G9 - rin inne Kartoffeln: G8 - raus ausse Kartoffeln: G9:
sie sollten sich was schämen!

  Reform (gebildet aus lat. re: zurück und formare: bilden, gestalten; zusammengesetzt etwa: Wiederherstellung)
(Quelle: )

Eine Reform ist also der ursprünglichen Wortbedeutung nach nicht die Herstellung von etwas Neuem, sondern die Wiederherstellung von etwas Altem, wofür es zwei mögliche Gründe gibt:
  1. , dass man auf reaktionäre Art die alten Machtverhältnisse wiederherstellen will,
  2. , dass man erkennt, dass das Neue ein Irrtum und das Alte tatsächlich besser war. Und das eben kann auch bedeuten, dass man (sich selbst und öffentlich) die eigenen Fehler eingesteht - und sie ungeschehen machen will.

Man könnte sich ja durchaus streiten,

(allemal schlechter scheint mir zumindest, dass neuerdings Babys Abitur machen),

(Komprimierung statt Entschlackung des Stoffs - und dadurch insbesondere für jüngere Schüler viel zu lange Schultage),

(teilweise waren nämlich nur die Lehrer nicht in der Lage, den Stoff zu entschlacken).

So oder so aber scheint mir, dass G8

(wie die meisten schulpoltischen und kultusbürokratischen Vorgaben)

viel zu hastig umgesetzt wurde.

(nach der [vermeintlichen] PISA-Katastrophe war halt blinder Aktionismus angesagt).


Natürlich habe ich als altgedienter Germanist meinen Spaß an "sich »was« schämen"!

Ansonsten ist es aber eigentlich nur schäbig, anderen Scham einreden zu wollen. Scham grenzt immer an Erniedrigung und Demütigung, und ein Mensch, der erniedrigt und gedemütigt ist (oder sich fühlt), erstickt daran oder schlägt nur noch um sich; oder genauer: nach noch weiter unten: "ich bin nicht völlig erniedrigt, solange andere noch niedriger sind".

Selten aber hat jemand Mut und Weitsicht, sich gegen die "Beschämer" zu wenden, also nach oben zu schlagen.


Ich habe ja durchaus Verständnis dafür,

  1. , dass man seine eigenen Fehler einsieht und/oder
  2. , seine Meinung ändert,

ja, sogar dafür,

  1. , dass man etwas nicht aus Überzeugung, sondern nur der Wählerschaft zuliebe tut: wie Landtagswahlen in den westlichen Bundesländern zeigen, ist Schulpolitik eines der zentralen Kriterien für Wahlentscheidungen, und da kann es sich keine Partei leisten, noch bedingungslos für G8 zu sein

(genauso kann es sich keine Partei leisten, sich an die heilige Kuh des Bürgertums, nämlich das Gymnasium, zu wagen - oder zu fordern, was längst überfällig ist, nämlich ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen).

Nun ist es immer ein Leichtes, die tatsächlichen oder vermeintlichen Fehler der anderen zu korrigieren. Ein erhellender Fall ist da Niedersachsen, das im Schlechten wie Guten immer schulpolitische Avantarde war:

"rin inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln".

Ein ebenso interessanter Fall ist aber Bayern, wo seit 10 000 Jahren ununterbrochen die CSU

(derzeit unter dem Großen Vorsitzenden Horst Seehofer)

regiert und wo eben diese CSU G8

Ich kann mich aber nicht entsinnen, von der CSU jemals ein Eingeständnis gehört zu haben, dass die Einführung von G8 ein Fehler war.


Ein schlauer Trick, solch ein Eingeständnis zu vermeiden, besteht darin,

Das geschieht derzeit beispielsweise in Baden-Württemberg, wo

Auf den ersten Blick scheint das unverständlich zu sein, da dort

In Wirklichkeit geht es aber wohl darum, die ewig gleichen tatsächlichen Herrscher, nämlich die Kultusbürokratie, zu beschäftigen bzw. ihre fortwährende Existenz zu legitimieren

(Regierungen und Kultusminister kommen und gehen, aber die Kultusbürokratie bleibt).

Und deshalb werden in allen westlichen Bundesländern bei der Rückkehr zu G9 nicht etwa die alten G9-Lehrpläne wieder aus der Schublade geholt

(und von mir aus behutsam modernisiert),

sondern müssen alle Schulen in gigantischer Arbeit

(wie schon beim seinerzeitigen Übergang von G9 nach G8)

komplett neue (?) "anstaltsinterne" Lehrpläne erstellen.


Ein besonders interessanter Fall ist aber Nordrhein-Westfalen, wo jüngst (Mai 2017) die SPD-Grünen-Koalition krachend abgewählt wurde

(zugunsten einer CDU-FDP-Koalition; merke: Totgesagte [der Wiedergänger FDP] leben [lebt] länger),

und zwar anscheinend vor allem wegen der Schulpolitik der Grünen-Kultusministerin Sylvia Löhrmann, die ohne Not

(denn schließlich musste sie nur die seinerzeitige Einführung von G8 durch die CDU/FDP revidieren)

einen ewigen unwürdigen Eiertanz zum Thema G8/G9 hingelegt hat.


PS: Natürlich ist mit der Wiedereinführung von G9 nicht plötzlich alles wieder gut, ja, die leidige G8/G9-Diskussion verbirgt nur die eigentlichen Probleme
  • der inhaltlichen Verbesserung des Unterrichts
  • und eines sozial zutiefst ungerechten Schulsystems.