jetzt also doch "Präsentationen"?!

(nebenbei: da benutzt so ein ewig Gestriger [vermutlich also Lehrer] noch einen OHP!)

Vgl. auch

Es gibt derzeit so einige modische Patent-"Methoden"(???), nämlich z.B.

Keine "richtige", "selbstregulierte" etc. pp. Unterrichtseinheit, an deren Ende die SchülerInnen nicht mächtig drauflos "präsentieren".

Und oh Wunder: das gelingt den SchülerInneN anderer KollegInnEn immer wunderbar, da kommen immer ausnahmslos Meisterwerke der Präsentation bei raus.

Und weil alles so von selbst gelingt, gibt es auch keine Notwendigkeit mehr,

  1. darzustellen, wie mit den SchülerInnen Kriterien einer "guten" Präsentation erarbeitet und ihre Präsentationen vorbereitet werden;

  2. überhaupt mal konkrete (ge- oder misslungene) Präsentationen von SchülerInnen zu zeigen und kritisch zu untersuchen,

  3. geschweige denn zu überlegen, was denn eigentlich der besondere (fehlende) "Nährwert" von gelungenen (misslungenen) Präsentationen ist.

... und wenn sie nicht gestorben sind, dann präsentieren sie noch heute.


In der Regel bedeutet heute "Präsentation" zweierlei:

 

Prä|sen|ta|ti|on, die; -, -en (das Präsentieren; Wirtsch. Vorlegung eines fälligen Wechsels)

Präsentation,
Darbieten besonders aufbereiteter Informationen, meist als Folge von Schaubildern (Overheadfolien, Dias, Darstellungen auf dem Monitor), verbunden mit dem Vortrag eines Redners, evtl. auch mit Handouts.
Mittlerweile wird der PC häufig bei Präsentationen eingesetzt, etwa bei einer Dia-Schau oder wenn Multimedia-Effekte (Animationen, Video- und Tonsequenzen) vorkommen.
(2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG)

(und zwar als Selbstzweck: einzige, unverhandelbare Bedingung eines Deutschlehrers war, dass alle Präsentationen mit "Powerpoint" anzufertigen waren),

"besser und moderner klingendes" klingt aber seinerseits nach "Euphemismus": hinter dem neuen Namen "Präsentation" verbirgt sich oftmals auch nur die alte, ewig gleiche Langeweile oder Unausgegorenheit.

Natürlich gibt es und gab es mit oder ohne neue Präsentationsformen schon immer auch gelungene Vorträge und Referate. Aber wieso eigentlich sollten neumodische Präsentationsformen (oder gar nur die Umbenennung) die ansonsten oftmals langweiligen und nichtssagenden Vorträge und Referate besser machen?

Das wäre doch immerhin zu begründen!

Dabei bin ich ja keineswegs der Meinung, dass die neuen Präsentationsformen grundsätzlich nichts verbessern (also deswegen schon überflüssig sind) oder sogar verschlechtern (dann also erst recht überflüssig sind). Aber ich glaube schon, dass etwa Powerpoint viele (nicht alle) Reden und Vorträge tatsächlich schlechter macht, als sie es ohne Powerpoint wären

(nur ein Beispiel: Powerpoint unterbindet oftmals die [Augen-]Kommunikation zwischen Vortragendem und Zuhörern/-schauern, weil der Vortragende auf sein Notebook starrt, während die sonstigen Anwesenden auf Großprojektion starren).


Wie beim Computereinsatz in Schulen kehre ich einfach die "Beweislast" um:

hat das zu rechtfertigen!

Nur ein Beispiel: man kann natürlich mit gutem Grund etwa ein Gedicht multimedial umsetzen, aber das ist doch gleichzeitig schon ein Misstrauen gegenüber der Wirkungskraft des Gedichts alleine bzw. überhaupt gegenüber der "abstrakten" Sprache. Böse gesagt: man biedert sich einem falschen Trend an. Positiv gesagt: man holt die SchülerInnen bei ihren Rezeptionsgewohnheiten ab.


