Man kann nicht bei allen Wörtern ihrer Ethymologie, also Herkunft bzw.
ursprünglichen Bedeutung nachspüren
(falls die überhaupt rekonstruierbar sind),
und schon gar nicht ist eine frühere Bedeutung automatisch
besser oder gar richtiger als eine
heutige.
Und genauso wenig kann man alle „verblassten“ Metaphern wieder
„kontrastreich“ machen:
„Je
nach Gebräuchlichkeit [...] lassen
sich Metaphern unterscheiden in neuartige metaphorische Ausdrücke, die
teilweise als kühn empfunden werden, klischeehafte Metaphern
(z. B. das
Feuer der Liebe),
deren metaphorischer Status trotz der häufigen Verwendung noch spürbar
ist, sowieverblasste
Metaphern,
deren metaphorischer Ursprung nicht mehr präsent ist
(beispielsweise wird Leitfaden kaum
noch mit Ariadneassoziiert).“
(Quelle: ).
Wenn man der Ethymologie aller Wörter nachspüren und alle verblasstern (toten)
Metaphern wiederbeleben wollte, käme man zu nichts anderem mehr. Und
dennoch können einem solches Nachspüren & Wiederbeleben ab und zu doch
allemal interessante neue Perspektiven liefern.
Merkwürdig finde ich es aber doch, dass ich mich als altgedienter Lehrer nie
gefragt habe, warum Schulfächer eigentlich „Fächer“ heißen. Nunja, man wird halt
betriebsblind.
Wenn man auch den Plural zuläßt, ist „Fächer“ ein
(was für ein schönes Wort, und auch da wüsste ich doch allzu gerne etwas über seine
Herkunft:)
„Teekesselchen“:
“Teekesselchen, auch Teekessel, ist ein Spiel, bei dem
die Spieler ein Wort mit mehreren Bedeutungen, also ein Homonym oder ein
Polysem, aufgrund der Definition der Bedeutungen erraten müssen.“
(Quelle:
)
“Als Homonym (altgriechisch ‚mit gleichem Namen‘)
bezeichnet man ein Wort, das für verschiedene Begriffe steht. [...] Ein
Beispiel ist das Wort „Tau“, das ein Seil, den morgendlichen Niederschlag
oder einen Buchstaben des griechischen Alphabets bedeuten kann. Der
Begriff Homonymie ist ein Gegenbegriff zum Begriff der Synonymie: Bei der
Homonymie steht derselbe sprachliche Ausdruck für verschiedene Begriffe, bei
der Synonymie stehen verschiedene sprachliche Ausdrücke für denselben
Begriff.“ (Quelle:
)
“Polysem (von griechisch πολύς polys
„viel“/„mehrere“ und σῆμα sema „Zeichen“) wird in den Sprachwissenschaften
ein sprachliches Zeichen (z. B. Wort, Morphem oder Syntagma) bezeichnet,
welches für verschiedene Bedeutungsinhalte oder Begriffe steht. Die
Eigenschaft, polysem zu sein, heißt Polysemie. Polyseme Wörter sind
mehrdeutig. Polysemie unterscheidet sich von der Homonymie vor allem
in der Ausdifferenzierung eines gemeinsamen semantischen Zusammenhangs. Polysemie kann zu Missverständnissen und Fehlschlüssen führen, aber auch
wortspielerisch, sprachschöpferisch oder dichterisch eingesetzt werden.“ (Quelle:
)
"Fächer" bedeutet nämlich
im Singular und Plural
,
nur im Plural
(zum Singular
„Fach“).
Da es zum Plural „Schulfächer“ auch den
Singular „Schulfach“ (z.B.
Mathematik) gibt, kann mit „SchulFÄCHERN“ nur 2., also
, gemeint sein.
(Ich werde unten dennoch auf 1., also
,
zurückkommen.)
Was nun aber sindFächer bzw.
ist dazu
passend ein (einzelnes) Fach ?:
„durch festeres, meist starres Material von der angrenzenden Umgebung
abgeteilter, der Aufbewahrung von etwas dienender Teil eines Behältnisses,
Möbelstücks o. Ä.
