was eineN guteN LehrerIn ausmacht?
gibt es "den" idealen Lehrer gar nicht, denn das Ideal wäre eine überforderung an jeden realen Lehrer: man müsste schon ein Genie und gleichzeitig heilig sein, um alle Anforderungen zu erfüllen:
das Ideal
(bzw. die längst verwirklichte "konkrete Utopie")
besteht vielmehr darin, dass sich die verschiedenen Lehrercharaktere
(und nebenbei auch ihre Wahrnehmungen des jeweiligen Fachs)
abwechseln und die SchülerInnen damit verschiedene, einander ergänzende Perspektiven und Einstellungen kennen lernen;
(für einen regelmäßigen Lehrerwechsel bin ich schon allein deshalb,
damit gewisse LehrerInnen und SchülerInnen, die sich einfach nicht gegenseitig ertragen, auch wieder auseinander gehen können,
weil das schmale Repertoire an Anekdötchen, auflockernden Witzen und Beispielen, das man so "drauf" hat, sich schnell gähnend langweilig wiederholt.)
: weil es "den" idealen Lehrer nicht gibt, kann ich (als realer Lehrer) ihn mir auch nicht in allen Facetten ausdenken: unten werden also zweifelsohne einige Eigenschaften "des" idealen Lehrers fehlen;
bin ich weit davon entfernt zu meinen, ich sei der ideale Lehrer: man bildet sich zwar gerne ein (und meint sogar Indizien dafür wahrzunehmen),
bei SchülerInnen beliebt zu sein
und Anforderungen zu stellen
und Wichtiges anschaulich "beizubringen"
sowie für die Denkweise des jeweiligen Faches zu begeistern
(man erreicht ja sowieso nur - aber das ist doch schon allerlei! - ca. 5 % der SchülerInnen, nämlich die, die sowieso schon aufgeschlossen waren; dem Rest kann man im besten Fall solide Standardverfahren beibringen),
aber wer ist sich schon sicher (dürfte es sein), ob das auch wirklich stimmt?
Wenn einem
(was überhaupt erst lange nach der Schulzeit möglich ist)
einE ehemaligeR SchülerIn
halbwegs ernsthaft sowas schreiben würde, was hier natürlich vor Ironie trieft, so wäre doch wohl jedeR LehrerIn sehr gerührt und auch wohl ein wenig stolz - und erleichtert. JedeR (auch in anderen Berufen) lechzt doch nach solchen viel zu seltenen Worte und muss, wenn sowas dann doch mal kommt, mindestens zehn Jahre davon zehren.(Man korrigiere
sein Selbstbild
und das Bild, das andere [anscheinend bzw. auch mal auf Nachfrage] von einem haben,
aneinander und wird merken: so schlecht bin ich gar nicht.)
Nein, so phantastisch finde ich mich wahrhaft nicht. Vielmehr sehe ich durchaus bei KollegInnEn beneidens- oder wohl eher bewundernswerte Eigenschaften, die mir abgehen
(um die ich mich aber immerhin bemühen sollte?).
"Versuche niemals, andere [KollegInnEn] so zu machen wie dich selbst. Denn du weißt es - und Gott weiß es auch! -, dass einer von deiner Sorte reicht."
(Bei mir ist auch jede zweite Stunde Schrott.)
ist der ideale Lehrer sogar ein potentiell gefährliches Leitbild:
heutzutage wird ja von LehrerInnen das schier Unmögliche erwartet, und wenn LehrerInnen das nicht leisten (können), gelten sie gleich (pauschal alle!) als VersagerInnen:
eine erstklassige fachliche Ausbildung der SchülerInnen,
universelle methodische Kreativität:
"Mittlerweile gibt es einen grotesken Methodenüberhang, dem die Inhalte subsumiert werden. [...] Der Lehrer, der etwas auf sich hält, nimmt sich ganz zurück, wird zum reinen Lernorganisator, hat die Mappe voller dicker Eddingstifte und Scheren und eine Rolle bunter Papierbögen unterm Arm für das Mind-Mapping. Dem Kult der äußerlichkeit sind keine Grenzen gesetzt."
