"Feedback" für Lehrer

Es gibt die drei P's und die zwei P's:

(vgl. ),

Die internationale Leistungserhebung "PISA" war von Anfang an voll daneben

(wozu ich mich jahrelang hinlänglich geäußert habe:

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)
.

Und doch läuft dieser PISA-Schwachsinn munter weiter.

(Während aber anfangs Panik und blinder kultuspolitischer Aktionismus ausbrachen, kratzt eine weitere PISA-Erhebung heute glücklicherweise niemanden mehr.)

Und so ist jetzt (2018) der nächste PISA-Aufguss herausgekommen

(denn schließlich wollen die PISA-Fuzzis beschäftigt sein - und gut bezahlt):

In diesem "Spiegel"-Artikel heißt es nun:

Schon bei "verpflichtende, längere Trainingsphase" hakt`s bei mir:

(Ich will allerdings nicht alle Fachleiter gestern und heute über einen Kamm scheren: da gab bzw. gibt es sicherlich auch viele [anfangs] gute Leute drunter, deren pädgogischer Eros darin bestand bzw. besteht, gute Lehrer auszubilden und die Referendare freundlich zu behandeln. Aber solche Fachleiter zerbrachen bzw. zerbrechen fast notgedrungen an der Personalunion von Betreuer und Bewerter [s.u.], die dringend aufgehoben werden muss.)

Mein eigentliches Thema ist hier ist der Begriff "systematisches Feedback" aus dem Spiegel-Artikel. "systematischs Feedback" hört sich ja erstmal gut an, denn Feedback kann ja nun wirklich nicht schaden. Aber auch hier stellt sich wieder die Frage, wer denn da das Feedback gibt - und was "Feedback" denn eigentlich bedeutet:

  1. : wer also könnte den Lehrern ein faires und hilfreiches Feedback geben?

Doch sicherlich nicht die Kultusbürokratie inkl. der "Qualitätsanalyse" (vgl. ). Denn deren Vertreter sind ja durch nichts qualifiziert, sondern nur (von ihresgleichen) befördert worden:

  1. : es ist doch nurmehr entlarvend, dass im letzten Absatz des obigen Textauszugs das "Feedback" zur "Bewertung" eingedampf wird.

(Nunja, viele Arbeitnehmer in anderen Berufen unterliegen fast täglich enormem Bewertungs-Stress, warum nicht also auch Lehrer? Denn wenn die anderen Fieber haben, sollen Lehrer doch wohl auch die Pest haben.

Zudem ist eine permanente Bewertung ja noch lange nicht sinnvoll, und die Bewertenden habe keineswegs automatisch recht.

Nebenbei: ein netter Euphemismus sind "Zielvereinbarungen" zwischen Chef und Untergebenem: da seie man wie beim Alkoholverbot für Mittelstufenschüler auf Klassenfahrten ehrlich und spreche von "Vorschriften".)

Was also ist eigentlich ein „Feedback“?: in erster Linie einfach eine (jetzt endlich hübsch deutsch gesagt:) Rückmeldung. Genauer:

Im Gegensatz zur »Kritik« werden bei Feedback-Methoden alle [!] Aspekte einer Sache gesammelt, d. h. Pro und Contra stehen sich gleichwertig gegenüber.“
(Quelle: )

Dabei ist „Feedback“ laut der ersten (Wikipedia-)Quelle neutraler als laut der zweiten:

... wobei man natürlich im Sinne der ersten Quelle ergänzen könnte: "schlecht" war, was nicht richtig (= wie beabsichtigt?) rübergekommen ist.

Vielleicht gerade weil die zweite Quelle objektive Kriterien voraussetzt, sieht sie sich wohl in einem Nachschlag genötigt, das Feedback von der "Kritik" (in Anführungszeichen!) abzusetzen, wobei "Kritik" anscheinend (leider!) wieder mal einseitig nur als Negativkritik verstanden wird.

Und was bedeutet dann eigentlich "[...] Pro und Contra stehen sich gleichwertig gegenüber [...]"?