Beispiele
das mittlere Fach des Schrankes ist noch leer
die Tasche hat
mehrere Fächer“
(Quelle:
)
Vermutlich direkt von dieser ersten Bedeutung abgeleitet ist die zweite
Bedeutung
„Zwischenraum zwischen den Balken eines Fachwerkbaus füllendes Mauerstück“
(Quelle:
),
also (vgl.
„Fachwerk“).
Und wohl von der ersten, materiellen Bedeutung abgeleitet sind die
immateriellen Bedeutungen
„Gebiet, auf dem sich jemand ausbildet, ausgebildet, spezialisiert hat, auf
dem jemand speziell arbeitet
Beispiele
sie studiert, lehrt die Fächer
Chemie und Biologie
Meister seines Faches sein
er ist vom Fach (ist ein
Fachmann, kennt sich aus auf diesem Gebiet)“
(Quelle:
)
“bestimmte körperliche, stimmliche, darstellerische Gegebenheiten, Fähigkeiten
voraussetzendes Gebiet eines Schauspielers, Opernsängers
Beispiel
vom
lyrischen ins dramatische Fach wechseln“
(Quelle:
)
Wie das Beispiel „sie studiert [lernt] die Fächer Chemie und Biologie“ zeigt, ist ein
Schulfach also „ein Gebiet, auf dem sich jemand [in der Schule] ausbildet
[...]“.
Und schon sind wir
(um es bis zum Exzess zu treiben)
bei der Frage, was ein „Gebiet“ ist:
“unter bestimmten Gesichtspunkten in sich geschlossener räumlicher
[!] Bereich
von größerer Ausdehnung
Beispiele
ein fruchtbares, unterentwickeltes,
exterritoriales Gebiet
das ist städtisches, besetztes, besiedeltes Gebiet
das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland
weite Gebiete des Landes waren
überschwemmt
ein Gebiet (Meteorologie; eine Zone) tiefen Luftdrucks“
(Quelle:
)
Problematisch ist hier insbesondere das arg allgemeine „unter bestimmten
[???] Gesichtspunkten“
(eine Problematik, die sich unten auch bei
„Schulfächern“ zeigen wird).
Denn diese „Gesichtspunkte“
(Bertand Russell: „Ein [einzelner] Gesichtspunkt ist ein geistiger Horizont
mit dem Radius Null.“)
können völlig unterschiedlich sein, nämlich
z.B.
geografisch
(z.B. ist Grönland eine
Insel und die Sahara
eine Wüste; „Insel“ und „Wüste“ sind aber wiederum völlig
unterschiedliche
geografische Kategorien, können sich aber überschneiden oder
Teilmengen
voneinander sein, was z.B. an der kapverdischen Insel Boa Vista deutlich
wird),
historisch und politisch
(z.B. gibt es keinen
geografischen Grund, weshalb die USA und Kanada zwei getrennte Staaten sind).
Interessant finde ich aber auch den merkwürdigen Gegensatz
zwischen
"in sich geschlossener räumlicher Bereich"
und
"exterritoriales [d.h. außergebietliches] Gebiet"
(d.h. geografisch abgetrenntes,
aber politisch eben doch zum Mutterland bzw. zur "freien Welt" gehörendes
Gebiet):
“[Sach]bereich,
Feld, Fach
Beispiele
ein schwieriges, interessantes Gebiet
auf
wirtschaftlichem Gebiet, auf dem Gebiet der Sozialpolitik, auf seinem Gebiet
Fachmann sein“
(Quelle:
; hier
beißt sich also die Katze in den eigenen Schwanz: ein Fach ist ein
Gebiet ist ein Fach ...
Nebenbei: im Hinblick auf
Schulfächer
ebenso entlarvend wie lustig ist, was der Duden über die
Herkunft des Begriffs
„Gebiet“ sagt:
„mittelhochdeutsch gebiet(e) = Befehl
[!],
Gebot [!], Gerichtsbarkeit [!]; Bereich, über den sich Befehlsgewalt oder
Gerichtsbarkeit erstreckt [...]“
[Quelle:
])
Bemerkenswert an den beiden Primärdefinitionen von „Fach“ und „Gebiet“ ist
nun:
„von der angrenzenden Umgebung abgeteilter [...] Teil eines Behältnisses“,
„in sich geschlossener räumlicher Bereich“:
in beiden Definitionen wird also die Abtrennung von der Nachbarschaft betont.
