Blut geleckt

  gefallen, zusagen, behagen, imponieren, Gefallen / Geschmack finden an, auf den Geschmack kommen, jemand hat Blut geleckt (ugs.) [...]
(Duden - Die sinn- und sachverwandten Wörter)

Da sieht man mal wieder: es gibt keine Synonyme: "Blut lecken" ist sehr viel mehr als nur "Gefallen finden".


"`Wozu muss man in die Schule gehen?`
`Um alles Mögliche zu lernen natürlich.`
`Was alles?`, fragte Pippi.
`Vieles`, sagte der Polizist, `eine ganze Menge nützlicher Sachen, zum Beispiel Multiplikation, weißt du, das Einmaleins.`
`Ich bin gut neun Jahre ohne Plutimikation zurechtgekommen`, sagte Pippi, `da wird es auch weiter so gehen.`
`Ja, aber stell dir vor, wie unangenehm es für dich sein wird, so wenig zu wissen, wenn du mal groß bist. Vielleicht fragt dich dann jemand, wie die Hauptstadt von Portugal heißt, und du kannst keine Antwort geben.`
`Doch kann ich eine Antwort geben“, sagte Pippi. `Ich antworte nur: Wenn es so verzweifelt wichtig für dich ist, zu wissen, wie die Hauptstadt von Portugal heißt, dann schreib doch direkt nach Portugal und frage!`
`Ja, aber glaubst du nicht, dass es dir unangenehm sein würde, dass du es nicht selbst weißt?`
`Kann schon sein`, sagte Pippi. `Vielleicht würde ich manchmal abends wach liegen und fragen und fragen: Wie in aller Welt heißt die Hauptstadt von Portugal? Na ja, man kann nicht immer nur Spaß haben“, sagte Pippi und stellte sich ein bisschen auf die Hände. `Übrigens war ich mit meinem Papa in Lissabon`, fuhr sie fort, während sie noch auf den Händen stand, denn auch so konnte sie reden."

Es ist sicherlich ein bisschen viel verlangt, dass (immerhin so einige) SchülerInnen nicht nur "den Schulnoten zuliebe" lernen, sondern sogar Gefallen an einem Schulfach finden - und überhaupt hat Jugend wahrhaft Besseres zu tun.

Und doch finde ich es einfach schade, dass "die" SchülerInnen die Referätchen-Themen nicht aufgreifen, die ich ihnen vielfach in meinen beiden Fächern Mathe und Deutsch anbiete

(muss man sie immer zwingen, und was kommt bei solchem Zwang wohl raus?).

Ich habe es fast nie erlebt, dass einE SchülerIn mal bei einem Thema "Blut leckte" und sich mit eigenständigen, weit über den Unterricht hinausgehenden Fragestellungen beschäftigte.

Oder ist es einfach nur so, dass man als LehrerIn nie davon erfährt, und zwar u.a., weil solch besonderes Interesse von den MitschülerInneN regelmäßig als Streberei abgetan wird?

Denn es gibt doch immerhin einen Hinweis darauf, dass ein Schüler es mal hochinteressant fand, wie ich beim Thema "Die Entdeckungs des Himmels" (von Harry Mulisch) Blut geleckt habe. Aber das hat mir dieser Schüler eben doch nur in einer Email mitzuteilen gewagt:

"[...] Nachdem Sie in unserer Klasse »Die Entdeckung des Himmels« vorgestellt hatten, war ich absolut begeistert, sowohl von Ihrem Vortrag, als auch von dem Buch selber. Sie haben mich sogar so weit gekriegt, dass ich mir das Buch nun also gekauft und es gelesen habe. Mein erster Eindruck war, dass es an manchen Stellen ziemlich kompliziert war, also nicht immer ganz einfach, aber es ist ein tolles Buch, das mich sehr begeistert hat. Bereits jetzt habe ich eine Liste von mindestens 6 Leuten, die das Buch auch lesen wollen. Ebenfalls begeistert hat mich an Ihrer Buchpräsentation, dass Sie ein Buch nicht nur lesen und es dann zur Seite legen, sondern, dass sie Nachforschungen anstellen, sich informieren und sogar Schauplätze aufsuchen, denn diese Passion hab ich auch. [...] Nun werde ich in den Herbstferien für eine Woche nach Rom fliegen und mir dort mit Sicherheit auch alles ansehen, was in dem Roman erwähnt wird. Darauf freue ich mich jetzt schon riesig."

Warum aber gelingt es ansonsten kaum, das "Blut-Lecken" als extrem wünschenswert und erfüllend zu vermitteln?


Zu "Blut geleckt" hört das Erstaunen, dass (fast) alles mit allem zusammenhängt und die Welt bunt ist.

Vgl. auch .


Ich habe einen Heidenrespekt vor Leuten, die sich - ohne jeden Fanatismus, dafür aber allemal ab und zu mit gehöriger Selbstironie - voll in eine Sache "reinhängen".

Und ein schnarchlangweiliger Mensch ohne jegliche Begeisterung (auch für seinen Beruf) könnte niemals mein Freund sein.