Schule ist unwichtig
(angesichts des Coronavirus )

Stand: März 2020 (also mitten in der ersten "Welle"; die zweite folgte dann im November/Dezember... 2020)

Inzwischen ist es Kult, sich die Pressekonferenzen des SC-Freiburg-Trainers Christian Streich anzusehen, in denen er sich in breitem Alemannisch nicht nur zu Fußball, sondern zu Gott und der Welt äußert. Er schwadroniert da immer ungeniert drauflos, hat das Herz am rechten Fleck und durchweg liberale Ansichten.

Und so hat er sich (natürlich!) auch zur „Coronakrise“ geäußert:

Ist es nicht herrlich, dass er da

Und so gebe auch ich im Folgenden "meinen Senf dazu", allerdings mit der Einschränkung "das Coronavirus und seine Einwirkungen auf die Schule".

Noch eins zu Streich: er weist deutlich darauf hin, dass uns Laien gar nichts anderes übrig bleibt, als den Wissenschaftlern zu vertrauen.


"Den Senf dazu geben" bedeutet oftmals, den lange vorher fertigen "Senf" über jede neue Aktualität zu kippen,

(wie schön, wenn die vorausgesagte Katastrophe dann endlich doch eintritt),

... Vorwürfe, denen auch ich mich stellen muss?


"Für alles andere ist später wieder Zeit", also auch für die Schule.

Aber weit gefehlt: zu allererst muss man


(, 14.3.2020)

Und da deutet sich auch schon die zweite große Sorge an, nämlich dass

(vorm Fernsehgerät, Computer oder einer X-Box/Playstation),

Die "digitale" Kommunikation (?) ist aber das einzige Mittel, Schüler flächendeckend zu Hause zu unterrichten:


(, 13.3.2020)

Die Digitalfuzzis unter den Lehrern sind also jetzt in der „Coronakrise“ besonders wichtig („systemrelevant“) und erhalten dadurch endlich ihre höhere Weihen:

Und „natürlich“ ist die schleppende Digitalisierung der Schulen schuld, wenn jetzt in der „Coronakrise“ die Kommunikation mit den Schülern nicht richtig läuft:

Die Frage "Wird die Coronakrise zur Bildungskrise?" ist dabei - typisch "Spiegel" - offensichtlich eine rhetorische Frage mit der klaren Antwort "Ja!". Meine Antwort hingegen ist:

macht mal halblang, die Schulwelt geht noch nicht unter, nur weil die Schulen jetzt (vorerst) drei Wochen geschlossen sind.

(O.k., im Nachhinein gestehe ich gerne ein, dass einige Leute erheblich hellsichtiger waren, was die Dauer des Schulausfalls angeht.)

Ich kann den Artikel "Wird die Coronakrise zur Bildungskrise?" allerdings nicht ganz lesen, weil ich kein -Abo habe. Aber er wird begleitet von diesem Artikel:

Hier zeigt sich die erste Möglichkeit, Schule in Zeiten der "Coronakrise" fortzuführen:

(und hoffentlich gut).

Nun liegt es mir fern, ein Ideal in einer Mischung aus Neid und Beckmesserei kaputt reden zu wollen, aber ...

... aber man sollte doch erwähnen, dass die o.g. Lehrerin McGee an einer elitären Privatschule, nämlich der in Neuss, unterrichtet.

(Nebenbei: einen englischen Namen für eine Schule in Deutschland finde ich selbst dann affig, wenn die Schule gezielt international

[Schülerschaft, Unterrichtssprache, Auslandskontakte]

arbeitet.)

Die ISR finanziert sich ausschließlich durch von den Eltern zu entrichtendes Schulgeld, was natürlich bedeutet, dass die Schüler allesamt aus gut “betuchten“ Haushalten kommen.

Wenn man mal mit dem Zustand vieler öffentlicher Schulen vergleicht, ist die ISR also offensichtlich (auch mit Computertechnik) bestens ausgestattet. Kein Wunder also, dass sie jetzt während der „Coronakrise“ den ansonsten unveränderten Unterricht in alle Elternhäuser übertragen kann.