Da "Pro" wohl synonym mit "gut/positiv" und "Contra" synonym mit "schlecht/negativ" ist, kann doch wohl kaum von "gleich-wertig" die Rede sein. Höchstens könnte man mathematisch sagen:

(die Summe ist dann "nicht Fleisch, nicht Fisch"?).

Kommt hinzu: was ist eigentlich, wenn es nur oder zumindest überwiegend "Pros" (oder umgekehrt "Contras") gibt

(wobei wohl nicht die Anzahl, sondern die "Qualität" der "Pros" und "Contras" zählt)?:

Gilt dann noch immer "[...] Pro und Contra stehen sich gleichwertig gegenüber [...]"?

Um es konkreter zu machen: in meinem Referendariat

(meinem persönlichen Stalingrad)

haben die Fachleiter bei "Vorführstunden"-Nachbesprechungen fast immer folgende Argumentationsmuster benutzt:

      1. : entweder "dieses und jenes war schlecht, aber ...",
      2. : oder         "dieses und jenes war gut        , aber ...".

Bei mir ist das immer so angekommen:

      1. : "wir enden mit dem Positiven, um den Referendar nach der Hinrichtung doch noch ein launiges »Kopf hoch« mit auf den Weg zu geben";
      2. : "wir fangen mit dem Positiven an, um den sowieso schon am Boden liegenden Referendar erstmal ein wenig aufzupäppeln - und dann doch nochmal [genüsslich?] nachzutreten".

Das Positivste, was ich jemals von meiner Mathe-Fachleiterin gehört habe, war, als ich nach der permanenten Negativkritik mal fix und fertig war: "sooo schlecht sind Sie nun auch wieder nicht".

Dabei sei (scheinbar?) fairerweise angemerkt, dass die Äußerungen der Fachleiter ja nicht unbedingt so gemeint waren: vielleicht war ich ja überempfindlich und bekam ich daher alles in den falschen Hals. Immerhin aber haben viele andere Mit-Referendare es genauso empfunden.

(Einer der Hauptgründe dafür, dass sich viele Lehrer so ungern in den eigenen Unterricht schauen lassen, sind wohl schlechte Referendariatserfahrungen, nach denen man sich sagt: "ich lasse mich [soweit ich darüber bestimmen kann] nie wieder derart erniedrigen, also nie wieder solche Aasgeier in meinen Unterricht."

Zudem ist das "Sich-nicht-in-den-Unterricht-schauen-Lassen" wohl ein Teufelskreis: weil man nie den Unterricht von Kollegen sieht

[ich habe in 27 Berufsjahren kein einziges Mal den Unterricht eines Kollegen (auch nicht bester Freunde im Kollegium) gesehen, wohl aber den Kollegen angeboten, mich jederzeit im Unterricht zu besuchen - mit der einzigen Reaktion: "das meinst du doch wohl nicht ernst"],

meint man immer, bei den (meisten) Kollegen laufe alles prächtig, nur bei einem selbst nicht. Und deshalb läßt man aus der Angst "dann merken's auch noch die anderen" heraus wiederum nicht die Kollegen in den eigenen Unterricht schauen.)

Und wenn man es wagte, den Fachleitern ein Feedback auf ihr Feedback zu geben, waren sie nicht im mindesten bereit, die Problematik zumindest erstmal anzuerkennen:

(dabei sollte sich doch jeder Vorgesetzte bewusst sein, dass er wegen der Asymmetrie des Machtverhältnisses potentiell beängstigend wirkt):

ein Mit-Referendar beging seinerzeit einen Selbstmordversuch. Wochen später, als er wieder arbeitsfähig war, bat er seine Fachleiter darum, ihn vorerst nicht mehr im Unterricht zu besuchen

(und seine Ausbildung "Mentoren", d.h. erfahrenen Lehrern an seiner Schule, zu überlassen; wie ich ja überhaupt die Ausbildung durch "Mentoren des Vertrauens" für erheblich besser als all die Fachleiterei halte;

die "duale´Ausbildung", die in Deutschland bei Lehrlingen so wunderbar funktioniert, dass andere Länder sie sogar übernehmen wollen, ist meiner Meinung nach beim Lehrerreferendariat ein nicht reformierbarer Rohrkrepierer).

