das Universum tanzt

Statt einer Synthese von gibt es oft eine strikte Trennung


(man muss bzw. - hintenrum gesagt - sollte allerdings gar nichts wissen,
denn Wissen-Müssen/-Sollen ist Pseudo-Bildung auf dem Niveau von "Wer wird Millionär?")

und zwar auch bei Schülern: insbesondere diejenigen, die sich selbst als Mathematiker und Naturwissenschaftler definieren, gehen häufig mit eiskalt mathematischer Logik an Literatur heran: sie verstehen z.B. den Vergleich "der Mann ist stark wie ein Löwe", halten aber die Metapher "der Mann ist ein Löwe" (Mann = Löwe) für unlogisch: "ein Mann kann kein Löwe sein" (Mann ≠ Löwe, basta!).


(wobei man sich streiten kann, ob schon der Vergleich "unlogisch" ist, nämlich ein Mann nichtmal so stark wie ein Löwe sein kann).

("weitgehend", weil die Metapher natürlich auch einen gewissen Ausschnitt des Spektrums vorgibt, nämlich die Perspektive auf einen Löwen).

Einerseits ist die Metapher ergebnisoffen, andererseits kann ihre Beschränkung auf den Spektrumsausschnitt natürlich auch zum Denkgefängnis werden: vielleicht ist der Mann ja gar kein Löwe, sondern eher eine Antilope - oder eine Kartoffel:


(Fressschuppen im Flughafen Manchester)

Das beste Mittel, eine Metapher (und überhaupt Literatur) zu verstehen, ist, sie einfach (!) wörtlich zu nehmen: der Mann ist tatsächlich ein Löwe - und somit z.B. extrem gefährlich:

Ein anderes, deftigeres Beispiel: bei Goethe im "Götz von Berlichingen" hieß es noch "leck' mich im Arsch" statt "leck' mich am Arsch". Und "leck' mich im Arsch" nehme man mal wörtlich!


Die mathematisch-naturwissenschaftlichen Verächter von Literatur und insbesondere Metaphern merken nicht, dass natürlich auch die Mathematik und Naturwissenschaften voller Metaphern sind.

Nehmen wir z.B. "elektrisches Feld":

Wer die Metapher nicht zu schätzen weiß, wird vermutlich trotzdem in ihrer Logik denken

(also z.B. an die Wellen eines Feldes:

"Die vom Dipol ausgestrahlten elektromagnetischen Wellen breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus. In einem hinreichend weit entfernten Punkt, man spricht dann vom Fernfeld, laufen die Wellen mit vernachlässigbarer Krümmung als ebene Welle an diesem Punkt vorbei. Die elektromagnetische Welle besteht [...] aus zwei sich ständig ändernden Feldern, dem elektrischen und dem magnetischen Feld (elektrisches Feld, Magnetfeld)."
[Quelle: ])

Aber weil ihm diese Metaphorik nicht bewusst ist, hat er kaum eine Chance, ihr zu entkommen, wenn sie einseitig, irreführend oder gar grob falsch ist.


Dass das Universum "tanzt", ist natürlich "nur" eine Metapher. Aber offensichtlich eine sehr produktive - und schöne:

"Raum und Zeit werden zu Spielern im sich entwickelnden Kosmos. Sie werden lebendig. Die Materie hier sorgt dafür, dass der Raum dort hinten sich krümmt, das versetzt die Materie wieder hier in Bewegung, und das bringt den Raum weiter hinten dazu, sich noch weiter zu krümmen –und so weiter. Die allgemeine Relativitätstheorie gibt die Schritte für einen Tanz vor, bei dem sich Raum, Zeit, Materie und Energie miteinander verweben."
(Brian Greene; Quelle: )


(aus dem ansonsten ziemlich bescheuerten Film "König der Fischer")

"Dann kam Einstein, nahm Zeit und Raum ihre Unabhängigkeit als zwei voneinander getrennte Größen weg und zeigte, dass man beides stattdessen als eine einheitliche Struktur denken konnte – als Raumzeit . Diese Struktur war nicht mehr nur eine Art Behälter für Materie, nein: Sie besaß eine eigene Dynamik. Die Materie wirkte auf die Raumzeit, die Raumzeit auf die Bewegung der Materie. Schwerkraft war die Verzerrung des Gewebes der Raumzeit, und Trägheit, also das Bestreben physikalischer Körper, in ihrem Bewegungszustand zu verharren, entstand einfach aus der Wechselwirkung zwischen Massekörpern – sie war kein Effekt, den der Raum in irgendeiner Weise mitverursachte. Was für ein unglaublicher Anblick: der lebendige, bewegliche Kosmos, eingefangen [!]  in mathematischen Formeln!"
(Quelle: )

Wo aber getanzt wird, muss auch Musik sein. Vgl. .