damit Schüler Überblick über die (Schul-)Mathematik bekommen

Ein zentrales Problem im Mathematikunterricht besteht darin, dass

(zumindest in der Schulmathematik)

vorbereiten,

(... wobei ein Verweis auf eine innerschulisch-innermathematische Zukunft à la "das braucht ihr in fünf Jahren im Abitur" für viele Schüler auch nicht gerade tröstlich ist.

Nebenbei: es gibt durchaus auch mathematische Unterrichtsstoffe, die im Mathematikunterricht nie wieder gebraucht werden

[oftmals schon gar nicht im "richtigen" Leben],

und die sind sicherlich die allerersten Kandidaten für ein großes Ausmisten der Schulmathematik

[insbesondere nach blödsinnigen Verkürzung der Schulzeit auf G8]

in Analogie zu .

Beispiele dafür, dass Unterrichtsstoffe nie wieder in der Schule gebraucht werden, sind

[wofür man dann nicht der immer schon dummen Jugend von heute, sondern der Schule die Schuld gebe];
Das heißt aber nicht automatisch, dass man diese Themen ersatzlos streichen sollte: vielleicht sind ja nicht diese Stoffe wichtig, wohl aber die an ihnen vermittelten mathematischen Denkweisen

[und das glaube ich eher]

Lehrer froh sein, wenn die Schüler das 10er-System halbwegs automatisiert benutzen können, und es keineswegs dadurch überproblematisieren, dass man junge Schüler kognitiv völlig überfordernde andere Zahlensysteme durchnimmt?)

Ein Beispiel für die weitgehende implizite Ordnung der Schulmathematik ist die p-q-Formel für quadratische Funktionen, die üblicherweise in der 9. Klasse durchgenommen wird

(nebenbei: das Wort "durchgenommen" erinnert mich immer an "durchgekaut" und an "Durchfall"):

(und ich behaupte sogar

[hier ohne Begründung],

dass man die binomischen Formeln überhaupt nur braucht, um die p-q-Formel herzuleiten);

(Die häufige Frage der Schüler, wozu man "den ganzen Scheiß" denn eigentlich brauche

[und diese Frage ist natürlich rhetorisch gemeint, die implizite Antwort nämlich "zu nichts!"],

fragt also vielleicht
[in der Tat werden die meisten Schüler die binomischen Formeln niemals im "wirklichen" Leben brauchen!],

Ein zweites Beispiel:

wozu braucht man denn (innermathematisch) die quadratischen Funktionen

(und mit ihnen die p-q-Formel)?

Doch wohl, weil die quadratischen Funktionen die einfachsten "krummen" Funktionen und diese "krummen" Funktionen eines der zentralen Themen der Oberstufe sind

(vgl. Ableitung und Integration "krummer" Funktionen;

dabei sei hier mal dahingestellt, warum die "krummen" Funktionen in der Oberstufe so hochgehängt werden).

Insgesamt ergibt sich damit folgende "Dramaturgie":

Solche arg langfristigen Perspektiven haben fatale Folgen:

  1. muss den Schülern der 7. bzw. 9. Klasse alles mathematische Unterfangen wie ein Stochern im Nebel vorkommen: sie lernen Dinge für eine weit entfernte und zudem noch völlig unklare Zukunft

(... womit hier - nochmals gesagt - keine "lebensweltliche" Zukunft gemeint ist, sondern nur eine innermathematische Zukunft, und die auch nur bis zum Abitur: am Tag danach können die meisten Schüler eh die gesamte Mathematik vergessen);

  1. ist es dann wohl ein verständlicher, wenn nicht sogar unvermeidbarer Effekt, dass die Schüler

längst wieder vergessen haben

(nur schlechte Lehrer halten dann die Schüler für dumm).

Als Lehrer muss man also

(was ja durchaus frustrierend ist)

in der 9. Klasse bzw. in der Oberstufe wieder bei Null bzw. Adam & Eva anfangen

(manchmal frage ich dann die Schüler, bei welcher Pfeife sie denn vorher Mathematik gelernt haben

[dass so wenig hängen geblieben ist];

ich frage das allerdings nur dann, wenn ich selbst diese Pfeife war).