( Alfred Eckerle)und überhaupt sollte einE guteR LehrerIn ja in der heutigen Fun-Gesellschaft die Fähigkeiten eines jugendlich dauer-gutgelaunten Showmasters und Alleinunterhalters haben.
"jeune, beau"
eine "Erziehung" der SchülerInnen, die die Elternhäuser nicht mehr leisten können und wollen; der ideale Lehrer ist ja nicht nur Fachlehrer, sondern - und zwar rund um die Uhr - gleichzeitig auch Psychologe und Sozialarbeiter.
Dennoch ist das Idealbild des Lehrers
(wie auch pädagogische Theorie)
nötig, um sich ab und zu selbst daran zu messen und zu korrigieren.
Es ist auch schon so einige Jahre her
(heute würden die SchülerInnen das nicht mehr sagen?),
dass SchülerInnen mich mit dem Lehrer John Keating in dem Film "Der Club der toten Dichter" verglichen.
Ich habe da durchaus herausgehört, dass die SchülerInnen das als großes Lob meinten - und fand die Parallele doch keineswegs schmeichelnd bzw. musste sie (leise) weit von mir weisen:
"Im Eliteinternat Welton herrschen Anno 1959 rigide Sitten. Der neue Literaturlehrer John Keating (Robin Williams), selbst ein früherer Weltonzögling, bringt mit seinen unorthodoxen Lehrmethode frischen Wind in die grauen Mauern und vermittelt seinen Schülern das freie Denken [???]. Diese beleben daraufhin den "Club der toten Dichter" wieder, der einst eine Vereinigung der Freidenker des Internats war. So treffen sich die Pennäler nachts in einer alten Indianerhöhle und lesen sich Gedichte vor. Mit der neugewonnenen Freiheit gehen die Schüler unterschiedlich um. Während der schüchterne Knox (Josh Charles) seiner Angebeteten heiße Liebesbriefe schreibt und sich mit einem Footballgorilla anlegt, entdeckt der sensible Neil (Robert Sean Leonard) seine Liebe zum Theater und möchte Schauspieler werden. Seinem strengen Vater gefällt dies allerdings überhaupt nicht. Er nimmt den Sohn von der Schule, worauf dieser sich tötet. Nun wird die Schuld bei Keating gesucht, der angeblich dem Jungen die Flausen in den Kopf gesetzt hat... "
(zitiert nach )
Der Lehrer Keaton ist für mich eben kein guter Lehrer, sondern vielmehr ein mieser kleiner pseudo-"progressiver" (also reaktionärer) und geradezu jugendsektenhafter Rattenfänger, und er trägt durchaus Mitschuld an Neils Selbstmord: Keating hat ihn zu einer Unbedingtheit aufgehetzt, statt ihm auch beizubringen, dass man manchmal situationsabhängig Kompromisse schließen muss, also nicht (pauschal) mit dem Kopf durch die Wand gehen darf.
Nirgends wird Keatons (letztlich pubertäre?) Art so deutlich wie in der paramilitärischen Sprache von
„'O Captain, mein Captain!' Wer weiß, von wem das ist? ... Wer weiß es? ... Keine Ahnung? ... Es ist aus einem Gedicht von Walt Whitman über Mr. Abraham Lincoln. Also, Sie sprechen mich entweder mit Mr. Keating an - oder, wenn Sie etwas mutiger sind, sagen Sie O Captain, mein Captain!"
(John Keating zu seinen Schülern in der ersten Unterrichtsstunde; vgl. "Führer, mein Führer!")
Dabei bin ich natürlich keineswegs der einzige, der das gesehen hat. Vgl. z.B.:
"[es] bleibt aus pädagogischer Sicht herauszustellen, daß die Beziehung zwischen Keating und manchen seiner Schüler von derart extremer Nähe und Bewunderung geprägt ist, daß Konflikte vorprogrammiert werden: Die emotionale Nähe zwischen Keating und den Mitgliedern des ‚Clubs der toten Dichter’ führt zu unhinterfragter Internalisierung von Keatings Lebensphilosophie [...]"
(zitiert nach )
Da sind mir die traditionellen Lehrer in dem Film, die reinen (auch langweiligen) Fachunterricht machen und auf Distanz zu den Schülern bleiben, allemal lieber!
