"Sicherheit gibt allein die Mathematik. Allerdings streift sie nur den Oberrock der Dinge."
Ed Regis
"Die Naturwissenschaft bedeutet [...] nicht das
kalte und blutleere Anhäufen einer unpersönlichen Abstraktion nach der
anderen, sondern ist das Leben selbst, menschliches Theater, das Drama
wirklicher Menschen, die wirkliche Gedanken denken. Daß diese Gedanken
oft durch frühere Erfahrungen vorbestimmt sind - Kultur, Sprache und so
weiter - ist nur umso besser. Das zeigt, daß Naturwissenschaftler
Menschen sind wie alle anderen und nicht hehre Götter bei der
Entdeckung der Wahrheit."
J.B.S. Haldane
„Das Universum ist nicht nur verrückter, als wir es uns vorstellen, sondern verrückter, als wir es uns vorstellen
können."
Jules Verne
»Es gibt nichts Unvorhergesehenes!« Phileas Fogg schien die Ruhe selbst.
»Aber mein lieber Fogg, diese Zeitspanne von achtzig Tagen ist hier nur
als absolutes Zeitminimum angegeben! [...] Wenn Sie es aber nicht
überschreiten wollen, müssen Sie ja sozusagen mathematisch von der
Eisenbahn ins Dampfboot und aus dem Dampfboot in die Eisenbahn springen
können!«
»Dann springe ich eben mathematisch genau, sozusagen.«"
Paulo Ribenboim
"Ehrlich gesagt würde ich es sogar als sehr
kultiviert empfinden, in unserer Lokalzeitung von einer gepflegten
Prügelei in einem unserer Pubs zu lesen, deren Ursache es war, dass man
sich darüber gestritten hat, welches der größte bekannte
Primzahlzwilling ist. Allerdings würde nicht jeder
Handgreiflichkeiten zwischen Menschen als sehr wünschenswert erachten,
selbst wenn es um solch hochwichtigen Dinge geht."
André Bloch
"»Das ist eine Angelegenheit der mathematischen Logik. Es gab in meiner
Familie Fälle von Geisteskrankheit. Die Vernichtung dieses Zweiges der
Familie ergab sich wie von selbst.« [...]. Als der Arzt gegen diese
Argumentation Einwände erhob, meinte Bloch: »Sie benutzen eine
emotionale Sprache. Zuoberst gibt es die Mathematik und ihre Gesetze.
Sie wissen sehr wohl, dass meine Philosophie durch den Pragmatismus und
den absoluten Rationalismus angeregt ist.«" (zitiert nach
)
Alfred Döblin (in "Berlin Alexanderplatz")
"Was
die Sekunde vorher mit dem Brustkorb der Frauensperson geschehen war,
hängt zusammen mit den Gesetzen von Starre und Elastizität, und Stoß
und Widerstand. Es ist ohne Kenntnis dieser Gesetze überhaupt nicht
verständlich. Man wird folgende Formeln zu Hilfe nehmen:
Das erste Newtonsche [njutensche] Gesetz, welches lautet: Ein jeder
Körper verharrt im Zustand der Ruhe, solange keine Kraftwirkung ihn
veranlaßt, seinen Zustand zu ändern [bezieht sich auf Idas Rippen]. Das
zweite Bewegungsgesetz Njutens: Die Bewegungsänderung ist proportional
der wirkenden Kraft und hat mit ihr die gleiche Richtung [die wirkende
Kraft ist Franz, beziehungsweise sein Arm und seine Faust mit Inhalt].
Die Größe der Kraft wird mit folgender Formel ausgedrückt:
Die durch die Kraft bewirkte Beschleunigung, also den Grad der
erzeugten Ruhestörung, spricht die Formel aus:
Danach
ist zu erwarten und tritt tatsächlich ein: Die Spirale des
Schaumschlägers wird zusammengepreßt, das Holz selbst trifft auf. Auf
der andern Seite, Trägheits-, Widerstandsseite: Rippenbruch 7.- 8.
Rippe, linke hintere Achsellinie. Bei solcher zeitgemäßen
Betrachtung kommt man gänzlich ohne Erinnyen aus. Man kann Stück für
Stück verfolgen, was Franz tat und Ida erlitt. Es gibt nichts
Unbekanntes in der Gleichung. Bleibt nur aufzuzählen der Fortgang des
Prozesses, der so eingeleitet war: Also Verlust der Vertikalen bei Ida,
Übergang in die Horizontale, dies als grobe Stoßwirkung, zugleich
Atembehinderung, heftiger Schmerz, Schreck und physiologische
Gleichgewichtsstörung."
"Man erzählt sich, daß Rutherford trotz seiner Verehrung für Marie Curie
der Begegnung mit ihr ausgewichen sei, wo immer dies möglich war. Er
soll bei aller Begeisterung für die Physik nicht verstanden haben, wie
ein Mensch über nichts anderes als über dieses Fach reden konnte."
(zitiert nach Ulrich Röseberg: Niels Bohr; Leben und Werk eines
Atomphysikers; Spektrum)
Wolfgang Pauli
(Nobelpreisträger für Physik)
"Die
Physik ist momentan wieder sehr verfahren, für mich ist sie jedenfalls
viel zu schwierig und ich wollte, ich wäre Filmkomiker oder so etwas
und hätte nie etwas von Physik gehört!"
Carl Friedrich Gauß
"Es
scheint mir eine fast frevelhafte Vermessenheit, das, was wir ... in
unserem Raupenzustande ... an Vollkommenheit oder Unvollkommenheit
wahrnehmen ..., zum Maßstab der ewigen Weisheit machen zu wollen."
Oliver Lodge
"Ich ging zurück durch die Straßen Londons oder über den Fitzroy Square,
erfüllt von dem Gefühl, alles um mich herum sei unwirklich, im Universum
hätten sich tief verborgene Dinge offenbart, die alle gewöhnlichen,
sinnlich erfahrbaren Gegenstände in den Schatten stellten, sodass der
Platz und seine Umzäunung, die Häuser, die Fuhrwerke und die Menschen
mir wie schemenhafte und fantastische Erscheinungen vorkamen, die die
geistige und spirituelle Realität hinter ihnen teils verdeckten, teils
aber auch von ihr durchdrungen waren."
Zitat aus
"Nach
Auffassung der alten Kabbalisten existiert das Universum unabhängig
davon, ob wir es wahrnehmen; nur die Möglichkeit [dass wir es
wahrnehmen] muss bestehen."
Zitate aus
"Die Größe und Überlegenheit der Naturwissenschaft im 16. und 17.
Jahrhundert beruht darauf, daß jene Forscher alle Philosophen waren [,]
[...] so wie umgekehrt die heute führenden Köpfe der Atomphysik, Niels
Bohr und Heisenberg, durch und durch philosophisch denken ..."
(Martin Heidegger)
●
"Die Physiker sehen sich selbst als Einbringer von
Fachwissen, das relevant ist in Disputen, die sie in früherer Zeit als
unfruchtbare Metaphysik abgewiesen hätten." (J.
Passmore)
●
"Ich glaube, daß die Generation der theoretischen
Physiker, welche die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik
entwickelten, besser in Wissenschaftsphilosophie erzogen war, als es die
gegenwärtige Generation ist." (Fritz Rohrlich)
●
"[...] daß die
moderne Physik ohne Philosophie nicht adäquat verstanden werden kann
[...]" (Carl Friedrich von Weizsäcker)
über
Pierre-Simon de Laplace
"Zu den späteren Leistungen Laplaces gehören die komplexen Gleichungen,
die das Verhalten des Sonnensystems beschreiben, und man hört zuweilen,
dass er seine diesbezüglichen Bemühungen unterbrechen musste, weil seine
Gleichungen die bekannten Tatsachen so erfolgreich zu erklären
vermochten, dass es nichts mehr zu erklären gab, bevor nicht weitere
Beobachtungen gemacht wurden." (zitiert nach Gabrielle Walker: Ein
Meer von Luft; Berlin Verlag)
"[Meister
Eder:] »Mein Befehl wird über Neutronenwellen durch zwei unsichtbare
Elektroden über Geranium zu Defektoren in das Indium geleitet. Dadurch
wird der Sperrwiderstand gelöst, die Diffusion angezogen und es
schaukelt. Soll die Schaukel stehen bleiben, mache ich es umgekehrt.«
»Ach - soo ist das!« Fritz versuchte, ein verständiges Gesicht zu mache. »Dann ist das kein Kobold«" Fragte Karli enttäuscht. [...]