"Präsentationen" müssen im Unterricht geübt werden, d.h.

(Aufgaben vorrechnen ist sicherlich auch wichtig, aber dafür wäre mir der Name "Präsentation" zu schade; bzw. wenn überhaupt, so wäre zu fragen, ob man Aufgaben mal interessanter [und erkenntnisfördernder?] vorrechnen könnte);

Ich weiß, all das sagt sich so leicht, aber ich habe hier leider nicht die Zeit, einschlägige Projekte, die ich tatsächlich durchgeführt habe, umfassend darzustellen.

Nur so viel: eine gelungene "Präsentation" kann nicht Wurmfortsatz "normalen" Unterrichts oder auch einer Gruppenarbeit sein, sondern ist zu einem eigenen Unterrichtsthema zu machen:

(oftmals der fachlichen Erarbeitung folgende)

Präsentationsvorbereitung, und da hat der Lehrer immer wieder beratend zu begleiten, also beispielsweise nachzufragen:

Man muss also die Präsentationen

mit den SchülerInnen ausführlich besprechen.

Was also nicht geht, ist einfach zu sagen: "jetzt präsentiert mal schön" (... und egal, was).


Natürlich müssen SchülerInnen einen zu präsentierenden Sachverhalt erst (?) mal verstehen (analysieren?), und umgekehrt endet beispielsweise die "Übersetzung" eines Textes in eine Computeranimation oftmals in einer Banalisierung des ursprünglichen Textes

(beispielsweise wird dann beim Wort "Baum" auch ein Baum gezeigt - so dass eines von beiden überflüssig ist).

Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass man bei Referaten mehr vom gängigen

(oftmals verständnislosen und sterbenslangweiligen)

Nachbeten von Sachverhalten weg und hin zu "Aktionen" der SchülerInnen kommen sollte.

Ein Beispiel:

ein witziger Dialog darüber, wie man trotz innerer Widerstände und "Frustphasen" eine Matheaufgabe dann doch noch gelöst hat

(oder von mir aus auch, warum das misslungen ist).


"Präsentationen" sind kein Wert an sich, sondern

(z.B. - wenn auch arg allgemein - "SchülerInnen sollen lernen [und sich auch daran gewöhnen], etwas coram publico vorzutragen"; d.h. aber auch, dass Ängste von SchülerInneN zu berücksichtigen sind!),

(evtl. auch einzelnen SchülerInneN)

(so mag beispielsweise der eine Stoff nach einer Powerpointpräsentation, der andere hingegen nach einem leisen mündlichen Vortrag ohne jeden technischen Schnickschnack schreien).


Es gibt ein ungeheuer weites Spektrum an "Präsentations"-Arten, z.B.

(mit je eigenem Recht)

(... wobei unbedingt bzw. nochmals zu ergänzen ist, dass

Im Gegenteil, eine bestimmte Präsentationsform muss aufgrund ihrer spezifischen Eigenarten geeignet sein, das "Darzustellende" [z.B. einen Text] besonders gut auf den Punkt zu bringen. Bzw. zwei verschiedene Präsentationsformen sind notgedrungen immer auch zwei verschiedene Interpretationen des "Darzustellenden", was z.B. bei Kunst, die originär vieldeutig ist, dazu führen kann, dass erst mehrere Präsentationsformen zusammen eben diese Vieldeutigkeit der Kunst andeuten.)

Nur ein Beispiel dafür, wie sich sehr leicht etwas verbessern lässt: der ewig gleiche, oftmals bitter karge Klassenraum wird

(ein Herbstgedicht wird beispielsweise draußen vorgelesen, und zwar im Herbst; man sollte Herbstgedichte also nur im Herbst durchnehmen!),

(wenn beispielsweise "einfach" nur ein Text vorgetragen werden soll: Abdunkeln, eine Schreibtischlampe, fertig; also bittschön keine Hightech-Gigantomanie!).

Hauptsache, da werden nicht (wie gehabt) belanglose Texte langweilig runtergerattert.