(Eine gewisse Distanz zu SchülerInnen gehört sogar unabdingbar zum Lehrerberuf dazu:
"qua Amt", weil man also Noten gibt und eventuell sitzen lässt,
wegen des Altersunterschieds, also naturgegebener Verständnisschwierigkeiten,
weil einen das "Seelenleben" der SchülerInnen oftmals auch schlichtweg nichts angeht: man berühre es zumindest nicht ungefragt.)
Dieser Keating hat uns in Schulen gerade noch gefehlt - und sowieso (wie die meisten Lehrer in "Schul"filmen) etwa genau so viel mit der Wirklichkeit zu tun wie ein Arztroman mit dem Alltag des Arztberufs:
(Kleinvieh, also der normale Unterricht, macht auch Mist, aber die vielen "kleinen" Ideen, die KollegInnEn da einbringen, sieht man ja nicht.)
Nun ja, wer hat den Film "Der Club der toten Dichter" denn schon gelobt?: "Cosmopolitan" und "Bild"! (vgl. das Videocover oben)
Ein beliebter Zeitvertreib von SchülerInneN auf Kurstreffen
(die ja sonst nichts miteinander verbindet)
ist das Lästern über LehrerInnen
(meist eher liebevoll ironisch, indem etwa Schwächen & Macken parodiert werden; also nicht zu verwechseln mit echten Klagen & Beschwerden, für die einE LehrerIn durchaus ein offenes Ohr haben sollte;
kommt hinzu, dass man zwar gerne entlastend mault & schimpft, sehr viele SchülerInnen aber [laut einer Untersuchung in Deutschland sogar angeblich mehr als in jedem anderen Land!] durchaus gerne in die Schule gehen - und sei's nur der Clique wegen).
Als anwesender Kurslehrer
hört man dem nur ungern zu,
verlässt man lieber den Raum
oder versucht das Thema zu wechseln,
verteidigt oder erklärt man ab und zu auch
und wird man ja wohl sowieso solches Lästern nicht als der Weisheit letzten Schluss (die endgültige Wahrheit) auffassen.
Und jedeR LehrerIn fragt sich da wohl auch: was würden die SchülerInnen wohl über mich erzählen, wenn ich jetzt nicht da wäre?
(Bzw. was erzählen die untereinander und auf anderen Kurstreffen über mich?)
Genau das hat uns "zu meiner Zeit" mal ein Lehrer gefragt, worauf wir nur "Aber na klar doch, das können Sie haben" gesagt und dann mächtig vom Leder gezogen haben.
Jahre später
hat dieser Lehrer mir erzählt, wie abgrundtief und dauerhaft ihn unser damaliges, im Grunde harmlos-liebevolles Geläster getroffen und verunsichert habe:
weil er da (aus Außenperspektive) von Eigenarten erfuhr, die ihm selbst bis dahin unbekannt waren;
weil er sich durchschaut fühlte: "die anderen merken's auch schon";
weil er sich "nackt", ja geradezu gedemütigt fühlte
(wer sieht sich schon gerne im [Zerr-]Spiegel?).
Natürlich muss ein Lehrer, der andauernd bewertet,
sich auch mal selbst bewerten lassen
und bereit sein, die Meinungen der SchülerInnen über sich anzuhören und zu "integrieren".
Und doch: ich möcht's lieber gar nicht wissen, was die SchülerInnen (Negatives) über mich denken.
(Und manchmal vergreifen SchülerInnen sich eben doch gewaltig im Ton: es ist das gute Recht, dass SchülerInnen nach dem Abitur gegebenenfalls zurück schlagen [und doch hat das so im Nachhinein was Pubertäres und Feiges an sich]; aber oftmals lässt da einer in der Abi-Zeitung eine keineswegs repräsentative Meinung über eineN LehrerIn ab und merkt nicht mal, wie das ankommen muss, nämlich als Mischung aus Beleidigung, übler Nachrede, Demütigung und Ehrabschneiderei, gegen die betroffene LehrerInnen keine Chance haben: "semper aliquid haeret".)
Das wird und muss keinE SchülerIn
verstehen: selbstverständlich haben LehrerInnen auch Angst (vgl. etwa ).