Als die Buben gegangen waren, saß ein nachdenklicher Kobold in seiner
Schaukel und sah den Meister Eder voller Bewunderung an. »Meinst du,
ich könnte auch einmal auf Wellen durch unsichtbare Geranien nach
Indien reiten?« Eder musste lachen. »Ich hab doch den ganzen
technischen Unsinn nur erfunden, weil die Kinder die schlichte Wahrheit
[dass es den Kobold Pumuckl gibt] nicht glauben wollten.«"
Felix R. Paturi
"Mich
persönlich stört bei den nicht selten unversöhnlich verhärteten Fronten
zwischen den Anhängern der drei Theorien vor allem, dass kaum jemand in
Erwägung zieht, alle drei Theorien könnten stimmen."
Oswald Spengler
"Wäre
Mathematik eine bloße Wissenschaft wie die Astronomie oder Mineralogie,
so würde man ihren Gegenstand definieren können. Man kann es nicht und
hat es nie gekonnt. Mögen wir Westeuropäer auch den eigenen
wissenschaftlichen Zahlbegriff gewaltsam auf das anwenden, was die
Mathematiker in Athen und Bagdad beschäftigte, soviel ist sicher, daß
Thema, Absicht und Methode der gleichnamigen Wissenschaft dort ganz
andere waren. Es gibt keine Mathematik, es gibt nur Mathematiken. Was
wir Geschichte »der« Mathematik nennen, vermeintlich die
fortschreitende Verwirklichung eines einzigen und unveränderlichen
Ideals, ist in der Tat, sobald man das täuschende Bild der historischen
Oberfläche beseitigt, eine Mehrzahl in sich geschlossener, unabhängiger
Entwicklungen, eine wiederholte Geburt neuer, ein Aneignen, Umbilden
und Abstreifen fremder Formenwelten, ein rein organisches, an eine
bestimmte Dauer gebundenes Aufblühen, Reifen, Welken und Sterben."
Isaac Watts
"Wendet
von Zeit zu Zeit einige Augenblicke auf verwickelte Streitfragen, die
man über die Atome und das Leere, über die Lehre vom Unendlichen, über
das Unteilbare und das ungleich zu Messende in der Geometrie führet;
Sätze, die unauflösliche Schwierigkeiten zu haben scheinen. Laßt Euch
mit Fleiß in diese Labyrinthe ein, um Euch einen desto stärkeren
Eindruck von der Schwäche Eures Verstandes, und von der
Unvollkommenheit unserer Kenntnisse zu machen."
Bernhard von Chartres
(die vier Evangelisten auf den Schultern von vier Propheten;
Montage von vier der insgesamt fünf Glasmalereien im südlichen Querschiff der Kathedrale Notre Dame in Chartres)
"Wir sind wie Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen; deshalb
können wir mehr und weiter sehen, aber nicht dank der Schärfe unseres
Blicks, sondern weil wir höher sitzen und von Männern von gewaltiger
Statur getragen werden."
Arthur Zajonc
"Wir
sollten uns bewußt machen, daß die wesentlichen Fragen über die Natur
in vergangenen oder künftigen Epochen ganz anders lauten könnten als
die, die wir uns heute stellen. Wie C. S. Lewis in seinem schönen Buch
»The Discarded Images« schreibt, ist unser heutiges Verständnis zwar
nicht unbegründet, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, daß »die
Natur die meisten ihrer Geheimnisse in Form von Antworten auf die
Fragen preisgibt, die wir ihr stellen«. Die Fragen, die wir stellen,
und die Antworten, die wir bereit sind zu akzeptieren, sind Ausdruck
unserer Geisteshaltung. Unter Umständen werden die Bilder eines
Zeitalters von einem anderen weniger deshalb verworfen, weil neue
Entdeckungen gemacht worden sind, als vielmehr aufgrund der Tatsache,
daß es neue Prioritäten und neue Fragen gibt, die alle eine veränderte
Gemütsverfassung widerspiegeln."
●
"[...] ein Mathematiker, dessen Lebensarbeit ja die ständige Betrachtung des Immateriellen ist [...]"
Godfrey Harold Hardy
zu
Subrahmanyan Chandrasekhar
"Wenn Sie jemand fragt, warum Sie Astronom sind und welchen Nutzen die
Astronomie hat, ist die richtige Antwort für einen solchen Spießer:
»Die Astronomie ist vielleicht nicht nützlich, mein Wirken mag in
keinerlei Hinsicht von 'Bedeutung' sein, aber ich bin davon überzeugt,
dass meine Arbeit in der Astronomie zumindest der wichtigste Teil
meiner Persönlichkeit ist. Dass ich verheiratet bin, ein Gehalt
beziehe, von brauner Hautfarbe bin, von anderen geliebt werde, ist für
niemanden von Bedeutung außer mir selbst. Doch meine schöpferische
Arbeit hat einen Wert für andere (egal, wie wenige es sind), und das
hat eine Bedeutung unabhängig von mir und ist gerade deshalb von
größtem Wert für mich.«"
(... und das gilt analog für jeden "richtigen" Mathematiker, Künstler, Schriftsteller ...)
Subrahmanyan Chandrasekhar
"In
meinem ganzen wissenschaftlichen Leben, das sich immerhin 45 Jahre
erstreckt, hat mich am tiefsten die Erkenntnis beeindruckt, dass die
genaue Lösung der Gleichungen von Einsteins allgemeiner
Relativitätstheorie die absolut exakte Darstellung unzähliger
massereicher Schwarzer Löcher im Universum liefert. Dieses »Erschauern
vor dem Schönen«, die unglaubliche Tatsache, dass eine Entdeckung,
deren Beweggrund allein die Suche nach Schönheit in der Mathematik ist,
ihre vollkommene Entsprechung in der Natur findet, bringt mich zu der
Überzeugung, dass der menschliche Geist auf nichts so tief und so
unbedingt reagiert wie auf Schönheit."
Richard Feynman
"Eigentlich
tun wir nichts weiter als uns verdammt viel mehr mit einer bestimmten
Sache zu beschäftigen, die normal und gewöhnlich ist! Menschen haben
durchaus Phantasie, sie arbeiten bloß nicht so lange damit. Jeder
besitzt Kreativität, der Wissenschaftler nutzt sie nur stärker. Nicht
normal ist es, sie so intensiv zu nutzen, dass all diese Erfahrung all
diese Jahre über das gleiche begrenzte Thema angehäuft wird. Ein
Wissenschaftler tut nichts anderes als normale menschliche Tätigkeiten
bis zum Exzess zu treiben, in einer sehr übersteigerten Form. Normale
Menschen machen es nicht so oft oder denken nicht, wie ich, jeden Tag
über dasselbe Problem nach. Das tun nur Idioten wie ich! Oder Darwin
oder jemand, der ständig über dieselbe Frage nachdenkt: »Woher kommen
die Tiere?« Oder: »Was ist die Beziehung der Arten?« Ein
Wissenschaftler arbeitet daran und denkt darüber nach - jahrelang! Ich
tue, was auch normale Menschen oft tun, nur in einem Maße, dass es auf
andere verrückt wirkt! Aber es ist der Versuch, das menschliche
Potenzial auszuschöpfen."
Ryszard Kapuściński
"Indien
war meine erste Begegnung mit der Andersartigkeit, die Entdeckung einer
neuen Welt. Diese außergewöhnliche, faszinierende Begegnung war
gleichzeitig eine wichtige Lektion der Demut. Ja, die Welt lehrt einen
Demut. Denn ich kehrte von dieser Reise zurück, beschämt über mein
Unwissen, meine mangelnde Belesenheit, meine Ignoranz. Ich hatte mich
davon überzeugen können, daß uns eine andere Kultur ihre Geheimnisse
nicht auf ein Fingerschnippen hin enthüllt, sondern daß wir uns auf die
Begegnung mit ihr lange und gründlich vorbereiten müssen. [...]
Aber natürlich behielt ich Indien in Erinnerung. Je beißender der Frost
war, um so lieber dachte ich zurück an das heiße Kerala, je rascher die
Dämmerung hereinbrach, um so deutlicher erschien mir das Bild des
berauschenden Sonnenuntergangs in Kaschmir. Die Welt war nicht mehr
einheitlich eisig und schneebedeckt, sondern verdoppelt, differenziert:
sie war gleichzeitig eisig und heiß, schneeweiß, jedoch auch grün und
voller Blumen."
Charles Fort
"Unser Feind ist nicht die Wissenschaft, sondern der Glaube der Wissenschaft, real zu sein."
Max Born (Nobelpreisträger für Physik)
"An
die großen [...][R]ätsel komme ich trotz aller Mühe nicht heran. Ich
sehe nur, daß alles in Wirklichkeit ganz, ganz anders sein muß, als man
jetzt denkt."
