. [...]"
(Quelle: )
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Ich verfüge hiermit einfach ex cathedra: ein Mathematiklehrer darf nur dann die Buchmalereien in den Timbuktu-Manuskripten durchnehmen, wenn er auch auf die Kulturgeschichte Timbuktus eingeht! |
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Muster in den Manuskripten aus Timbuktu
Bei den Timbuktu-Manuskripten ergibt sich für uns ein kleines Problem: sie sind in teilweise sehr schöner, für uns aber unverständliche arabischer Schrift und großteils auch in arabischer Sprache geschrieben - so dass wir uns eigentlich nur an den Buchmalereien erfreuen können:
Aber fangen wir ganz einfach an, und zwar nicht mit einem Manuskript aus Timbuktu, sondern einem Muqarna
aus Samarkand:
Hier wie im nächsten Beispiel sei nur mit einer Bildergalerie vorgemacht, wie man die Struktur des Bildes herausfindet
(ich spare mir im Folgenden also alle didaktischen und pädagogischen Überlegungen, sondern behaupte nur pauschal, dass Mustersuche den Schülern mathematisch guttut):
alles zusammen:
zweidimensional und damit schon anschaulicher:
dreidimensional und damit :
erweist sich als eine
Kippfigur wie
:
mal sieht man z.B.
,
ein anderes Mal
,
aber es ist schwierig, willentlich zwischen beiden Ansichten zu wechseln oder gar beide gleichzeitig zu sehen.
Nun zu einem sehr anspruchsvollen und (deshalb?!) viel schöneren Beispiel aus Timbuktu:
Oder zwecks besserer Orientierung (dafür aber bei weitem nicht mehr so schön) in schwarzweiß:
Auch hier wieder nur eine Bildergalerie:
Wenn man. nun aber
um 1800 um
den Mittelpunkt dreht bzw. am
Mittelpunkt spiegelt, erhält man
, und das ist
identisch mit
!
Wenn man nun aber
um 1800 um
den Mittelpunkt dreht bzw. am
Mittelpunkt spiegelt, erhält man
, und das ist
identisch mit
!
Diese Gesamtfigur ist
Es ist für mich aber nach wie vor ein Wunder, wie der Buchmaler es geschafft hat,
Wenn man diese beiden Muster zusammenschiebt, erhält man
Wenn man diese beiden Muster zusammenschiebt, erhält man
Mit all dem werden sich wiederholende Einzelheiten deutlich, die sich aber für mich noch immer nicht zu dem Gesamtkunstwerk zusammensetzen.
Aber ein Problem muss ja nicht immer vollständig
gelöst werden. Vgl.
.
Die Kultur Timbuktus inkl. der Manuskripte ist nicht ohne den islamischen Einfluss zu verstehen.
Da im Islam weitgehend ein Bilderverbot besteht,
das verbietet, Menschen (inkl. Mohammed) und auch Tiere abzubilden, blieb den
islamischen Künstlern wohl gar nichts anderes, als filigrane und abstrakte
Ornamente zu entwickeln. Und so wurden sie zu
(vgl.
).
Dazu gibt es eine Vielzahl hervorragender Bücher:
.
In diesen Büchern werden
die kulturellen (religiösen) Hintergründe islamischer Kunst gezeigt,
geometrische Konstruktionen von Ornamenten
,
massenhaft Beispiele, die für den Nachvollzug in der Schule geeignet sind.
Bemerkenswert sind insbesondere
das Buch
, weil es
Bücher der Art
, in denen
"islamische" Muster "aus"gemalt werden, also nicht (nur) wie oben die Grenz-Linien
zwischen den Flächen, sondern (auch und vor allem) die Flächen, und
zwar derart, dass gleiche (evtl. gespiegelte) Flächen dieselbe
Farbe erhalten, also z.B.
.
Das Flächen-Ausmalen in einfacher als das Linien-Nachverfolgen und deshalb ein guter Einstieg.
Vgl. auch bei Mandalas
(Heirloom =
[Kultur-]Erbe): Vorstellung von Anleitungen, die zeigen, wie man selbst "islamische" Kunst
konstruieren kann.
.
animated: