die neue pädagogische Hemdsärmeligkeit ™
kleiner Exkurs zu Geschmacksfragen
zur Methode
Hier spricht die Geschmackspolizei
"über Hemden mit halbem Arm kann ich mich kriminal ärgern"
(Hanns Dieter Hüsch)
Wenn überhaupt, so krempelt man Hemdsärmel hoch (s.u. der Duden).
Und völlig daneben ist es natürlich auch, Hemden über der Hose zu tragen: schließlich sind wir keine amerikanischen Touristen.
In Zeiten des schnarchlangweilig "Business"hemds und der diktatorischen Einheitsmode für Männer sind die einzig wahren Hemden:
kragenlos,
"Holzfällerhemden".
Klippern gehört zum Handwerk:
|
Gleich vorweg: schon ein Foto von einem "hemdsärmeligen" Geschäfts(!)mann(!) impliziert/suggeriert latent die Voraussetzung, dass nur Männer, nicht aber Frauen sich die ärmel hochkrempeln. Erstens vielleicht wortwörtlich, weil Frauen gar keine Hemden (sondern Blusen) tragen? Zweitens aber auch: Warum krempeln Männer sich denn die Hemdsärmel hoch?:
, weil sie sich - sowieso immer in geradezu verfolgungswahnmäßiger Abwehrhaltung - gerade fertig für ein Gefecht machen und ihre Muskeln "spielen" lassen wollen;
, weil sie plötzlich (durch "harte Männerarbeit"?!) schwitzen,
, um zu einer handwerklichen Tätigkeit überzugehen, sich also die ärmel nicht schmutzig zu machen.
Ich meine hier "Hemdsärmeligkeit" erst mal im Sinne von c.
Hemdsärmeligkeit ↑ Ungezwungenheit. Ungezwungenheit, Lässigkeit, Natürlichkeit, Nonchalance, Zwanglosigkeit, Freiheit, Gelöstheit, Unbefangenheit, Ungeniertheit, Burschikosität, Saloppheit, Hemdsärmeligkeit (abwertend); ungezwungen. Die ärmel aufkrempeln (auch: hochkrempeln) Der umgangssprachliche Ausdruck besagt, dass jemand, der die ärmel hochkrempelt, bei einer Arbeit tächtig zupacken will: Wir wollen hier nicht lange herumstehen, sondern die ärmel hochkrempeln. (Duden) |
Wenn ich von "pädagogischer Hemdsärmeligkeit" spreche, höre ich da nicht - wie der Duden - etwas Abwertendes heraus. Und ich meine ja auch eher die Tätigkeit des "Die ärmel aufkrempeln", also "Wir wollen hier nicht lange herumstehen, sondern die ärmel hochkrempeln".
Das Abwertende an "Hemdsärmeligkeit" fasst der Pons so:
"betont lässig. Mit seiner hemdsärmeligen Art hat er einige sehr verärgert",
und dabei bedeutet "betont lässig" wohl "allzu aufdringlich und ungehobelt lässig".
Genau das ist hier nicht gemeint:
ein allzu lockerer Ton (der weder die Fachsprache noch die Inhalte, geschweige denn die SchülerInnen ernst nimmt),
Anbiederung (an SchülerInnen), die die nunmal vorhandene Distanz leugnet,
ein unwürdiger, billig ironischer Ton, der nur verletzt,
permanente, grimassenhafte Hemdsärmeligkeit, die weder liebevoll schmunzeln noch gefühlvoll noch bitter ernst oder auch einfach nur sachlich werden kann,
ein Hoppla-jetzt-komm-ich sowie ein Was-sind-wir-heute-wieder-gut-drauf-über-Leichen-Gehen.
NEPp bedeutet vor allem eine gewisse Entspanntheit gegenüber allerlei schizophrenen Zeitsymptomen:
man hat ja gar nichts gegen Computer als Hilfsmittel hier und da, wird nun aber auch nicht in den Chor jener verfallen, die im Computer die Lösung sämtlicher pädagogischen Probleme sehen - und dreimal täglich ihren Computer küssen (vgl. und );
in der Tat kann einem einige Sorgen bereiten, aber deshalb verfällt man doch weder in Depressionen noch in blinden Aktionismus; vor allem wundern einen diese Ergebnisse doch gar nicht, sondern hätte man sie voraussagen und damit unendlich viel Geld sparen und somit sinnvoller ausgeben können;
ohne irgendwelche tatsächlich vorhandenen, teilweise rasanten Probleme in vielen Schulen zu leugnen, wird man nun doch auch nicht ins wehleidig-bösartige Klagen über "die Jugend von heute" verfallen;
die NEPp bewahrt einen davor, in die derzeitige Schizophrenie zu verfallen,
einerseits immer penetranter nach höchst einseitiger "Leistung" zu krähen
("Leistung soll sich wieder lohnen"),
andererseits (an einigen allgemein bekannten Schulen) jedem das Abitur nachzuwerfen;
die NEPp hilft einem, jetzt nicht jeden modischen pädagogischen Schmu mitzumachen (für eine Weltneuheit und der Weisheit letzten Schluss zu halten), also z.B.
"Selbstlernen" und "E(igen)V(erantwortliches) A(rbeiten)" auf Teufel komm raus
( ),
jenen gewissen leisetreterischen Psychoton, der vor lauter "Verständnis" zu keinerlei Konsequenz mehr kommt,
jene Zaghaftigkeit, die sich nicht mehr traut, dem grassierenden Schwachsinn selbstbewusst und frohgemut etwas entgegen zu setzen,
eine gewisse "Kuschelpädagogik", die SchülerInnen völlig unterfordert (und sich auch nur anbiedert) und eigentlich nur der Naivität gewisser LehrerInnen entstammt
(Man kann an all dem durchaus wieder etwas finden, wenn man erst mal alle Heilsversprechungen gründlich ironisiert und demontiert hat.
Und mit meiner Kritik ist ja sowieso nicht gemeint, was gewisse reine [meist männliche] Fachlehrer "schon immer wussten": dass man sich jetzt gar nicht mehr um "sowas Pseudowissenschaftliches" wie Pädagogik und Methoden kümmern müsse: selbstverständlich bedarf es weiterhin und verschärft der pädagogischen [und psychologischen] Reflexionen und Anregungen, nur folgen "wir" da keinem modischen Patentrezept mehr, sondern frönen frohgemut dem "Methodenpluralismus".)
die NEPp nimmt vor allem die ganzen Ergüsse der Bildungsplaner nicht mehr im mindesten ernst, bzw. die allermeisten Gesetze sind ihr nur dazu da, die Lücken in ihnen zu suchen (vgl. ).
A propos "Wir wollen hier nicht lange herumstehen, sondern [pädagogisch] die ärmel hochkrempeln":
Was wir brauchen, ist eine Art "Apollo-Programm" der Bildung:
"Jetzt ist es an der Zeit, längere Schritte zu machen; Zeit für ein großes, neues amerikanisches Unternehmen; Zeit für diese Nation, eine eindeutig führende Rolle im Weltraum einzunehmen, der in vieler Hinsicht auch der Schlüssel für unsere Zukunft auf der Erde ist... Ich glaube, diese Nation sollte sich dem Ziel verschreiben, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und sicher zur Erde zurückzubringen. Kein Raumfahrtprojekt dieser Periode wird eindrucksvoller für die Menschheit oder wichtiger für die längerfristige Erkundung des Weltraums sein, und keines wird schwerer oder mit mehr finanziellem Aufwand auszuführen sein."
(John F. Kennedy vor dem amerikanischen Kongress am 25. Mai 1961; und nebenbei: mindestens genauso sinnvoll wäre ja wohl ein soziales "Apollo-Programm" [gewesen])
Nur lasse man da - umgemünzt auf das Thema Bildung - bittschön alle nationalen sowie depressiven (und daraus reflexartig folgend aggressiven) Töne der derzeitigen Bildungsdebatte weg.
Genau dasselbe gilt für die Bonmots des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, also
die erst genießbar werden, wenn man sie mit gründlich mit Jan Roß gegen den Strich bürstet.
Warum, zum Teufel, wird hier nicht endlich mal mit guter Laune und Optimismus, vor allem aber doch unbändiger fachlicher Neugierde auf die Probleme reagiert!?
"Wir" müssen eben nicht im internationalen Vergleich besser werden - also andere (Togo, die Fidschi-Inseln; oder als späte Genugtuung doch noch die Alliierten?) schlechter machen, was (bei aller berechtigten Liebe zur Heimat) immer noch kleinkariert nationalstaatlich und in simplen Konkurrenzkriterien gedacht ist. Sondern wir müssen nur "unser Bestes geben".
wenn's beispielsweise angeblich mit Mathe und Naturwissenschaften in Deutschland so mau aussieht - warum unterrichtet man dann nicht "ansteckendere" Mathematik und Naturwissenschaften
(statt immer nur gebannt auf die ökonomischen Folgen zu schielen:
»Ach« , sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« - »Du mußt nur die Laufrichtung ändern« , sagte die Katze und fraß sie.
Franz Kafka)?
Bei allem Pflichtprogramm, aller unvermeidbaren Routine sowie allem unumgänglichen Frust hier und da muss ein Lehrer ab und zu schlichtweg begeistert von der Schönheit seiner Fächer (und den vielfältigen kulturellen Bezügen, in denen sie stehen) sein:
NEPp bedeutet vor allem etwas, wovon in der derzeitigen pädagogischen Diskussion niemals die Rede ist: Liebe:
(bei allem ärger hier und da) zu den SchülerInnen inkl. ihrer Flausen
(schließlich war man selbst mal jung - was ja nichts entschuldigt),
zu den fachlichen Inhalten: dass es da Höchstinteressantes zu entdecken gibt und die Welt u.a. dadurch überhaupt erst bunt wird.
Diese doppelte Liebe kommt aber vor aller Leistung, die
teilweise unvermeidlich, weil bürokratisch institutionalisiert und dennoch eigentlich überflüssig bis geradezu kontraproduktiv ist ( ),
teilweise durchaus nötig ist: den Umgang mit dem "Handwerkszeug" muss man nun mal "bimsen".
Die NEPp weiß: ein Lehrer, der gegebenenfalls aus gutem Grund über "die Jugend von heute" schimpft ("zu meiner Zeit war alles besser"), weiß immer selbstironisch, dass "heute" nicht mehr "seine Zeit" ist.
NEPp heißt auch, dass der Lehrer
über eigene Fehler bzw. Blockaden lachen kann, d.h. sie gegebenenfalls geradezu ausstellt statt verbirgt;
bei "psychologischen" Fehlern gegenüber EinzelSchülerInnen diese (zumindest am Tag drauf) vor der gesamten Klasse um Entschuldigung bitten kann.
D.h. eben gerade nicht, dass der Lehrer sich selbst gar nicht mehr ernst nimmt und zur Witzblattfigur verkommt. Im Gegenteil macht er immer wieder klar, wo seine fachlichen und amtlichen (Noten!) Ansprüche liegen - und diskutiert sie auch gar nicht.
Die NEPp nimmt sich also selbst nicht allzu ernst - und erreicht dadurch viel eher SchülerInnen.