 Worauf einer seiner beiden Fachleiter nur nonchalant antwortete: "Jetzt komme ich um so häufiger, denn ich will Ihnen ja helfen."

(Nebenbei: es ist keineswegs so, dass mir andauernd mein inzwischen ja auch schon 30 Jahre zurückliegendes Referendariat nachgeht: ich denke ganz selten daran - und manchmal jahrelang gar nicht. Aber es ist bestens geeignet, um auf drastische Art die Probleme des „Feedbacks“ [?] zu zeigen.

Wenn ich aber nach langer Zeit doch mal wieder an mein Referendariat denke, kriege ich in der Tat auch noch Jahrzehnte später das „kalte Knochenkotzen“ - und verachte ich die damaligen Fachleiter abgrundtief: wie konnte es überhaupt möglich sein, dass solche Typen Fachleiter werden und dann unkontrolliert schalten und walten durften?)

Schauen wir uns den Begriff „Kritik“ mal genauer an:

“Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben. [...]

Neben der Bedeutung der prüfenden Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten bezeichnet die Kritik [...] auch eine Beanstandung oder Bemängelung. In früheren sozialistischen Staaten laut Duden auch »Fehler und Versäumnisse beanstandende [öffentliche] kritische Stellungnahme als Mittel zur politischen und gesellschaftlichen Weiterentwicklung«.

Herkunft und Begriffsabgrenzung

Das Wort „Kritik“ wurde am Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen übernommen. Das französische Wort critique wiederum geht auf griechisch κριτική [τέχνη] (kritike [téchne], abgeleitet von κρίνειν krínein ‚[unter-]scheiden‘, ‚trennen‘) zurück.

Kritik wird unterschieden von:

[...]

(Quelle: )

Damit wird erstens klar, was Kritik nicht sein sollte, nämlich

Zweitens wird aber auch "positiv" definiert, was Kritik ist bzw. sein sollte:

Dennoch taucht schon zu Anfang der Wikipedia-Definition von "Kritik" das Wort "Beurteilung" auf, was natürlich an das Urteil eines Richters erinnert: bzw. der Richter als "Henker".

Nun hat ein Richter allerdings durchaus auch Positiv-Kritik zu leisten, nämlich

("in dubio pro reo", also "im Zweifelsfall für den Angeklagten"; und überhaupt gilt bis zum Prozessabschluss die Unschuldsvermutung

[ein rechtsstaatlicher Grundsatz, dessen enorme Bedeutung vielen Leuten leider nicht klar ist]).


Ich hatte oben ironisch gefordert, dass Lehrer auch die Pest (Beurteilungen) bekommen sollten.

Aber mal Spaß beiseite:

  1. : da Lehrer andauernd "austeilen", also andere (Schüler) beurteilen, sollten sie auch bereit sein, "einzustecken"

,

also ein Feedback zu bekommen bzw. sich beurteilen zu lassen

(idealerweise zu allererst durch die Schüler; s.u.).

  1. sollte es wohl zum Berufsethos von Lehrern gehören, den eigenen Unterricht immer (noch) besser machen zu wollen

(was auch heißt, sich eine gesunde Unzufriedenheit mit dem eigenen Unterricht zu bewahren):

es ist immer noch Luft nach oben!

Durchaus gängig unter Lehrern ist aber die

(verdächtig laut vertretene)

Einstellung, der Unterricht sei bereits bestens - nur würden halt die Schüler immer dümmer, unkonzentrierter ...

(... eine Einstellung insbesondere vieler Mathelehrer, die weder die Inhalte ihres Unterrichts noch die benutzten Vermittlungsmethoden jemals in Frage stellen, ja, Pädagogik und insbesondere alle methodisch-didaktischen Fragen schlichtweg für Pippifax halten, der eh nichts mit der reinen Lehre der Mathematik zu tun hat, wenn ihr nicht sogar diametral widerspricht.)