... wozu allerdings auch die Empfängerseite (also die Elternhäuser) gut mit Computern ausgestattet sein muss (müssen), was bei der Klientel der ISR wohl kein Problem sein wird.

Es geht aber eben nicht nur um Computer, sondern auch um Schüler, die bereitwillig "mitspielen" - und um Eltern, die da ein Auge drauf halten und überhaupt "bildungsbewusst" sind

(wobei mir der Bildungsbegriff vieler Reicher doch sehr einseitig zu sein scheint: sie verwechseln Bildung mit Karriere).

Man kann wohl getrost voraussetzen, dass die Eltern der ISR-Schüler solches Bildungsbewusstsein mitbringen.

An vielen öffentlichen Schulen sieht es allerdings ganz anders aus:

(und somit kommt der "Digitalpakt" wohl wirklich zu spät);

(verständlicherweise aber wohl Smartphones)

und beispielsweise auch keine Drucker; 

(nicht digital überstellten, sondern im Unterricht gestellten)

Hausaufgaben anfangen.

Zuguterletzt in diesem Kapitel: es ist doch wohltuend, Folgendes zu lesen:


( 11/2020)

... wobei ich mir allerdings keineswegs sicher bin, ob diese halbironische Prognose zutreffen wird - oder ob der Siegeszug der Computer (auch in Schulen) nach der Coronakrise überhaupt erst so richtig losgeht, und zwar eben nicht (nur) als Sachzwang, sondern (auch) als Ideologie, die sich als Sachzwang ausgibt:


Ein zweites sinnvolles Konzept bestünde darin, den Schülern medial aufgearbeitete "Selbstlerneinheiten" anzubieten. Davon gibt es aber bislang viel zu wenige

(bzw. viel zu wenig brauchbare),

und zwar u.a. deshalb, weil allzu oft auf die technische Ausstattung von Schulen geachtet wurde, nicht aber darauf, wie die Technik angewandt werden kann: die Computerfuzzis meinten ja immer, durch die technische Ausstattung werde alles andere pädagogisch sinnvoll automatisch besser, und haben durch solche betriebsblinde Selbstherrlichkeit den Einsatz von Computern in Schulen sogar eher behindert als gefördert.

Hier mal eine von mir konzipierte „Selbstlerneinheit“ zur Irrationalität der

(vor inzwischen 20 Jahren, also noch in der Steinzeit des Computers erarbeitet):

Bild


Die dritte und derzeit wohl mit Abstand am häufigsten angewandte „digitale“ Möglichkeit besteht darin, dass Lehrer den Schülern klassische Aufgaben zukommen lassen.

Viele Lehrer werden sicherlich versuchen, die ihnen von den Schülern zugesandten Lösungsversuche anzuschauen und dann individuelle Hilfen zu geben - was bei den acht oder mehr Klassen, die ein Lehrer unterrichtet, mit jeweils ca. 30 Schülern eine wahre Herkulesarbeit ist!

(Soviel zur Vorstellung, die Lehrer säßen jetzt gemütlich zuhause und würden Däumchen drehen.)

Und so werden die Schüler derzeit totgeballert mit


(, 28.3.2020;
wenn man allerdings die vielen Ablenkungen abziehen würde,
bliebe vermutlich netto eine viel geringere tatsächliche Arbeitszeit übrig)

(warum tut ein Lehrer sich die Korrektur von solchen Unmengen an?).

(Viele) Lehrer sind

(vielleicht gerade wegen des gängigen Vorurteils, dass sie faul seien)

keineswegs faul, sondern ganz im Gegenteil übereifrig, ja, sie sind päpstlicher als der Papst und tun sehr viel mehr, als von ihnen verlangt wird. Und sie meinen allen Ernstes, die Schüler sollten nun genauso lange zuhause an Aufgaben arbeiten, wie sie sonst in der Schule säßen.

