noch so'n Quatsch: Bildungsstandards

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( Hartmut von Hentig )


Schon allein die "pädagogische" (???) Begrifflichkeit zeigt ja oftmals, wes Geistes Kind ihre Urheber sind

(vgl. etwa Bild ).

Insbesondere abzulehnen ist aber der Begriff "Bildungsstandards", denn "Bildung" einerseits und "Standards" andererseits, das ist ein Widerspruch in sich.


  1.  

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    Werner Fuld: Die Bildungslüge; Warum wir weniger wissen und mehr verstehen müssen; Argon-Verlag

    "Wenn bei uns über Bildung gesprochen wird, heißt das nach PISA vor allem: Unsere Kinder müssen wieder mehr lernen. Aber das miserable Ergebnis bei diesem internationalen Test hat eben nicht gezeigt, dass sie zu wenig lernen, sondern das Falsche. Leider ist das kaum jemandem aufgefallen. Alles wird so gelehrt wie immer, nur von allem ein bisschen mehr. Nationale Bildungsstandards werden beschlossen, damit nicht nur der bayrische, sondern auch der niedersächsische Abiturient Goethes »Faust« gelesen hat. Dann sind beide immerhin gleich dumm. Unsere Schüler lernen nicht zu wenig, sondern zu viel. Und weil sie immer mehr lernen müssen, werden sie täglich dümmer."

    (ansonsten ein hübsch provokatives, dadurch auf die Dauer aber auch langweiliges Buch; und sein zukunftsgewandt-ökonomischer Bildungsbegriff ist FDP-mäßig dümmlich bis geradezu blindwütig;

    zwar kritisiert Fuld mit Recht u.a. die gängige Schulmathematik

    ["Alles koeffizient?
      oder Warum man Mathematik nicht braucht"],

    aber was Mathematik "wirklich" ist und sein könnte, versteht er nicht.

    Geradezu lustig ist, welchen historischen Bildungswust Fuld gegen [historische] Bildung anführt - und überhaupt meint in einer regelrechten Bücherschwemme derzeit ja jeder, sich zur Bildungsmisere äußern zu müssen/dürfen.)

 

  1. Am 17.12.03 brachte der Deutschlandfunk in der Sendung "Kultur heute" folgende entlarvende Reportage zum Thema Bildungsstandards: Bild

"[...] Der oberste verbindliche Standard der Schule [in Finnland] [...]  sei es, alle Schüler, wo immer sie leben, mit hochwertigen Lerngelegenheiten zu versorgen und Minderleistungen möglichst zu verhindern, meint die finnische Erziehungswissenschaftlerin Pirjo Linnakya. [...]  [Sie] glaubt nicht so recht an die heilende Kraft von Standards, eigentlich möchte sie gar nicht davon sprechen:

»Nein, wir haben keine Standards, zumindest nicht so wie in England, den USA oder Australien, wo diese Standards sehr streng sind. Wir gebrauchen auch dieses Wort nicht. Wir haben einen nationalen Lehrplan, der ist sehr allgemein, und die Schulen können daraus ihre schuleigenen Lehrpläne entwickeln [...].«

In Finnland setzt man auf gute und hoch motivierte Lehrer mehr als auf Normierung durch Standards. Obwohl dort Lehrer nur etwa halb so viel verdienen wie bei uns[,] ist der Beruf so angesehen, dass die besten Abiturienten Lehrer werden wollen. Sie schätzen die Freiräume, die der Beruf bietet."

PS: In Finnland gibt's selbstverständlich auch