Schule voll durchgeknallt

Natürlich

Aber leider wird Spaß viel zu selten zum eigentlichen Unterrichtsthema und zur Methode.

Wenn aber alles immer bitter ernst ist

(„In Goethes Leben ist nichts unwichtig! Merken Sie sich das, Sie Grünschnabel! Goethe ist ein Heiligtum!“ und [ebenfalls über Goethe] "Altmeister... Dichterheros... Neuschöpfer der deutschen Dichtung... Großer Dioskur von Weimar... Wiederbeleber der Antike..."; vgl. Bild Egon Friedell / Alfred Polgar: Goethe)

so ist das tödlich für jede Kreativität, misstraut man nämlich allen eigenen Gedanken.

Die Gefängnisgitter von "Ernst" und "Wichtigkeit" müssen also ab und zu unbedingt gesprengt werden

(und hinterher kann man dann große Leistungen vielleicht überhaupt erst richtig würdigen):

"Die Universität Oxford ist für Exzellenz wie Exzentrik berühmt. Zu ihren Kuriositäten zählt das All Souls College, wo man alle 100 Jahre eine Holzente über den Hof jagt.
[...]
All Souls ist in der Tat ein Kuriosum. Siebzig bis achzig "Fellows" arbeiten hier pro Jahr. Alle erhalten ein großzügiges jährliches Stipendium vom College und können jederzeit ein Zimmer und ein königliches Drei-Gänge Menü im majestätischen Speisesaal in Anspruch nehmen. Viele von ihnen sind unter 30 Jahre alt und haben ihre Promotion noch vor sich - und trotzdem sind alle All Souls Fellows schon gleichwertige Mitglieder der Lehrerschaft der Universität und somit offiziell keine Studenten mehr.
Seit seiner Gründung anno 1438 ist All Souls eine Eliteinstitution innerhalb einer Eliteinstitution. Jedes Jahr im September lädt das College rund 50 Studenten der Universität mit den besten Abschlussnoten in den Hauptfächern Englisch, Classics, Jura, Geschichte und PPE (Politics, Philosophy & Economics) zur Aufnahmeprüfung.
[...]
[Bei dieser Aufnahmeprüfung] muss man fünf Tests bestehen. Nur zwei davon beziehen sich auf das Studienfach des Kandidaten. Bei den anderen geht es ganz allgemein zu - in drei Stunden muss man drei Essays zu Fragen wie "Is Free Trade free?", "What can we learn from Las Vegas?" oder auch "Do too many people support Manchester United?" beantworten.
Geschichten über die All-Souls-Prüfung erzählen Studenten in Oxford genauso gern weiter wie die Tourführer. Neben der Holzente, dem "All Souls Mallard", gibt es den "One Word Essay": eine dreiständige Prüfung, in der die Frage aus einem einzigen Wort besteht. In der Vergangenheit ging es zum Beispiel um "Wert" oder "Voreingenommenheit" - dieses Jahr war "Wasser" die Preisfrage.
Wer jetzt Allgemeinwissen unter Beweis stellt, bekommt sicher eine gute Note. Wer aber brillieren will, der muss hier Risiken eingehen. Deswegen auch die beliebte - und wohl erfundene - Legende von dem Studenten, der mit der folgenden Antwort zum Thema "Mut" zum All Souls Fellow wurde: "Das ist Mut." Ende des Essays.
[...]"
(zitiert nach Bild )

All das ist keineswegs nur ein Musterbeispiel für den berühmten britischen "Spleen", sondern

  1. folgen danach noch hochseriöse Prüfungen,

  2. macht der Quatsch durchaus auch Sinn:

gerade mit den Quatschfragen kann man herausbekommen, ob jemand unkonventionell, kreativ und innovativ denken kann.

Und genau sowas brauchen wir vermehrt in Schulen:

  1. sicherlich auch die Wiedereinführung des "Besinnungsaufsatzes", aber dieser muss doch von aller langweiligen Nachbeterei von Angelesenem befreit werden;

  2. vor allem aber Situationen, in denen die SchülerInnen von allem allzu großen Ernst  "entschlackt" und geradezu gezwungen werden, spontan & skrupellos loszulegen.

Beispiele sind da Mini-Theaterstücke mit unsinnigen Titeln wie etwa "Schnörps" oder "Bei 24 macht's peng", die Schülerinnen bei mir manchmal nach höchstens drei Minuten Vorbereitsungszeit aufführen müssen - und bei denen wunderschöne Ergebnisse zustande gekommen sind.


Nun ist Nonsens natürlich problematisch, denn die Bereitschaft dazu (und zu [Selbst-]Ironie!) ist geradezu ein Intelligenzkriterium, und diese Intelligenz kann man nicht immer voraussetzen - sondern muss sie oftmals erst (mit solchem Nonsens?!) erzeugen.


Der  Jorge de Bugos  in Ecos "Der Name der Rose" hat natürlich nicht ganz unrecht, wenn er sagt, Lachen sei höchst gefährlich, weil es den letzten Respekt untergrabe - und eben auch den vor dem Lehrer bzw. sogar der Institution Schule.

Denn es geht natürlich nicht an, dass nur die SchülerInnen das Wagnis der Lächerlichkeit eingehen (müssen)

(... wie ja überhaupt LehrerInnen allzu oft von SchülerInnen das Befolgen von Methoden einfordern, denen sie selbst [die LehrerInnen] sich brüsk entziehen würden [und beispielsweise auf Fortbildungen auch tatsächlich entziehen], weil sie sie als "kindisch" empfinden).


Ich kann mir sogar das ach so ernste, weil "objektive" Fach Mathematik ab und zu zum Schreien komisch vorstellen: Bild