("Butter bei de Fische": was "die" SchülerInnen wohl über mich denken?:
[Nun, viele werden gar nicht über mich nachdenken, denn so wichtig ist man nun auch wieder nicht, und man erreicht eh nie alle, ja ich wette sogar, dass einen immer auch einige hassen - und sei's eben nur, weil man Lehrer ist: "mitgefangen, mitgehangen".]
Ich vermute mal [bilde mir ein] Folgendes:
netter Spinner und Chaot,
wandelnder Widerspruch
(wobei mir durchaus integriert scheint, was anderen als Widerspruch erscheinen mag),
"LERNT man bei dem überhaupt was?" - aber sicher: DENKEN [Denkgymnastik], wenn man bereit ist, mit zu denken!
Und so bastelt sich wohl jeder seine befürchtete und erwünschte Wirkung zurecht.)
Im Zeitalter der "Evaluation" und überhaupt des resignierten Messbarkeitswahns wird immer wieder gefordert, dass man LehrerInnen (und nebenbei auch UniversitätsprofessorInnEn) bewerten (und gegebenenfalls feuern) sollte.
Einerseits werden sich - im Prinzip - natürlich gerade LehrerInnen, die immer bewerten, auch selbst solch eine Bewertung gefallen lassen müssen,
andererseits sehe ich aber noch gar nicht die (halbwegs messbaren) Kriterien (geschweige denn qualifizierte Bewerter; vgl. ), mit denen das möglich wäre.
Schon gar nicht darf (ausschließlich) das Schülerurteil zählen: vgl. nur die Liste oben in französischer Sprache
(an der ich neben jugendlichem Schnickschnack doch noch immer "bien expliquer" am interessantesten finde: der Lehrer als großer Vormacher, aber - Folge unseres Schulsystems - nicht als Anleitender).
Und doch wissen SchülerInnen oft sehr gut, was ihnen wohltut: wenn sie nämlich mit echtem Respekt von LehrerInnen sprechen, die "streng, aber gerecht" sind.
Ein Freund fragte mich mal aus Sorge um seine Tochter, wie man eineN (ihreN) schlechteN LehrerIn "absägen" könne. Meine dreifache Antwort:
Natürlich kann man eineN solcheN LehrerIn bei der Schulaufsicht (bis hin zum Kultusministerium) anschwärzen, aber damit treibt man ja nur Teufel mit Beelzebub aus (vgl. ).
"Gar nicht!"
..., solange ein Lehrer nicht
"kleinen Mädchen unter die Rücke geht"
oder krass die Richtlinien missachtet
(kleiner Tipp an rechthaberische Rechtsanwalt-Pappis von splitterfaserdummen Kindern [der Apfel fällt nicht weit vom Stamm]: genau hier ist das ideale Einfallstor für formaljuristische Widersprüche, denn bei der schwachsinnigen Fülle der Regelungen oder einfach bei der Nutzung der letzten Freiheiten wird jede Lehrkraft doch garantiert irgendeine Regelung missachtet bzw. vergessen haben; diejenigen LehrerInnen aber, die die Regeln am sklavischsten einhalten, sind auch die schlechtesten, weil phantasielosesten).
Und das ist teilweise auch gut so, weil sonst - heute ja verschärft - jeder Einzelgänger (unter den Eltern) dem Lehrer das Leben (juristisch) zur Hölle machen könnte.
Und doch: ich bin verbeamtet - und würde dennoch umgehend die Lehrerverbeamtung abschaffen
(Der Mann hat also recht:
Berlin (dpa) - [...] Nach Meinung von Bundesinnenminister Otto Schily müssen Lehrer nicht unbedingt verbeamtet werden. Er sprach sich dafür aus, den Beamtenstatus auf hoheitliche Aufgaben zu beschränken.
Nur sparen man sich die Verbeamtung bittschön nicht aus rein finanziellen Gründen, der heutzutage einzigen, aber immer hübsch pädagogisch kaschierten Begründung).
Die keineswegs so einfach zu beantwortende Frage aber bleibt:
wie lange gilt die fürsorgepflicht für problematische KollegInnen
und muss eine Schulleitung sie ermahnen und darf auf ihre Einsicht hoffen?
