ältere Schüler als Lernbegleiter
Ich vermeide hier bewusst das Modewort "Coach"
(das mindestens so bescheuert wie „[VIP-]Lounge“ ist)
und zeige deshalb lieber eine gemütlich-abgewrackte Couch.
Aber schauen wir uns dennoch mal die verschiedenen Bedeutungen von "Coach" an:
Am Begriff "Mentor im Managment" wird da klar, woher der Wind weht, nämlich wieder mal aus dem oftmals so aufgeplusterten Management-Jargon
(und ganz am Ende kommt so ein Quatsch dann verlässlich auch in Schulen an):
Besser gefällt mir allerdings das Wort "Mentor":
„Mentor […] ist in Homers Odyssee der
Sohn des Alkimos aus Ithaka. Als Odysseus in den trojanischen Krieg aufbricht,
übergibt er seinen Sohn Telemachos und seinen Hausstand Mentor, seinem Freund
und Altersgenossen. In die Gestalt Mentors schlüpft immer wieder die Göttin
Athena, wenn sie ihrem Schützling Odysseus oder dessen Sohn mit Rat und Tat zur
Seite stehen will.
[…]
Von der Rolle des Mentor für Telemachos im
homerischen Epos leitet sich der Begriff Mentor für einen älteren, klugen und wohlwollenden Berater eines
jungen Menschen her.“
[Quelle:
; rote Hervorhebung von mir, H.St.])
Aber der Mentor in dieser Definition ist mir noch zu sehr "Berater", d.h. einer, der Rat-Schläge gibt, also immer (besser) weiß, wo's langgeht.
Am besten aber gefällt mir aber "Begleiter", also einer, der "einfach" nur mitgeht - statt allein lässt:
"Oh no love! you're not alone
No matter what or who you've been
No matter when or where you've seen
All the knives seem to lacerate your brain
I've had my share, I'll help you with the pain
You're not alone
Just turn on with me and you're not
alone
Let's turn on with me and you're not alone
Let's turn on and be not alone
Gimme your hands cause you're wonderful
Gimme your hands cause you're wonderful
Oh gimme your hands."
(Quelle:
David Bowie: Rock and roll suicide)
"When you walk through
a storm,
Hold your head up high,
And don't be afraid of the dark.
At
the end of a storm,
There's a golden sky,
And a sweet silver song of a
lark.
Walk on through the wind,
Walk on through the rain,
Though
your dreams be tossed and blown ...
Walk On! Walk On! With hope in your
heart,
And you'll never walk alone ...
You'll never walk alone
Walk On! Walk On! With hope in your heart,
And you'll never walk alone ...
You'll never walk alone."
(Quelle: Gerry and the Pacemakers: You’ll Never Walk Alone)
Wichtig an "[...] der Begriff Mentor für einen älteren [...] Berater [...]“ ist mir auch das Wort "älteren":
als schulische Lernbegleiter kommen
(ohne zusätzliches Personal)
in Frage
im Vergleich mit Schülern immer ältere Lehrer,
ältere (!) Schüler, und damit meine ich an Gymnasien und Gesamtschulen doch vor allem Oberstufenschüler (für Unter- und Mittelstufenschüler).
Eigentlich sollten ja die Lehrer die Lernbegleiter sein.
Nun signalisiert das Wort „eigentlich“ aber immer, dass das Gemeinte
zwar ein (allzu) schöner Traum ist,
aber aus mehr oder minder guten Gründen
(oftmals nur Gewohnheit und Denkfaulheit)
doch nicht Realität ist bzw. wird.
Warum also oftmals nicht die Lehrer?
, weil die modische „individuelle Förderung“ zwar ein schönes Ideal ist, aber oftmals an allzu großen Klassen scheitert;
, weil einige Lehrer (verhinderte Universitätsprofessoren) sich nur als Wissens-Prediger, aber eben nicht als Lernbegleiter verstehen;
, weil es in fast jeder Klasse Schüler gibt, die über die allgemeine individuelle Förderung hinaus einer (zeitweisen) 1:1-Begleitung bedürfen
(und das sind keineswegs nur von Geburt aus [?] dumme Schüler, sondern z.B. solche mit Konzentrationsschwierigkeiten oder schwierigem sozialem Hintergrund; vgl. );
, weil Lehrer Noten vergeben und deshalb aus Sicht vieler Schüler auf der „dunklen Seite der Macht“ stehen
(und zwar selbst dann, wenn ein Lehrer Lernbegleiter ist, der den Schüler derzeit nicht unterrichtet - aber demnächst eventuell doch?);
, weil aus Sicht vieler Schüler Lehrer qua Amt steinalt sind
(und derart "schulkompatibel", dass es scheint, als wären sie noch nie jung gewesen),
also allzu alt, um noch verständnisvolle und vertrauenswürdige Begleiter zu sein;
, weil jüngere Schüler oftmals
vor gewissen Lehrern Angst,
vor „coolen“ älteren Schülern („richtigen Männern [und Frauen]“) aber bewundernden Respekt haben.
(Schon bei meinem dreijährigen Sohn war es eine gute Idee, keine Baybysitterin, sondern einen Babysitter einzustellen, den mein Sohn damals grenzenlos bewundert und dem er bedingungslos gefolgt ist.)