die neue pädagogische Hemdsärmeligkeit ™

 

Bild kleiner Exkurs zu Geschmacksfragen
Bild zur Methode


Hier spricht die Geschmackspolizei

"über Hemden mit halbem Arm kann ich mich kriminal ärgern"
(Hanns Dieter Hüsch)

Wenn überhaupt, so krempelt man Hemdsärmel hoch (s.u. der Duden).
Und völlig daneben ist es natürlich auch, Hemden über der Hose zu tragen: schließlich sind wir keine amerikanischen Touristen.

In Zeiten des schnarchlangweilig "Business"hemds und der diktatorischen Einheitsmode für Männer sind die einzig wahren Hemden:


  Klippern gehört zum Handwerk:
  1. Weil sich heute jeder Affe sein Methodenpotpourri patentieren lässt, melde ich hiermit auch alle Rechte auf meine "Stauff-Methode ™ " an.

  2. Weil heute jeder Müll mit einem hübschen Akronym vermarktet wird

Akronym [griech.], Kurzwort aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter, z.B. NATO (aus North Atlantic Treaty Organization).

(Meyers Lexikonverlag)

und die Inhalte solange hingedreht werden, bis sie sich abkürzen = verkürzen lassen, mache ich aus meiner "NEuen Pädagogischen Hemdsärmeligkeit" kurz und schmerzlos NEPp.

  1. Natürlich ist auch "meine" Methode auf dem Markt der Eitelkeiten und Geschichtsblindheit vor allem ganz irrwitzig "neu".

Gleich vorweg: schon ein Foto von einem "hemdsärmeligen" Geschäfts(!)mann(!) impliziert/suggeriert latent die Voraussetzung, dass nur Männer, nicht aber Frauen sich die ärmel hochkrempeln. Erstens vielleicht wortwörtlich, weil Frauen gar keine Hemden (sondern Blusen) tragen? Zweitens aber auch: Warum krempeln Männer sich denn die Hemdsärmel hoch?:

  1. , weil sie sich - sowieso immer in geradezu verfolgungswahnmäßiger  Abwehrhaltung - gerade fertig für ein Gefecht machen und ihre Muskeln "spielen" lassen wollen;

  2. , weil sie plötzlich (durch "harte Männerarbeit"?!) schwitzen,

  3. , um zu einer handwerklichen Tätigkeit überzugehen, sich also die ärmel nicht schmutzig zu machen.

Ich meine hier "Hemdsärmeligkeit" erst mal im Sinne von c.

 

Hemdsärmeligkeit ↑ Ungezwungenheit.

Ungezwungenheit, Lässigkeit, Natürlichkeit, Nonchalance, Zwanglosigkeit, Freiheit, Gelöstheit, Unbefangenheit, Ungeniertheit, Burschikosität, Saloppheit, Hemdsärmeligkeit (abwertend); ungezwungen.

Die ärmel aufkrempeln (auch: hochkrempeln) Der umgangssprachliche Ausdruck besagt, dass jemand, der die ärmel hochkrempelt, bei einer Arbeit tächtig zupacken will: Wir wollen hier nicht lange herumstehen, sondern die ärmel hochkrempeln.

(Duden)


Wenn ich von "pädagogischer Hemdsärmeligkeit" spreche, höre ich da nicht - wie der Duden - etwas Abwertendes heraus. Und ich meine ja auch eher die Tätigkeit des "Die ärmel aufkrempeln", also "Wir wollen hier nicht lange herumstehen, sondern die ärmel hochkrempeln".

Das Abwertende an "Hemdsärmeligkeit" fasst der Pons so:

"betont lässig. Mit seiner hemdsärmeligen Art hat er einige sehr verärgert",

und dabei bedeutet "betont lässig" wohl "allzu aufdringlich und ungehobelt lässig".

Genau das ist hier nicht gemeint:


NEPp bedeutet vor allem eine gewisse Entspanntheit gegenüber allerlei schizophrenen Zeitsymptomen:

(Man kann an all dem durchaus wieder etwas finden, wenn man erst mal alle Heilsversprechungen gründlich ironisiert und demontiert hat.
Und mit meiner Kritik ist ja sowieso nicht gemeint, was gewisse reine [meist männliche] Fachlehrer "schon immer wussten": dass man sich jetzt gar nicht mehr um "sowas Pseudowissenschaftliches" wie Pädagogik und Methoden kümmern müsse: selbstverständlich bedarf es weiterhin und verschärft der pädagogischen [und psychologischen] Reflexionen und Anregungen, nur folgen "wir" da keinem modischen Patentrezept mehr, sondern frönen frohgemut dem "Methodenpluralismus".
)


A propos "Wir wollen hier nicht lange herumstehen, sondern [pädagogisch] die ärmel hochkrempeln":

Was wir brauchen, ist eine Art "Apollo-Programm" der Bildung:

"Jetzt ist es an der Zeit, längere Schritte zu machen; Zeit für ein großes, neues amerikanisches Unternehmen; Zeit für diese Nation, eine eindeutig führende Rolle im Weltraum einzunehmen, der in vieler Hinsicht auch der Schlüssel für unsere Zukunft auf der Erde ist... Ich glaube, diese Nation sollte sich dem Ziel verschreiben, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und sicher zur Erde zurückzubringen. Kein Raumfahrtprojekt dieser Periode wird eindrucksvoller für die Menschheit oder wichtiger für die längerfristige Erkundung des Weltraums sein, und keines wird schwerer oder mit mehr finanziellem Aufwand auszuführen sein."
(John F. Kennedy vor dem amerikanischen Kongress am 25. Mai 1961; und nebenbei: mindestens genauso sinnvoll wäre ja wohl ein soziales "Apollo-Programm" [gewesen])

Nur lasse man da - umgemünzt auf das Thema Bildung - bittschön alle nationalen sowie depressiven (und daraus reflexartig folgend aggressiven) Töne der derzeitigen Bildungsdebatte weg.

Genau dasselbe gilt für die Bonmots des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, also

die erst genießbar werden, wenn man sie mit gründlich mit Bild Jan Roß gegen den Strich bürstet.

Warum, zum Teufel, wird hier nicht endlich mal mit guter Laune und Optimismus, vor allem aber doch unbändiger fachlicher Neugierde auf die Probleme reagiert!?

"Wir" müssen eben nicht im internationalen Vergleich besser werden - also andere (Togo, die Fidschi-Inseln; oder als späte Genugtuung doch noch die Alliierten?) schlechter machen, was (bei aller berechtigten Liebe zur Heimat) immer noch kleinkariert nationalstaatlich und in simplen Konkurrenzkriterien gedacht ist. Sondern wir müssen nur "unser Bestes geben".

wenn's beispielsweise angeblich mit Mathe und Naturwissenschaften in Deutschland so mau aussieht - warum unterrichtet man dann nicht "ansteckendere" Mathematik und Naturwissenschaften

(statt immer nur gebannt auf die ökonomischen Folgen zu schielen:

»Ach« , sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.«  - »Du mußt nur die Laufrichtung ändern« , sagte die Katze und fraß sie.

Franz Kafka)?

Bei allem Pflichtprogramm, aller unvermeidbaren Routine sowie allem unumgänglichen Frust hier und da muss ein Lehrer ab und zu schlichtweg begeistert von der Schönheit seiner Fächer (und den vielfältigen kulturellen Bezügen, in denen sie stehen) sein:


NEPp bedeutet vor allem etwas, wovon in der derzeitigen pädagogischen Diskussion niemals die Rede ist: Liebe:

Diese doppelte Liebe kommt aber vor aller Leistung, die


Ein Beispiel: Wenn eine SchülerIn

beim Anfang der Textstelle

FERNANDO. Also ein Tête-à-tête!
LUCIE. Den Tisch dazwischen, wie ich's wohl leiden kann.
[...]
Mein Herr, Sie sind wie alle Männer, merk ich!
FERNANDO. Das heißt?
LUCIE. Auf den Punkt sehr arrogant. Ihr Herren dünkt euch unentbehrlich [...]

aus Goethes "Stella" weder das "Anbaggern" noch Lucies hübsch rabiat-emanzipierte Abwehr ("Den Tisch dazwischen", "Ihr Herren dünkt euch [völlig zu unrecht] unentbehrlich") sieht, darf man dann als Korrektur unter eine Arbeit schreiben?:

"Das müsste Dir als Frau doch eine Genugtuung sein, und ab und zu macht es doch Spaß, »Emanze«  zu sein. Männer werden hier im schlimmsten Falle als - außer (noch) für die Zeugung - überflüssig (Chromosomkrüppel) und im besten Falle als schöner Luxus - aber auch nicht mehr - dargestellt."

