das Kapital kapert die Schulen

(Die nette Alliteration „KAPital / KAPert“ ist mir natürlich nicht entgangen, sondern war überhaupt erst Grund für die Wahl des schnuckeligen Titels.)

Heutzutage braucht jede Firma und Institution

(also auch Schule)

natürlich



(wer solche hochtrabend-nichtssagenden Floskeln macht, ist ein Zyniker, und sollte es Kunden geben, die Werbung im Allgemeinen und solche Sprüche im Besonderen glauben, so sind sie schlichtweg dumm;

und überhaupt ist die Werbesprache in ihrer Mischung aus Superlativen und völliger Entleerung der Sprache gemeingefährlich).

(Kugelschreibern, Schulsweatshirts ...),

                                       (um die kapitalistischen Verhältnisse zu übertünchen),

(die eh keiner anschaut):

(wobei völlig egal ist, welche DIN-Norm das ist, denn die kennt eh keiner; und  ebenso egal ist es, welches ominöse Institut das Zertifikat ausgestellt hat),

(vgl. ),



(Zitat aus )

Das Kapital hält rabiat und doch oft unbemerkt auf zwei Wegen Einzug in die Schulen:

  1. übernimmt es vollständig die Bewertung von Schulen, setzt es also komplett die Maßstäbe:
  1. mischt das Kapital sich
(auch durch die Vorgabe von Bewertungskriterien; s. 1.)

massiv in die Unterrichtsinhalte ein:

Man schaue sich nur mal an, wer hinter solchen Initiativen steckt:

„Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist eine im Jahr 2000 vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründete und von Arbeitgeberverbänden getragene [...] Denkfabrik und Lobbyorganisation.“
(Quelle: ;
nebenbei: „Denkfabrik“ bedeutet natürlich nicht, dass da gedacht wird)
.

Schauen wir hier mal exemplarisch hinter die Kulissen:

"Über das Lehrerportal www.wirtschaftundschule.de stellt die Initiative kostenloses Unterrichtsmaterial zu den Themen Politik und Wirtschaft zur Verfügung. Aufbereitet und bereitgestellt werden die Materialien durch IW Consult GmbH und IW Medien GmbH, zwei Tochterunternehmen des Instituts der deutschen Wirtschaft [!]. Die Materialien wurden von verschiedenen Seiten kritisiert, da sie die Interessen von Arbeitgebern in den Vordergrund stellten und soziale [!] Aspekte vernachlässigten."
(Quelle: )


„Die Leute sind nicht im Club, um Karriere zu machen. Die sind im Club, weil sie Karriere gemacht haben. Sie verfügen daher meist über gute Kontakte und pflegen diese dann im Club. [...] Dennoch ist an dem Elite-Vorwurf etwas dran: Viele haben ein gewisses Statusdenken. Ab einer bestimmten gesellschaftlichen Stellung gehört es für manche dazu, bei den Rotariern oder Lions zu sein.“
(Quelle: ; nebenbei: das Wort „Elite“ wird hier natürlich – wie so oft – missbräuchlich auf „die Gutverdienenden“ angewandt, die ja oftmals ganz im Gegenteil das letzte asoziale und - noch nebenbeier - meistens auch völlig geschmacklose Pack sind)

Aber die ubiquitäre Einmischung des Kapitals in Schulen stört kein Schwein, oder man macht zumindest brav bzw. naiv mit

(„die anderen tun’s ja auch, und da muss man wohl notgedrungen mitmachen“).

Und dann gibt es noch die Überzeugungstäter. In Schulen sind das oft die Lehrer mit einem „Freie-Wirtschafts-Komplex“: wo sie schon selbst keine Güter produzieren können, wollen sie wenigstens ihre Schüler „wirtschaftskompatibel“ machen, d.h. auf den Sozialdarwinismus in der „freien [???] Wirtschaft“ vorbereiten - was für sie der einzige Sinn von Schule ist

(nebenbei: es sind meist vollends ungebildete Naturwissenschafts- und Mathematiklehrer, die so denken;

wie ja überhaupt langsam, aber sicher die MINT-Fächer die Schule kapern; vgl. auch


[Quelle: ])

Von der ursprünglichen Bedeutung des Worts „Schule“, nämlich

„frei sein von Geschäften aller Art für die Muße“,

ist da aus Geschichtsvergessenheit oder purer Absicht keine Rede mehr.

Solch ein Überzeugungstäter sagte mal während einer Lehrerkonferenz:

„»Schulsponsoring« ist glücklicherweise kein Unwort mehr“,

worauf ein Kollege ebenso kategorisch wie treffend erwiderte: 

"... sollte es aber unbedingt bleiben!"


Ich bin ja sogar zwecks Öffnung der zubetonierten Klassenräume unbedingt dafür, dass

(Kirchen, [jadoch!:] die Bundeswehr, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände ...)

ihre Ideen

in die Schulen und den konkreten Fachunterricht einbringen, und ich bin auch keineswegs grundsätzlich gegen die Arbeitgeberverbände.

Aber ich halte es für unerträglich und rundweg gefährlich, dass fast nur das Kapital in die Schulen reinredet

(und dass ihm Kultusbürokraten, aber auch naive oder gläubige Schulleitungen und Lehrer so leichtfertig die Türen öffnen).


Fragt sich nur, warum das Kapital das tut

(und da möchte ich

Folgende Gründe für das flächendeckende Engagement des Kapitals scheinen mir denkbar:

(„Eigentum verpflichtet“)

aus dem ehrlichen Gefühl heraus, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu müssen

(man muss ja nicht gleich unterstellen, dass wirklich jedes affige „Charity“-„Event“ mit höchstpersönlich anwesenden abgehalfterten B-„Promies“ in Wirklichkeit doch nur eine Werbeveranstaltung und Selbstbeweihräucherung ist),

(vgl. ),

(wenn sie z.B. massenhaft Computer und Programme, sündhaft teure graphische Taschenrechner sowie „Whiteboards“ kaufen),

wobei Lehrer die (oft bitter naiven) Helfershelfer sind.


Unvorstellbar

(und wohl auch eine maßlose Selbstüberschätzung),

dass umgekehrt mal die Schulen das Kapital kapern würden:



Dazu würde es ja intelligenter Lehrer bedürfen, die nicht billig anti-, sondern "postkapitalistisch" denken könnten.

Nur ein Ansatz:

PS: ein einziges Beispiel dafür, dass das Kapital wirklich alles kapert:

vorgestern, d.h. am 8.10.2016, hat der jordanische König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte in meiner Heimatstadt Münster in Gegenwart des Bundespräsidenten (!) den "Internationalen Preis des Westfälischen Friedens" erhalten:



Nun steht der Westfälische Frieden von 1648 allerdings nicht unter Naturschutz, sondern war er sicherlich auch damals schon (u.a.) knallhart ökonomisch bedingt.