(Naja, mit Referendaren kann man's ja machen:
"Als Referendarin wird man häufig genug bewertet und geknechtet.")

Da sich ein Lehrer im Unterricht an Schüler wendet, ist es nurmehr logisch, dass eigentlich zu allererst die Schüler dem Lehrer ein Feedback geben sollten.

Und das tun sie ja auch andauernd so etwa nach dem Motto "man kann nicht nicht kommunizieren". Wenn also die Schüler z.B. nurmehr schweigen, ist das eben auch ein Feedback:

"Wenn alles [= alle Schüler] schläft [bzw. schweigt] und einer [= Lehrer] spricht,
Den Zustand nennt man Unterricht."
(Wilhelm Busch)

Da kann man sich sicher sein: wenn Schüler sich nicht gerade davonträumen, beobachten sie den Lehrer andauernd minutiös , und ihnen fällt gnadenlos jede Besonderheit und Veränderung am Lehrer auf. Viele diese Beobachtungen teilen sie dem Lehrer allerdings nie mit - und einige Lehrer wären sicherlich erstaunt, wenn nicht gar schockiert, wenn sie erfahren würden, was ihre Schüler an ihnen (richtig oder falsch) wahrnehmen.

Ein aufmerksamer Lehrer kann sich allerdings viel aus Gestik und Mimik sowie Tonfall der Schüler zusammenreimen. Aber solange das nicht ehrlich verbal wird, bleibt es meist eine Projektion bzw. eine Art Indizienbeweis.

Oben hatte ich geschrieben, "dass eigentlich zu allererst die Schüler dem Lehrer ein Feedback geben sollten."

Dabei bedeutet das deutscheste aller Wörter, nämlich "eigentlich", aber in Wirklichkeit "in Wirklichkeit nicht". Wenn also die Schüler dem Lehrer meistens keine oder zumindest keine eindeutige Rückmeldung geben, so kann man sich natürlich fragen, warum das nicht geschieht:

  1. , weil die Lehrer die Schüler ja meistens gar nicht um eine Rückmeldung bitten.

Dabei wäre es doch so einfach: man bittet die Schüler z.B. zum Halbjahrsende (nach Bekanntgabe der Noten für die Schüler) um eine kurze und ehrliche anonyme Rückmeldung in zwei Kategorien: "1., was ich schlecht [am Unterricht des Lehrers NN] fand, 2., was ich gut fand."

Sicherlich hat die Anonymität (wie oftmals im Internet) eventuell den Nachteil, dass Leute (Schüler) eventuell nur bösartig ihren ungerechtfertigten Rotz ablassen

(was ich bei Schülerbefragungen allerdings noch nie erlebt habe).

Der gute Grund für die Anonymität ist aber offensichtlich: Schüler müssen natürlich immer (und sei's in späteren Schuljahren) die „Rache“ des Lehrers fürchten, wenn sie mit Namensnennung (Negativ-)Kritik üben.

Aber selbst wenn die Schüler anonym antworten, besteht die Gefahr, dass der Lehrer die Schrift der Schüler wiedererkennt.

Und selbst bei Anonymität besteht die Gefahr, dass ein Lehrer sich an der gesamten Klasse rächt.

Letztlich halte ich all diese Probleme aber für gering: ein „schlechter“

(z.B. rachsüchtiger)

Lehrer wird seine Schüler sowieso nie nach ihrem Feedback fragen, woraus fast automatisch folgt: nur die mehr oder minder „guten“ Lehrer erhalten ein klares (und dann wohl weitgehend positives) Feedback.

  1. sind ehrliche Rückmeldungen immer dann schwierig, wenn der Adressat ein Vorgesetzter ist.

Und natürlich sind Lehrer, die Noten vergeben und denen auch noch andere Disziplinierungsinstrumente zur Verfügung stehen, Vorgesetzte; oder anders gesagt: es ist nurmehr eine Verschleierung der institutionell vorgegebenen Machtverhältnisse, wenn ein Lehrer meint bzw. vorgibt, Freund der Schüler zu sein.