Ist das schon vom Ton her zu persönlich - und hinter der sanften Ironie zu moralisierend, weil da der SchülerIn

eben doch ein Vorwurf daraus gemacht wird, dass sie die emanzipierte Haltung Lucies nicht gesehen hat? Muss man SchülerInnen ab und zu derart herausfordern (zu lustvoller Kritik anstacheln!) - oder darf man das nicht, überschreitet das eine gewisse Persönlichkeitsgrenze?

Immerhin meinte eine Kollegin zu diesem Satz(entwurf): "Was müssen sich SchülerInnen eigentlich alles bieten lassen!?"

Genau solche Reflexion der eigenen Ironie ist immer (mal) wieder nötig, und auch da muss einE LehrerIn in der Lage sein, ggf. nachträglich um Entschuldigung zu bitten.

(und dennoch keinE AnimateurIn einer [immer schon] gelangweilten Konsumgeneration).

Bei aller fachlichen Solidität bedarf es dennoch immer mal wieder des Muts (!) zur pointierten Ungenauigkeit, also dazu, sich - aus Sicht des reinen Fachwissenschaftlers - "die Finger schmutzig zu machen". EinE LehrerIn ist in erster Linie Populär- und erst in zweiter Linie FachwissenschaftlerIn

(was sie bzw. ihn nicht davon entbindet, solide [zumindest im Hinblick auf den Schulstoff] fachwissenschaftliche Ahnung zu haben und - soweit überhaupt möglich - überblick über neueste grundsätzliche fachliche Entwicklungen zu behalten).

NEPp heißt also auch, um der Sache willen mal unter (angebliches) Niveau gehen zu können.
Vgl. etwa
Bild .
Die Sache ist einem im Zweifelsfall wichtiger als die "reine Lehre", und die NEPp versucht, von den SchülerInnen aus auf die Wissenschaft hin zu denken (statt - wie oftmals und insbesondere in der Mathematik üblich - umgekehrt). Die Wissenschaft wird "nur" als Orientierungspunkt und Ergebnis eines Prozesses verstanden. Oder am besten wird von beiden Seiten aus gedacht:

"Shakespeare hat grandiose Gedichte geschrieben [das wird als Forderung vorausgesetzt!],

My mistress' eyes are nothing like the sun;
Coral is far more red than her lips' red:
If snow be white, why then her breasts are dun;
If hairs be wires, black wires grow on her head.
I have seen roses damask'd, red and white,
But no such roses see I in her cheeks;
And in some perfumes is there more delight
Than in the breath that from my mistress reeks.
I love to hear her speak,--yet well I know
That music hath a far more pleasing sound;
I grant I never saw a goddess go,
My mistress when she walks, treads on the ground;
And yet, by heaven, I think my love as rare
As any she belied with false compare.

und mal schauen, wie wir dahin kommen."

Schönster Anlass für solch feine Unterscheidungen sind richtige Satiren: also nicht die Harmlosigkeiten von Kishon, sondern  wahrhaft sauböse Vertreter der Gattung, bei denen einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Die Frage muss sich aufdrängen (sonst lasse man das Thema "Satiren"): "darf man das - oder ist das nicht längst menschenverachtend?" Und dann erst kann der Kick kommen: Satire überschreitet oftmals die Grenzen "des guten Geschmacks", um solche längst erfolgten Grenzüberschreitungen offensichtlich zu machen.

Auch das muss ja mal gesagt werden "dürfen"

(was allerdings - dessen bin ich mir ja durchaus bewusst - meist ein Satz der frustrierten moral majority ist, also ja sowieso schon andauernd gesagt wird):

Manchmal fühlt man sich als LehrerIn ja tatsächlich auch in der Öffentlichkeit wie der letzte Dreck behandelt (und erst in Folge davon auch von SchülerInnen?):

(Nebenbei: die Tage solcher überbezahlung wie überhaupt der sich dort äußernde Jugendlichkeitskult sind - jede Wette - gezählt.)

Und dann haut man sich eine Woche lang 18 Stunden am Tag lebenslustige, die Nächte durchmachende Jugendliche um die Ohren - und stirbt fast vor Rührung, wenn nach zehn Jahren erstmals einige Eltern und SchülerInnen (unfassbar!) sich bedanken.

(Was alles ja keineswegs ausschließt, dass man seine SchülerInnen mag und eine Klassenfahrt auch als Bereicherung empfindet, weil man die SchülerInnen da mal von einer anderen, un-schulischen Seite kennen lernt.)

  1. Wenn eine Klasse zu 100 % Unlust raushängen lässt, so hat die Lehrkraft das schlichte Recht (ja die verdammte Pflicht), zumindest kurzfristig die Arbeit zu verweigern, und kann dann von den Vorgesetzten ggf. pauschale Unterstützung verlangen (und auch von den Eltern!).

(katholische Demokratie ist, wenn die da unten Ja zu dem sagen dürfen, was da oben längst beschlossen wurde):

(und dennoch hat einE LehrerIn das verdammte Recht, sich gering geschätzt oder gar reingelegt zu fühlen, wenn SchülerInnen tatsächlich mal getroffene Vereinbarungen schnöde und teilweise sogar grinsend missachten);

  1. , weil er schlichtweg an den fachlichen Maßstäben gescheitert ist,

  2. vielleicht auch, weil wir meinen, dass er bei einer Wiederholung (in einer neuen Klassengemeinschaft) wieder "aufblühen" könnte.

Aber eben nur "könnte": kurzfristig ist Sitzenbleiben fast nie sein "eigenes Interesse", und ob es das langfristig sein wird, steht in den Sternen.

(Undenkbar, dass sie auch nur ansatzweise vermitteln, was "Sturm und Drang" oder "Romantik" wirklich sind [???] - und dass jedes Fach mit Herzblut geschrieben wird.)

Nein, zur NEPp gehört es auch, ab und zu gewaltig zu verdammen. Um es an Goethe zu zeigen:

  1. hat auch er massenhaft "Mist" (u.a. Auftragsarbeit) geschrieben;

  2. gibt es an der Person Goethes nun wahrhaft genug (Bewundernswertes und Abstoßendes), um sich dran zu reiben;

  3. aber ist einem nun mal nicht immer nach Goethe, d.h. gehen in entsprechender Laune/Lage viele seiner Werke meilenweit an einem vorbei (auch wenn sie unbestritten "gut" sind).

(Mag ja z.B. sein, dass der "Faust" Goethes "größtes" Werk ist und bleibt. Ich aber habe mich wohl an ihm überfressen, kann den Zitatenwust nicht mehr "am Kopp haben", und mir geht gerade die Person des Faust in seiner insbesondere anfangs erheblich zu lang ausgewalzten Weinerlichkeit enorm auf die Nerven: da ist mir Mephisto allemal lieber:

Faust:
Nun gut, wer bist du denn?
Mephistopheles:

Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
[...]
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
[...]
Bescheidne Wahrheit sprech ich dir.
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt
Gewöhnlich für ein Ganzes hält-
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
Verhaftet an den Körpern klebt.
Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön,
Ein Körper hemmt's auf seinem Gange;
So, hoff ich, dauert es nicht lange,
Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn.

Mephisto hat wenigstens noch - anders als Faust - Mitleid mit den leidenden Menschen, er erträgt das Leiden einfach nicht mehr und will es von vornherein vermeiden.

Als ich das aber gegenüber DeutschlehrerInneN mal laut sagte, schaute man mich empört an, als hätte ich eine Majestätsbeleidigung begangen.)

"Ich habe nunmal niemals einen wirklichen Zugang zu Jazz gefunden, was mich aber doch nicht daran zweifeln lässt, dass - wie Kenner glaubwürdig versichern - Miles Davis einer der größten Jazzmusiker war. Also habe ich mir »Bitches Brew«  gekauft und mir ein Urteil vor dem zehnten Hören versagt. Danach kann ich nur sagen: ich ahne immerhin, was an Davis so großartig war - und dennoch bleibt mir (solche Art) Jazz fremd."

Auf solche Art erreicht man vermutlich viel eher, dass SchülerInnen zwar z.B. HandwerkerInnen werden, aber Respekt vor "Goethe" bewahren.

(Mit am besten sind Deutsch-Klausuren, wenn sich SchülerInnen spürbar am Text und Autor reiben.)

