(aus vom 18.9.2014)
Der Artikel tut leider genau das, was er vordergründig kritisiert,
(und dann notgedrungen nur schlagwortartig)
erwähnt wird.
Im ersten (langen) Teil über G8/9 stehen dann auch anderthalb intelligente Sätze:
"Die Schulen brauchen vor allem Ruhe [...]":
ein Satz, den mal drei Mal täglich allen Schulpolitikern und -bürokraten um die Ohren hauen sollte, die es noch immer wagen, Schulen permanent mit neuen Forderungen (Erlassen) zu belatschern;
(der ja lange Zeit Speerspitze des Neoliberalismus war)
bzw. die Autoren des Artikels nennen tatsächlich mal den Reiter des Rosses beim Namen:
"Vor rund zehn Jahren folgte die Politik dem neoliberalen Zeitgeist, wonach jüngere Schulabgänger und damit jüngere Berufseinsteiger wünschenswert seien.",
was die Autoren aber nicht daran hindert, im Folgenden dann doch wieder massenhaft Wirtschaftsfuzzis (inkl. PISA) zu zitieren.
(Nebenbei: ich habe jetzt endlich mal ein kritisches Buch über "den" Neoliberalismus gelesen
[wobei ich nicht
so doof bin, nicht die Kritik der Kritik mitzudenken!]:
Bemerkenswert demütig fand ich da die "Grundüberzeugung" des Neoliberalismus-"Papstes"
Friedrich von Hayek [1899 - 1992]: |
dass "der" Mensch
[Politiker ...]
überhaupt nicht in
der Lage sei, sowas Komplexes wie moderne [kapitalistische]
Gesellschaften zu planen
["Das Gegenteil
von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint."
Kurt Tucholsky)].
Abgesehen von dieser "Grundüberzeugung" ist aber alles, was Hayek und der sonstige Neoliberalismus geliefert haben, ziemlich blöd bis regelrecht gemeingefährlich:
[Hayek vertraut da wohl auf etwas, was man heutzutage "Schwarmintelligenz" nennt - und mindestens so ausgeleiert ist wie vor 20 Jahren der "Schmetterlingseffekt", der "Quantensprung" oder der "Paradigmenwechsel"];
der blinde Glaube
[!] der Neoliberalen an "den" Markt erinnert einfach an religiösen
Fundamentalismus!
[hübsch marxistisch gedacht]
durchaus was dran
ist:
"Erst kommt das
Fressen [= die ökonomische Basis], dann kommt die Moral [= der
ideologische Überbau]."
[Bert Brecht]
Und doch ist diese neoliberale Verengung der Wirklichkeit auf die
Ökonomie schlichtweg widerwärtig, bzw. all die Neoliberalen
tun mir wirklich
leid: ihnen fehlt völlig das, was ich ansonsten für den Trost der Dummen
halte, nämlich der
,
also
(Margaret
Thatcher: "So etwas wie eine Gesellschaft gibt es nicht. Es gibt nur
einzelne Männer und Frauen und Familien.")
und somit
[ich mag mich selbst nicht bei solch harschen Urteilen, aber genau dieses irritierende Gefühl wurde ich in dem ganzen Buch nicht los]:
die Neoliberalen sind grundböse!)
"Er hätte sich gewünscht, sagt [...] der Frankfurter Bildungsforscher und [naja] ehemalige Pisa-Koordinator Eckhard Klieme im Rückblick [!], »dass man Maßnahmen systematisch erprobt, bevor man sie einsetzt« - z.B. das Drehen an der Gymnasialzeit oder den Englischunterricht in der Grundschule."
Damit aber zum zweiten, erheblich kürzeren, obwohl
doch laut Überschrift (angeblich?) viel wichtigeren Teil über
"guten Unterricht":
da steht dann nur:
"Was Klasse vor der Klasse ausmacht [welch neckisches Wortspiel!], weiß die Forschung recht genau: Die Lehrer sollten gut ausgebildet sein, der Stoff sollte in adäquaten Portionen aufbereitet und anschaulich präsentiert werden.":
(Mess- und Vergleichbarkeit)
gemeint ist.
(... wobei mich allerdings mächtig das Wort "präsentiert" stört:
[der - um es nochmals zu wenden - allerdings ab und zu durchaus angebracht ist]).