NEPp heißt auch, Durststrecken in einem Fach ironisch zu nehmen, statt sie mit "Sinn" aufzuplustern:
"Warum machen wir das alles (Mathematik)?" - "Nicht weil man das irgendwann (in 100 Jahren bzw. wenn ihr in einem Beruf seid) braucht, sondern weil ihr die nächste Arbeit, die nächste Versetzung und das Abitur schaffen wollt - und es nun mal vorgeschrieben ist."
"Es geht nun mal kein Weg um Termumformungen oder Grammatik herum, denn man muss sein Handwerkszeug beherrschen. Das ist schnarchlangweilig, und deshalb gibt's nur eins: Kopf aus und durch."
Ein echtes Problem der NEPp ergibt sich, wenn sich die Ironie und Flapsigkeit gegen SchülerInnen richtet und nicht immer klar ist, dass das eine liebevolle Ironie ist.
Ein Beispiel: Wenn eine SchülerIn
beim Anfang der TextstelleFERNANDO. Also ein Tête-à-tête!
LUCIE. Den Tisch dazwischen, wie ich's wohl leiden kann.
[...]
Mein Herr, Sie sind wie alle Männer, merk ich!
FERNANDO. Das heißt?
LUCIE. Auf den Punkt sehr arrogant. Ihr Herren dünkt euch unentbehrlich [...]aus Goethes "Stella" weder das "Anbaggern" noch Lucies hübsch rabiat-emanzipierte Abwehr ("Den Tisch dazwischen", "Ihr Herren dünkt euch [völlig zu unrecht] unentbehrlich") sieht, darf man dann als Korrektur unter eine Arbeit schreiben?:
"Das müsste Dir als Frau doch eine Genugtuung sein, und ab und zu macht es doch Spaß, »Emanze« zu sein. Männer werden hier im schlimmsten Falle als - außer (noch) für die Zeugung - überflüssig (Chromosomkrüppel) und im besten Falle als schöner Luxus - aber auch nicht mehr - dargestellt."
Ist das schon vom Ton her zu persönlich - und hinter der sanften Ironie zu moralisierend, weil da der SchülerIn
eben doch ein Vorwurf daraus gemacht wird, dass sie die emanzipierte Haltung Lucies nicht gesehen hat? Muss man SchülerInnen ab und zu derart herausfordern (zu lustvoller Kritik anstacheln!) - oder darf man das nicht, überschreitet das eine gewisse Persönlichkeitsgrenze?Immerhin meinte eine Kollegin zu diesem Satz(entwurf): "Was müssen sich SchülerInnen eigentlich alles bieten lassen!?"
Genau solche Reflexion der eigenen Ironie ist immer (mal) wieder nötig, und auch da muss einE LehrerIn in der Lage sein, ggf. nachträglich um Entschuldigung zu bitten.
Hier wird auch schon klar, dass ein Lehrer, der (liebevolle) Ironie anwendet, sich nicht wundern oder gar beleidigt sein darf, wenn sie auf ihn selbst "zurückschlägt". Da zeigt sich aber auch eine weitere Gefahr der NEPp: dass SchülerInneN die "Maßstäbe" abhanden kommen, sie also einen "kumpelhaften" Ton mit dem Lehrer versuchen und vergessen, dass er letztlich der "Henker" bleibt.
Zur NEPp gehört allemal das frohgemute Eingeständnis, dass man als LehrerIn zu 80 % Schauspieler, d.h. zu Anschaulichkeit und Anekdoten verpflichtet ist
(und dennoch keinE AnimateurIn einer [immer schon] gelangweilten Konsumgeneration).
Bei aller fachlichen Solidität bedarf es dennoch immer mal wieder des Muts (!) zur pointierten Ungenauigkeit, also dazu, sich - aus Sicht des reinen Fachwissenschaftlers - "die Finger schmutzig zu machen". EinE LehrerIn ist in erster Linie Populär- und erst in zweiter Linie FachwissenschaftlerIn
(was sie bzw. ihn nicht davon entbindet, solide [zumindest im Hinblick auf den Schulstoff] fachwissenschaftliche Ahnung zu haben und - soweit überhaupt möglich - überblick über neueste grundsätzliche fachliche Entwicklungen zu behalten).
NEPp heißt also auch, um der Sache willen mal unter (angebliches) Niveau gehen zu können.
Vgl. etwa .
Die Sache ist einem im Zweifelsfall wichtiger als die "reine Lehre", und die NEPp versucht, von den SchülerInnen aus auf die Wissenschaft hin zu denken (statt - wie oftmals und insbesondere in der Mathematik üblich - umgekehrt). Die Wissenschaft wird "nur" als Orientierungspunkt und Ergebnis eines Prozesses verstanden. Oder am besten wird von beiden Seiten aus gedacht:"Shakespeare hat grandiose Gedichte geschrieben [das wird als Forderung vorausgesetzt!],
My mistress' eyes are nothing like the sun;
Coral is far more red than her lips' red:
If snow be white, why then her breasts are dun;
If hairs be wires, black wires grow on her head.
I have seen roses damask'd, red and white,
But no such roses see I in her cheeks;
And in some perfumes is there more delight
Than in the breath that from my mistress reeks.
I love to hear her speak,--yet well I know
That music hath a far more pleasing sound;
I grant I never saw a goddess go,
My mistress when she walks, treads on the ground;
And yet, by heaven, I think my love as rare
As any she belied with false compare.und mal schauen, wie wir dahin kommen."
Ein locker-flockiger Ton (auch mal Ironie über den Gegenstand) und tiefer Ernst müssen sich bei der NEPp abwechseln. Die SchülerInnen müssen ein Gespür dafür entwickeln, wie wichtig Schmunzeln und Ironie sind - und dass (und wann) sie manchmal gründlich fehl am Platz sind.