●
"Der Gedanke, dass die Gesetze des Makrokosmos im Kleinen die irdische
Welt widerspiegeln, übt offenbar einen großen Zauber auf das Denken der
Menschheit aus; tatsächlich wurzelt er in Aberglauben (der so alt ist
wie die Geschichte des Denkens), dass das Schicksal der Menschen in den
Sternen stehe."
Benoit Mandelbrot
"Es
gehört zu den außergewöhnlichen Merkmalen der Wissenschaft, daß höchst
unterschiedliche und scheinbar nicht aufeinander bezogene Phänomene mit
demselben mathematischen Instrumentarium beschrieben werden können. Die
gleichen quadratischen Gleichungen, mit denen die Alten rechte Winkel
konstruierten, um ihre Tempel zu bauen, können heute von einem Banker
dazu verwendet werden, die Emissionsrendite einer neuen zweijährigen
Anleihe bei Fälligkeit zu berechnen. Die von Newton und Leibniz vor 200
Jahren entwickelten Verfahren der Infinitesimalrechung, mit denen sie
die Umlaufbahnen von Mars und Merkur berechneten, können heute von
einem Bauingenieur dazu benutzt werden, die Maximalbelastung einer
neuen Brücke oder das unter ihr durchlaufende Wasservolumen zu
berechnen. All das heißt keineswegs, daß Brücke, Fluß und Planeten auf
die gleiche Weise funktionieren oder daß ein Archäologe von der
Akropolis mithelfen sollte, den Kurs einer Anleihe von Accenture zu
ermitteln. Ebenso sind der Wind und die Märkte durchaus voneinander
unterschieden; das eine ist eine Naturerscheinung, das andere eine
Schöpfung des Menschen. Die Vielfalt der Naturphänomene ist jedoch
grenzenlos, während die Anzahl der verfügbaren, wirklich
unterschiedlichen mathematischen Begriffe und Werkzeuge entgegen allem
Anschein überraschend klein ist. Ein Mann, der sich anschickt, den
Urwald zu roden, hat relativ wenige Arten von Werkzeug: zum Schneiden
vielleicht eine Machete, zum Fällen einen Bulldozer und Feuer zum
Verbrennen. So ähnlich ist es auch in der Wissenschaft. Wenn wir das
weitläufige Gebiet des Verhaltens von Natur und Mensch erkunden,
stellen wir fest, daß unsere nützlichsten Meß- und Recheninstrumente
auf überraschend wenigen grundliegenden Ideen aufbauen. Wenn ein Mann
einen Hammer besitzt, sieht er in allen Dingen um ihn herum Nägel, die
einzuschlagen sind."
"Euler
legte großen Wert darauf, komplizierte wissenschaftliche Gegenstände
allgemein verständlich darzustellen. Er diktierte einem Mitarbeiter,
der mathematisch nicht vorgebildet war, seine "Vollständige Anleitung",
und erst wenn dieser Mann alles verstanden hatte, war für Euler der
Beweis erbracht, ein verständliches Lehrbuch geschrieben zu haben."
(zitiert nach: Elmar Mittler [Hrsg.]: Wie der Blitz einschlägt, hat
sich das Räthsel gelöst; Carl Friedrich Gauß in Göttingen; Katalog zur
Ausstellung im Alten Rathaus am Markt Göttingen)
Herman Hupfeld
This day and age we're living in Give cause for apprehension With speed and new invention And things like fourth dimension Yet we get a tre weary With Mr. Einstein's theory So we must get down to earth at times Relax, relieve the tension And no matter what the Progress Or what may yet be proved The simple facts of life are such They cannot be removed You must remember this A kiss is just a kiss A sigh is just a sigh The fundamental things apply As time goes by ...
Diese Zeit, in der wir leben kann schon unsere Besorgnis erwecken mit
ihrem Tempo, neuen Erfindungen und so Sachen wie der vierten Dimension.
Doch werden wir Herrn Einsteins Theorie ein kleines bißchen müde.
Deshalb müssen wir manchmal wieder auf den Boden kommen entspannen und
den Druck abbauen und was der Fortschritt bringen mag und was man noch
beweist die einfachen Dinge des Lebens sind nun mal so daß man nicht
um sie herumkommt: So merke dir es gut ein Kuß bleibt doch ein Kuß
ein Seufzen bleibt ein Seufzen die grundlegenden Dinge bleiben wenn
auch die Zeit verstreicht ...
Ursprüngliche Einleitung zu dem Lied "As Time Goes By", das später im
Filmklassiker "Casablanca" weltberühmt wurde.
Palle Yourgrau
"In
den Genuss von Gödels Unvollständigkeitssatz [und überhaupt von
Mathematik] zu kommen, steht Ihnen von Geburt an zu, lassen Sie sich
von niemandem, auch nicht von der »Mathematikpolizei« nehmen, worauf
Sie ein Recht haben."
Gabriele Gillen
"Rechnen
ist nicht leicht. Mancher scheitert schon an den vier Grundrechenarten.
Andere wiederum rechnen grundsätzlich falsch und hoffen, dass ihre
Milchmädchenrechnungen nicht durchschaut werden. Immer nach der
gleichen Methode: Nebelkerzen werfen, mit Hilfe des gut geölten
Propaganda-Apparates unermüdlich behaupten, dass zwei und zwei fünf ist
– und dieses Rechenergebnis am Ende in ein Gesetz packen. Schon ist es
Recht, und Sie können nicht einmal mehr dagegen klagen. Schon haben wir
zur Konsolidierung des angeblich unfinanzierbaren guten alten
Sozialstaates die angeblich alternativlosen Hartz-Gesetze. Das ist
nicht gerecht? Richtig, das ist Macht."
Henri Poincare
"Der Wissenschaftler beschäftigt sich nicht mit der Natur, weil sie
nützlich ist; er beschäftigt sich mit ihr, weil es ihm Spaß macht, und
es macht ihm Spaß, weil sie schön ist. Wäre die Natur nicht schön, wäre
es nicht wert, sie zu kennen, und wenn es nicht wert wäre, die Natur zu
kennen, wäre das Leben nicht lebenswert." "Der Wissenschaftler
beschäftigt sich nicht mit der Natur, weil sie nützlich ist; er
beschäftigt sich mit ihr, weil es ihm Spaß macht, und es macht ihm Spaß,
weil sie schön ist. Wäre die Natur nicht schön, wäre es nicht wert, sie
zu kennen, und wenn es nicht wert wäre, die Natur zu kennen, wäre das
Leben nicht lebenswert."
Dorothy Sayers
"Was
mir an Ihrer Aussage so gefällt, Miss Kohn, ist einfach die Tatsache,
dass sie dem Rätsel, das der Inspektor und ich zu lösen angetreten
sind, den letzten Schliff der völligen Undurchdringlichkeit gibt. Sie
reduziert es auf die absolute Quintessenz völlig unverständlichen
Unsinns. Das gibt uns nach dem zweiten Gesetz der Thermodynamik,
welches besagt, dass wir uns stündlich und sekündlich auf eine Zustand
immer größerer Unordnung zubewegen, die ruhige Gewissheit, dass wir auf
dem richtigen Weg sind."
Ernst Mayr
"Wenn
man die Lösung für ein Evolutionsproblem finden will, ist es häufig von
großem Nutzen, die (vielfach erfolglosen) Schritte nachzuvollziehen,
mit denen die richtige Antwort letztlich gefunden wurde. Aus diesem
didaktischen Grund erläutere ich häufig mit vielen Einzelheiten, auf
welchem Weg man zur Lösung schwieriger Probleme gelangte."
Lorenzo Magalotti
"Ich
kann Eurer Hoheit gar nicht sagen, wie schädlich es für einen Mann von
Lebensart hierzulande ist, für einen Philosophen und [!] Mathematiker
gehalten zu werden. Die Damen meinen sofort, er müsse in den Mond oder
die Venus oder etwas ähnlich Albernes verliebt sein."
(vgl.
8/2004)
"Unter diesem verblüffenden Titel hat Hubert Fichte (1935-1986) ein
Hörstück über Bewußtseinsstudien in Afrika verfaßt. Er stellt Methoden
zur Heilung psychisch Kranker, die mit Elektroschocks und Medikamenten
operieren, der traditionellen Heilmethode des Afrikaners Messanvi Sessou
von der Westküste des schwarzen Kontinents gegenüber. Sessou untersucht
zunächst, ob der Kranke sich an die rituellen und magischen Gesetze
seiner Umgebung gehalten hat. Diese Methode ist erfolgreich. Sie gelingt
aber nur, weil sie den Kranken und seine Umgebung als individuelles
System begreift, das entsprechend sprachlicher und botanischer Gesetze
verschlüsselt ist. Die Kenntnis der individuellen Sprachen Afrikas ist
eine angewandte Form der Mathematik." (zitiert nach
)
Robert Hutchins Goddard
"[...]
die Aufgabe des Nach-den-Sternen-Greifens, sowohl buchstäblich als auch
bildlich, wird viele Generationen beschäftigen, so daß, ganz gleich,
wieviel Fortschritt gemacht wird, man immer die Erregung des
Gerade-Beginnens erlebt."