Welche noch internen Mittel hat eine Schulleitung gegen solche KollegInnEn?
Ab wann gebietet die fürsorgepflicht für die SchülerInnen einen Rausschmiss einer Lehrkraft?
(Manchmal empfehle ich SchülerInnen, die mit einem "schlechten" Lehrer nicht zurecht kommen, nur: Maul halten, mitmachen, leise anbiedern, bis zum nächsten Lehrerwechsel durchhalten.)
"Was heißt schon »schlecht«?"
fachlich schlecht?
Ein gewaltiger Irrtum besteht oftmals darin, LehrerInnen allein danach zu bewerten:
"bei dem lernt man [fachlich!] was",
d.h. die LehrerInnen auf
fachliche Kenntnisse
und allein deren Vermittlung
zu begrenzen:
"wenn die SchülerInnen in der 9. und 10. Klasse bei dem Kollegen XY [bei mir?] Mathematik hatten, sollten sie besser keinen Mathematik-Leistungskurs wählen".
Da würde ich doch nur antworten:
"Ach herrje, dann wählen sie eben ein anderes Leistungskursfach!"
(Dadurch kämen der Welt so einige mathematische Genies abhanden?
Dann sind ihr auch schon sämtliche genialen Juristen abhanden gekommen, weil Jura ja überhaupt nicht an Schulen unterrichtet wird.
SchülerInnen können ja in der Oberstufe noch immer fachlich gute GrundkurslehrerInnen haben.)
Es gibt nämlich KollegInnEn
(und da schließe ich mich dann nicht mehr so einfach ein),
bei denen die SchülerInnen etwas ganz anderes, aber mindestens genauso Wichtiges, nämlich "Menschlichkeit" lernen!
(Die Schule ist
- was heutzutage in einer öffentlichen Schuldiskussion, in der statt des Wortes "Liebe" nur solche Wörter wie "Leistung" und "Effizienz" vorkommen, allzu leicht vergessen wird -
eben auch "Erziehungsanstalt", und zwar keineswegs nur zu den "alten Werten" und "Sekundärtugenden, mit denen man auch ein KZ betreiben kann".)
Auch hier plädiere ich einfach für einen Lehrerwechsel alle zwei (?) Jahre:
bei dem einen lernt man Menschlichkeit,
bei dem anderen Mathematik
(was sich ja nicht gegenseitig ausschließen muss);
und doch ist es ein bisschen peinlich, wenn eine Lehrkraft fast jede Stunde fachlich an ihre Grenzen stößt und überhaupt den SchülerInneN immer nur eine Stunde voraus ist
(manchmal wundert man sich tatsächlich, wie einige Leute ihr Studium geschafft haben; aber ganz offensichtlich kann man auch ganze Studiengänge absitzen);
gleichzeitig hat es aber auch seine Vorteile, nicht immer "schlauer" als die SchülerInnen zu sein, denn dann kann man auch mal mit ihnen zusammen forschen und versteht es besser, wenn SchülerInnen etwas nicht verstehen;
und einen Aussetzer hat jedeR mal, ja es ist geradezu ein Zeichen von Souveränität bzw. Berufserfahrung, auch mal offen sagen zu können, dass man nicht mehr weiter weiß.
"menschlich schlecht"?
Wie wird man KollegInnEn los, die SchülerInnen mehr oder minder offensichtlich tyrannisieren (feinstes Mittel: bloßstellen und lächerlich machen)?
Gibt es überhaupt "Instrumente", um solchen KollegInnEn beizukommen?
Aber auch da ist wieder die Grenze fließend: jedeR von uns hat schon mal wissentlich oder unwissentlich SchülerInnen menschlich falsch behandelt:
Wenn wissentlich, so lerne man, vor versammelter Mannschaft um Entschuldigung zu bitten.
Viel tragischer ist aber fast der unwissentliche Fall: da ist etwas anders angekommen, als man es gemeint hat - und man merkt es nie.
"faule Hunde"?
es gibt sie (in jedem Beruf), und wie soll man denen beikommen?