Schon im normalen Schulalltag sprechen sich Lehrer fast nie über die Aufgabenlängen ab. Spätestens jetzt während der "Coronakrise" findet solch eine Absprache aber sicherlich gar nicht mehr statt, sondern jeder Lehrer ballert massenhaft Aufgaben für sein Fach raus - und bekommt vermutlich nichtmal Rückmeldungen von Schülern über die Aufgabenfülle und Bearbeitungslänge.

All das wird auf Schülerseite aber diese Folgen haben:

Und eines ist allemal klar:

(vgl. und unten ):

(Quelle: ) 

Ich vermute also, dass

(vgl. ),


Es ist doch noch lange keine Pädagogik, wenn man als Lehrer

  • Aufgaben an die Schüler versendet

(z.B. im Schulbuch S. 14, Aufgabe 7)

  • und die Rücksendung der Lösungen durch die Schüler einfordert

(also nur kontrolliert, ob [nicht wie] die Schüler die Aufgaben bearbeitet haben).

Bevor man nun aber über die faulen Lehrer schimpft: es ist ein enormer Aufwand

(viel größer als im normalen Unterricht),

  • online individuell auf Schüler einzugehen
  • und Online-Lehrgänge zu erstellen

(mal ganz abgesehen davon, dass vielen Lehrern dazu sowohl die Technik als auch das know how fehlt).


Es gibt grob gesagt zwei Möglichkeiten:

(wieviel Geld man doch sparen könnte, wenn wenige exzellente Lehrer perfekte digitale Unterrichtseinheiten erstellen würden!);

Dieses Scheitern ahnt wohl auch die Schulministerin von NRW:


(, 18.3.2020)

Wenn die Schulministerin meint, "appellieren" zu müssen, scheint das wohl dringend nötig zu sein:

Die Ministerin spricht natürlich (blau unterstrichen) die Mahnung an die Schulen / Lehrer aus, die „Schüler digital mit Aufgaben [zu] versorgen [...]“

(also nur die dritte oben genannte und allemal zweifelhafteste Variante).

Bemerkenswert ist da aber der kleine Zusatz „[...] sofern sie [die Schulen] über die technischen Möglichkeiten verfügen“. Das heißt doch wohl, dass einige / viele Schulen nicht über diese Möglichkeiten verfügen - und somit ihre Schüler einfach nur in verlängerte Ferien schicken können? Und was ist eigentlich, wenn

Am interessantesten sind aber die rot unterstrichenen Passagen:

    1. die Schüler sollen jetzt zuhause lernen, „auch wenn der Lernstoff nicht prüfungsrelevant sei“;
    2. die 2,5 Millionen Schüler (in NRW) „sollten [...] ihr Material freiwillig bearbeiten.“

Dabei signalisieren die Konjunktive „sei“ und „sollten“, dass die Äußerungen der Schulministerin in indirekter Rede wiedergegeben sind, was den Nachteil hat, dass man nicht weiß

(und ich auch nirgends im Internet herausfinden kann),

was die Ministerin denn genau gesagt hat.

Nun interessieren ja normalerweise niemanden die (gesalbten) Worte einer Schulministerin, sondern nur ihre Taten, also die Erlassflut, die Schüler und Lehrer ausbaden müssen.

Im vorliegenden Fall ist das allerdings anders:

war da der Konjunktiv "sollten" nicht nur ein Signal für die Wiedergabe in der indirekten Rede, sondern hat die Ministerin auch schon "sollten" oder gar "sollen" gesagt?:

Vielleicht ist es ja sogar gut, dass niemand (und schon gar nicht die Schüler) auf die Worte einer Schulministerin hört (hören). Denn die Schüler könnten aus den Äußerungen der Ministerin doch schließen und sich darauf verlassen, dass

Das aber hätte sicherlich zur Folge, dass viele Schüler sofort ihre Arbeit einstellen und in die wohlverdienten Corona-Ferien gehen würden. Und falls ihnen später ein Lehrer solche "Arbeitsverweigerung" ankreidet, können die Schüler sich allemal auf die Schulministerin berufen.


