wann wird ihnen endlich das Maul gestopft?

Wohl alle inkl. der "Bildungsforscher" und auch der PISA-Verantwortlichen waren maßlos überrascht davon, welch enormen Nachhall PISA in Deutschland gefunden hat

(die Deutschen brauchten "sowas" - und der PISA-Weltchef ist ein Deutscher).

Jetzt aber sonnen diese "Bildungsforscher" (insbesondere Schleicher, Prenzel & Co.) sich seit geraumer Zeit im Glanz ihrer Popularität - und müssen durch andauernd neue Kritik

(man kann gar nicht schwarz genug malen und nicht oft genug in der Wunde "rumpulen")

und todsichere Verbesserungsvorschläge natürlich dafür sorgen, dass sie auch weiterhin im Rampenlicht bleiben.

Weil der von der Kultusbürokratie eingestielte "PISA-Folge-Aktionismus" aber schon längst schwindelerregend ist, bleibt den "Bildungsforschern" gar nichts anderes, als nun - in einem letzten Aufzucken? - Vollgas zu geben und nach der  Total"reform" zu krähen:

"Focus" 11/2007 vom 12.3.07 (S. 38ff):

  1. "Einen radikalen Richtungswechsel des deutschen Bildungssystems fordern die Wissenschaftler in ihrer von der bayrischen Wirtschaft [!] finanzierten [...] Expertise [!] zum Thema »Bildungsgerechtigkeit« ."

  2. "Besonders hart gehen die Forscher mit den Lehrern ins Gericht. Diese sähen sich nicht als »Personal«  in einem »Unternehmen«  [!], im Mittelpunkt ihrer Interessen stünde die »eigene Person« . Um dies zu ändern, plädieren die Hochschulprofessoren dafür, Lehrer nur noch befristet anzustellen und sie zu Fortbildungen zu verpflichten. Beschäftigung und Gehaltsentwicklung sollten an erfolgreich absolvierte Weiterbildungsmaßnahmen gekoppelt werden."

  3. schiebt der "Focus" immerhin mit einiger Ironie nach

(und stellt damit doch alle vorherigen "Experten"-Zitate in Frage):

"Angesichts der massiven Kritik an der Lehrerschaft fällt die Auseinandersetzung der Professoren mit ihrer eigenen Zunft sehr zurückhaltend aus. Eine »Karriere in Forschung und Lehre«  resultiere aus der »wissenschaftlichen Qualifikation heraus« , heißt es dazu. »Dies sollte sich auch nicht ändern.«  Gelegenheit, diesen Standpunkt zu überprüfen, haben die Wissenschaftler schon bald. Der kommende Hochschulverbandstag Mitte März steht unter dem Motto »Exzellenz in der universitären Lehre« ."

(Nebenbei: was qualifiziert eigentlich "Focus"-Redakteure?)

Mich interessiert hier natürlich vor allem der 2. Punkt:

Nicht dass ich (als Lehrer) mir diesen Schuh anziehe, aber diese Pauschalisierung

(vgl. Bild und Bild )

ist natürlich schlichtweg infam - und qualifiziert die "Experten", wenn sie es denn so gesagt haben, vollständig ab.

Ich lebe mit einer sehr angenehmen Schülerschaft, aber es gibt massenhaft LehrerInnen, die unter allerschwersten Bedingungen unterrichten müssen

(Universitätsprofessoren hingegen nicht!),

und mit allgemeinen Urteilen auch auf diesen LehrerInnen rumzutrampeln, ist nurmehr gefühllos - oder bösartig.

Da muss man wahrhaft nicht selbst LehrerIn sein, um kategorisch festzustellen, dass solche ressentimentbeladenen Pauschalurteile über LehrerInnen

(wie über sonst keinen anderen Beruf)

sich

(mehr denn je!)

endgültig verbieten. Deshalb sind Leute

(und dazu noch "Bildungsexperten"),

die derart dumpfbackig pauschal auf LehrerInneN

(oder einer x-beliebigen anderen Menschengruppe)

rumhacken, für mich genauso pauschal "unten durch":

Bild

(was impliziert, dass ich bereit wäre, ins Angestelltenverhältnis zurück zu kehren - wenn nicht die Finanzen das einzige Kriterium wären;
allemal bin ich aber gegen die Verbeamtung von [Mangelfach-]LehrerInnen nach allzu kurzer Zeit, wenn sie also noch nicht ihr "wahres Gesicht" gezeigt haben).

Aber der Vorschlag, nun massenhaft Lehrerfortbildungen einzuführen und davon das berufliche Fortkommen abhängig zu machen, ist doch vielfach zweifelhaft:

  1. gab und gibt es doch viel zu wenig Fortbildungen, so dass diejenigen LehrerInnen, die sich ja durchaus fortbilden wollen, kaum Gelegenheit dazu haben.

  2. ist die "Qualität" vieler Fortbildungen höchst zweifelhaft, weil die "Fortbilder" oftmals kilometerweit von der Schulwirklichkeit entfernt sind.

(Wer also soll die Fortbildungen durchführen, d.h. "Fortbilder" sein? Ich wette, am liebsten die "Bildungsexperten" selbst mit ihrem Personal-Dunstkreis, denn da tut sich ja ein herrliches neues "big money" auf!)