  1. testen Schüler oftmals ihre Lehrer sehr geschickt aus: was darf man bei Lehrer NN sagen - und was nicht? Und dann bekommt der Lehrer von Schülern oftmals nicht ihre ehrliche Meinung zu hören, sondern das, was die Schüler meinen, sagen zu dürfen, bzw. was der Lehrer hören will.

Das Feedback ist dann nur eine selbsterfüllende Prophezeiung. Oder neudeutsch gesagt: der Lehrer könnte sich seine (positive) „Evaluation“ genauso gut selbst schreiben.

Wenn aber Schüler in ihrem Feedback dem Lehrer nach dem Munde reden, so mag man das als Arschkriecherei ansehen - oder als Selbstschutz.

Die Rückmeldung durch Schüler ist aber vielleicht noch aus einem anderen Grund problematisch: Schülern fehlt es eventuell noch an der „analytischen Schärfe“, die für eine genaue und differenzierte Bewertung der Unterrichtsweise von Lehrern nötig ist: die Schüler können dann nur „das finde ich alles [!] gut / schlecht“ sagen. Und vielleicht fehlt es ihnen auch schlichtweg an der Distanz, die für ein differenziertes und gerechtes Urteil nötig ist.

(Schließlich sollte ein Richter nicht in das Geschehen, das er beurteilt, involviert sein, und wenn er es doch ist, wird man ihn als „befangen“ ansehen - und von dem Gerichtsverfahren abziehen.)

Nur ein Beispiel für eine eventuell undifferenzierte Perspektive der Schüler: ihnen geht es vielleicht

(was dann zur derzeitigen Noten"inflation" oder genauer wohl -deflation führt; vgl. ).

Das Feedback von Schülern hat noch einen anderen Nachteil: sie können häufig durchaus sagen, was ihnen nicht gefällt, aber oft nur utopische Verbesserungsvorschläge machen

(z.B. eine Abschaffung von Klassenarbeiten fordern),

also keine realistischen pädagogischen (methodischen und didaktischen) Alternativen aufzeigen

(wie es z.B. Kollegen [s.u.] könnten).

Man könnte allerdings einwenden, dass Verbesserungsvorschläg auch gar nicht Aufgabe eines Feedback-Gebenden sind: er zeigt nur, wie etwas bei ihm ankommt, und es ist Augabe des Feedback-Adressaten, aus dem Feedback Konsequenzen zu ziehen. 

Wenn ich aber soeben andauernd „vielleicht“ und „eventuell“ gesagt habe, dann deshalb, weil man die Schüler vielleicht (!) für dümmer hält, als sie in Wirklichkeit sind: gerade weil sie, wie gesagt, ihre Lehrer so minutiös beobachten, können sie eventuell (!) durchaus sehr genau über ihre Lehrer urteilen.

Und überhaupt: was für eine Anmaßung

(und realistische Einschätzung bzw. Zementierung der Machtverhältnisse),

wenn man Lehrern, nicht aber Schülern ein Urteilsvermögen zuspricht. Dann kann man sich jedes Feedback durch Schüler ja sowieso gleich sparen.


  "Das Subsidiaritätsprinzip legt eine genau definierte Rangfolge staatlich-gesellschaftlicher Maßnahmen fest und bestimmt die prinzipielle Nachrangigkeit der nächsten Ebene: Die jeweils größere gesellschaftliche oder staatliche Einheit soll nur dann, wenn die kleinere Einheit dazu nicht in der Lage ist, aktiv werden und regulierend, kontrollierend oder helfend eingreifen. Hilfe zur Selbsthilfe soll aber immer das oberste Handlungsprinzip der jeweils übergeordneten Instanz sein."
(Quelle:
;
nebenbei: ein Fehler der EU ist es allemal, dass die "Kommission" in Brüssel viel zu viel entscheidet, statt das Subsidiaritätsprinzip zu beachten.)

Auf das Feedback für Lehrer bezogen, bedeutet das (was für ein Zungenbrecher!:) "Subsidiaritätsprinzip", dass

Lehrern ein Feedback geben

,

und zwar "äußere Kreise" erst dann, wenn ein Feedback in den "inneren Kreisen" nicht möglich war.