Schönster Anlass für solch feine Unterscheidungen sind richtige Satiren: also nicht die Harmlosigkeiten von Kishon, sondern wahrhaft sauböse Vertreter der Gattung, bei denen einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Die Frage muss sich aufdrängen (sonst lasse man das Thema "Satiren"): "darf man das - oder ist das nicht längst menschenverachtend?" Und dann erst kann der Kick kommen: Satire überschreitet oftmals die Grenzen "des guten Geschmacks", um solche längst erfolgten Grenzüberschreitungen offensichtlich zu machen.
Abgesehen von wichtigen Ausnahmen ist eine Schulstunde, in der nicht zumindest mal geschmunzelt wird, eine überflüssige Stunde.
Und dennoch hat einE LehrerIn nicht immer penetrant guter Laune und auch freundlich zu sein: manchmal ist um der Sache willen eine gewisse Strenge nötig, manchmal darf aber auch einE LehrerIn (ohne allzu intimen Einblick in das Privatleben, das SchülerInnen eh nichts angeht) sagen: "heute geht es mir nicht gut" - wofür die allermeisten SchülerInnen sogar enormes Verständnis haben.
NEPp bedeutet allerdings genauso gut, sich ein gewisses (wenn auch seltenes) Verhalten nicht bieten zu lassen:
Eine Unhöflichkeit "im Kleinen", die SchülerInnen nirgendwo anders als nur bei LehrerInneN wagen würden: Unpünktlichkeit, systematisch keine Hausaufgaben, schmuddelige Hefte, miserable Schrift, fadenscheinige Entschuldigungen, "Bollerton" usw. usf. Man hat doch als LehrerIn manchmal (!) - und zwar mit Recht! - das Gefühl, dass einige (!) SchülerInnen meinen, sich alles rausnehmen zu dürfen; oder dass sie überhaupt nur noch auf rabiaten Druck reagieren - zu dem man sich nun wirklich zu schade ist (dafür ist man nicht Lehrer geworden, dann will man es nicht mehr sein).
(Wenn man wieder gewisse "Sekundärtugenden" - und zwar vor allem "einfach nur Höflichkeit" - einfordert, begründe man das nicht fadenscheinig mit der Vorbereitung auf die "freie" Wirtschaft, sondern mit dem eigenen Recht auf Respekt und Würde.
Und man muss das auch gar nicht in Zensuren umsetzen, sondern hat das Recht, "einfach nur" empört zu sein und diese Empörung auch zu äußern. Das soll treffen - und von mir aus auch moralisch.)
Auch das muss ja mal gesagt werden "dürfen"
(was allerdings - dessen bin ich mir ja durchaus bewusst - meist ein Satz der frustrierten moral majority ist, also ja sowieso schon andauernd gesagt wird):
Manchmal fühlt man sich als LehrerIn ja tatsächlich auch in der Öffentlichkeit wie der letzte Dreck behandelt (und erst in Folge davon auch von SchülerInnen?):
nicht nur, dass jeder Laffe meint, pauschal über die ach so faulen LehrerInnen (die zudem laut PISA ja nur VersagerInnen sind) ablästern zu dürfen;
sondern wie denn wird man z.B. als LehrerIn in Jugendherbergen untergebracht?: in den letzten "Butzen", zu zweit auf einem klitzekleinen Zimmer, übereinander in Etagenbetten, ohne Klo, Waschbecken oder gar Dusche.
Das würde sich ein mittelprächtiger Handlungsreisender (geschweige denn ein überbezahltes Managerjüngelchen aus der IT-Branche) niemals bieten lassen.(Nebenbei: die Tage solcher überbezahlung wie überhaupt der sich dort äußernde Jugendlichkeitskult sind - jede Wette - gezählt.)
Und dann haut man sich eine Woche lang 18 Stunden am Tag lebenslustige, die Nächte durchmachende Jugendliche um die Ohren - und stirbt fast vor Rührung, wenn nach zehn Jahren erstmals einige Eltern und SchülerInnen (unfassbar!) sich bedanken.
(Was alles ja keineswegs ausschließt, dass man seine SchülerInnen mag und eine Klassenfahrt auch als Bereicherung empfindet, weil man die SchülerInnen da mal von einer anderen, un-schulischen Seite kennen lernt.)
Wenn eine Klasse zu 100 % Unlust raushängen lässt, so hat die Lehrkraft das schlichte Recht (ja die verdammte Pflicht), zumindest kurzfristig die Arbeit zu verweigern, und kann dann von den Vorgesetzten ggf. pauschale Unterstützung verlangen (und auch von den Eltern!).
NEPp heißt, nicht die Maßstäbe zu verwechseln oder zu verschleiern
(katholische Demokratie ist, wenn die da unten Ja zu dem sagen dürfen, was da oben längst beschlossen wurde):
man argumentiere in der Regel nicht damit, dass einE SchülerIn
sich "nicht an die Vereinbarungen gehalten" habe: das Allermeiste in der Schule ist keine "Vereinbarung", sondern eine Vorschrift bzw. - horribile dictu - ein Befehl;(und dennoch hat einE LehrerIn das verdammte Recht, sich gering geschätzt oder gar reingelegt zu fühlen, wenn SchülerInnen tatsächlich mal getroffene Vereinbarungen schnöde und teilweise sogar grinsend missachten);
schon gar nicht handeln LehrerInnen "im wohl[?]verstandenen eigenen Interesse" von SchülerInnen, was ja immer auch unterstellt, dass die SchülerInnen zu blöd sind, ihre eigenen Interessen einzuschätzen.
Wenn wir LehrerInnen beispielsweise jemanden sitzen lassen, dann doch
, weil er schlichtweg an den fachlichen Maßstäben gescheitert ist,
vielleicht auch, weil wir meinen, dass er bei einer Wiederholung (in einer neuen Klassengemeinschaft) wieder "aufblühen" könnte.