(Zwangsfortbildungen und -aufgaben machen alles nur noch schlimmer)und natürlich haben "Nebenfach"-LehrerInnen es da leichter, da sie keine Korrekturberge haben
(für einen spürbaren Ausgleich wäre ich da allemal, wobei ich mit "Ausgleich" meine, dass die Vielarbeiter weniger arbeiten sollen; welch ein Schwachsinn aber, wenn die Landesregierung in NRW den "fauleren" LehrerInnen noch drei Stunden mehr drauf packen will);aber viele Arbeit sieht man nicht
(Korrekturen spät abends und an Wochenenden sowie - man höre und staune! - in den "massenhaften" Ferien; und so einige "Nebenfach"-LehrerInnen ergänzen ihre "eigentliche" Arbeit durch AGs u.».),und eine intensive Unterrichtsvorbereitung (z.B. auch, indem man in seinem Fach fit zu bleiben versucht) sieht auch keiner.
der sonstige Rest?:
Es gibt eine Menge Leute, die wohl FachlehrerInnen (verhinderte WissenschaftlerInnen), aber nicht FachlehrerInnen (PädagogInnEn) sind:
Leute, die nicht erkennen können oder wollen, dass sie weit über ihre Fächer hinaus "erzieherisch" wirksam sind, oder die unter Erziehung immer nur "Druck" verstehen;
Leute, die weder ihre Didaktik noch ihre Methodik jemals pädagogisch reflektieren, ja sogar Hohn und Spott über solche "Kuschelpädagogik" verbreiten und stolz sind, gar keine (also doch eine, aber ewig dieselbe) Methode zu haben;
Leute, die die rein fachliche Seite der Schule (und damit überhaupt Schule) viel zu wichtig nehmen und kein Verständnis dafür haben, dass SchülerInnen sich auch noch für
anderes interessieren.grundsolide, aber deshalb auch sterbenslangweilig:
sie leben nur noch für
ihren Beruf (worunter sie die reine Wissensvermittlung verstehen) und ziehen eisern das Standardprogramm durch;eigene Gedanken und Begeisterung für
ihre Fächer sind ihnen ebenso wenig anzumerken wie ein Interesse an individuellen SchülerInnen(das in den übergroßen Klassen aber auch kaum möglich ist!);
es gibt Leute, die scheinbar niemals selbst jung waren
(und gerade deshalb der Jugend alle angeblichen oder tatsächlichen Freiheiten verübeln oder sie zumindest nie auch nur ansatzweise verstehen).
Und genau diese (vielleicht Standard-)LehrerInnen würde ich eben nicht pauschal als "schlecht" bezeichnen:
so ist Schule nun mal (auch), sie kann und darf nicht immer nur Halligalli und Show sein;
das erwarten SchülerInnen auch gar nicht (zumal sie sich das 13 Jahre lang 5 Tage in der Woche jeweils 6 Stunden anhören müssen); mehr noch: SchülerInnen verachten auf die Dauer nur die Betriebsnudeln (und alle Anbiederung an Jugendlichkeit);
wer könnte einer Lehrkraft verübeln, dass sie sich nach vielen Dienstjahren aufgrund von Stress, aber auch Gewöhnung aufs Standardprogramm beschränkt?
Und wer wäre selbst dagegen gefeit?
Die meisten LehrerInnen sind besser als ihr Ruf - und das wissen die meisten Leute auch, wenn sie sagen: "Was bin ich froh, dass ich nicht anderer Leute [angeblich durch die Bank asozialen] Blagen erziehen muss."
Ein ganz eigenes Problem sehe ich darin, dass LehrerInnen ihre SchülerInnen "verstehen" sollen. Sicher gehört es zur "guten" Lehrkraft dazu, dass sie "selbst mal jung" war
(alle Nöte und Glückseligkeiten der Pubertät selbst durchgemacht hat bzw. sie sich zumindest vorstellen kann).
Gleichzeitig gibt es aber (glücklicherweise?) eine unüberbrückbare Distanz zwischen LehrerInnen und SchülerInnen:
sozusagen "qua Amt",
aufgrund des (im Laufe einer Lehrer"karriere") zunehmenden Altersunterschieds: irgendwann merkt jede Lehrkraft, dass sich "die Jugend von heute" von ihr entfernt
(und umgekehrt empfinden SchülerInnen eine grauhaarige Lehrkraft als nicht mehr - s.o. - "jeune" und "beau").