Statt aber zu allererst ein Feedback in den inneren Kreisen abzuwarten, zu ermöglichen oder zu initiieren, läuft die Forderung einer Kontrolle (!) von Lehrern meist auf eine sofortige externe Kontrolle (also durch den äußersten Kreis) hinaus: da wird mal wieder

(wie für die Kultuspolitik und -bürokratie typisch)

alles vom grünen Tisch aus bzw. "top down" geregelt:

"Der sprichwörtliche grüne Tisch ist Bestandteil der Redewendung »etwas am grünen Tisch entscheiden«. Eine Entscheidung am »grünen Tisch« ist eine bürokratische Entscheidung mit wenig Bezug zur Realität oder zur Praxis."
(Quelle: )

Top-down geht vom Abstrakten, Allgemeinen, Übergeordneten schrittweise hin zum Konkreten, Speziellen, Untergeordneten. Bottom-up bezeichnet die umgekehrte Richtung.

[...]

In der Managementtheorie bedeutet Top-down einen Führungsstil, der die Macht [!] und [zweifelhafte] Autorität des Managers betont [...], während Bottom-up die Rolle des Managers eher darin sieht, die Arbeitskräfte zu motivieren und ihre Fähigkeiten optimal zu nutzen [...].“
(Quelle: ; von „bottom up“ hat die Kultusbürokratie aber noch nie was gehört)


Der nächste nach den Schülern sind die Eltern, hinter deren Erwähnung ich oben bereits aus zwei Gründen ein Fragezeichen gesetzt hatte:

  1. vgl. Bild , und darunter insbesondere diejenigen, die ungefiltert die Bewertungen ihrer Kinder übernehmen oder diese sogar bedingungslos gegen die sowieso bösen und unfähigen Lehrer unterstützen;
  2. fehlt es mir bisher an der Phantasie mir vorzustellen, wie eine brauchbares Eltern-Feedback

(über die Rückmeldungen auf Elternabenden und Elternsprechtagen hinaus)

aussehen und organisiert werden könnte.

Aber vielleicht bittet man ja einfach auch mal die Eltern nach jedem Halbjahr um eine anonyme Rückmeldung in den beiden Kategorien: "1., was ich schlecht [am Unterricht des Lehrers NN] fand, 2., was ich gut fand."


Als nächster Kreis kommen dann die Kollegen, also Lehrer aus demselben Kollegium.

Da könnte man natürlich gleich einwenden: .

Dennoch sehe ich in gegenseitigen Unterrichtsbesuchen die eigentlich ideale Feedback-Möglichkeit, und zwar deshalb, weil da Gleichgestellte miteinander reden und es in solch angstfreier Atmosphäre am leichtesten fällt, Kritik und Verbesserungsvorschläge anzunehmen.

(Noch besser wäre allerdings ein "Teamteaching", bei dem zwei Kollegen zusammen eine Klasse unterrichten und sich permanent [schon in der Vorbereitung] gegenseitig ergänzen könnten. Aber [permanentes] "Teamteaching" ist enorm teuer - und deshalb wohl utopisch. Aber warum denn nicht zumindest ab und zu?)

Zudem wäre es mit einem Kollegen auch möglich, nicht einseitig ein Feedback zu erhalten, sondern gemeinsam (jeder mit seinen Unterrichtserfahrungen) Alternativen zu entwickeln.

Die "Feedback-Zusammenarbeit" zweier Kollegen stelle ich mir dabei so vor:

  1. ist es wichtig, dass da zwei Kollegen einander freiwillig "erwählen". Eine Freundschaft zwischen den zwei Kollegen ist da nicht hinderlich (weil sie das Feedback allzu wohlwollend macht), sondern sogar die allerbeste Voraussetzung: unter Freunden ist es einfacher, auch mal Kritik und Tipps anzunehmen, und umgekehrt gibt vielleicht erst Freundschaft das Recht, Kritik zu üben und Tipps zu geben, ja manchmal verpflichtet Freundschaft sogar dazu.