Gerade deswegen wird aber ein modischer despektierlicher Ton ("Goethe ist scheiße") nicht mehr geduldet: "Hemdsärmeligkeit", obwohl doch (s.o. den Pons) selbst im Rufe der Saloppheit stehend, heißt eben gerade nicht, jeden Ton durchgehen zu lassen (oder gar zu unterstützen), sondern glatt im Gegenteil, sich gegebenenfalls einen gewissen Ton zu verbitten ("die hängen da auf der Bühne rum und labern" oder "Kant, der olle Knilch") und auf ihn sehr deutlich (in ironisch gewendeter Verdrehung derselben Sprache) zu reagieren: "wem alles Scheiße ist, der hat wohl selbige im Kopf".

(Da kann einem Lehrer durchaus mal sozusagen verbal die Hand ausrutschen: "Wer bist du es eigentlich, dass du es wagst, Goethe zu kritisieren?" Siehe Entschuldigung oben.

Oder um eine derzeitige Standardbeleidigung unter Schülern aufzunehmen: wer andere als "schwule Sau" beleidigt,

Und dennoch muss man natürlich vorsichtig damit sein, Dummheit zu entlarven und anzuprangern, also zu beschämen. Sinnvoller ist oft wohl eine sachliche Klarstellung bzw. das Aufweisen lebenswerter Alternativen (z.B. - statt windelweicher Friedfertigkeit - eines Schimpfens, das nicht unter Niveau geht).

Der latenten (inzwischen typisch deutschen?!) Verachtung von (derzeit geradezu ein Schimpfwort) Intellekt und Genies wird systematisch widersprochen, bzw. sie wird als Rache der Dummen entlarvt.

(LehrerInnen sollten sich allerdings unbedingt auch klar machen, wann sie auf dem "rumtrampeln", was SchülerInnen wichtig und "heilig" ist: wenn sie also z.B. despektierlich bis geradezu die SchülerInnen menschlich abwertend über die "Bravo", "Hollywoodscheiße" oder über Stephen King sprechen. Mir scheint da eher eine Lösung, "sowas" gar nicht zu erwähnen bzw. zu sagen: "nichts gegen Hollywood [und schon gar nichts gegen das Buch !], aber weil ihr euch das sowieso schon anschaut, nehmen wir hier im Unterricht bewusst die andere Hälfte der Wirklichkeit durch". Und die SchülerInnen erwarten ja auch gar nicht, dass wir ihre Vorlieben im Unterricht durchnehmen, ja, empfänden das wohl eher als unliebsame Einmischung von Uralt-Erwachsenen in Jugend-Eigenes.

Standardthema derzeit und deshalb auch schon wieder ausgelutscht: das Töchterchen möchte nicht, dass Mami auch in modischen Klamotten rumläuft, es ist dem Töchterchen [an der sowieso asexuell gedachten Mutter] extrem peinlich. Und die Kids haben ja sogar Recht: das derzeitige Problem besteht weniger darin, dass die Jugendlichen zu früh in die Erwachsenenwelt eingeführt werden [da war man - außer in der Familienromantik - nie pingelig], sondern viel mehr darin, dass die Erwachsenen zunehmend infantilisiert werden.)

("ich vergewaltige Hunde und bin stolz darauf")

frohgemut als Mathelehrer, also Sadist zu outen und "offen drüber zu sprechen"

("ich weiß zwar auch nicht, wo's zum Bahnhof geht, aber wir können gerne offen drüber reden").

Man mache also den SchülerInnen die Vorgehensweisen von Mathelehrern explizit klar und sich selbst somit "berechenbar", also z.B.

(vgl. Bild )

  1. ist es schlichtweg der pure überwachungs"staat": "big brother is watching you", und SchülerInnen haben überhaupt keine Chance mehr (und merken das ja auch), sich auch mal einen Durchhänger leisten zu dürfen;

  2. bezweifle ich (ohne alle Vorwürfe gegen irgendwelche LehrerInnen), dass jemand noch offen für den "Fluss" des Unterrichts sein kann, wenn er permanent aufs Notenbuch schielt (bzw. daran denkt, hinterher Notizen darin einzutragen). Der Blick solcher LehrerInnen wird auf die Dauer notgedrungen rein notenfixiert sein.

(Lehrkraft, Schulleitung, Schulaufsicht, Gerichte)

in schallendes Gelächter auszubrechen (und ausbrechen zu dürfen), wenn ein Schüler eine 1- gegen die Lehrervorstellung von einer 2+ "einklagen" bzw. wortwörtlich einklagen will. Denn ein Schüler, den eine 2+ statt einer 1- "kratzt", beweist damit ja gerade, dass er nicht souverän intelligent ist (sondern nur eine miese kleine Streberleiche), also auch keine 1- verdient hat.

