Kinder brauchen KEINE Grenzen
Wenn nun (5/2008) endlich auch der "Stern" in dieses Horn stößt, ist endgültig klar,
dass das Thema längst bleischwerer common sense ist.
Wer beispielsweise mal erlebt hat, wie ein kleines Kind (etwa, weil es müde ist) völlig außer sich gerät und aus Verzweiflung bewusst böse ist, wird vermutlich bestätigen, dass es geradezu alles tut, um Grenzen auszutesten, zu verschieben - und gesetzt zu bekommen:
"Sagt mir, dass ich jetzt ins Bett muss, sonst schaffe ich es nie."
Ich meine sogar, dass Erziehung und Sozialisation teilweise - horribile dictu - Willen-Brechen bedeuten.
Weil das Grenzen-Setzen aber meist doch nur die von mir gewünschten Grenzen als die des anderen (Kindes, Jugendlichen) ausgibt; weil da also autoritäres Grenzen-Setzen windelweich (und gerade deshalb nur um so autoritärer?) als Wunsch des anderen (Kindes, Jugendlichen) ausgegeben wird, sei hier doch frischweg das glatte Gegenteil behauptet.
"Der Begriff Advocatus Diaboli (lat. „Anwalt des Teufels“) bezeichnet:
- ursprünglich in der römisch-katholischen Kirche im Verfahren der Selig- bzw. Heiligsprechung die Person, die Argumente gegen die Selig- bzw. gegen die Heiligsprechung zu sammeln und vorzutragen hatte (1983 von Papst Johannes Paul II. abgeschafft)
- davon abgeleitet im Bereich der Rhetorik:
- eine Argumentationstechnik, die darin besteht, um der Sache willen mit seinen Argumenten die Gegenseite vertreten, ohne selbst zur Gegenseite zu gehören
- einen Trainingsgegner, der in einer Übungssituation das Vorgehen und die Argumentation der echten Gegenpartei simuliert [...]"
"die Freiheit des einen endet da, wo die Freiheit des anderen [meine!] anfängt"
Blödsinn!
Das ist nur die
Konterrevolution
("endlich darf man's wieder laut sagen - was man schon immer sagen durfte")
gegen die Schimäre der antiautoritären Erziehung
(nicht zu verwechseln mit Verwahrlosung;
nebenbei:
"ich glaube nur Statistiken, die ich selbst gefälscht habe"
[frei nach Johannes Rau über Zitate];man muss nur so fragen, wie man die Antwort haben will: "ein gelegentlicher Schlag auf den Po könne nicht schaden" reicht eben vom einzelnen "Hand-Ausrutschen" bis hin zu systematisch-"gelegentlichen" Prügeleien.)
Man gebe bittschön die eigenen Interessen nicht als die des Kindes aus
("wir lassen den Schüler in seinem wohlverstandenen [?] eigenen [?] Interesse sitzen")
und auch nicht als die Dritter
("was sollen die Nachbarn denken?!").
Ein Kind geht fallweise mir auf die Nerven, meine Grenzen sind erreicht, und deshalb ist mir lieber:
(vom selben Autor wie oben "Kinder brauchen Grenzen"!)
(Gelesen habe ich natürlich keins dieser Bücher, denn [Erziehungs-]Ratgeber
- sind im Schnitt eine Pest,
- erzeugen durch widersprüchliche Behauptungen nur Angst, alles falsch zu machen,
- machen hypersensibel.
Ausnahmen [z.B. ] bestätigen wieder mal die Regel.)
Mit all dem sollen nicht die immensen Probleme geleugnet werden, die Kinder und Jugendliche auch sich selbst bereiten können. Vgl. etwa das hervorragende Buch
Aber: keine Ahnung, was meinem Kind gut tut, ich schütze (soweit möglich) mich selbst!