Aber eben nur "könnte": kurzfristig ist Sitzenbleiben fast nie sein "eigenes Interesse", und ob es das langfristig sein wird, steht in den Sternen.
Bei aller Freude an seinen Fächern darf ein Lehrer natürlich nicht nur für sie (und die Schule) leben. Dann nimmt er sie auch schon wieder allzu wichtig: man kann auch wunderbar ohne Literatur & Mathematik durchs Leben kommen, und da gibt's allemal Wichtigeres zu tun (z.B. sex & drugs & rock'n'roll).
Und natürlich ist auch nicht alles innerhalb eines Faches "umwerfend". Das Schlimmste sind "kulturelle Allesfresser", die automatisch alles und insbesondere den Kanon gut finden, letztlich aber völlig begeisterungslos bleiben.
(Undenkbar, dass sie auch nur ansatzweise vermitteln, was "Sturm und Drang" oder "Romantik" wirklich sind [???] - und dass jedes Fach mit Herzblut geschrieben wird.)
Nein, zur NEPp gehört es auch, ab und zu gewaltig zu verdammen. Um es an Goethe zu zeigen:
hat auch er massenhaft "Mist" (u.a. Auftragsarbeit) geschrieben;
gibt es an der Person Goethes nun wahrhaft genug (Bewundernswertes und Abstoßendes), um sich dran zu reiben;
aber ist einem nun mal nicht immer nach Goethe, d.h. gehen in entsprechender Laune/Lage viele seiner Werke meilenweit an einem vorbei (auch wenn sie unbestritten "gut" sind).
(Mag ja z.B. sein, dass der "Faust" Goethes "größtes" Werk ist und bleibt. Ich aber habe mich wohl an ihm überfressen, kann den Zitatenwust nicht mehr "am Kopp haben", und mir geht gerade die Person des Faust in seiner insbesondere anfangs erheblich zu lang ausgewalzten Weinerlichkeit enorm auf die Nerven: da ist mir Mephisto allemal lieber:
Faust:
Nun gut, wer bist du denn?
Mephistopheles:
Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
[...]
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
[...]
Bescheidne Wahrheit sprech ich dir.
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt
Gewöhnlich für ein Ganzes hält-
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
Verhaftet an den Körpern klebt.
Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön,
Ein Körper hemmt's auf seinem Gange;
So, hoff ich, dauert es nicht lange,
Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn.Mephisto hat wenigstens noch - anders als Faust - Mitleid mit den leidenden Menschen, er erträgt das Leiden einfach nicht mehr und will es von vornherein vermeiden.
Als ich das aber gegenüber DeutschlehrerInneN mal laut sagte, schaute man mich empört an, als hätte ich eine Majestätsbeleidigung begangen.)
Zur NEPp gehört immer mal wieder also auch (ironische) Distanz des Lehrers zum eigenen Fach. Bzw. es ist enorm wichtig, dass ab und zu auch der Lehrer sich an seinem Fach reibt. Er muss das (ebenso wie ein jubelndes Heureka) den SchülerInnen vormachen, also zeigen, wie sich Erkenntnis und Einstellungen entwickeln und wie sie manchmal mühsam erworben werden:
"Ich habe nunmal niemals einen wirklichen Zugang zu Jazz gefunden, was mich aber doch nicht daran zweifeln lässt, dass - wie Kenner glaubwürdig versichern - Miles Davis einer der größten Jazzmusiker war. Also habe ich mir »Bitches Brew« gekauft und mir ein Urteil vor dem zehnten Hören versagt. Danach kann ich nur sagen: ich ahne immerhin, was an Davis so großartig war - und dennoch bleibt mir (solche Art) Jazz fremd."
Auf solche Art erreicht man vermutlich viel eher, dass SchülerInnen zwar z.B. HandwerkerInnen werden, aber Respekt vor "Goethe" bewahren.
Die Kombination aus Begeisterung und Distanz macht's: sie holt SchülerInnen ab und ermutigt sie zu intelligent-kritischem Umgang mit den Inhalten.
(Mit am besten sind Deutsch-Klausuren, wenn sich SchülerInnen spürbar am Text und Autor reiben.)
Gerade deswegen wird aber ein modischer despektierlicher Ton ("Goethe ist scheiße") nicht mehr geduldet: "Hemdsärmeligkeit", obwohl doch (s.o. den Pons) selbst im Rufe der Saloppheit stehend, heißt eben gerade nicht, jeden Ton durchgehen zu lassen (oder gar zu unterstützen), sondern glatt im Gegenteil, sich gegebenenfalls einen gewissen Ton zu verbitten ("die hängen da auf der Bühne rum und labern" oder "Kant, der olle Knilch") und auf ihn sehr deutlich (in ironisch gewendeter Verdrehung derselben Sprache) zu reagieren: "wem alles Scheiße ist, der hat wohl selbige im Kopf".
(Da kann einem Lehrer durchaus mal sozusagen verbal die Hand ausrutschen: "Wer bist du es eigentlich, dass du es wagst, Goethe zu kritisieren?" Siehe Entschuldigung oben.
Oder um eine derzeitige Standardbeleidigung unter Schülern aufzunehmen: wer andere als "schwule Sau" beleidigt,
weiß entweder nicht, wovon er redet, und meint es also meist wohl auch gar nicht so böse
[jüngere Schüler wissen oftmals tatsächlich nicht, was Schwulsein überhaupt ist]oder redet sozial und emotional phantasielos vor sicher her
[ist also nur dumm],oder er ist selbst eine "schwule Sau" bzw. zeigt nur seine eigene [in der Pubertät normale?] abgrundtiefe sexuelle Verunsicherung, denn weshalb sonst hätte er solch eine rabiate Verurteilung nötig?)