(Genauso aber expediert er die eine oder andere höchst schlampig angefertigte Klassenarbeit mit Eselsohren probeweise in den Mülleimer, damit die/der betreffende SchülerIn

sie sich dort abholen kann: sogar ein Lehrer muss sich nicht alles bieten lassen.
Auch hier merkt man: die Durchsetzung gewisser Verhaltensnormen muss nicht verbiestert geschehen.)

NEPp vertraut also darauf, dass man in den allermeisten Fällen ganz friedlich mit SchülerInnen zurecht kommen kann, wenn man nur einen locker-höflichen Ton findet.
So muss man z.B. bei ungeputzter Tafel nicht explodieren oder gar moralinsauer-grundsätzlich werden, sondern

  1. den EinzellehrerInneN: ob beispielsweise einE SchülerIn

    (übermäßig) alkoholisiert ist oder sich anderweitig daneben benimmt, entscheiden die beiden Lehrkräfte vor Ort und endgültig
    (eine Schulleitung wird schon wissen, ob sie KollegInnEn pädagogische Entscheidungen zutrauen kann - und sollte sie sonst erst gar nicht auf Klassenfahrten schicken);

  2. Klassenkonferenzen: wenn SchülerInnen sich z.B. auf einer Klassenfahrt massiv daneben benehmen, entscheidet einzig und allein die Klassenkonferenz über weitergehende Disziplinarmaßnahmen (etwa den Ausschluss von weiteren Klassenfahrten). Und dagegen (wie überhaupt gegen schulinterne Disziplinarmaßnahmen im Rahmen des üblichen Rechts) gibt es dann - eine Utopie - keinerlei Widerspruchsmöglichkeiten, also weder beim Schulträger oder übergeordneter Verwaltung noch gar vor irgendeiner Justiz.

Was damit beiläufig vorausgesetzt und zugestanden wird: einE EinzellehrerIn mag noch ungerecht sein, eine Klassenkonferenz wird aber wohl nach langem Abwägen entscheiden.

(Und ebenfalls wird dreist unterstellt oder gar eingefordert, dass Eltern die Erziehungsmaßnahmen der Schule in der Regel mittragen: selbstverständlich sollen sich Eltern wehren können, wenn ihre Kinder ungerecht behandelt werden; aber Eltern, die ihre Kinder ganz grundsätzlich verteidigen, erziehen diese nur zu asozialem Verhalten, das eine Schule als Eben-auch-Erziehungs[!]"anstalt"  nicht dulden darf.
Durchaus originell, weil "links" tönend, fand ich da letztens folgende Begründung eines Vaters dafür, dass er sein Kind bedingungslos gegen die Schule unterstützen würde: weil die Schule per se eine diktatorische Institution sei [Nachtigall, ick hör dir trapsen: Foucaults "überwachen und Strafen"].
Dabei hat der Mann hat ja durchaus recht! Warum denn sonst stopft der Staat so enorm viel Geld in Schulen und - das beste Symptom - verbeamtet LehrerInnen? Doch wohl, um sich gute, d.h. folgsame und stromlinienförmige "Untertanen" ranzuziehen!
Und doch liegt da ein dreifacher Denkfehler vor:

  1. ist die Schule eben nicht nur Anpassungsinstrument, sondern auch eine immense Chance!: der Staat finanziert da einen enormen Luxus, ja er beschenkt seine Jugend überaus großzügig!
    [Beides passt wunderbar gleichzeitig in meinen Kopf hinein.]

  2. darf ein Vater nicht seine eigenen, mehr oder minder berechtigten Maßstäbe seinem Kind überstülpen - und es dann damit allein lassen. Denn

  • entweder wird das Kind dann zur asozialen "Ratte"
    [merke: die Asozialen sitzen meist ganz oben in der Gesellschaft],

  • oder es scheitert beim vergeblichen Versuch, immer mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.

Ein Vater, der das tut, handelt genauso unverantwortlich [und ist gerade deshalb voll verantwortlich für die Folgen] wie dieser miese Englischlehrer namens John Keating[dargestellt durch den in jedem Film unerträglichen Schauspieler Robin Williams] im nur pseudoliberalen, in Wirklichkeit jugendsektenhaften Film "Der Club der toten Dichter". (vgl. Bild  ) Die "konservativen" Lehrer in diesem Film sind mir allemal lieber!

