WENN ich "der" ideale Lehrer wäre ...

vgl.

Tja, natürlich ist der Halbsatz "WENN ich der ideale Lehrer wäre ..." schon das eigentliche Problem:

  1. ist "wäre" ganz offensichtlich ein (Konjunktiv) Irrealis 27:

  1.  weiß jedeR MathematikerIn, dass man - auf durchaus logischen Wegen - aus einer falschen Voraussetzung ("wenn") alles ("dann"), also sowohl Wahres als auch Falsches folgern kann.

(Es ist aber - unter Einhaltung der Logik - nicht möglich, aus Richtigem [z.B. 5 = 5] Falsches [z.B. 4 = 5] zu folgern.)


Also von vorne:

WENN ich "der" ideale Lehrer wäre ...

... DANN, ja DANN

(und ich glaube nach wie vor - und ernsthaft! - fest, dass die meisten SchülerInnen durchaus Deutsch und - man höre und staune! - sogar Mathematik beherrschen würden, wenn [ja "wenn"] sie "nur" die richtige Einstellung dazu hätten bzw. nicht irgendwann abgeschreckt worden wären;

in erzreaktionären Zeiten wird es wieder Zeit, der Sozialisation den Vorrang vor den Genen einzuräumen: "das [z.B. Mathefähigkeiten] ist genetisch bedingt" ist - genauso wie etwa - "das ist in Zeiten der Globalisierung [leider] unvermeidbar" ein - zudem völlig resigniertes - statement für Denkfaule),


Ach, den Spaß, dass sämtliche SchülerInnen bei mir Einsen und Zweien bekämen, würde ich doch allzu gern mal erleben! (Heidewitzka!)

Denn vermutlich ginge es dann folgendermaßen weiter:

  1. würde wohl ich selbst stutzig: man hat ja prompt ein schlechtes Gewissen, wenn eine Klassenarbeit mal "zu" (?) gut ausfällt

("war die Arbeit zu einfach, habe ich die Kasse unterschätzt?")

und meint sich ebenso prompt verteidigen und nach unten korrigieren zu müssen.

  1. käme natürlich sofort der Verdacht auf, dass die Zensuren geschönt wären.

(Es gibt ja durchaus LehrerInnen, die grundsätzlich keine Fünfen und Sechsen vergeben, um sich jeden ärger [Widerspruch] zu ersparen, und das ist immerhin verständlich, denn den irrwitzigen juristischen Aufwand und den Stress eines Widerspruchverfahrens möchte ich auch nicht am Halse haben.

Eine Art des Schönens bestünde z.B. darin, die Klassenarbeiten komplett vorzubereiten, also z.B. in den Klassenarbeiten nur Aufgaben zu stellen, die genau so im vorhergehenden Unterricht durchgenommen wurden.)

  1. würde man  (wer?) also meinen Unterricht überprüfen, um festzustellen, ob da alles mit rechten Dingen läuft. Unter der Voraussetzung, dass ich tatsächlich der ideale Lehrer wäre, würde der Verdacht, meine Zensuren seien geschönt, natürlich umgehend ausgeräumt - und würde ich umgehend zur Heiligsprechung vorgeschlagen.

  2. gäb´s natürlich prompt anderen ärger:

(und zwar keineswegs nur der guten Noten wegen, sondern weil sie dann ja auch viel lernen würden - und das sogar noch mit Spaß!).

  1. also würde dann wohl den anderen LehrerInneN

(die natürlich nicht so phantastisch wären wie ich)

die Hölle heiß gemacht werden

(und immerhin einige von ihnen würden bei mir Schlange stehen, um durch Besuche in meinem Unterricht zu erfahren, wie ich das denn eigentlich mache: so idealen Unterricht;

weil die Voraussetzung, dass ich der ideale [oder auch nur ein besserer] Lehrer wäre, falsch ist, kann ich über andere LehrerInnen ohne Häme und Missgunst sprechen - sondern entdecke ich mich in ihnen nur wieder).


Nun aber mal ernsthaft: Warum denn tritt die Folgerung

... DANN [...] würden sogar die "schlechtesten" SchülerInnen [...] Zweien schreiben, gäbe es also überhaupt nur Einsen und Zweien!

nirgends (geschweige denn in meinem Unterricht) ein?

  1. die Schnellschussantwort: weil nun mal viele SchülerInnen dumm wie Bohnenstroh sind

("Schade", sagte der Henker, als er den Kopf gerade abgeschlagen hatte).

  1. eben weil

(trotzdem bleiben natürlich Vorwurf und Anspruch an mich selbst: die folgenden Punkte sollen das weder verschleiern noch entschuldigen),

(LehrerInnen werden doch nur diejenigen, die zu einem richtigen Beruf nicht taugten :-) Gerhard Schröder: "alles faule Säcke"),

  1. weil es ein bisschen viel verlangt ist, dass SchülerInnen an allem und jedem

(und zu allererst natürlich bittschön an meinen ach so wichtigen Fächern)

Spaß finden. Sie sind mit anderem beschäftigt, z.B. kräftig mit dem Pubertieren. Vor allem aber ist ihr Schulvormittag derart mit einem Feuerwerk sich rasend schnell abwechselnder und unverbundener Fächer zugekleistert, dass das nun wahrhaft keinen Spaß machen kann.

(Eigentlich müßig zu erwähnen, dass selbst die beste Schule nicht andauernd Spaß machen kann, sondern auch Pflicht ist [der Appetit kommt - wenn überhaupt - erst beim Essen]; aber solch ein Hinweis ist doch meist nur gezielte Ablenkung von den Fehlern der Schule.)

  1. weil Schule ja keineswegs allein erzieht - und in Verantwortung steht

(sondern z.B. auch das Elternhaus, die peer group ...),

weil der Standardunterricht

(vgl. z.B. )

jeglichen Spaß austreibt.