Und dennoch muss man natürlich vorsichtig damit sein, Dummheit zu entlarven und anzuprangern, also zu beschämen. Sinnvoller ist oft wohl eine sachliche Klarstellung bzw. das Aufweisen lebenswerter Alternativen (z.B. - statt windelweicher Friedfertigkeit - eines Schimpfens, das nicht unter Niveau geht).
Der latenten (inzwischen typisch deutschen?!) Verachtung von (derzeit geradezu ein Schimpfwort) Intellekt und Genies wird systematisch widersprochen, bzw. sie wird als Rache der Dummen entlarvt.
NEPp bedeutet also auch, nicht irgendwelche "Kulturgüter" hochzuhalten, sondern dass der Lehrer sich ab und zu durch abwertende Schülerurteile durchaus getroffen zeigt: wenn die SchülerInnen also - um mit meinem damaligen Deutschlehrer zu sprechen - das in den Dreck ziehen, was dem Lehrer selbst sehr wichtig ist und am Herzen (!) liegt. Der Lehrer ist dann nicht mehr (nur) neutraler Fachmann und Amtswalter (mit Noten hat das gar nicht zu tun), sondern (auch) "empfindsamer" und "eifersächtiger" Liebhaber der Sache.
Der Lehrer unterbricht also bei gegebenem Anlass den Unterricht und zeigt seine eigene Getroffenheit.
(LehrerInnen sollten sich allerdings unbedingt auch klar machen, wann sie auf dem "rumtrampeln", was SchülerInnen wichtig und "heilig" ist: wenn sie also z.B. despektierlich bis geradezu die SchülerInnen menschlich abwertend über die "Bravo", "Hollywoodscheiße" oder über Stephen King sprechen. Mir scheint da eher eine Lösung, "sowas" gar nicht zu erwähnen bzw. zu sagen: "nichts gegen Hollywood [und schon gar nichts gegen das Buch !], aber weil ihr euch das sowieso schon anschaut, nehmen wir hier im Unterricht bewusst die andere Hälfte der Wirklichkeit durch". Und die SchülerInnen erwarten ja auch gar nicht, dass wir ihre Vorlieben im Unterricht durchnehmen, ja, empfänden das wohl eher als unliebsame Einmischung von Uralt-Erwachsenen in Jugend-Eigenes.
Standardthema derzeit und deshalb auch schon wieder ausgelutscht: das Töchterchen möchte nicht, dass Mami auch in modischen Klamotten rumläuft, es ist dem Töchterchen [an der sowieso asexuell gedachten Mutter] extrem peinlich. Und die Kids haben ja sogar Recht: das derzeitige Problem besteht weniger darin, dass die Jugendlichen zu früh in die Erwachsenenwelt eingeführt werden [da war man - außer in der Familienromantik - nie pingelig], sondern viel mehr darin, dass die Erwachsenen zunehmend infantilisiert werden.)
NEPp heißt, sich im Zeitalter öffentlicher (Talkshow-)Beichten
("ich vergewaltige Hunde und bin stolz darauf")
frohgemut als Mathelehrer, also Sadist zu outen und "offen drüber zu sprechen"
("ich weiß zwar auch nicht, wo's zum Bahnhof geht, aber wir können gerne offen drüber reden").
Man mache also den SchülerInnen die Vorgehensweisen von Mathelehrern explizit klar und sich selbst somit "berechenbar", also z.B.
jede Aufgabe behandelt einen neuen Aspekt: wenn also Aspekt A erledigt ist, kommt garantiert Aspekt B,
Mathelehrer bauen immer raffinierte Feinheiten ein, damit möglichst viele SchülerInnen sie nicht sehen und deshalb komplett falsch rechnen,
wenn eine Aufgabe mit schwierigen Zahlen anfängt, endet sie garantiert mit einfachen (und das Ergebnis ist [ganz anders als in der "wirklichen" Welt] nur richtig, wenn es einfach ist).
NEPp heißt auch immer mehr, eine insbesondere bei Jungen zunehmende Macho- und Gossensprache (vgl. ) gar nicht mehr zu dulden (und schon gar nicht stillschweigend-resigniert zu übergehen), sondern in jedem solchem Fall den Unterricht mittendrin zu unterbrechen bzw. abzubrechen, um erst mal sprachlich einiges klarzustellen. Und da sind dann manchmal wirklich deutliche Worte angesagt.
Der Vorteil der NEPp ist dabei allerdings, dass sie diese Gossensprache selbst kennt und daher glaubwürdig reagieren kann.
NEPp bedeutet auch, die überformalisierung und Totalkontrolle nicht allzu ernst zu nehmen, sondern sich ihr - bei aller gebotenen Ordnung - sogar systematisch zu entziehen und ihr auch immer laut zu widersprechen.
Zwei Beispiele:
Aus (berechtigter!) Angst vor Widersprüchen (Meckerei von SchülerInnen, aber auch Klagen vor Gericht) führen inzwischen einige LehrerInnen über die mündliche Beteiligung jeder/s SchülerIn
in jeder Schulstunde den allseits beliebten (inkl. Anzahl der Äußerungen und Qualität jeder Äußerung). Sowas kann aber nur kontraproduktiv wirken:
ist es schlichtweg der pure überwachungs"staat": "big brother is watching you", und SchülerInnen haben überhaupt keine Chance mehr (und merken das ja auch), sich auch mal einen Durchhänger leisten zu dürfen;
bezweifle ich (ohne alle Vorwürfe gegen irgendwelche LehrerInnen), dass jemand noch offen für den "Fluss" des Unterrichts sein kann, wenn er permanent aufs Notenbuch schielt (bzw. daran denkt, hinterher Notizen darin einzutragen). Der Blick solcher LehrerInnen wird auf die Dauer notgedrungen rein notenfixiert sein.