Vgl. das scheinbar unausrottbare, von „Populisten“ geradezu verlässlich
abrufbare Bedürfnis, die eigene Gruppe gegen andere Gruppen abzugrenzen - und
die anderen Gruppen
(oft ausländerfeindlich oder gar rassistisch)
abzuwerten. Ja,
(Selbst-)Definitionen scheinen oftmals überhaupt nur in Abgrenzung von
Anderem, Äußerem möglich zu sein:
„ein Loch ist nichts mit was drumherum“
(da muss das Loch dem Drumherum geradezu dankbar sein)
Man könnte also sagen: es gibt überhaupt kein (einzelnes) „Fach“ (im
Singular),sondern nur (mehrere) voneinander abgegrenzte „Fächer“
(im
Plural).
Und bemerkenswert ist auch, dass die gegenseitige Abtrennung laut der
Fach-Primärdefinition „durch festeres, meist starres Material“ stattfindet. Um
auch hier
(immer höchst zweifelhaft!)
arg „allgemeinmenschlich“ zu sprechen: der (?) Mensch scheint starre Abgrenzungen
zu brauchen, und dann ist beispielsweise ein Ausländer etwas
ganz Anderes, ja
geradezu Un-Menschliches. Übergänge und Gemeinsamkeiten sind da schier
undenkbar
bzw. enorm beängstigend
(vielleicht einfach deshalb, weil man sonst das am „Andersartigen“ Verachtete
[an ihn Delegierte] auch an sich selbst wahrnehmen müsste:
).
Dann ist z.B. Deutschland nur das Gegenteil vom Rest der Welt:
Und dann sind die (alle!?) Deutschen (andauernd!) pünktlich,
ordentlich sowie fleißig und jetzt (2018) plötzlich
(soweit man
Bayern zu Deutschland zählt)
auch wieder christlich
- im Gegensatz zum
Rest der Welt.
Noch kurz eingegangen sei auf die Passage „der
Aufbewahrung von etwas dienender Teil eines Behältnisses“ der obigen
Primärdefinition von „Fach“:
wird da ein Fach
als „Teilmenge“ eines größeren Ganzen
(eines „Behältnisses“) definiert:
(wobei Schubladen ja nur ein Spezialfall der Fächer, nämlich
Schiebefächer sind; vgl. allerdings auch das
„Schubladendenken“: „an starren Kategorien orientierte, undifferenzierte,
engstirnige Denkweise“ [Quelle:
])
legt die Abbildung wieder nahe, dass es (meistens)
gar kein Fach im Singular gibt: wieso sollte man in ein Behältnis eine
einzelne Unterteilung (ein einziges weiteres Behältnis) einbauen?!
(Ausnahmen bestätigen die Regel:
)
wird mit "Aufbewahrung" (von „etwas“?) auch ein erster
Zweck von Fächern genannt
(was man also von Fächern "hat" bzw. wozu der Aufwand
der Fächerherstellung überhaupt betrieben wird).
Nicht genannt ist da aber ein
zweiter, ebenso wichtiger
Zweck, nämlich die (Ein-)Sortierung von Dingen in verschiedene Fächer
(Plural!).
Diese Sortierung erfolgt aber nach den „bestimmten
[manchmal wohl rein subjektiven] Gesichtspunkten“, die oben in der Primärdefinition von „Gebiet“ genannt wurden.
Dabei ist es nahe(!)liegend, dass
benachbarte Fächer
Ähnliches enthalten
(was immer da
die Kriterien des Unterschieds [der Einsortierung in verschiedene
Fächer] und der Ähnlichkeit [der Einsortierung in benachbarte
Fächer] seien):
Zusätzlich gibt es manchmal zwecks
Feinsortierung noch Fächer in
Fächern (in Fächern in Fächern ...):
Dabei sind
Fächer wie Klammern in der Mathematik: sie
können nur ineinander liegen (Teilmengen sein),
sich aber nicht „überlappen“.
(In
der Mathematik ist also
([ ... ]),
nicht aber ([ ...