David Hilbert
"Ach der? Der ist Poet geworden. Für die Mathematik hatte er zu wenig Phantasie."
Peter Buck
"Das
heute noch stärker verbreitete Weltbild [in dem die atomistisch
gedachte Materie als primäre Gegebenheit der Natur aufgefasst wird]
läßt uns auch bei so elementaren Vorgängen wie dem Verbrennungsprozeß
stets nur an das denken, was erhalten bleibt: die Art und Zahl der
Atome, die Menge der Energie. Die unmittelbar beobachtbaren Phänomene
treten dabei zurück, werden ausgeblendet. Wenn wir in einem
Biochemielehrbuch zum Beispiel nachlesen wollen, wie die Verbrennung in
unserem Körper vor sich geht, finden wir alles andere als eine
Phänomenbeschreibung, ja nicht einmal eine Anknüpfung an einige
wichtige und leicht beobachtbare Erscheinungen, sondern stets nur den
auf komplizierte Weise erschlossenen, extrem komplizierten
Umordnungsprozeß der Atome. Faszinierend sind die Mechanismen und
Details dieser biochemischen Vorgänge, faszinierend die raffinierten
Methoden ihrer Erforschung, aber wenn sie zu früh gelehrt werden,
können sie auch Schaden stiften: Die Fähigkeit, gut und genau zu
beobachten, kann verkümmern, das Vertrauen in die eigene
Wahrnehmungsfähigkeit kann unterminiert werden. Zu leicht fallen die so
Belehrten in ein Verhalten zurück, das man der mittelalterlichen
Naturwissenschaft böse ankreidete: das unbesehene, unverarbeitete
Übernehmen von Lehrmeinungen »großer« Autoritäten."
Jean-Pierre Luminet
"[...] Mathematik [...] ist auch eine Quelle des Lachens, der Spielerei und der Musik."
Ken Alder
"Die
Befürworter des metrischen Systems [d.h. der Maßeinheit Meter] wollten
sowohl einen starken Staat als auch eine freie Bürgerschaft, die über
die Macht verfügen sollte, am politischen und ökonomischen Leben der
Nation teilzuhaben. Und nicht zuletzt um diesen offensichtlichen
Widerspruch zu beseitigen, wollten sie die Bürgerschaft in ein
berechnendes Volk verwandeln. Die französischen Gelehrten, Ingenieure
und Verwalter des 18. Jahrhunderts waren vorzügliche Rechner, die ihre
diversen Positionen im Wesentlichen alle ihren mathematischen Meriten
zu verdanken hatten. Nun wollten sie, dass das französische Volk ihnen
nacheiferte. Ähnlich wie die heutigen Verfechter der Globalisierung
betrachteten es auch die Befürworter des metrischen Systems als ihr
Ziel, mit einem Schlag eine neue Wirtschaft und eine radikal neue Art
von Politik ins Leben zu rufen. [...] Wenn du Forschern die Möglichkeit
gibst, die Welt zu verändern, hast du keine Garantie, dass noch
irgendetwas an seinem alten Platz stehen wird, wenn sie damit fertig
sind. Welche menschliche Gewohnheit wird die scharfe Klinge der Logik
überleben? Welche gesellschaftliche Institution wird noch auf ihren
Vorgehensweisen beharren können, wenn man sie erst einmal mathematisch
unter die Lupe genommen hat? Welche alten Gebräuche werden auf dem
Prüfstand der Präzision bestehen? Das metrische System gehörte in der
Tat zu jenen radikalen Ideen der Französischen Revolution, die
sämtliche lokalen Unterschiede zerstören sollten, um den Weg in eine
Zukunft zu ebnen, in der alle und alles gleich sein würden -
vergleichbar dem heutigen Informationszeitalter, das nach Ansicht der
Globalisierungsgegner ebenfalls darauf hinausläuft, sämtliche
kulturellen Unterschiede in der Welt zu nivellieren. Das metrische
System sollte die neue Sprache für die materielle Welt sein. Und nicht
anders als die Revolutionäre, die im Interesse einer sprachlichen
Einheit und der allgemeinen Verständigung sämtliche regionalen
Mundarten ausmerzen und die französische Sprache zur einzig gültigen
erheben wollten, träumten die Gelehrten davon, im Namen einer
metrischen Einheit alle Bereiche des wissenschaftlichen und
öffentlichen Lebens mit der Sprache von rationalen Maßen zu
durchdringen."
Shimon Malin
"Wann
immer es einen Paradigmenwechsel gegeben hat, verabschiedete sich das
alte Paradigma mit einem Paukenschlag und nicht mit Gejammer. Als die
Vorstellung von der Erde als Scheibe hinfällig wurde, versuchte man
auch nicht, sie durch die Vorstellung einer "fast flachen Erde" zu
ersetzen, einer flachen Erde mit vereinzelten kugelförmigen
Ausbuchtungen. Wenn du damals gelebt hättest, dann hättest du
vermutlich gesagt: »Das Paradigma der flachen Erde hat so gut
funktioniert, wir wollen deshalb die Erde so flach wie möglich
lassen.«"
Erwin Schrödinger
(Nobelpreisträger für Physik)
"Und
denke [...] an die »leuchtenden Augen«, mit denen dein Kind dich
»anstrahlt«, dem du ein neues Spielzeug gebracht hast; und dann lasse
den Physiker dir sagen, dass in Wirklichkeit von diesen Augen nichts
ausgeht - sie ihrerseits werden beständig von Lichtstrahlen getroffen -
das ist ihre Funktionsweise. In Wirklichkeit. Sonderbare Wirklichkeit.
In ihr scheint doch etwas zu fehlen."
Salvador de Madariaga
"Jahrhunderte
waren vergangen, in denen die Menschheit all ihre Sehnsucht mit den
Händen ausdrückte, die sie flehend zum Gebet erhob wie in den Fenstern,
die sie in ihre hohen Kathedralen setzte. Die Zeit war gekommen, um die
Arme zu senken, die Hände zu lösen und beide zu regen in tausenderlei
neuer Geschäftigkeit, in rastlosem Treiben und Schaffensfreude. Was
vorher die Anbetung dessen war, was man nie erkennen würde, verwandelte
sich nun in die Entdeckung des Erkennbaren. Die Menschen ergriffen
endlich ganz und gar Besitz von diesem Planeten. Einmal mußte das neue
Zeitalter beginnen, in dem der Mensch zunächst die Erdoberfläche ganz
erforschte, dann in die tiefsten Abgründe vordrang, die
Grenzenlosigkeit der Welt ihm zu Häupten ermaß und schließlich in die
Unermeßlichkeit des Mikrokosmos vorstieß. ... Die Zeit war reif
geworden, um eine Welt sterben zu lassen, damit eine neue entstehen
konnte. Eine ganz Neue Welt galt es zu entdecken, aber nicht nur den
amerikanischen Kontinent, sondern die Welt, die dank der Entdeckung
Amerikas sich bald dem fragenden Verstand der Menschen offenbarte. Ein
Mensch mußte kommen, der den Weg dorthin öffnete. Die erste Tat, um
dies zu vollbringen, konnte nur eine Tat des Glaubens sein - diesen
Kontinent mußte jemand entdecken, der gar keinen vernünftigen Grund
hatte, um überhaupt an die Existenz eines solchen Festlandes zu
glauben. ... Deshalb mußte die Aufgabe einem Träumer zufallen, einem
Menschen, der über den Wassern der Wirklichkeit sich wiegte, den
Meeresvögeln gleich, die er in der Nacht vor der Entdeckung über seinem
schlaffen Segel fliegen hörte. Ihm mußte man einen Traum mitgeben, der
so täuschend der Wirklichkeit ähnelte, daß er mutig losfuhr und nicht
innehielt, immer seinem Wunschbild nach, so als hätte er es schon in
seiner Kajüte verschlossen. Was bedeutete es, daß ein Irrtum ihn auf
diese Reise führte, wenn er doch der Wahrheit entgegenfuhr? Manchmal
weiß die Menschheit besser als ihre Führer, wohin der Weg geht. Auf
seine Person kommt es nicht an. Sein schmerzgepeinigter Körper wurde
zur Brücke, die Europa und Amerika verband. Amerika, das zu suchen war,
entdeckte er nicht. Er entdeckte die Indischen Lande, die es doch nur
in seiner Phantasie gab. Mit Gewalt wollte er das für sich genießen,
woran er allein glaubte. Deshalb wurde ihm die Kenntnis von dem, was er
in Wirklichkeit vollbrachte, versagt, und der Kontinent trägt seinen
Namen nicht."
