(Die nette Alliteration
„KAPital /
KAPert“ ist mir natürlich nicht entgangen, sondern war überhaupt erst
Grund für die Wahl des schnuckeligen Titels.)
Heutzutage braucht jede Firma und Institution
(also auch Schule)
natürlich
eine „corporate identity“: sie äußert sich beispielsweise
in
einem speziellen Webseiten-Design mit
Wiedererkennungseffekt,
einem Logo und
einem möglichst nichtssagenden, aber mächtig klingelnden Motto:
(wer solche
hochtrabend-nichtssagenden
Floskeln macht, ist ein Zyniker, und sollte es
Kunden geben, die Werbung im
Allgemeinen und solche Sprüche im Besonderen glauben, so sind
sie schlichtweg
dumm;
und überhaupt ist die
Werbesprache in ihrer Mischung aus Superlativen und völliger Entleerung
der Sprache gemeingefährlich).
"Und-mehr"-Mottos:
,
,
derzeit sehr beliebten
"Drei-Punkte"-Sprachspielen: ,
merchandising-Produkten
(Kugelschreibern,
Schulsweatshirts
...),
einem Schwafel-"Leitbild", das
ungemein „menschelnd“ gute Absichten rausposaunt
(um die kapitalistischen Verhältnisse zu übertünchen),
und letztlich doch völlig wirkungslos bleibt,
gerahmte Zeugnisse im Eingangsbereich
(die eh keiner anschaut):
Zertifizierungen nach irgendeiner DIN-Norm
(wobei völlig egal ist,
welche
DIN-Norm das ist, denn die kennt eh keiner; und ebenso
egal ist
es, welches ominöse Institut das Zertifikat ausgestellt hat),
in Schulen:
(nur) die positiven Auszüge („Leuchtturmschule“)
aus dem
Gutachten der „Qualitätsanalyse“
(vgl. ),
Urkunde über die Teilnahme an irgendwelchen derzeit modischen
Projekten:
,
,
,
.
(Zitat aus )
Das Kapital hält rabiat und doch oft unbemerkt auf zwei
Wegen Einzug
in die Schulen:
übernimmt es vollständig die Bewertung von Schulen,
setzt es also
komplett die Maßstäbe:
das ungeheuer wirkungsmächtige PISA ist eine Erfindung der OECD
= Organisation for Economic [!] Cooperation and Development =
Organisation für wirtschaftliche [!] Zusammenarbeit und Entwicklung,
,
,
mischt das Kapital sich
(auch durch die Vorgabe
von
Bewertungskriterien; s. 1.)
massiv in die Unterrichtsinhalte
ein:
, ,
nochmals .
Man schaue sich nur mal an, wer hinter solchen Initiativen
steckt:
ist ein Ableger von :
„Die Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft (INSM) ist eine im Jahr 2000 vom Arbeitgeberverband
Gesamtmetall gegründete und von Arbeitgeberverbänden getragene [...]
Denkfabrik und Lobbyorganisation.“
(Quelle: ;
nebenbei:
„Denkfabrik“ bedeutet natürlich nicht, dass da gedacht
wird).
Schauen wir hier mal exemplarisch hinter
die Kulissen:
"Über das Lehrerportal
www.wirtschaftundschule.de stellt die Initiative kostenloses
Unterrichtsmaterial zu den Themen Politik und Wirtschaft zur Verfügung.
Aufbereitet und bereitgestellt werden die Materialien durch IW Consult
GmbH und IW Medien GmbH, zwei Tochterunternehmen des Instituts der
deutschen Wirtschaft [!]. Die Materialien wurden von verschiedenen
Seiten kritisiert, da sie die Interessen von Arbeitgebern in den
Vordergrund stellten und soziale [!] Aspekte vernachlässigten."
(Quelle: )
Hinter stecken
Hinter steckt :
„Die Leute sind nicht im Club, um
Karriere zu machen. Die sind im Club, weil sie Karriere gemacht haben.
Sie verfügen daher meist über gute Kontakte und pflegen diese dann im
Club. [...] Dennoch ist an dem Elite-Vorwurf etwas dran: Viele haben
ein gewisses Statusdenken. Ab einer bestimmten gesellschaftlichen
Stellung gehört es für manche dazu, bei den Rotariern oder Lions zu
sein.“
(Quelle:
; nebenbei: das Wort „Elite“ wird hier natürlich – wie so oft –
missbräuchlich auf „die Gutverdienenden“ angewandt, die ja oftmals ganz
im Gegenteil das letzte asoziale und - noch
nebenbeier - meistens auch
völlig geschmacklose
Pack sind)
Aber die ubiquitäre Einmischung des Kapitals in Schulen stört kein
Schwein, oder man macht zumindest brav bzw. naiv mit
(„die anderen tun’s ja
auch, und da muss
man wohl notgedrungen mitmachen“).