)
]
möglich.
Und eine Klammer, die
geöffnet wird ( , muss auch wieder geschlossen) werden.
Überhaupt ist eine
[komplette] Klammer [das ist ja ihr Zweck:] immer als
Einheit zu denken
[scheißegal, was
da in der Klammer steht, also z.B. auch
()
].
So bedeutet z.B. 3 •
(x - 2)
, dass die 3
mit der ganzen Klammer
(x - 2)
multipliziert werden muss
und nicht nur mit dem nächststehenden
x.
Eine Klammer ist also eine vorne und hinten geschlossene Schachtel, und es ist erst auf den zweiten Blick interessant, was eigentlich in ihr drin ist. Entsprechend sollte man eigentlich erst die Anfangs- und die Endklammer aufschreiben und diese erst danach füllen: )
Und dann
gibt es noch Setzkästen, die
ursprünglich zur Sortierung (von Bleilettern) dienten
,
heute aber meist nur noch zur Ausstellung von (manchmal
unsortierten) Gegenständen dienen:
Der Mensch tut wohl abwechselnd dreierlei:
betreibt er Mustererkennung, d.h. er entdeckt (!) Muster (Fächer), die
bereits vorher und unabhängig vom Menschen in der „Außenwelt“ vorhanden waren:
ist der Mensch anscheinend dermaßen auf Muster eingenordet, dass er
notfalls auch Muster zu erkennen meint, wenn in der „Außenwelt“
keine
vorhanden sind, d.h. er bildet sich diese Muster nur ein - oder
freundlicher gesagt: er erfindet (!) sie (kreativ).
Ein Beispiel ist da das „weiße Rauschen“
(der „Schnee“) eines Fernsehers, wenn er keine Sender empfängt:
0bwohl dieses Rauschen chaotisch ist, sehen viele Menschen da nach einiger
Zeit dennoch
(und zwar subjektiv völlig unterschiedliche)
Muster, oder genauer: sie sehen da Muster hinein.
(Nebenbei:
in der Mathematik herrscht ein uralter Streit, ob mathematische Sachverhalte
entdeckt oder erfunden werden, was auf die Frage hinausläuft, ob Mathematik
tatsächlich in der Außenwelt vorkommt
[vgl. Galileo Galilei: „Das Buch der Natur ist in
der Sprache der Mathematik geschrieben“]
oder nur in sie hineingesehen wird.
In beiden Fällen scheint es mir aber jetzt plötzlich wenig
verwunderlich, dass die Mathematik oftmals auf die Außenwelt anwendbar ist -
oder zu sein scheint.)
legt man ein Muster (Raster) über
die „Wirklichkeit“, das in dieser nicht vorkommt und auch
nicht in diese
projiziert wird, sondern einzig und allein dazu dient, den Überblick zu
behalten. Beispielsweise tun Archäologen das, um auch noch lange nach
Ausgrabungen sagen zu können, wo ihre Funde ursprünglich lagen, und das heißt
auch: in welcher räumlichen Beziehung sie zueinander lagen:
(kein Archäologe wird behaupten, dass diese Quadrate
tatsächlich im Ausgrabungsfeld vorkamen).
Entscheidend dabei scheint mir aber, dass die Archäologen ausgraben
(und in Folge davon ein Gitterraster über die Ausgrabungen legen)
müssen, wenn sie überhaupt zu Erkenntnissen kommen wollen
(statt dass alles in der Erde verborgen bleibt).
Kommt hinzu:
kann man nunmal nicht
alle Perspektiven auf einen (oder gar mehrere) Gegenstand (Gegenstände)
gleichzeitig einnehmen, also z.B.
einen Gegenstand nicht
gleichzeitig von oben und unten und vorne und hinten
und rechts und links
sehen
bzw. nicht gleichzeitig unter und über und vor
und hinter und rechts und links von diesem Gegenstand stehen
(wohl aber sich
bedächtig und kontinuierlich um diesen Gegenstand drumherum bewegen bzw. den
Gegenstand in allen Richtungen drehen:
).
: Wenn man aber alle Perspektiven auf einen Gegenstand gleichzeitig
einnehmen könnte, wäre man wohl (wie ein Autist?) durch die unendliche
Vielfalt völlig überfordertunübersichtlich und chaotisch ist.