Karl Gutzkow an Georg Büchner
"Sie
scheinen die Arzeneykunst verlassen zu wollen [...]. Seien Sie nicht
ungerecht gegen dies Studium; denn diesem scheinen Sie mir Ihre
hauptsächliche force zu verdanken, ich meine, Ihre seltene
Unbefangenheit, fast möcht' ich sagen, Ihre Autopsie, die aus allem
spricht, was Sie schreiben."
Sophus Lee
"In
unseren Tagen [1893] sind es unsere Dichter, die die große Welt mit der
Kühnheit und der glänzenden Form ihrer Gedanken beeindrucken. Nehmen
Sie es mir nicht übel, dass ich auf etwas desselben Blutes Anspruch
erhebe. Ohne Phantasie wird man nie Mathematiker [...]"
Gustave Flaubert
"Mein
Reich ist weit wie das Universum; mein Durst ist grenzenlos. Ich
schreite immer fort, befreie den Geist und wäge die Welten ohne Haß,
ohne Furcht, ohne Mitleid, ohne Liebe, ohne Gott. Man nennt mich
Wissenschaft."
James Jeans
"Das Wesentliche ist, daß
alle
Bilder, die die Wissenschaft jetzt von der Natur entwirft und die
allein den Beobachtungstatsachen gerecht werden zu können scheinen,
mathematische Bilder sind.
Die meisten Physiker würden zugeben, daß sie nichts weiter als Bilder
sind - Fiktionen, wenn man will, sofern man unter einer Fiktion
versteht, daß die Wissenschaft noch nicht mit der letzten Wirklichkeit
in Berührung ist. Viele würden der Ansicht sein, daß, vom umfassenden
physikalischen Standpunkt aus, die hervorstechendste Leistung der
Physik des 20. Jahrhunderts nicht die Relativitätstheorie mit ihrer
Zusammenschweißung von Raum und Zeit ist oder die Quantentheorie mit
ihrer jetzigen anscheinenden Verneinung des Kausalitätsgesetzes, oder
die Spaltung des Atoms mit der daraus folgenden Entdeckung, daß die
Dinge nicht das sind, was sie scheinen, sondern die allgemeine
Erkenntnis, daß wir noch nicht in Berührung mit der letzten
Wirklichkeit sind. Um in Platos bekanntem Gleichnis zu sprechen: Wir
sind noch in unserer Höhle eingeschlossen, mit dem Rücken zum Licht,
und können nur die Schatten an der Wand beobachten. Gegenwärtig ist die
einzige unmittelbar vor der Wissenschaft liegende Aufgabe, diese
Schatten zu studieren, sie zu klassifizieren und sie auf dem
einfachstmöglichen Wege zu erklären. Und die Erkenntnis, die wir in
einem wahren Sturzbach überraschenden neuen Wissens finden, ist, daß
der Weg, der sie deutlicher, voller und natürlicher erklärt als jeder
andere, der mathematische Weg ist, die Erklärung in mathematischen
Begriffen. In einem etwas anderen Sinne, als es Galilei gemeint hat,
ist es richtig, daß«das große Buch der Natur in mathematischer Sprache
geschrieben ist». So wahr ist dies, daß nur ein Mathematiker jemals
hoffen darf, jene Zweige der Wissenschaft [nicht aber eventueller
anderer Zugänge], die versuchen, die Grundnatur des Weltalls zu
enträtseln, die Relativitätstheorie, die Quantentheorie und die
Wellenmechanik, ganz zu verstehen."
Peter Kröning
"Den
Irrwegen nachzugehen, die zur Erkenntnis führten, ist weit reizvoller
und aufregender als nur das fertige Resultat zu betrachten."
Werner Heisenberg
"Wissenschaft
wird von Menschen gemacht. Dieser an sich selbstverständliche
Sachverhalt gerät leicht in Vergessenheit, und es mag zur Verringerung
der oft beklagten Kluft zwischen den beiden Kulturen, der
geisteswissenschaftlich-künstlerischen und der
technisch-naturwissenschaftlichen, beitragen, wenn man ihn wieder ins
Gedächtnis ruft."
Rupert Riedl
"Unserer
Geschichte können wir [nicht] [...] entkommen, jedenfalls im
Verständnis jedes Gegenstands, der Geschichte hat. Aber alles von
Bedeutung hat Geschichte [...]. [...] offenbar ist nichts, was
erdacht, erkannt und entwickelt wurde, ohne den Geist seiner Zeit und
dieser wiederum nicht ohne die vorauslaufenden Zeitgeister zu
verstehen."
Johann Wolfgang Goethe
"Die Geschichte der Wissenschaft ist die Wissenschaft selbst."
●
"Ich hörte mich anklagen, als sei ich ein Feind der Mathematik
überhaupt, die doch niemand höher schätzen kann als ich, da sie gerade
das leistet, was mir zu wirken völlig versagt worden."
Paul Feyerabend
"Die gesamte Geschichte
einer Disziplin wird herangezogen, um ihren neuesten und »fortgeschrittensten«
Entwicklungsstand zu verbessern. Die Trennung zwischen Geschichte einer
Wissenschaft, ihrer Philosophie und der Wissenschaft selber löst sich in nichts
auf [...]. "
●
"[...] ein wenig Gehirnwäsche [macht] die Geschichte
der Wissenschaft sehr viel flacher, simpler, einförmiger, »objektiver« und
strengen, unveränderlichen Regeln zugänglicher. Die wissenschaftliche
Ausbildung, wie wir sie heute kennen, hat genau dieses Ziel. Sie simplifiziert
die »Wissenschaft«, indem sie die Akteure simplifiziert. Zunächst wird ein
Forschungsgebiet festgelegt. Es wird von der übrigen Geschichte abgetrennt (die
Physik zum Beispiel von der Metaphysik und der Theologie) und mit einer eigenen
»Logik« ausgestattet. Eine gründliche Ausbildung in einer solchen »Logik«
bestimmt dann das Arbeiten auf dem Gebiet; es vereinheitlicht die Handlungen und
bringt auch große Teile des Geschichtsablaufs zum Stillstand. Feststehende
»Tatsachen« bilden und erhalten sich, trotz der Wechselfälle der Geschichte. Ein
wesentlicher Bestandteil der Ausbildung, die solche Tatsachen entstehen läßt,
ist die Bändigung und oft die völlige Kastration von Institutionen, die zu einer
Verwischung der Grenzen führen könnten. Jemandes Religion etwa, oder seine
Metaphysik, oder sein Humor (sein natürlicher, nicht der anerzogene und stets
eher abstoßende Humor der Spezialberufe) dürfen mit seiner wissenschaftlichen
Tätigkeit nicht das geringste zu tun haben. Die Einbildungskraft wird
eingeschränkt, selbst die Sprache eines Menschen ist nicht mehr seine eigene.
Das wiederum spiegelt sich in der Eigenart wissenschaftlicher »Tatsachen«, die
als unabhängig von Meinung, Glauben und kulturellen Bedingungen empfunden
werden."
"Während des Mathematikunterrichtes war Törleß plötzlich ein Einfall gekommen.
Er hatte schon während der letzten Tage den Unterricht in der Schule
mit besonderem Interesse verfolgt gehabt, denn er dachte sich:«Wenn
dies wirklich die Vorbereitung für das Leben sein soll, wie sie sagen,
so muß sich doch auch etwas von dem angedeutet finden, was ich suche.»
Gerade an die Mathematik hatte er dabei gedacht; noch von jenen Gedanken an das Unendliche her.
Und richtig war es ihm mitten im Unterrichte heiß in den Kopf
geschossen. Gleich nach Beendigung der Stunde setzte er sich zu
Beineberg als dem einzigen, mit dem er über etwas Derartiges sprechen
konnte.
«Du, hast du das vorhin ganz verstanden?»
«Was?»
«Die Geschichte mit den imaginären Zahlen?»
«Ja. Das ist doch gar nicht so schwer. Man muß nur festhalten, daß die Quadratwurzel aus negativ Eins die Rechnungseinheit ist.»
«Das ist es aber gerade. Die gibt es doch gar nicht. Jede Zahl, ob sie
nun positiv ist oder negativ, gibt zum Quadrat erhoben etwas Positives.
Es kann daher gar keine wirkliche Zahl geben, welche die Quadratwurzel
von etwas Negativem wäre.»
