die Prüfung der Prüfer

 

"Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.[...] Bete sie nicht an und diene ihnen nicht."

"»Keine Evaluation [...] findet statt ohne Beteiligung legitimierter und anerkannter Fachvertreter.«
Wer legitimiert jene Fachvertreter?
[...]
Wer also innerhalb der entscheidenden Gremien des Staates, der Landesverwaltungen und Behörden kann als legitimiert, gar als Bildungs-Fachmann gelten?
Wer ist nachwei[s]bar kompetent, um in Prüfungsordnungen eingreifen zu dürfen, um eingereichte Curricula beurteilen und genehmigen, um Rahmenpläne bewerten zu können?"
(zitiert nach Bild  )

... oder: wo sind denn die Leute, die nicht qua Amt, sondern pädagogisch qualifiziert wären, meinen Unterricht zu bewerten oder mir gar Vorschriften dafür zu machen?!

Dabei kenne ich durchaus Leute, vor denen ich einen so großen pädagogischen Respekt habe

(den ich vergebe!),

dass ich mir von ihnen gerne kritische Ratschläge zu meinem allemal nicht perfekten Unterricht geben lasse. Aber sie sind (natürlich!) alle nicht in "Ämtern".

Nochmals gewendet: ein "Amt" untergräbt sowieso, was allein zu Einsicht und damit einer verlässlichen Verbesserung führen kann: Vertrauen.


"Wir brauchen Ausbilder und Ausbilderinnen, die ihren Referendaren den optimalen Unterricht vormachen können, nicht solche, die hinten sitzen und nur Noten verteilen, aber selbst nicht in den Ring steigen. Die Unehrlichkeit, die damit verbunden ist, dass die Bewerter es selber nicht besser machen müssen, ist ein wesentlicher Grund dafür, dass sich eine pragmatische Sicht auf Unterrichtsqualität in Deutschland nicht durchsetzen konnte.
[...]
Während der ideale Weg eigentlich völlig klar ist – Ausbildung und Weiterbildung durch Personen, die es selber wirklich gut können, verbessern – tut Bildungs- und Schulpolitik natürlich nicht dieses, weil ihnen der Weg zu teuer oder zu mühselig oder zu langwierig erscheint. Sie wollen schnell agieren. Die billigste Methode war die Formulierung von Bildungsstandards oder es sind Reformen, die an der Struktur und an der Organisation des schulischen Lebens etwas ändern.
[...]
Im pädagogischen System dürfen nur solche Personen aufsteigen, die nachgewiesener Maßen hervorragende Lehrer sind, d.h. die [unter anderem; H.St.] schwierigen Klassen etwas beibringen können. Es sollte nur derjenige zum Schulleiter, zum Schulrat und weiter aufsteigen, der auch eine nachgewiesene pädagogische Autorität ist.
[...]
Insofern ist auch das Qualitätsmanagement ein ungeeigneter Weg zur Verbesserung von Qualität. [...]"
(Rainer Dollase in Bild "Was macht erfolgreichen Unterricht aus?")

... ganz abgesehen davon, dass man sich ja streiten kann, ob die Referendarsausbildung und die Kultusbürokratie reformierbar, ja überhaupt sinnvoll sind bzw. ob sie bisher mehr Porzellan zerschlagen als gekittet haben.

Ergänzen würde ich zudem, dass niemand einen höheren Posten "auf Lebenszeit" erhalten darf: jeder, der über andere mitentscheidet

(ihnen Vorschriften macht oder sie kontrolliert - wofür ich mich niemals hergeben würde),

muss

  1. noch ein Standbein im Unterricht haben,

  2. nach einigen Jahren "verschärft" in diesen zurückkehren, um gegebenenfalls das auszulöffeln, was er selbst eingebrockt hat.


Bild

... und dann kommt irgendwann unweigerlich die "Qualitätskontrolle" in die Schulen. Die Kontrolleure lesen sich dann hunderte und tausende Seiten geschönter Selbstdarstellung der Schulen durch

(DieDaktiker: "verbindlich im Ton, unverbindlich in der Aussage")

und besuchen im Zwanzigminutentakt massenhaft LehrerInnen in deren Unterricht.

Es ist mir ein Rätsel, wie man sich dafür hergeben kann, und überhaupt kann ich gar nicht so tief sinken, LehrerInneN Vorschriften zu machen oder sie zu kontrollieren.