Des weiteren hat die Schulministerin von NRW in einer Presseerklärung verlautbaren lassen:

 

Nun ist das ja mit "Die Bemühungen des Schulministeriums sind darauf ausgerichtet [...]" (bewusst?) windelweich formuliert. Soll das heißen: das Schulministerium bemüht sich zwar, will oder kann es aber nicht garantieren?

Nun fürchtet so ein Schulministerium ja nichts so sehr wie eine Klagewelle oder gar einen allgemeinen Elternaufstand (vgl. G8/9).

Ich bin zwar kein Jurist, aber ich wette, dass es sich prächtig gegen Schuljahrsendnoten und die Ergebnisse zentraler Prüfungen klagen lässt, wenn wochenlang regulärer Unterricht ausgefallen ist

(oder durch schlappes Aufgaben-Versenden ersetzt wurde).

Und was ist

(und mir scheint alles darauf hinzudeuten),

wenn es keineswegs reicht,


Wie lange die Schulen noch geschlossen sein werden:


(Sind Schulen kurz- oder mittelfristig „systemrelevant“?)


Deshalb mein Vorschlag zur Güte:

zumindest für den Fall, dass der Schulausfall noch über die Osterferien hinaus fortgeführt werden muss, verfüge ich hiermit in meiner selbstherrlichen Machtvollkommenheit

(und ich vermute, dass die großen Tiere  in der Schulpolitik und -bürokratie da auch noch drauf kommen werden):

 
  1. : dieses Jahr bleibt kein einziger deutscher Schüler sitzen

(aus guten Gründen ist das Sitzenbleiben ja sowieso nicht mehr politisch gewollt);

  1.  : in Oberstufenkursen werden in diesem Halbjahr grundsätzlich keine Fehlkurse vergeben;
  2. : nach den entsprechenden Schuljahren werden ohne Prüfungen die Hauptschul- und Realschulabschlüsse vergeben sowie die Versetzung in die gymnasiale Oberstufe ausgesprochen.

Zum Abitur siehe .


Es ist alles so einfach, denn

Schule ist unwichtig
(angesichts des Coronavirus )

(... außer für Alleinerziehende und Eltern, bei denen beide Elternteile arbeiten [müssen]:

 

Anders gesagt: Schule ist für viele Eltern eine unabdingbare Kinderverwahranstalt, es geht also nicht [nur] darum, dass die Kinder was lernen.

Für viele Schüler ist die Schule hingegen nur wichtig als Begegnungsraum mit Freunden. Der Unterricht ist dafür aber nur der leider unvermeidliche Anlass.)

Und bei vielem Unterricht (auch meinem früher?) verpassen die Schüler wohl auch nicht viel, wenn sie ihn verpassen.


Mehr noch: es sollte sogar ein bisschen

Schule ist unwichtig
(auch ohne das Coronavirus )

gelten.

Nur weil bei der PISA-Veranstalterin OECD ab und zu der Magen-Darm-Trakt zwickt, muss ja noch lange nicht ganz Deutschland furzen und Durchfall haben.

 Gehen "wir" Schule doch mal gelassener und humorvoller, dann aber auch endlich interessanter an!

Gerade jetzt wäre mal die Zeit, die Schüler nicht mit Aufgaben totzuballern, sondern interessante

(und doch fachlich effektive)

Unterrichtseinheiten zu wagen!


In meiner münsteraner Lokalzeitung gibt es jeden Tag eine "Service"-Seite, die weitgehend nicht mehr von der ausgedünnten münsteraner Redaktion verfasst, sondern großteils von dpa eingekauft wird, die damit offensichtlich halb Deutschland zumüllt.

Nach Abschluss meines obigen Textes zur Schule in Zeiten der "Coronakrise" ist da aber ausnahmsweise wirklich mal ein besonders guter Text erschienen:


(, 20.3.2020)

Mit

"Letztlich ist es 'nur' Schule"

spricht mir die Lerntherapeutin Stephanie Kaye ganz aus der Seele!