«Ganz recht; aber warum sollte man nicht trotzdem versuchen, auch bei
einer negativen Zahl die Operation des Quadratwurzelziehens anzuwenden?
Natürlich kann dies dann keinen wirklichen Wert ergeben, und man nennt
doch auch deswegen das Resultat nur ein imaginäres. Es ist so, wie wenn
man sagen würde: hier saß sonst immer jemand, stellen wir ihm also auch
heute einen Stuhl hin; und selbst, wenn er inzwischen gestorben wäre,
so tun wir doch, als ob er käme.»
«Wie kann man aber, wenn man bestimmt, ganz mathematisch bestimmt weiß, daß es unmöglich ist?»
«So tut man eben trotzdem, als ob dem nicht so wäre. Es wird wohl
irgendeinen Erfolg haben. Was ist es denn schließlich anderes mit den
irrationalen Zahlen? Eine Division, die nie zu Ende kommt, ein Bruch,
dessen Wert nie und nie und nie herauskommt, wenn du auch noch so lange
rechnest? Und was kannst du dir darunter denken, daß sich parallele
Linien im Unendlichen schneiden sollen? Ich glaube, wenn man allzu
gewissenhaft wäre, so gäbe es keine Mathematik.»
«Darin hast du recht. Wenn man es sich so vorstellt, ist es eigenartig
genug. Aber das Merkwürdige ist ja gerade, daß man trotzdem mit solchen
imaginären oder sonstwie unmöglichen Werten ganz wirklich rechnen kann
und zum Schlusse ein greifbares Resultat vorhanden ist! »
«Nun, die imaginären Faktoren müssen sich zu diesem Zwecke im Laufe der Rechnung gegenseitig aufheben.»
«Ja, ja; alles, was du sagst, weiß ich auch. Aber bleibt nicht trotzdem
etwas ganz Sonderbares an der Sache haften? Wie soll ich das
ausdrücken? Denk doch nur einmal so daran: In solch einer Rechnung sind
am Anfang ganz solide Zahlen, die Meter oder Gewichte oder irgend etwas
anderes Greifbares darstellen können und wenigstens wirkliche Zahlen
sind. Am Ende der Rechnung stehen ebensolche. Aber diese beiden hängen
miteinander durch etwas zusammen, das es gar nicht gibt. Ist das nicht
wie eine Brücke, von der nur Anfangs- und Endpfeiler vorhanden sind und
die man dennoch so sicher überschreitet, als ob sie ganz dastünde? Für
mich hat so eine Rechnung etwas Schwindliges; als ob es ein Stück des
Weges weiß Gott wohin ginge. Das eigentlich Unheimliche ist mir aber
die Kraft, die in solch einer Rechnung steckt und einen so festhält,
daß man doch wieder richtig landet.»
Beineberg grinste:«Du sprichst ja beinahe schon so wie unser Pfaffe:
<... Du siehst einen Apfel, - das sind die Lichtschwingungen und das
Auge und so weiter, - - und du streckst die Hand aus, um ihn zu
stehlen, - das sind die Muskeln und die Nerven, die diese in Bewegung
setzen. - Aber zwischen den beiden liegt etwas und bringt eins aus dem
andern hervor, - und das ist die unsterbliche Seele, die dabei
gesündigt hat ... ; ja - ja, - keine eurer Handlungen ist erklärlich
ohne die Seele, die auf euch spielt wie auf den Tasten eines Klaviers
...>» Und er ahmte den Stimmfall nach, mit dem der Katechet dieses
alte Gleichnis vor zubringen pflegte. -«Übrigens interessiert mich
diese ganze Geschichte wenig.»
«Ich dachte, gerade dich müßte sie interessieren. Ich wenigstens mußte
gleich an dich denken, weil das - wenn es wirklich so unerklärlich ist
- doch fast eine Bestätigung für deinen Glauben wäre.»
«Warum sollte es nicht unerklärlich sein? Ich halte es für ganz wohl
möglich, daß hier die Erfinder der Mathematik über ihre eigenen Füße
gestolpert sind. Denn warum sollte das, was jenseits unseres Verstandes
liegt, sich nicht einen solchen Spaß mit eben diesem Verstande erlaubt
haben? Aber ich geb mich damit nicht ab, denn diese Dinge führen doch
zu nichts.»"
Douglas Galbraith
"Man sagt, die Wahnsinnigen hören Dämonen, die sie rufen, so
laut und deutlich, als riefe ein Mann auf der Straße sie beim Namen. Ich
habe erzählen hören, dass sie ihr Leben lang in ihrem Wahnsinn glücklich
wären, wenn es diese Stimmen nicht gäbe. Die Stimmen sind es, die sie in
den Untergang treiben, in moralischer, körperlicher oder jeder Hinsicht.
Mag sein, dass es sich so auch mit meinen Zahlen verhält. Dreiundzwanzig
Ellen Bengaline oder das genaue Verhältnis des blauen Krepp zum
fleischfarbenen und des fleischfarbenen zum weißen kann ich ebenso wenig
vergessen, wie jemand den Irrsinn aus seinem Kopf schütteln könnte,
indem er sich hinstellt und sagt: »Ich bin gesund.« Freilich, diese
Krankheit war zu jener Zeit alltäglich. Es gab kaum jemanden, der taub
gewesen wäre für die süße Musik von soundso viel Pfund, soundso viel
Tonnen dieser oder jener Ware, von soundso viel Prozent. Die Dämonen
raunten sie in den Schenken, seufzend klang sie aus den Kissen in den
Schlafgemächern von Herzoginnen, die Kontobücher der Kaufleute und die
Folianten der Gelehrten fächelten sie ihnen ins Ohr, und das Blöken der
Schafe auf den Bergen des Hochlands klang seltsam verändert in den Ohren
der Schäfer. Wenn andere, weiter entfernt, sie nicht hören konnten oder
wollten, so waren sie entweder böswillig oder Narren, die keinen Teil an
der Beute verdienten. Ich war der Historiker dieser Zahlen. Ich war
der - darf ich sagen? - Herodot unserer komischen Tragödie. Kein Pfund
Schiffszwieback, keine Schachtel Kerzen, kein Krug Zitronensaft, der
nicht gezählt und festgehalten wäre in meiner Chronik. Segeltuch aus
Kingshorn: zweitausendachthundertzweiunddreißigeinhalb Ellen, wie
verlangt, zusammenzunähen mit dreihundertdreißig Pfund Garn und
fünfhundert Nadeln. Genug, um die Hoffnungen einer Nation um die halbe
Welt und über ihren irrsinnigen Rand hinwegzublasen. Die Zahlen
halten mich hier fest, wo ich meine eigene Gestalt im schwarzen Fenster
anstarre. Sie und das Rauschen meines eigenen Blutes, das mir allzu laut
in den Ohren klingt. Zu viel Rotwein und feinem Virginia ist das zu
verdanken. Eins, zwei. Drei? Nein, zwei Uhr. Ich werde heute Nacht
keinen Schlaf finden, und um die Wahrheit zu sagen, ich bin
entschlossen, ihn auch nicht zu suchen, da mir graut vor dem, was sonst
zu mir kommen könnte. Selbst die Uhren streiten sich in diesem Lande.
Eins, und wieder zwei, weiter entfernt. Jetzt schlägt die Stunde, sagen
sie. Könnten sie ihre Steine aufheben und sich aufeinander stürzen, ich
schwöre, wir hätten einen zehnjährigen Krieg der Glockentürme. Zwei?
Zwei was? Zwei Unzen Zwiebelsaat, Butter zwei Viertelfass, Glas zwei
Körbe, worin Granados vierhundertdreiundneunzig. Oder vierundneunzig?
Nein. Nein, ganz sicher dreiundneunzig. Es gibt jetzt so viel zu
vergessen, aber die Zahlen werden nie von mir lassen, das schwöre ich.
Ich bin ein Mann, der von Zahlen verfolgt wird. Sie waren mein Beruf.
Und wie hat die goldene Fortuna mich zu ihnen gerufen! »Ich nehme an,
du kannst Buch führen?« »So gut wie nur irgendeiner, Sir!« »Nun denn,
wir werden sehen, ob wir dich gebrauchen können.« Daher die Zahlen. Ich
schrieb in diese Bücher, aber ich las sie nie. Mich ans Papier zu halten
hätte mich entehrt. Ich war der Imam der Endsummen, sie waren meine
Gebete, die fünfmal am Tag gerufen wurden, im Kontor, am Kai und im
Laderaum. »Wie viel Seife, Mr. Mackenzie?« »Weiß, vier Kisten,
dreizehnhundert Pfund brutto. Schwarz, zwei Viertelfass.« Ah ja. Gott
sei Dank für die Seife. Wir haben die Meere damit sauber gewaschen.