Angenommen mal, trotz aller Sorgfalt wird vergessen, eine Mahnung (also die Gefahr, sitzen zu bleiben) auszusprechen und abzuschicken.
Davon geht die Welt dann auch nicht unter: da hat dann schlichtweg jemand mal Glück gehabt (kann trotz eventueller 5 nicht sitzen bleiben). Und es ist auch - solange es eben nicht Absicht ist - nicht ungerecht. Wer so argumentiert, müsste auch alle Mörder laufen lassen, weil einige nicht erwischt werden. Bzw. Ungerechtigkeit ist mir da lieber als formaljuristische Unmenschlichkeit.
NEPp heißt (um auf einen tatsächlich stattgefundenen Fall einzugehen), auf sämtlichen Ebene
(Lehrkraft, Schulleitung, Schulaufsicht, Gerichte)
in schallendes Gelächter auszubrechen (und ausbrechen zu dürfen), wenn ein Schüler eine 1- gegen die Lehrervorstellung von einer 2+ "einklagen" bzw. wortwörtlich einklagen will. Denn ein Schüler, den eine 2+ statt einer 1- "kratzt", beweist damit ja gerade, dass er nicht souverän intelligent ist (sondern nur eine miese kleine Streberleiche), also auch keine 1- verdient hat.
Ebenso ist NEPp Erziehung zu "einfach Höflichkeit" und gewissen, das Zusammenleben ungemein erleichternden Pflichten, die aber nicht (nur) eingefordert, sondern (auch) vorgemacht werden. Beispielsweise unterbricht der Lehrer den Unterricht, wenn der Klassenraum mal wieder ein einziger "Saustall" ist, krempelt wortwörtlich seine Hemdsärmel hoch und hebt selbst - und zwar frohgemut! - all den Müll auf (lässt sich dabei genüsslich zuschauen) und mokiert sich höchstens über die eine oder andere "Rotzfahne".
(Genauso aber expediert er die eine oder andere höchst schlampig angefertigte Klassenarbeit mit Eselsohren probeweise in den Mülleimer, damit die/der betreffende SchülerIn
sie sich dort abholen kann: sogar ein Lehrer muss sich nicht alles bieten lassen.
Auch hier merkt man: die Durchsetzung gewisser Verhaltensnormen muss nicht verbiestert geschehen.)NEPp vertraut also darauf, dass man in den allermeisten Fällen ganz friedlich mit SchülerInnen zurecht kommen kann, wenn man nur einen locker-höflichen Ton findet.
So muss man z.B. bei ungeputzter Tafel nicht explodieren oder gar moralinsauer-grundsätzlich werden, sondern
entweder putzt man sie selbst
(wenn einem das "unter Niveau" ist, vermittelt man den SchülerInnen nur dieselbe Einstellung),oder man bittet den erstbesten, es schnell zu erledigen
(was in 99,99 % der Fälle widerspruchslos und freundlich geschieht),oder man schreibt einfach in die volle Tafel rein
(woraufhin meist jemand herbeispringt und von sich aus die Tafel putzt).
NEPp heißt, etwa vor Klassenfahrten im Hinblick auf Alkohol laut zu bellen (um hinterher nicht beißen zu müssen). SchülerInneN müssen vorweg die eventuellen Konsequenzen von Fehlverhalten überdeutlich sein - und diese Konsequenzen müssen gegebenenfalls verlässlich und zügig folgen.
Dazu aber müssen LehrerInneN endlich wieder größere Entscheidungsspielräume eingeräumt werden, und zwar
den EinzellehrerInneN: ob beispielsweise einE SchülerIn
(übermäßig) alkoholisiert ist oder sich anderweitig daneben benimmt, entscheiden die beiden Lehrkräfte vor Ort und endgültig
(eine Schulleitung wird schon wissen, ob sie KollegInnEn pädagogische Entscheidungen zutrauen kann - und sollte sie sonst erst gar nicht auf Klassenfahrten schicken);Klassenkonferenzen: wenn SchülerInnen sich z.B. auf einer Klassenfahrt massiv daneben benehmen, entscheidet einzig und allein die Klassenkonferenz über weitergehende Disziplinarmaßnahmen (etwa den Ausschluss von weiteren Klassenfahrten). Und dagegen (wie überhaupt gegen schulinterne Disziplinarmaßnahmen im Rahmen des üblichen Rechts) gibt es dann - eine Utopie - keinerlei Widerspruchsmöglichkeiten, also weder beim Schulträger oder übergeordneter Verwaltung noch gar vor irgendeiner Justiz.
Was damit beiläufig vorausgesetzt und zugestanden wird: einE EinzellehrerIn mag noch ungerecht sein, eine Klassenkonferenz wird aber wohl nach langem Abwägen entscheiden.
(Und ebenfalls wird dreist unterstellt oder gar eingefordert, dass Eltern die Erziehungsmaßnahmen der Schule in der Regel mittragen: selbstverständlich sollen sich Eltern wehren können, wenn ihre Kinder ungerecht behandelt werden; aber Eltern, die ihre Kinder ganz grundsätzlich verteidigen, erziehen diese nur zu asozialem Verhalten, das eine Schule als Eben-auch-Erziehungs[!]"anstalt" nicht dulden darf.
Durchaus originell, weil "links" tönend, fand ich da letztens folgende Begründung eines Vaters dafür, dass er sein Kind bedingungslos gegen die Schule unterstützen würde: weil die Schule per se eine diktatorische Institution sei [Nachtigall, ick hör dir trapsen: Foucaults "überwachen und Strafen"].
