erst kommt das Fressen (der [bessere] Unterricht),
dann die Moral (die [Zentral-]Klausuren)

Brechts Diktum "Erst kommt das Fressen, dann die Moral" ist geradezu gespenstisch gut auf die Schule übertragbar:

  1. , weil der Unterricht oftmals noch immer bzw. in Zeiten verschärfter Lehrpläne und der Schulzeitverkürzung sogar sogar noch vermehrt ein einziger Bulimie- bzw. Gänse-Stopf-Anfall ist (vgl. );

  2. weil bei "Moral" immer der pädagogische (?) Knüppel mitschwingt:

"»Und die Moral von der Geschicht« steht am Ende einer klassischen Fabel und einiger Märchen und Sagen, doch in diesem Fall ist »Die Moral« etwas anderes als sonst. Hier ist die Moral eine Lehre, die man aus der Geschichte [...] zieht."
(zitiert nach )


Mit der Reihenfolge "erst/dann" ist hier nicht die banale zeitliche Reihenfolge gemeint, dass also ein Schulstoff

Sondern mir geht es um eine Priorität des Unterrichts "vor" allen Klausuren: eine zunehmend abhanden kommende, ja pervertierte Priorität, wenn heutzutage alles von den zentralen Prüfungen am Ende aus gedacht wird

(aber auch schon in der "klassischen" Schule hatten die Klausuren eine allzu große [und fatale!] Bedeutung; vgl. ):

Ein Indiz für den Stand der Dinge ist auch, wieviel Unterricht inzwischen in dem einen Fach ausfällt, damit in einem anderen eine Klausur geschrieben werden kann, d.h., dass die Klausuren dem Vorunterricht, der doch auf Klausuren vorbereiten soll, den Platz rauben

(soviel zum Thema "Unterrichtsausfall", der doch inzwischen drakonisch vermieden wird).

Inzwischen blockiert in Schulen doch oftmals jegliche Pädagogik: das gesamte Schulgeschehen wird einzig und allein von den zentralen Klausuren ganz am Ende aus gedacht, und was nicht direkt auf diese hinführt (fachliche Exkurse, sonstige schulische Elemente ...), fällt vollends unter den Tisch.

(Ich habe schon kurz nach Schuljahrsanfang von Lehrern gehört, ein eintägiger [!] Ausflug in eine Mathematikausstellung sei leider nicht möglich, weil doch in gut dreiviertel Jahr die zentralen Prüfungen anstünden. Und eine fächerübergreifende "Projektwoche" war schlichtweg utopisch.
In einem Fortbildungsprojekt signalisierten viele Lehrer, dass wegen des allgemeinen Prüfungsmarathons nach Ostern jegliche Fortbildung ausgeschlossen sei. Und wenn die Fortbildung dennoch stattfände, kämen sie garantiert nicht.)

Bzw. es gibt wohl die neue Standardfloskel von der "Unterrichtsentwicklung", aber letztlich starren alle doch wie das Kaninchen auf die Schlange der zentralen Prüfungen.


Man wird um diese zentralen Prüfungen, da sie nunmal (vorerst) eingeführt sind, und auch den Stoff- sowie Klausurdruck nicht drumherum können.

Aber letztlich interessiert mich all das

(inkl. Qualitätskontrolle, Evaluation und was es sonst noch an Drohungen gibt)

nicht die Bohne, sondern einzig und allein, wie "die Stunde morgen" besser werden kann.

Natürlich habe ich auch ein Auge auf die Noten der SchülerInnen, denn schließlich sollen sie ja ihre "Schulkarriere", wenn irgend möglich, gut durchlaufen. Aber letztlich interessieren mich nicht die Schülernoten, sondern, ob die SchülerInnen beispielsweise das Fach Mathematik "tiefgründiger" verstehen und - horribile dictu - Spaß daran gewinnen.