Hängemattenhaken, zwölfhundert. Tauwerk (zwei Zoll), eine Rolle.
Gesponnenes Garn, sechsunddreißig Ballen. Pfeifen, neun Fässchen, macht
129 brutto. Käse, 77 Stück, macht 940 Pfund. Gewehre, 879. Hornlöffel,
drei Dutzend. Tieflot, eins. Handlot, eins. Bleischrot, 223 Pfund. Sie zwicken mich im Schlaf. Um vier wache ich auf, blau
gequetscht von Erinnerungen. In meinem Schädel hallt der gespenstische
Klang von »Schiffszwieback! 10 000 Pfund zur Dolphin, 20 000 zur St.
Andrew.« Wie fett die tropischen Fische heute sein müssen! Sie werden
mein letzter Gedanke sein, mein allerletzter, daran zweifle ich nicht.
Bleich und entkräftet werde ich auf dem Totenbett liegen, und meine
treue Tochter (sollte ich je eine haben) hält meine fiebernde Hand.
Plötzlich fahre ich hoch und rufe mit letzter Kraft: »Schuhe, elf Oxhöft,
macht eintausendachthundertzwölf Paar!« Und dann sinke ich zurück, mit
blutigem Schaum auf den Lippen."
Philip J. Davis, Reuben Hersh
"Die
Mathematik hat sich mit dem mechanistischen Denken und dem Geld
verbunden - nach Ansicht einiger Leute ist diese Kombination die Monstrosität unseres Zeitalters."
Alfred North Whitehead
"Geben
wir zu, dass das Streben der Mathematiker ein göttlicher Wahnsinn des
menschlichen Geistes ist, eine Zuflucht gegenüber der bedrängenden Enge
der dem Zufall ausgelieferten Ereignisse."
James Clerk Maxwell
"Wenn
wir uns für die großen Entdecker und ihr Leben zu interessieren
beginnen, wird Wissenschaft erträglich, und erst wenn wir die
Entwicklung der Ideen nachvollziehen, wird sie faszinierend."
Martin Wagenschein
"In
unseren Schulen gibt es zwei Monde. Sie treten in verschiedenen Räumen
auf; hart und nackt der eine, der andere leise und verschleiert;
vorgeführt von zwei verschiedenen Fachlehrern. Was der eine Mond mit
dem anderen zu tun hat, davon wird nicht gesprochen. Gibt es den
Deutschlehrer, der ein Mondgedicht bespricht und dem der Glanz der
newtonschen Mondrechnung noch gegenwärtig ist (in der die still durch
die Sternbilder pilgernde Lichtgestalt zur überschnell und unaufhörlich
sich weiterschleudernden riesigen Felskugel nicht enthüllt, sondern
reduziert wird)? Kann man sich einen Physiklehrer denken, der zur
Einleitung dieser Mondrechnung die unvergleichlichen Sätze Johann Peter
Hebels seinem Schüler vorliest, dem die Dunstglocke der Städte den
Horizont geraubt hat?: »Wenn aber früh die Sonne in ihrer stillen
Herrlichkeit aufgeht, so weiß er nicht, wo sie herkommt, und wenn sie
abends untergeht, weiß er nicht, wo sie hinzieht und wo sie die Nacht
hindurch ihr Licht verbirgt, und auf welchem geheimen Fußpfad sie die
Berge ihres Aufgangs wiederfindet. Oder wenn der Mond einmal bleich und
mager, ein andernmal rund und voll durch die Nacht spaziert, er weiß
wieder nicht, wo das herrührt ...«"
(vgl. auch )
Kurt Gödel
"In jedem System wird es immer eine Aussage geben, die sich nicht innerhalb des Systems beweisen [oder widerlegen] lässt."
Ivor Grattan-Guinness
"Für gebildete Menschen - Historiker und Mathematiker eingeschlossen -
zählt die Geschichte der Mathematik nicht zur »Kultur«. Es ist wie mit
dem Regenbogen: Man ist von der Mathematik fasziniert, aber besonders
Intellektuelle halten sie lieber auf sicheren Abstand zum wirklichen
Leben. In einer gepflegten Konversation hat sie nichts zu suchen."
John Tierney
"Das
ist das besonders Paradoxe an der Mathematik: So entschlossen ihre
Vertreter auch die reale Welt ignorieren, so eifrig liefern sie doch
das beste [?] Handwerkszeug zu ihrem Verständnis."
James Trefil
"Ein
Forscher, der über den [Strand] spaziert, sieht dort dieselben Dinge
wie jedermann sonst. Die Tatsache, dass er über einige dieser Dinge
besser Bescheid weiß, schmälert weder seine Empfänglichkeit für ihre
Schönheit noch den Grad seiner Freude daran."
Alexandre Dumas
"[Der
Graf von Monte Christo] besaß ein wunderbares Gedächtnis, eine
außerordentliche Auffassungsgabe. Die mathematische Anlage seines
Geistes machte ihn fähig, alles durch Berechnung zu begreifen, während
die Poesie des Seemannes das verbesserte, was die auf die Trockenheit
der Zahlen und die Genauigkeit der Linien zurückgeführte und
beschränkte Auseinandersetzung zu Materielles haben konnte."
ein Anonymus über Eric Temple Bell
"Sein
Stil ist klar und mitreißend, seine Ansichten, ob wir mit ihnen
übereinstimmen oder nicht, werden kraftvoll ausgedrückt, oft humorvoll
und mit liebevoller Boshaftigkeit. Er war kein unkritischer
Heldenverehrer, erkannte schnell vertane Gelegenheiten wie auch
Fortschritte, so dass wir aus seinen Büchern eine Vision von Mathematik
als eine gehobene Tätigkeit des fragenden Geistes bekommen, oft
fehlbar, aber immer die niemals endende Suche nach der mathematischen
Wahrheit forcierend."
Times 4.8.1846
"Die
Mathematik transportiert uns in die Regionen des Unbekannten, von wo
wir mit herrlichen neuen Entdeckungen zurückkehren [...]"
Hans Magnus Enzensberger
"Der Shakespeare-Forscher, der
nie eine Seite von Darwin gelesen hat, der Maler, dem schon schwarz vor
den Augen wird, wenn von komplexen Zahlen die Rede ist, der
Psychoanalytiker, der nichts von den Resultaten der Insektenforscher
weiß, und der Dichter , der keinem Neurologen zuhören kann, ohne einzuschlafen - das sind doch unfreiwillig
komische Figuren, nicht weit entfernt von einer Art selbstverschuldeter
Verblödung!"
James Joseph Sylvester
"Die Mathematik ist nicht ein zwischen zwei Deckel gebundenes und mit
bronzenen Spangen verschlossenes Buch, dessen Inhalt allein mit Geduld
durchgeackert werden kann; sie ist keine Mine, deren Schätze sich
vielleicht nur mühsam bergen lassen, doch auf wenige Gänge und Adern
verteilt sind; sie ist kein Boden, dessen Fruchtbarkeit sich durch den
Ertrag aufeinanderfolgender Ernten erschöpfen läßt; sie ist kein
Kontinent und kein Ozean, dessen Fläche man vermessen und dessen
Umrisse man festlegen könnte. Sie ist so grenzenlos wie jeder Raum, den
sie für ihre Bestrebungen zu eng findet; ihre Möglichkeiten sind so
unendlich wie die Welten, die sich unter dem suchenden Blick des
Astronomen stets erneut zusammenballen und vervielfachen; es ist
genauso unmöglich, sie in zugewiesenen Grenzen oder dauernd gültigen
Definitionen einzuengen wie das Bewußtsein, das Leben, das in jeder
Monade, in jedem Atom der Materie, in jedem Blatt, jeder Knospe und
Zelle zu schlummern scheint und stets bereit ist, zu neuen Formen
pflanzlichen oder tierischen Lebens aufzubrechen."
Karl Weierstraß
"Es ist unmöglich, ein Mathematiker zu sein, ohne die Seele eines Dichters zu haben."
Niels Bohr
"Wir betreiben die Wissenschaft nicht [nur] für uns selbst, sondern [auch], um sie anderen einfach zu erklären."
●
"»Was ist ein Fachmann?« Viele würden vielleicht antworten, ein
Fachmann sei ein Mensch, der sehr viel über das betreffende Fach weiß.
Diese Definition könnte ich aber nicht zugeben, denn man könne
eigentlich nie wirklich viel über ein Gebiet wissen. Ich möchte es
lieber so formulieren: Ein Fachmann ist ein Mann, der einige der
gröbsten Fehler kennt, die man in dem betreffenden Fach machen kann,
und der sie deshalb zu vermeiden versucht."