All das ist ja nicht schlecht, man kann ja der "väterliche Mentor" werden:
Mentor "väterlicher Freund und Berater, Lehrer, Erzieher": Das in dt. Texten seit dem 18. Jh. bezeugte Fremdwort ist identisch mit dem Namen des aus der Odyssee bekannten altgriechischen Helden, des vertrauten Odysseusfreundes, in dessen Gestalt die Göttin Athene den Odysseussohn Telemach auf der Suche nach seinem Vater begleitete. Der Gebrauch des Eigennamens als Gattungsname geht von dem Erziehungsroman des französischen Schriftstellers Fénelon "Les Aventures de Télémaque" (1699) aus, in welchem dem Mentor eine bedeutsame Rolle als Führer, Berater und Erzieher des Telemach zugeteilt ist. [...]
(c) Dudenverlag
Dabei kann das "Amt" des Mentors nur ein Angebot sein
(genauso, wie man Respekt und - im besten Sinne - Autorität nicht einfordern kann, sondern sie höchstens zugesprochen bekommt).
Zwar sollte eine Lehrkraft ein offenes Ohr dafür haben, was "die Jugend von heute" so umtreibt
(z.B. ansatzweise die Filme und Musik - oder genauer: das dort transportierte Weltbild - kennen, die viele Jugendliche rezipieren),
vieles wird aber an ihr vorbei gehen oder
(wie z.B. Baseballkappen, tiefer gehängte Skaterhosen und [von Jugendlichen meist mit triefender Ironie gesehene] Kettensägenfilme)
fremdartig bleiben.
Man mag sich Sorgen um "die Jugend von heute" machen
(oder genauer: darum, was ihr von Erwachsenen [!] angetan wird),
unterstelle aber immer gleichzeitig:
bei "der Jugend von heute" läuft genau die Hälfte schlechter und die andere Hälfte beneidenswert besser als "zu meiner Zeit";
so schlecht ist "die Jugend von heute" auch wieder nicht
(vgl. );
im Grunde ist sie wie schon immer (ich damals), nur dass sie teilweise andere Ausdrucksmittel hat
(heute - 2002 - ist bauchfrei das, was vor 20 Jahren Jeans und Parka waren);
man selbst war in seiner Jugend auch ganz schön bescheuert;
wenn mir "die Jugend von heute" manchmal schlecht erscheint, so ist das weniger ihr als mein Problem bzw. mein Kalkgerinsel
(schon Platon fand "die Jugend von heute" ausnehmend schlecht);
so erstrebenswert ist das Leben der Erwachsenen (mein Leben) nun auch wieder nicht;
in Schulen geht es oftmals trotz allem weniger um den Altersunterschied als um die fachliche Sache - und überhaupt wollen wir doch bittschön die Pubertät nicht allzu hoch hängen (als Generalentschuldigung bzw. -vorwurf bzw. fatales Problem): SchülerInnen sind nur zu ca. 3 % jugendlich und ansonsten Biertrinker, Briefmarkensammler, Katholiken, Tennisspieler, heavy-metal-Fans, gut, mittelprächtig oder schlecht in Mathematik, Allergiker ...
Vieles Schimpfen auf "die Jugend von heute" scheint mir letztlich auf purem (uneingestandenem) Neid zu beruhen
das Leben zerrinnt einem zwischen den Fingern, während "die" gerade erst damit anfangen dürfen,
"die" haben (scheinbar) alle Freiheiten, die mir versagt waren,
- und einer fälschlichen Glorifizierung der Jugend, die nur krude als Verdammung rauskommt.
Wenn man sich all das immer mal wieder bewusst macht, dann darf man auch fachliche und menschliche Maßstäbe setzen (vgl. z.B. ).