  1. bekommt man heutzutage kaum mehr für eine Fortbildung frei, weil ja zum Verrecken kein Unterricht mehr ausfallen darf.

(Ich höre schon den Einwand, die LehrerInnen könnten sich ja an Wochenenden und in ihren grenzenlos langen Ferien fortbilden. Da hätte ich nicht mal was gegen - und doch: in den allermeisten anderen [zumindest nicht-selbstständigen] Berufen  finden Fortbildungen durchaus während der Arbeitszeit statt. Und da der Unterricht ja angeblich so schlecht ist, wäre es doch gar nicht so schade, wenn er zeitweise zugunsten unterrichtsverbessernder Fortbildungen ausfiele.)

  1. sind Fortbildungen und die Teilnahme an ihnen kein Positivkriterium an sich: desinteressierte KollegInnEn

(die es in jedem Beruf gibt!),

werden nur pro forma an solchen Fortbildungen teilnehmen, sie also "auf einer Arschbacke absitzen".

(Nebenbei: wie misst man "erfolgreich [!] absolvierte Weiterbildungsmaßnahmen" - und wer misst? Vgl. Bild )

Man schaue sich nur mal an, was teilweise bei den inzwischen

(genauso blödsinnigen)

zwangsweisen Fortbildungen von Ärzten passiert: überarbeitete oder desinteressierte Ärzte melden sich morgens mit einer Chip-Karte bei solch einer Fortbildung an, gehen dann wieder an ihre liegengebliebene Arbeit und melden sich abends mit der Chip-Karte wieder ab, bekommen also ihre "erfolgreiche" Teilnahme bescheinigt und sammeln derart ihre neckischen Punkte.

(Und an diesen Ärzte-Fortbildungen verdient sich eine ganz neue Branche dumm und dämlich!)

Überhaupt wird über die Inhalte der Lehrerfortbildungen in dem "Focus"-Artikel

(auch in der "Expertise" der "Experten"?)

ja kein einziges Wort verloren.

(Es ist wie mit der neuen - noch so ein Unwort: - "SPrachSTandsfestSTellung" für Vierjährige in NRW: man macht zwar - irgendwas muss man ja tun?! - vorsorglich schon mal eine "Diagnose", obwohl man noch keinen blassen Schimmer bzgl. der "Therapie" hat.)


Vielleicht sollte man aber wohlwollender an den "Focus"-Artikel bzw. die "Expertise" der "Bildungsexperten" rangehen, denn darin steht auch

(zusätzlich zum bereits oben Zitierten):

"Den größten Teil ihrer Studie widmen die sieben namhaften Experten den Zuständen an den deutschen Schulen. Sie sollen, so die Hauptforderung, wesentlich mehr Autonomie erhalten. Der Staat dürfe [!] lediglich Finanzierung und Lerninhalte vorgeben. Welches Personal sie beschäftigen und wie sie ihr Budget einsetzen, sollten die Schulen künftig selbst entscheiden. Zudem sollten die Bildungsstätten in private Hände übergehen. »Wir meinen damit nicht gewinnorientierte Unternehmen, sondern Kommunen oder Kirchen« , konkretisiert der Kieler Wissenschaftler und deutsche Pisa-Chef, Manfred Prenzel, die Vorgabe."

Das kann man probeweise doch auch mal so lesen:

  1. brauchen die Schulen - "so die Hauptforderung" - echte Autonomie

(also nicht das, was heutzutage unter Bild "selbstständige Schule" firmiert: "Welches Personal sie beschäftigen und wie sie ihr Budget einsetzen [...]"),

d.h. ihnen redet keiner mehr von oben rein.

Bzw. von oben kommen laut "Focus"-Zitat "lediglich" noch Finanzierung und Lerninhalte (Lehrpläne), aber sonst rein gar nichts mehr

(keine überwachung, Regelung und Prüfung mehr - wie derzeit ja nur vermehrt).

  1. mag man sich streiten, ob tatsächliche alle Schulen "in private Hände übergehen" sollten

(immerhin verstehen die "Bildungsexperten" darunter keine Unternehmen!).

Aber die "Bildungsexperten" unterstellen doch, dass

(neben "den" LehrerInnen)

die staatliche Gängelung von Schulen

(nochmals: also genau das, was derzeit massiv ausgebaut wird!)

die Hauptschuldige an der Misere und schlichtweg irreparabel ist, also

(zugunsten privater bzw. kommunaler Träger)

ersatzlos abgeschafft gehört.

(Damit aber verderben es sich die "Bildungsforscher"

[die allerdings immer schon auf Seiten der "Wirtschaft" standen, denn PISA ist ein Teil der OECD = Organization for Economic Cooperation and Development]

mit ihrer ebenso treuesten wie einzigen Klientel, nämlich der Kultusbürokratie, denn an den aus PISA hervorgegangenen Aktionismus glaubt doch - so behaupte ich mal nun meinerseits pauschal - keinE einzigeR PraktikerIn, sprich: LehrerIn.

[... was ja keineswegs heißt, dass alle LehrerInnen "die" Schule so beibehalten wollten, wie sie ist.])