  1. ist an der Reaktion des Vaters eben nichts mehr "links", sondern herrscht da auch nur das nackte kapitalistische [dreist formal-juristisch durchgesetzte] Recht-Behalten statt Gerechtigkeit.)

Um noch kurz beim Beispiel der Klassenfahrten zu bleiben: zur NEPp gehört es auch, dass die Aufsichtspflicht der LehrerInnen irgendwann (z.B. um 24 Uhr) vorbei ist. Auch einE LehrerIn muss mal schlafen! Danach nicht stattfindende Aufsicht ist nicht die mindeste Entschuldigung für Fehlverhalten von (Oberstufen-)SchülerInnen, das sowieso unabhängig von Aufsichtspflicht ist.

(Es ist doch der nackte Wahnsinn, dass einerseits in der derzeitigen pädagogischen Diskussion immer mehr "gute alte" Disziplin gefordert wird [natürlich immer nur für die Kinder anderer Leute], andererseits Lehrerkollegien bei der Durchsetzung dieser Disziplin aber durch eine aberwitzige Erlasslage durchweg die Hände gebunden sind.
Ja, die derzeitige Diskussion untergräbt überhaupt alle notwendige Autorität [!] von LehrerInnen.)

 

Der Klassenlehrer vor der Klassenfahrt: "Wenn ich eins der Mädchen auf den Jungenräumen erwische, bezahlt es beim ersten Mal 10 €, beim zweiten Mal 20 €, beim dritten Mal 30 € usw."
Klein-Erna: "Und was kostet ein Jahresabonnement?"

 

"Pubertät ist eine extrem schmerzhafte, aber zu 100 % heilbare Krankheit."

SchülerInnen wollen auch gar nicht bemitleidet werden

(und sowieso grenzt Mitleid schnell an Verachtung bzw. Entmündigung).

Angenommen, da haben SchülerInnen auf einer Klassenfahrt im Suff eine Beton-Tischtennisplatte in einen See expediert.

Was folgt daraus?:

  1. muss man da nicht großartig moralisieren ("die Jugend von heute"), sondern ist es doch ein altgehabter Dumme-Jungen-Streich

("wir" haben seinerzeit das Auto unseres Lehrers hinter die Jugendherberge getragen, woraufhin er Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet hat; und mein Großvater hat in seiner [nur damals noch nicht so genannten und fast entschuldigten] Pubertät auch schon den einen oder anderen Tanzboden unsicher gemacht - und dafür hinterher den Hintern verdroschen bekommen;

früher gab's ein hübsch treffende Wörter: "Halbstarke", "Westentaschencowboys", "part time punks" [verbal ungemein aggressiv, aber insgesamt doch lammfromm]),

  1. haben nachweislich beteiligte SchülerInnen selbstverständlich die Strafe zu tragen - und muss überhaupt eine angemessene Strafe folgen

(z.B. die [hoffentlich immensen!] Kosten für den Kran, der die Betonplatte wieder aus dem See heraus hievt; oder noch besser: dass die Missetäter sich selbst um die Beseitigung des Schadens kümmern),

  1. nehme man die SchülerInnen erwachsen genug, um an ihr Ehrgefühl zu appellieren, nämlich ihre Beteiligung an der Schandtat "mannhaft" einzugestehen.

Und dennoch darf einE LehrerIn bei sowas natürlich stinkend wütend sein (es menschelt!), und zwar u.a. deshalb, weil natürlich sie bzw. er das wieder gegenüber der Herbergsleitung ausbaden muss.

(Merke: 3/4 aller Lehrerwut ist gewendeter Neid: "die SchülerInnen dürfen blau machen bzw. zu spät kommen, nur ich muss immer [pünktlich] da sein." - woraus einige folgern: "wenn ich Fieber habe, sollen die anderen auch Cholera haben.")

PS:

Zwar sollte man ab und zu durchaus mit den SchülerInnen methodische und didaktische Überlegungen besprechen, damit sie nicht das Gefühl haben, pädagogische Verschiebemasse zu sein oder reingelegt zu werden. Und am besten wäre es allemal, wenn die SchülerInnen eine Verbindung Inhalt/Methode erkennen könnten.

Aber solche "Einstellungen" wie die hier genannten zur NEPp sage man nicht zu ihnen und mache man auch nicht vor ihnen zum expliziten Programm, sondern tue sie höchstens.