Letztlich glaube ich nicht an Kontrolle von oben (da sitzen ja überhaupt erst die wirklichen Bürohengste). Im Gegenteil: diese Kontrolle macht alles (wie derzeit) nur noch schlimmer, tötet die Phantasie, züchtet Dienst nach Vorschrift und fördert ja gerade die Langweiler. "Sire, gewähren Sie Gedankenfreiheit!": |
Ermutigung ideenreicher LehrerInnen, Vergabe von Zeit- und Stoff-Freiräumen;
Einstellung von JungkollegInnEn weniger nach Examenszensuren als nach pädagogischem Engagement (aber nicht naiver Begeisterung; und für alle JungkollegInnEn eine Probezeit!);
fördernung (durch Stundenentlastung) und Etablierung von Projekten und interdisziplinärem "Teamteaching";
Etablierung einer echten Lehrerfortbildung (nicht nur in Sachen Computer);
erhebliche Stundenreduzierung für KollegInnEn in den "harten" Korrekturfächer: wer nur noch korrigiert (vgl. ), kann keinen wohlüberlegten Unterricht mehr machen;
erhebliche Stundenreduzierung für KollegInnEn, die grundsolide Projekte erdenken
(aber nicht bloß einem abgedrehten Privathobby nachgehen und die SchülerInnen das ausbaden lassen);
Verpflichtung, nach einer gewissen Zeit Ergebnisse abzuliefern, die veröffentlicht werden
Nur solch eine "Grasrevolution" sorgt vielleicht dafür, dass auf die Dauer auch andere KollegInnEn mitziehen, weil sie merken: es geht tatsächlich besser!
(Kriterien für einen guten Lehrer;
aus der Potsamer Lehrerstudie;
zitiert nach: Profil; Das Magazin für Gymnasium und Gesellschaft; 3/2007)
Ein wichtiges Kriterium für eineN guteN LehrerIn scheint mir eine Mischung aus Begeisterung und Realismus zu sein:
Die Lehrkraft sollte spürbar von ihren Fächern und dem anliegenden Stoff begeistert sein.
(Wie sollen SchülerInnen halbwegs begeistert werden, wenn nichtmal die Lehrkraft es ist?
[Es gibt allzu viele Langeweiler unter den LehrerInnen, und zwar insbesondere die kreuzbraven Lehrplanerfüller.]
Dabei weiß ich natürlich auch: Man kann nicht andauernd begeistert sein [manchmal ist einem wahrhaft nicht danach], und es ist auch nicht jeder notwendige Stoff [z.B. in der Mathematik Termumformungen] interessant.)
Allzu leicht ist aber erscheint aber eine Lehrkraft, die "nur" von ihrem Fach begeistert ist
(und sich gar nur als Fachlehrer, nicht aber als Pädagoge versteht)
in den Augen ihrer SchülerInnen nur im besten Fall ein komischer Kauz und im schlechtesten Falle ein fanatischer Spinner
(z.B. all jene Computerfatzkes unter den Lehrern),
und deshalb muss ein gewisser Realismus hinzukommen:
Die Lehrkraft sollte allergrößtes Verständnis dafür haben, dass Jugendliche Besseres zu tun haben, als sich für Schulisches zu begeistern.
Die Begeisterung des Lehrers wird aber zunehmend kaputt gemacht, wenn im Rahmen von Bildungsstandards und Kernlehrplänen sowie Stoffvorgaben etwa für das Zentralabitur inzwischen fast ALLES vorgeschrieben ist.
PS:
es rührt mich eben doch gewaltig an
(und ich höre es mit ein wenig Stolz und viel Demut),
wenn dann (ganz selten) solch eine Rückmeldung auf meinen Unterricht kommt:
"Also, ich bin eine SchülerIn
der ehemaligen Klasse [NN], die Sie letztes Jahr versucht haben, in die hohe Kunst der Mathematik einzuweihen. Leider bin ich nun wirklich kein Mathegenie und bin schon froh darüber mit einer Vier auf dem Zeugnis davon gekommen zu sein. Jedoch will ich noch einmal betonen, dass mir Ihr Unterricht trotz allem Spaß gemacht hat. Danke dafür, dass Sie stehts darauf bedacht waren, den Unterricht (was bei Mathe denke ich mal schwieriger ist als in manch anderen Fächern) so abwechslungsreich und spannend wie möglich zu machen. Einen Lehrer, der so vorgeht, hatte ich noch nie und werde ich auch sicher nie mehr haben."(Das bleibt festzuhalten: diese Email erreichte mich im Jahr 2007. Denn vielleicht gibt es ja keinen Anlass, dass mich je wieder solch eine Email erreicht.)