Und dann gibt es noch die Überzeugungstäter. In Schulen
sind das oft
die Lehrer mit einem „Freie-Wirtschafts-Komplex“: wo sie schon selbst
keine Güter produzieren können, wollen sie wenigstens ihre Schüler
„wirtschaftskompatibel“ machen, d.h. auf den Sozialdarwinismus in der
„freien [???] Wirtschaft“ vorbereiten - was für sie der einzige
Sinn
von Schule ist
(nebenbei: es sind meist
vollends
ungebildete Naturwissenschafts- und Mathematiklehrer,
die so denken;
wie ja überhaupt langsam,
aber sicher die
MINT-Fächer die Schule kapern; vgl. auch
[Quelle: ])
Von der ursprünglichen Bedeutung des Worts „Schule“, nämlich
„frei sein von Geschäften aller Art für
die Muße“,
ist da aus Geschichtsvergessenheit oder purer Absicht keine
Rede
mehr.
Solch ein Überzeugungstäter sagte mal während einer Lehrerkonferenz:
„»Schulsponsoring« ist
glücklicherweise kein Unwort mehr“,
worauf ein Kollege ebenso kategorisch wie treffend erwiderte:
"... sollte es aber unbedingt bleiben!"
Ich bin ja sogar zwecks Öffnung der zubetonierten Klassenräume
unbedingt dafür, dass
Firmen ihr Know-How,
diverse gesellschaftliche Gruppen
(Kirchen, [jadoch!:] die
Bundeswehr,
Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände ...)
ihre Ideen
in die Schulen und den konkreten Fachunterricht einbringen, und ich
bin auch keineswegs grundsätzlich gegen die
Arbeitgeberverbände.
Aber ich halte es für unerträglich und rundweg gefährlich,
dass fast
nur das Kapital in die Schulen reinredet
(und dass ihm
Kultusbürokraten, aber auch naive oder gläubige Schulleitungen und
Lehrer so leichtfertig
die Türen öffnen).
Fragt sich nur, warum das Kapital das tut
(und da möchte ich
keineswegs nur böse oder auch nur rein ökonomische
Absichten
unterstellen,
wohl aber, dass das Kapital sich nicht nur
aus purer Menschenliebe in die Schulen einmischt).
Folgende Gründe für das flächendeckende Engagement des Kapitals
scheinen mir denkbar:
die ehrliche Überzeugung, dass das Kapital den Schülern Wichtiges
auf den Lebensweg mitgeben kann und sollte,
eine gesellschaftliche Verpflichtung
(„Eigentum verpflichtet“)
aus dem ehrlichen Gefühl heraus, der
Gesellschaft etwas zurückgeben zu müssen
(man muss ja nicht gleich
unterstellen,
dass wirklich jedes affige „Charity“-„Event“ mit
höchstpersönlich
anwesenden abgehalfterten B-„Promies“ in Wirklichkeit doch nur eine
Werbeveranstaltung und Selbstbeweihräucherung ist),
um die Schüler für ihre zukünftigen Berufe
„wirtschaftskompatibel“ zu machen
(vgl.
),
um jetzt auch noch die Schulen finanziell auszuquetschen
(wenn sie z.B. massenhaft
Computer und Programme, sündhaft teure
graphische Taschenrechner sowie „Whiteboards“ kaufen),
um die Schüler möglichst früh an die Produkte des Kapitals heranzuführen
(frühe Kundenbindung),
wobei Lehrer die (oft bitter naiven) Helfershelfer sind.
Unvorstellbar
(und wohl auch eine
maßlose
Selbstüberschätzung),
dass umgekehrt mal die Schulen das Kapital kapern würden:
Dazu würde es ja intelligenter Lehrer
bedürfen, die nicht billig anti-, sondern "postkapitalistisch"
denken
könnten.
Nur ein Ansatz:
PS:
ein einziges Beispiel dafür, dass das Kapital wirklich alles
kapert:
vorgestern, d.h. am 8.10.2016, hat der jordanische König Alfons der
Viertel-vor-Zwölfte in meiner Heimatstadt Münster in Gegenwart des
Bundespräsidenten (!) den "Internationalen Preis des Westfälischen
Friedens" erhalten:
Nun steht der Westfälische Frieden von 1648 allerdings nicht unter
Naturschutz, sondern war er sicherlich auch damals schon (u.a.) knallhart
ökonomisch bedingt.