Leitbilder, Ziel-"Vereinbarungen" und sonstiger
Schwachsinn
(ich hätt's euch ja vorher sagen können)
"Ich hätt's euch ja vorher sagen können" hört sich meistens besserwisserisch an und hat oft was Mieses an sich:
Meistens ist es bei meinen Essays so, dass ich eigenständig eine Idee entwickle und ggf. erst später bestätigende Zitate einbaue
(die dann sozusagen beweisen, das ich der Zeit weit voraus war und immer schon recht hatte :-).
Im vorliegenden Fall ist es aber andersrum gelaufen: "im Anfang war das Wort", d.h. ich habe im Online-"manager magazin" den Artikel
gelesen und mir dann gedacht:
"das habe ich schon seit Langem gewusst, aber noch nie aufgeschrieben, und jetzt (angeregt durch den Artikel) wird's Zeit, es endlich doch noch für mich auf den Punkt zu bringen, also aufzuschreiben."
Ich habe es also in der Tat vorher gewusst und hätte es somit auch schon vorher sagen können. Es lag daher nicht Fall A vor
Ich bin nur nicht vorher auf die Idee bzw. überhaupt dazu gekommen, es aufzuschreiben, habe somit aber auch nicht irgendjemandem etwas absichtlich vorenthalten
(wem gegenüber sollte ich das in der Anonymität des Internets auch tun?)
- womit auch nicht Fall B vorlag.
Oftmals schwappen Trends, die in der "freien Wirtschaft" längst schon wieder abebben, zuguterletzt noch in die Schulen bzw. Schulverwaltungen. Das hat vor allem vier Gründe:
dauert es so seine Zeit, bis die Schulen bzw. Schulverwaltungen Trends überhaupt mitbekommen (sie sind halt die Nachhut),
leiden viele LehrerInnen am "Freie-Wirtschafts-Komplex": weil sie selbst nichts produzieren, wollen sie doch unbedingt auf die Produktion hinarbeiten, d.h. die SchülerInnen für die Marktkonkurrenz stählen,
wollen Berater- bzw. neudeutsch Consulting-Firmen, nachdem sie die "freie Wirtschaft" geschröpft haben, natürlich weiterverdienen und verfallen dann auf öffentliche Einrichtungen,
will ja auch ein gigantischer Schulverwaltungsapparat beschäftigt sein, und er braucht zu seiner Selbstrechtfertigung permanent "neue" Ideen
(vgl. seine nie versiegende Flut neuer Erlasse).
Hier also einige herrlich bescheuerte Trends in Schulen:
Ich hab's schon erlebt, dass bei einer Leitbilderstellung jedes Substantiv ein nettes Adjektiv verpasst bekommen musste ("wertschätzende Zusammenarbeit") und diese Adjektive einem Synonymenlexikon entnommen wurden, aus dem alle Synonyme für "piep, piep, piep / wir ham uns alle lieb" herausgesucht wurden;
ein beliebiges Beispiel dafür, wie geschwollen solche Leitbilder sind:
Und noch ein Schmankerl: (, 15.6.2011); fehlt nur noch, dass der Aasee - wie derzeit der neue Bahnhof in Stuttgart - einem topmodischen "Stresstest" unterzogen wird: da würde ich dem armen stressgeplagten Aasee dann doch tonnenweise Baldrian verabreichen.
"Qualitäts»managment«" , "Qualitätssicherung", "Qualitätskontrolle", "Qualitäts»agentur«" ...
(wie der Hase da läuft, wird klar, wenn eine Schule es tatsächlich geschafft hat, der "Qualitätskontrolle" sage und schreibe 57 prallgefüllte Aktenordner hinzuknallen),
"Schulprogramme":
"Kritisiert wird der enorme Zeitaufwand für die
Entwicklung eines Schulprogramms und das[s] der Inhalt des Schulprogramm[s]
dann teilweise [?] nichts mit dem gelebten Schulalltag zu tun hat."
(Quelle:
)
Letztens sagte ein Fortbildungsleiter, es müsse sich tatsächlich "etwas" ändern, d.h. es dürfe nicht nur im Schulprogramm stehen, das eh keiner lese. Und damit sich etwas auch wirklich "tatsächlich" ändert, muss es sich "nachhaltig" ändern.
Ich habe mich lange dagegen gewehrt, komme aber immer mehr dazu zu denken: wer solche Wörter freiwillig in den Mund nimmt und dabei keinen widerwärtigen Geschmack auf der Zunge verspürt, ist splitterfaserdumm - also karrieregeeignet.
PS: | So viele Floskeln auf einem
Haufen, das muss man erst mal schaffen: (das ist natürlich von einem Pädagogikprofessor!) |
PPS: | ... und dann noch das absolute
Meisterwerk turboschnittiger modischer Floskeln: |