Da könnte man sagen, dass alles Lernen und also auch das der Mathematik nunmal nur in einem "Spiralcurriculum" funktioniert, also durch (variierte) Wiederholung in mehr oder minder regelmäßigen Abständen

(in der Hoffnung, dass sukzessiv immer mehr hängen bleibt und dann eben doch langsam zusammenwächst, was zusammengehört).

Das Spiralcurriculum wird schon allein an den Inhaltsverzeichnissen vieler Mathe-Schulbücher deutlich

(wobei man diese Inhaltsverzeichnisse

[und das ist - neben methodischen Überlegungen - die letzte verbliebene Lehrerfreiheit]

natürlich auch in ganz anderer Reihenfolge abarbeiten kann):

da wird dann

(solange Geometrie und Algebra noch weitgehend getrennte Gebiete sind)

andauernd abrupt scheinbar völlig neue Themen durchnehmen.

Statt in einem ewigen Spiralcurriculum bzw. einer Endlosschleife gefangen zu bleiben

,

könnte man drei unterschiedliche Konsequenzen ziehen:

  1. die allzu langfristig aufgebaute Stofflogik endgültig aufgeben, weil sie aussichtslos ist

(weil Schüler im besten Fall nur Rechenrezepte abspulen können, aber nichts verstanden haben):

wie dann eine Alternative aussehen könnte, sei hier mal dahingestellt;

  1. zueinander gehörende Stoffe auch in zeitlicher Nähe unterrichten

(z.B. in einem einzigen Schuljahr

dieses Alles-zusammen-Durchnehmen ist aber zeitlich kaum möglich, zumal für die p-q-Formel auch noch die Wurzel benötigt wird);

  1. die jeweiligen Stoffe schon zumindest ansatzweise von Anfang an in jene Zusammenhänge stellen, in denen sie später wichtig werden und teilweise sogar überhaupt erst ihren Sinn finden.

Ich bleibe bei dieser dritten Alternative, weil sie mir

Ich hatte anderweitig schon ein "Wissensnetz" in der Form vorgeschlagen, dass

(schon kurz erklärten)

Begriffe des Schulbuch-Inhaltsverzeichnisses gehängt werden, so dass die Schüler von Anfang an die Perspektiven des kommenden Schuljahrs kennen;

("wo kommen wir her, wo wollen [sollen] wir hin?"),

und

Zumindest theoretisch wäre es doch schön, wenn dieses Netz sogar

mit umfassen würde:

warum sollen Schüler nicht immerhin schon ahnen, wohin ihr jetziger Weg sie in den nächsten Jahren führen wird?

Dabei muss die Zukunft keineswegs nur aus arg abstrakten und vor allem unverständlichen Begriffen

(z.B. "ableiten" oder gar "differenzieren")

bestehen.

Ein Beispiel: wenn man in der 9. Klasse quadratische Funktionen inkl. der p-q-Formel durchnimmt, sollte man

was

sind, kann ein 9.-Klässler durchaus schon anhand einer fiktiven


Bergwanderung

erfassen, und dann kann man eben sagen:

(mit Hilfe der p-q-Formel),

Mehr noch:

(weil [alle!] Mathematiker zu blöd für Krummes sind, es aber genial über Lineares annähern - und damit zu erstaunlichen Folgen kommen)?

Und welcher Aha-Effekt, wenn die Schüler Jahre später merken: das hatten wir alles so ähnlich schon - und wird nun "nur" variiert und zur Vollendung gebracht!

Ein anderes Beispiel für Rück- und Vorblicke:

Genauso könnte man sagen: wer

(inkl. p-q-Formel und Wurzeln),

beherrscht und überhaupt ein grundlegendes Verständnis von Funktionen hat, ist algebraisch "reif" für die Oberstufe.

Wo sonst kann ein Schüler mal stolz auf

sein?

Mir ist daher geradezu danach, am Ende der Mittelstufe spezielle mathematische Zeugnisse auszustellen, auf denen

(als wäre vorher nichts gewesen),

Ein anderes Mittel der Rück- und Vorschau wäre beispielsweise

(pars pro toto über das irrwitzige Konzept der Null und ihre ungeheure Bedeutung an allen Ecken und Enden der Schulmathematik:

   ).