Dabei hat der Mann hat ja durchaus recht! Warum denn sonst stopft der Staat so enorm viel Geld in Schulen und - das beste Symptom - verbeamtet LehrerInnen? Doch wohl, um sich gute, d.h. folgsame und stromlinienförmige "Untertanen" ranzuziehen!
Und doch liegt da ein dreifacher Denkfehler vor:
ist die Schule eben nicht nur Anpassungsinstrument, sondern auch eine immense Chance!: der Staat finanziert da einen enormen Luxus, ja er beschenkt seine Jugend überaus großzügig!
[Beides passt wunderbar gleichzeitig in meinen Kopf hinein.]darf ein Vater nicht seine eigenen, mehr oder minder berechtigten Maßstäbe seinem Kind überstülpen - und es dann damit allein lassen. Denn
entweder wird das Kind dann zur asozialen "Ratte"
[merke: die Asozialen sitzen meist ganz oben in der Gesellschaft],oder es scheitert beim vergeblichen Versuch, immer mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.
Ein Vater, der das tut, handelt genauso unverantwortlich [und ist gerade deshalb voll verantwortlich für die Folgen] wie dieser miese Englischlehrer namens John Keating[dargestellt durch den in jedem Film unerträglichen Schauspieler Robin Williams] im nur pseudoliberalen, in Wirklichkeit jugendsektenhaften Film "Der Club der toten Dichter". (vgl. ) Die "konservativen" Lehrer in diesem Film sind mir allemal lieber!
ist an der Reaktion des Vaters eben nichts mehr "links", sondern herrscht da auch nur das nackte kapitalistische [dreist formal-juristisch durchgesetzte] Recht-Behalten statt Gerechtigkeit.)
Um noch kurz beim Beispiel der Klassenfahrten zu bleiben: zur NEPp gehört es auch, dass die Aufsichtspflicht der LehrerInnen irgendwann (z.B. um 24 Uhr) vorbei ist. Auch einE LehrerIn muss mal schlafen! Danach nicht stattfindende Aufsicht ist nicht die mindeste Entschuldigung für Fehlverhalten von (Oberstufen-)SchülerInnen, das sowieso unabhängig von Aufsichtspflicht ist.
(Es ist doch der nackte Wahnsinn, dass einerseits in der derzeitigen pädagogischen Diskussion immer mehr "gute alte" Disziplin gefordert wird [natürlich immer nur für die Kinder anderer Leute], andererseits Lehrerkollegien bei der Durchsetzung dieser Disziplin aber durch eine aberwitzige Erlasslage durchweg die Hände gebunden sind.
Ja, die derzeitige Diskussion untergräbt überhaupt alle notwendige Autorität [!] von LehrerInnen.)
Der Klassenlehrer vor der Klassenfahrt: "Wenn ich eins der Mädchen auf den Jungenräumen erwische, bezahlt es beim ersten Mal 10 €, beim zweiten Mal 20 €, beim dritten Mal 30 € usw."
Klein-Erna: "Und was kostet ein Jahresabonnement?"
Die NEPp hat Verständnis für pubertäre Anwandlungen, ohne damit irgendwas zu entschuldigen:
"Pubertät ist eine extrem schmerzhafte, aber zu 100 % heilbare Krankheit."
SchülerInnen wollen auch gar nicht bemitleidet werden
(und sowieso grenzt Mitleid schnell an Verachtung bzw. Entmündigung).
Angenommen, da haben SchülerInnen auf einer Klassenfahrt im Suff eine Beton-Tischtennisplatte in einen See expediert.
Was folgt daraus?:
muss man da nicht großartig moralisieren ("die Jugend von heute"), sondern ist es doch ein altgehabter Dumme-Jungen-Streich
("wir" haben seinerzeit das Auto unseres Lehrers hinter die Jugendherberge getragen, woraufhin er Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet hat; und mein Großvater hat in seiner [nur damals noch nicht so genannten und fast entschuldigten] Pubertät auch schon den einen oder anderen Tanzboden unsicher gemacht - und dafür hinterher den Hintern verdroschen bekommen;
früher gab's ein hübsch treffende Wörter: "Halbstarke", "Westentaschencowboys", "part time punks" [verbal ungemein aggressiv, aber insgesamt doch lammfromm]),
haben nachweislich beteiligte SchülerInnen selbstverständlich die Strafe zu tragen - und muss überhaupt eine angemessene Strafe folgen
(z.B. die [hoffentlich immensen!] Kosten für den Kran, der die Betonplatte wieder aus dem See heraus hievt; oder noch besser: dass die Missetäter sich selbst um die Beseitigung des Schadens kümmern),
nehme man die SchülerInnen erwachsen genug, um an ihr Ehrgefühl zu appellieren, nämlich ihre Beteiligung an der Schandtat "mannhaft" einzugestehen.
Und dennoch darf einE LehrerIn bei sowas natürlich stinkend wütend sein (es menschelt!), und zwar u.a. deshalb, weil natürlich sie bzw. er das wieder gegenüber der Herbergsleitung ausbaden muss.
(Merke: 3/4 aller Lehrerwut ist gewendeter Neid: "die SchülerInnen dürfen blau machen bzw. zu spät kommen, nur ich muss immer [pünktlich] da sein." - woraus einige folgern: "wenn ich Fieber habe, sollen die anderen auch Cholera haben.")
PS: | Zwar sollte man ab und zu durchaus mit den SchülerInnen methodische und didaktische Überlegungen besprechen, damit sie nicht das Gefühl haben, pädagogische Verschiebemasse zu sein oder reingelegt zu werden. Und am besten wäre es allemal, wenn die SchülerInnen eine Verbindung Inhalt/Methode erkennen könnten. Aber solche "Einstellungen" wie die hier genannten zur NEPp sage man nicht zu ihnen und mache man auch nicht vor ihnen zum expliziten Programm, sondern tue sie höchstens. |