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Ich habe schon anderweitig eine Kritik vieler (scheinbarer) Populärwissenschaft und von Naturwissenschaftsmuseen geschrieben. Vgl. .
Symptomatisch scheint mir aber auch die Ausstellung
,
die 2016/17 im Museum für Naturkunde in meiner Heimatstadt Münster läuft (lief):
positiv an dieser Ausstellung ist allemal, dass von der Mythologie bis zu den Naturwissenschaften viele relevante und für den Laien wohl auch erstaunliche Aspekte aufgezeigt wird.
Ansonsten aber haben die Ausstellungsmacher es tatsächlich geschafft, eine Ausstellung über (!) Wasser auszurichten, in der nirgends (echtes) Wasser vorkommt!
Um genau zu sein: an drei Stellen kommt durchaus echtes Wasser vor:
In allen drei Modellen ist das "echte" Wasser aber
(allemal aus guten Gründen)
in Plexiglas eingekapselt, findet es also sozusagen hinter verschlossenen Türen statt.
Ansonsten ist die Ausstellung
(wieder: durchaus aus guten Gründen)
arg textlastig, was ab und zu neumodisch durch Multimedia-Elemente aufgelockert wird.
Bezeichnend für die Ausstellung sind aber zwei "Highlights":
Da hat man also mit gigantischem Aufwand einen riesigen Metallzylinder herangekarrt, aber was soll's?: ohne Erklärung und vor allem Besichtigung von innen ist er doch nur eine größere Mülltonne. Vor allem aber: was besagt das Dingsbums über das Ausstellungsthema "Wasser"
(wenn man davon absieht, dass der Zylinder ursprünglich mal unter Wasser lag - und vor sich hin rostete)?
Richtig daran ist, dass man da eine "echte" Sand-Landschaft haptisch verändern kann. Aber (echtes) Wasser fließt da eben nicht, man kann also auch nicht sehen, "wie das Wasser sich verhält", sondern da projiziert nur ein Computer "blaues Wasser".
An der "augmented reality sandbox" spielten vor allem Kinder, die ich dabei genau beobachtet habe: ihnen hat das Sandverschieben in diesem besseren Sandkasten viel Spaß gemacht, und allemal haben sie darüber gestaunt, dass wie von Zauberhand (durch den Computer) Höhenlinien und "Wasser" angezeigt wurden, der Sand also noch viel plastischer erschien.
Aber kein Kind hat "Flussdynamik und Hochwasserschutz" beobachtet bzw. simuliert.
Da ist jeder
Wasser-Kinderspielplatz
besser - und einfacher zu haben.
Was mag uns der Ausstellungstitel "Wasser bewegt" wohl sagen wollen?
Zu allererst denke Ich denke dabei natürlich an meine uralte Programmsammlung bewegte Mathematik.
Nun, was wollte ich denn mit diesem Titel sagen?: hübsch raffiniert doppeldeutig zweierlei:
(bzw. z.B. bei der Drehung eines Dreiecks bloß Anfangs- und Endzustand gezeigt werden),
Was also mag "Wasser bewegt" bedeuten?:
(oder dass es das tun sollte bzw. dass dies zu evozieren die eigentliche Aufgabe der Ausstellung ist).
Was aber die Herzen bewegt bzw. anrührt, sollte (sich) doch erstmal
(wenn irgend möglich - und bei Wasser ist das allemal möglich)
wortwörtlich bewegen und anrühren bzw. sich anrühren, also be-greifen lassen.
Wieso gehen viele Leute beim ersten
Sonnenstrahl im Frühling am liebsten am Wasser spazieren?: |
Sinn der Ausstellung sollte es also wohl sein, das Wasser hinter seiner scheinbaren Selbstverständlichkeit
(die es wohl bei uns, in vielen Teilen der Welt aber keineswegs ist)
hervorzuholen.
Da hätte ich das Wasser doch zu allererst mal fließen und plätschern und spritzen und hoch aufspringen und tief fallen lassen
Conrad Ferdinand Meyer: Aufsteigt der Strahl und fallend gießt |
und die Ausstellungsbesucher animiert, das Wasser zu rühren und zu werfen und fallen zu lassen und verschiedene "Aggregat"-Zustände des Wassers
(also Eis, gefrierendes und tauendes Wasser, Wasserdampf und Wolken)
zu erleben.
Warum hört man da keine Wasserfälle, warum nicht das Gluckern einer Quelle, das Meeresrauschen und Tosen des Wassers bei Sturm
(wobei die letztgenannten Phänomene wohl leider doch nur medial eingespielt werden können)?
Warum regnet es nicht in verschiedener natürlicher Heftigkeit und sind keine Wolken beobachtbar?
Hier also eine Ansammlung von Phänomenen, die
(wenn auch kleiner)
in eine Wasser-Ausstellung eingehen könnten:
Oder wenn da in einem Segment der Ausstellung von Mineral(trink)wasser die Rede ist und verschiedene
(natürlich verschlossene!)
Mineralwasserflaschen gezeigt werden: warum läßt man die Besucher nicht einige völlig unterschiedlich schmeckende Mineralwasser trinken?
(Der Vater eines Freundes hat mal in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts gesagt: "Die Zeiten sind so bescheuert. Irgendwann gibt's noch Wasser in Flaschen."
[und der Plastikmüll verstopft inzwischen die
Weltmeere:
])
Mir scheinen nur zwei Gründe vorstellbar, weshalb es in der Ausstellung nirgends fließendes, anfassbares, trinkbares Wasser gab:
Nichts gegen einige "geile" Aufmacher, also z.B. kubikmeterweise herabstürzendes (echtes) Wasser. Lieber wäre mir aber echtes Wasser, das zu wissenschaftlichen Fragestellungen hinführt