●
"[...] wenn man nicht zunächst über die Quantentheorie entsetzt ist, kann man sie doch unmöglich verstanden haben."
●
"Können Sie mir erklären, worum es bei der [Bohrs eigener] BKS-Theorie
ging? Es war eine Sache, die ich in meinem ganzen Leben nicht richtig
begriffen habe."
Albert Einstein
"Das Schönste und Tiefste, was
der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt
der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft
zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir wenn nicht wie ein
Toter so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren
ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit
und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein
erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es
ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen,
von der erhabenen Struktur des Seienden in Demut ein mattes Abbild
geistig zu erfassen."
●
"Wie ist es möglich, daß die Mathematik, letztlich doch ein Produkt
menschlichen Denkens unabhängig von den Erfahrungen, den wirklichen
Gegebenheiten so wunderbar entspricht?"
●
"Insofern
sichdie Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeitbeziehen, sind sie
nicht sicher, und insofern sie sichersind, beziehen sie sich nicht auf
die Wirklichkeit."
●
"«Was ist die Geschwindigkeit des Schalls?»,
übersetzt einer der Reporter ins Deutsche. «Das weiß ich nicht
auswendig», gibt Einstein zurück. «Ich behalte keine Informationen im
Kopf, die in Büchern fertig verfügbar sind.»"
Erik Fosnes Hansen
"Es mußte schmerzlich [für den Affen] sein, so
kurz vor dem Ziel hängenzubleiben, nur ein paar Milliönchen Jahre, und
man könnte selber Pyramiden bauen und Gleichungen dritten Grades lösen,
und statt dessen sitzt man nun da und futtert rohe Bambusprossen."
Stephen Rose
"Es steht eine Menge auf dem Spiel, denn es geht um nichts Geringeres
als die Beantwortung der Frage: Wie stehen wir [...] in unserem
kulturellen Umfeld [Natur]?"
Robin Marantz Henig
"Immer wieder erweist es sich, dass die kreativsten Köpfe diejenigen
sind, die zwei verschiedene geistige Konstrukte gleichzeitig denken und
die Prinzipien des einen Modells auf Probleme im Bereich des anderen
übertragen können."
Lee Smolin
"[Früher] stellte ich mir vor, die Realität hinter der für uns
sichtbaren Welt sei durch irgendein wunderbares mathematisches Gesetz
geformt, das ewig existiert und das jenseits der kurzen und
unbedeutenden Existenz von Lebewesen steht, zu denen ich selbst zähle.
[...] Ich glaube [heute], [...] [es wäre] durchaus denkbar, daß ein
Großteil der in der physikalischen Welt erkennbaren Ordnung und
Regelmäßigkeit ebenso entstanden ist, wie sich auch die Schönheit der
lebendigen Welt entwickelt hat: durch einen Prozeß der
Selbstorganisation [...]. Jeder Zugang zur
Physik, aus dem die Existenz von Leben nicht einsichtig wird, muß früher
oder später einem Zugang weichen, aus dem dies möglich wird."
●
"Vielleicht gibt es einen
Gott - oder Götter -, vielleicht auch nicht. Doch unsere Suche nach dem
Göttlichen hat etwas Nobles. Und etwas was sehr Menschliches, wie all
die Wege zeigen, die uns auf immer tiefere Ebenen der Wahrheit geführt
haben. Manche Menschen suchen Transzendenz in Meditation oder Gebet;
andere streben nach ihr, indem sie ihren Mitmenschen helfen; wieder
andere, die das Glück haben, eine entsprechende Begabung zu besitzen,
suchen Transzendenz in der Kunst. Eine weitere
Möglichkeit, sich mit den tiefgründigsten Fragen auseinanderzusetzen,
ist die Wissenschaft. Nicht jeder Wissenschaftler ist ein
Wahrheitssuchender; die meisten sind es nicht. Doch in jeder
wissenschaftlichen Disziplin gibt es Forscher, die von dem
leidenschaftlichen Wunsch beseelt sind, die tiefere Wahrheit ihres
Fachgebietes zu entdecken. Wenn sie Mathematiker sind, möchten sie
wissen, was Zahlen sind oder welche Art von Wahrheit die Mathematik
beschreibt. Sind sie Biologen, wollen sie wissen, was beben ist und wie
es begonnen hat. Falls sie Physiker sind, beschäftigt sie die Frage, was
es mit Raum und Zeit auf sich hat und wie die Welt entstanden ist. Diese
fundamentalen Fragen sind am schwersten zu beantworten, und Fortschritte
stellen sich selten unmittelbar ein. Nur eine Handvoll Wissenschaftler
hat die Geduld für diese Arbeit - Arbeit in ihrer gewagtesten, aber auch
lohnendsten Form: Wenn jemand die Antwort auf eine fundamentale Frage
seines Forschungsfeldes findet, kann das alles verändern, was wir
wissen. Da es die Aufgabe von Wissenschaftlern
ist, zum Wachstum unseres Wissenbestandes beizutragen, verbringen
Wissenschaftler ihre Zeit damit, sich mit dem auseinanderzusetzen, was
sie nicht verstehen. Die Wissenschaftler, die sich den Grundlagen eines
bestimmten Feldes widmen, wissen nur zu gut, dass die Bausteine ihrer
Disziplin niemals so stabil sind, wie ihre Kollegen im Allgemeinen
annehmen."
Ernst Peter Fischer
"Wissenschaft wird erst verstanden, so vermute und behaupte ich,
wenn sie wie ein Kunstwerk gestaltet wird, das eine [...] Form bekommen
soll, die ein offenes Geheimnis tragen und zur Schau stellen kann. Genau
dann werden naturwissenschaftliche Bildung [!] und der
verantwortungsvolle Umgang mit dem größten [?] Kapital der Menschheit
möglich sein."
●
"[...] es lohnt sich immer, auch die langsamen, aber langfristig
wirksamen inneren, geistigen, Veränderungen anzusehen [...] Heisenberg
geht es um ein Bild der Welt, das aus den Naturwissenschaften heraus in
den Köpfen aller Menschen erscheint und dann bestimmt, wie in einer
Gesellschaft zu einer bestimmten Epoche gedacht und gehandelt wird."
Carsten Könneker
"Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive stellte die
Entwicklung der modernen [Relativitäts- und Quanten-]Physik eine
Fiktionalisierung der Physik dar, und damit ist [...] gemeint, daß [...]
die Wissenschaft als solche literarisch geworden war. [...] In der
Kopenhagener Deutung [der Quantentheorie] wurde der Abschied von der
klassischen »Wirklichkeit« dann geradezu zelebriert, der ultimative
Durchbruch der Kategorie »Möglichkeit« in die Phalanx der »harten«
Wissenschaften. [...] Nicht zuletzt der Prägung der literarischen Praxis
durch die physikalisierte Möglichkeitskategorie ist es [...]
zuzuschreiben, daß heute als das eigentliche »Prinzip der Moderne in
Kunst und Literatur« die »reine Möglichkeit« angeführt wird."
Valdemar Axel Firsoff
"Daß es nur Materie und
keinen Geist
gebe, ist eine höchst unlogische Behauptung, die von den Erkenntnissen
der modernen Physik weit entfernt ist, welche zeigt, daß es Materie in der traditionellen Bedeutung des Begriffs
nicht gibt."
Arthur Koestler
"Wir haben einen ganzen Chor von Physik-Nobelpreisträgern vernommen,
die uns verkündet haben, daß die Materie, die Kausalität und der
Determinismus tot sind. Wenn das so ist, wollen wir sie mit einem [...]
Requiem würdig zu Grabe tragen. Es ist für uns an der Zeit, von der
nach-mechanistischen Naturwissenschaft des zwanzigsten Jahrhunderts zu
lernen und uns aus der Zwangsjacke zu befreien, die der Materialismus
des vorigen Jahrhunderts unserem philosophischen Weltbild auferlegte.
Hätte dieses Weltbild mit der Entwicklung der modernen
Naturwissenschaft Schritt gehalten, statt ein Jahrhundert
hinterherzuhinken, würden wir aus dieser Zwangsjacke schon seit langem
befreit sein."
Novalis
"Daher ist auch wohl die Dichtkunst das liebste Werkzeug der
eigentlichen Naturfreunde gewesen, und am hellsten ist in Gedichten der
Naturgeist erschienen. Wenn man ächte Gedichte liest und hört, so
fühlt man einen innern Verstand der Natur sich bewegen, und schwebt, wie
der himmlische Leib derselben, in ihr und über ihr zugleich.
Naturforscher und Dichter haben durch Eine Sprache sich immer wie Ein
Volk gezeigt."
●
"Indem ich dem Gemeinen einen hohen
Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die
Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so
romantisiere ich es."