Ich könnte mir notfalls sogar einen einzigen Zwang vorstellen: dass die Schulleitung Zweier-Feedback-Gruppen vorschreibt, wobei allerdings die Wahl des Feedback-Partners frei wäre.

In Umkehrung von Lenins Diktum "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" behaupte ich mal "Kontrolle ist gut [???], Vertrauen ist besser": ich traue nämlich immer noch der Freiheit am meisten zu!

  1. bleibt das Feedback zwischen den Kollegen nicht einseitig

(nur der eine Kollegen besucht den anderen im Unterricht, aber nicht umgekehrt),

sondern beide bilden gegenseitig ein "Feedback-Gespann", d.h. sie besuchen sich wechselseitig im Unterricht und geben sich gegenseitig ein Feedback. Damit wird vermieden, dass einer der beiden der Klugscheißer ist

(wie Kultusbürokraten, wenn sie einseitig bei Lehrern hospitieren),

und es ist doch sowieso wohltuend zu sehen

(und es erleichtert das gegenseitige, gleichberechtigte Feedback),

dass der jeweils andere Kollege in seinem Unterricht "auch nur mit Wasser kocht".

Die "Feedback-Gespanne" haben allerdings eventuell zwei Nachteile:

  1. können die beiden Feedback-Partner allzu ähnlich und daher gemeinsam betriebsblind sein

(übertrieben gesagt: zwei eingefleischte Mathematiklehrer werden niemals die methodisch-didaktischen Probleme ihres eigenen Unterrichts und des Unterrichts des jeweils anderen sehen).

  1. funktionieren die "Feedback-Gespanne", wenn sie vorgeschrieben werden, oftmals nur pro forma:

Eine ansatzweie Alternative zum gegenseitigen Unterrichtsbesuch besteht nebenbei darin, dass

(in Parallelklassen)

vorbereiten,

Ich hatte oben "In gegenseitigen Unterrichtsbesuchen sehe ich [...] die eigentlich ideale Feedback-Möglichkeit" gesagt und dabei natürlich wieder bewusst ein "eigentlich" in den Satz gemogelt.

Der Satz geht also erkennbar so weiter: "... aber zu gegenseitigen Unterrichtsbesuchen kommt es [leider] fast nie".

Dafür gibt es (mindestens) drei Gründe:

  1. , dass viele Lehrer betriebsblind sind, also gar nicht sehen, dass Verbesserungen ihres Unterrichts wünschenswert und möglich sind

(was ich allerdings nicht ganz glauben mag; vielmehr scheint mir, dass die allermeisten Lehrer sehr wohl wissen, dass ihr Unterricht nicht das Gelbe vom Ei ist, nur trauen sie sich nicht, das [vermeintlich viel "besseren"] Kollegen gegenüber zuzugeben; und die rabiate Ablehnung von Verbesserungsmöglichkeiten scheint mit dann oftmals nur eine Flucht nach vorne zu sein: wer immer seine Härte betonen muss, leidet in Wirklichkeit doch allzu offensichtlich nur unter seiner Erbärmlichkeit; vgl. etwa ; oder ist das nur im Gangsta- und Battle-Rap übliche Pose?).

  1. : Zeitmangel:

Ein scheinbares weiteres Problem ist, dass diejenigen Lehrer, die immer noch Möglichkeiten zur Verbesserung ihres Unterrichts sehen und diese Verbesserungen auch wollen, vermutlich sowieso schon "gute" Lehrer sind.

Aber das ist - wie gesagt - nur ein scheinbares Problem: was interessiert uns die (eh nicht mehr erreichbare) Nachhut?! Viel besser ist es doch, die Avantgarde zu fördern bzw. "die Pferde rennen zu lassen" , statt überall Zäune zu bauen

(vgl. Bild ; denn Pfosten fördern nur die phantasielosen Langeweiler unter den Lehrern;

nebenbei: die nicht mehr Erreichbaren bzw. die Nachhut gibt es auch in allen anderen Berufen).

