Auf der Geburtstagsfeier eines Mathematikers gab es solche Platzkarten:

(... und nun darf man mal raten, wie alt der Mathematiker wurde)

Anwesende Nichtmathematiker werden die Platzkarten nur als netten Gag ("hier geht's mathematisch zu") verstanden haben, aber ich kam doch ins (schmunzelnde) Grübeln, was mir der Gastgeber mir (wie auch analog den anderen Gästen) mit "durch die Blume" sagen wollte.

Wenn der Laie sich noch halbwegs ans Quadrieren und Wurzelziehen erinnert, wird er vermutlich denken, dass das Wurzelziehen nur das Quadrieren rückgängig macht, es also "neutralisiert"

(vgl. ),

und dass somit

=

"Unser" Laie wird also, wenn überhaupt, denken, dass nur eine (typisch mathematische, also letztlich unnötige!) umständliche Schreibweise für ist.

Die Schreibweise wäre somit nur eine Selbstironie des Gastgebers und würde nichts über die Gäste (bzw. ) aussagen.

Woran der Laie aber wohl nicht mehr denkt, ist, dass

Durch das Quadrieren wird nämlich

in die positive Zahl 9 verwandelt

(und diese dann anschließend durch das Wurzelziehen so oder so in die positive Zahl 3).

Dieser kleine Effekt kann aber dem Gastgeber, der ja Mathematiker ist, auf keinen Fall entgangen sein. Denn es gibt

(vermutlich aus der häufigen schlechten Erfahrung, es nicht bedacht und sich dadurch Fehler eingehandelt zu haben)

so einige Mathematiker-Reflexe, die einsetzen, bevor man überhaupt losrechnet:

Das Quadrieren macht also

positiv

Damit wird aber auch indirekt unterstellt, dass negativ, also beispielsweise ein schlechter Mensch sein könnte.

"indirekt", weil ja dennoch die zweite Möglichkeit vorhanden ist, dass positiv ist.

Der mathematisch bewanderte Gast kann sich also selbst aussuchen, ob er positiv oder negativ ist. Aber immerhin wird er spaßeshalber auf diese Frage zurückgeworfen

(und "wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein").

Und der Laie merkt nicht mal, wie ihm da (spaßeshalber) indirekt Schlechtes unterstellt wird.

Der Gastgeber steht hingegen gönnerhaft da, indem er sogar aus Negativem noch Positives macht

(schließlich hat er den Gast ja "dennoch" eingeladen).


Natürlich ist das alles nur ein launiges Mathematikerspielchen (für Insider),  und letztlich ist es ja sogar reiner Blödsinn:

(ist das Ergebnis ?)

Um das Spielchen aber mal vollends ad absurdum zu treiben: wäre das Ergebnis des Wurzelziehens   oder oder oder oder gar  ???

Und ist = - , also der oben erwähnte schlechte ?

Ich wette aber, dass es mathematische Anhänger der unverfälscht reinen Lehre gibt, die solch ein Spielchen sogar in Bierlaune blasphemisch, weil strikt unmathematisch fänden. 

Ich bin da natürlich mal wieder ganz anderer Meinung: das eigentlich ja in der Tat unsinnige Spielchen ist dennoch durchaus sinnvoll, weil es "Grundeffekte" des Quadrierens/Wurzelziehens besonders schön anschaulich und damit gut merkbar macht.


Dem Laien, wenn es ihm denn überhaupt auffällt, mag das Spielchen samt seinem Hintersinn

(dass nämlich das Quadrieren

positiv macht)

allzu neckisch, weil - mit Recht! - ohne jeden Lebensbezug erscheinen.

Und dennoch ist es, wie ein kleines Beispiel

(allerdings aus einem sehr abstrakten Bereich)

zeigt, nicht nur mathematisch, sondern auch naturwissenschaftlich von enormer Bedeutung:


(zitiert nach : Martin Bojowald: zurück vor den Urknall; Die ganze Geschichte des Universums; Fischer)

Weil ich aber nicht Physiker, sondern "nur" Mathematiker bin, bleibt mir unklar, weshalb die Existenz einer negativen mathematischen Lösung schon die reale Existenz eines Antiteilchens "vorhersagt" (statt z.B. "möglich erscheinen lässt"): in der Mathematik gibt es doch allzu viele Fälle, bei denen etwas rechnerisch herauskommt, was aber von Anfang an aufgrund eines eingeschränkten Definitionsbereichs gar nicht möglich ist.