woher wissen die das? |
"Mein eigener [...] Ausgangspunkt war ein illustriertes Buch über Naturwissenschaft, das uns in der vierten oder fünften Klasse als Unterrichtsmaterial diente. Es war ein ganz normales Schulbuch im Stil der fünfziger Jahre - zerfleddert, ungeliebt, schrecklich dick -, aber fast ganz am Anfang enthielt es eine Abbildung, die mich fesselte: ein Schnitt-Bild des Erdinneren; es sah aus, als hätte jemand mit einem großen Messer in den Planeten geschnitten und dann vorsichtig einen Keil herausgezogen, der ungefähr ein Viertel der Gesamtmasse ausmachte. |
Der von mir ansonsten ja hochgeschätzte Physiker Niels Bohr (vgl. ) hat mal gesagt:
"Die Aufgabe der Wissenschaft besteht darin, tiefe Wahrheiten auf Trivialitäten zurückzuführen."
Ich glaube es ihm nicht, dass er das ernst gemeint hat - oder er hat es in einer sehr resignierten Stunde ausgesprochen.
Denn ein Naturwissenschaftler, der tatsächlich so wie in diesem Zitat dächte, würde seine eigene Arbeit entwerten oder wäre ein Fliegenbeinzähler und Kleingeist. Und gerade letzteres kann man Bohr ja nun wahrhaft nicht nachsagen.
ergeben sich ja aus jeder Teilantwort gleich auch wieder unendlich viele spannende neue Fragen
(so wird die Wissenschaft gerade derzeit nur immer spannender!),
verschwindet hinter allen wissenschaftlichen Antworten ja keineswegs das Staunen
(und seis darüber, wie wunderbar der "Schöpfer" all das gefügt hat;
bzw. nicht mehr staunen können nur die Billigmechanisten [oder z.B. auch Billiggenetiker]),
macht ja gerade die Frage "woher wissen die das?" bzw. "wie hat man es herausgefunden?" alles überhaupt erst so spannend.
Ohne diese Fragen bleibt es allein bei wissenschaftlichen Fakten (oder Theorien?!), bzw. umgekehrt: erst mit diesen Fragen kommt der Mensch (kommen die Entdecker) ins Spiel. |
Und "der Mensch", das bin ich bzw. sind SchülerInnen. Sie müssen dringend die (Irr-)Wege der Forschung kennenlernen, d.h. die Mühen und Heureka-Erlebnisse. Denn nur so wird auch simuliert: "Wie hätte ich es herausfinden können?"
Für Bryson (s.o.) war der Erdaufbau die Initialzündung. Für mich ist es eher der (physikalische) Atom- oder der (chemische) Molekülaufbau: Wie ist es überhaupt gelungen, da Ein"blicke" zu gewinnen, wo doch von prinzipiell Nichtsichtbarem die Rede ist?
Man wird da die entscheidenden ersten Ein"blicke" unter einer dicken Schicht von Selbstverständlichkeiten
(und Halbverstandenem)
hervorkratzen müssen.
Ein Beispiel:
ein entscheidendes Foto, aus dem Crick & Watson die Struktur der DNA herausgelesen haben, war Rosalind Franklins
Wie genau ist dieses Foto überhaupt aufgenommen worden?
Was genau zeigt es?
Wie - zum Teufel - konnten Crick & Watson darin die
(jenseits aller Wissenschaft einfach wunderschöne!)
Struktur
entdecken?
Oder ein weiteres, astronomisches Beispiel:
wichtige Grundbegriffe der Astronomie wie etwa
lassen sich ja einfach anlesen und auswendig lernen. Aber wieder: "woher wissen die das?" bzw. "wie hat man es herausgefunden?"
Die Begriffe stehen ja nicht "am Himmel dran", sondern sind nur durch langwierige, aufmerksamste Beobachtung des Sternenhimmels herausfindbar. Und alles ist sowieso ganz einfach, wenn man - wie in der Grafik - von außen schaut (nach einer sogenannten "Koordinatentransformation"), während die Menschen ursprünglich alles von der Erdoberfläche aus entdeckt haben.
Bzw. wenn man sie erst mal kennt, "sieht" man sie auch allüberall. Aber wie sind Menschen "drauf gekommen", die vorher noch nichts von ihnen wussten?
Ich fordere ja gar nicht, dass die Fragen "woher wissen die das?" bzw. "wie hat man es herausgefunden?" bei jeder wissenschaftlichen Erkenntnis gestellt werden. Aber man sollte ihnen doch ab und zu bzw. an entscheidenden Stellen nachgehen.
Und könnte es sein, dass SchülerInnen (und "wir" auch") so wenig begreifen, weil solche Fragen nie gestellt wurden, sondern alles fertig vorgesetzt wurde?
Die Fragen "woher wissen die das?" bzw. "wie hat man es herausgefunden?" sind in der Mathematik mindestens ebenso wichtig wie in den Naturwissenschaften!