Vielleicht sind die Lehrer, die stetig ihren Unterricht zu verbessern versuchen, irgendwann sogar glaubwürdige Vorbilder für die Nachhut, ziehen sie also ein Kollegium mit, indem sie beweisen, dass auch im rauen Schulalltag Verbesserungen möglich sind.

(Oder der Avantgarde schlagen Neid und daraus folgend Missgunst der Nachhut entgegen.)


Den nächsten "Kreis", nämlich die Schulleitung, will ich hier nur sehr kurz behandeln: obwohl sie nicht mit der abgehobenen Schulbürokratie verwechselt werden darf, gilt doch das, was ich im Folgenden über letztere sage, auch für erstere:

vor allem fördern (ermöglichen), nicht fordern (vorschreiben)!


  "Schmidt saß im Vorstand und bildete sich viel darauf ein, gefürchtet zu sein. Ich fand das eigentlich ganz okay, daß er zu der Angst, die er auslöste, auch stand, stolz war, Schrecken zu verbreiten, und nicht etwa den Wohltäter spielte, der er nicht war, die anderen aber auch nicht. [...] »[Schmidt ist] höchstwahrscheinlich ein Untoter [...].«"
(Zitat aus )

"Die furchterregendsten Wörter sind: »Hallo, ich bin von der [Kultusbürokratie] und komme, um Ihnen zu helfen!«"
(frei nach Ronald Reagan)

Eigentlich (!) bin ich ja für die komplette Abschaffung der Kultusbürokratie, denn diese Kultusbürokratie macht ja

(wie ich anderweitig reihenweise gezeigt habe)

alles nur schlimmer.

Aber mag ja sein, dass manchmal tatsächlich die Dienstaufsicht eingreifen muss. Das wird jedoch nur in ganz seltenen Fällen groben Missverhaltens von Lehrern gegenüber Schülern der Fall sein

(aber z.B. nicht, wenn ein Lehrer die vollgestopften und teilweise unsinnigen Lehrpläne kreativ auslegt).

Ansonsten trenne man aber doch gründlich zwischen

Ich bin also durchaus für externe Berater (Feedback-Geber) empfänglich, die aber eben

D.h. das Beraterwesen sollte komplett von der Schulaufsicht getrennt sein.

Das fängt schon damit an, dass ein Berater unbedingt noch

(z.B. mit halber Stelle)

selbst unterrichten sollte, während ein Kultusbürokrat in der Regel überhaupt nicht mehr unterrichtet

(vor dem Unterricht in die Bürokratie geflüchtet ist).

Eigene, aktuelle Unterrichtserfahrungen sind bei einem Berater aber dringend nötig, damit er nicht abstrakte Weisheiten „vom grünen Tisch“ serviert, sondern von der rauen Wirklichkeit des alltäglichen Unterrichts spricht - und sich stets bewusst ist, dass er in seinem eigenen Unterricht meistens auch nur mit Wasser kocht.

(Ideal wäre es aber [und doch ist es wohl utopisch], dass der Berater seinen "Klienten" auch mal seinen eigenen Unterricht vorführen würde, damit letztere beurteilen können, ob der Berater nur ein Schlauquatscher ist oder mit in der Praxis überzeugenden Verbesserungen aufwarten kann.)

Der externe Berater muss also aktiver Lehrer sein. Nur dann nehmen Lehrer ihm Tipps oder gar (Negativ-)Kritik ab.

(Nebenbei:

Fragt sich nur, wie man geeignete Berater findet. Wer, wenn nicht doch wieder die dazu völlig ungeeignete Kultusbürokratie, kann Berater auswählen?

Einen Vorschlag dazu habe ich in  Bild gemacht.

Der ideale headhunter für Berater wäre aber ich!

Auf keinen Fall würde ich aber

(entweder naive oder karrieregeile)

Leute akzeptieren, die immer nur die gerade modischen Hypes predigen

(vorgestern Heinz Klippert, gestern Norm Green, heute individuelle Förderung, morgen Digitalisierung und übermorgen das Gegenteil von alledem).

Und Berater darf sowieso nur werden, wer mindestens zehn Jahre lang Lehrer war.