Summa summarum:
sind oftmals ebenso unvermeidlich wie hilfreich. Man sollte sich „nur“
ab und zu bewusst machen, dass sie häufig auch künstlich (erfunden) und
nur „
unter bestimmten Gesichtspunkten“ gültig sind.
Schonmal auf
Schulfächer übertragen: es gibt gute Gründe dafür, in Schulen die
„Weltbetrachtung“ auf mehrere, erstmal klar voneinander
abgegrenzte
Schulfächer zu verteilen. Solche Schulfächer sind dann (künstliche)
Schonräume, die es ermöglichen, sich anfangs mit nur jeweils einem Aspekt
der Wirklichkeit zu beschäftigen - und jeweils das fachliche Handwerkszeug
zu erlernen.
Problematisch ist das nur, wenn es immer nur bei dieser
klaren Fächerabgrenzung bleibt. Hauptgründe dafür scheinen mir zu sein:
die Überfrachtung der jeweiligen fachlichen Lehrpläne, so dass gar
keine Zeit mehr bleibt, auch mal über die fachlichen Tellerränder zu
schauen,
die Fachidiotie vieler Lehrer
(wenn z.B.
Naturwissenschaftler keinen blassen Schimmer von Geisteswissenschaften haben
[und umgekehrt] - und sogar noch stolz auf ihre Einseitigkeit sind und
überheblich auf die jeweils andere „Kultur“ herabschauen:
),
die
Einstellung, dass man ein Fach erst ganz beherrschen muss, bevor man über
seinen Tellerrand schauen darf, woraus natürlich folgt, dass man nie
dazu kommt, über den fachlichen Tellerrand zu schauen.
Vermutlich ist
eine gewisse Fachidiotie aber sogar unvermeidbar, wenn man in einem
bestimmten Fach besonders gut sein möchte oder auch „nur“ gewisse
Interessensschwerpunkte hat: man kann nicht alles können.
Aber Schule ist nunmal nicht dazu da, sich allzu sehr auf ein
Fach oder einen bestimmten „Fachbereich“ zu konzentrieren, sondern Schule will das durch den verpflichtenden Fächerkanon
(s.u.) sogar verhindern.
"Die" Gesellschaft bzw. der Staat (die Bundesländer) leisten sich also für ihre Jugend mit enormem finanziellem Aufwand
eine Allgemeinbildung
und eine (insbesondere bei privilegierten Gymnasiasten) herausgeschobene
Berufswahl
(wobei es eine ganz
andere Frage ist, ob eine hinreichende [?] Allgemeinbildung
zumindest innerhalb des existierenen Fächerkanons [s.u.]
und
sogar darüber hinaus
auch tatsächlich erreicht wird).
Nach diesen (allzu?) langen Vorbemerkungen nun also der Versuch,
durch Kombination der primären Duden-Definitonen von „Fach“ und „Gebiet“ das
„Schulfach“ zu definieren:
ein Schulfach ist ein durch feste, meist starre Abgrenzung
von anderen Schulfächern
abgeteiltes,
unter bestimmten Gesichtspunkten in sich geschlossenes Wissensgebiet (das in
Schulen vermittelt wird).
Das größte Problem dabei ist
(wie oben schon angedeutet),
dass es in der „Wirklichkeit“ nur teilweise
klare Abgrenzungen (Fächer) gibt:
ein schönes Beispiel für eine (weitgehend) klare Abgrenzung ist
die Insel:
„Eine Insel ist eine in einem Meer oder Binnengewässer liegende, auch bei
Hochwasser über den Wasserspiegel hinausragende Landmasse, die vollständig von
Wasser umgeben, jedoch kein Kontinent ist.“
(Quelle:
;
nebenbei: auch hier sind wieder die Abgrenzungen wichtig:
die Insel in Abgrenzung vom sie völlig umgebenden
Wasser,
die Insel im Gegensatz beispielsweise zu einer Sandbank, die nur
zeitweise über dem Wasserspiegel liegt
[was aber ist, wenn eine Insel bei einer Sturmflut mal vollständig überflutet
wird?],
„kein Kontinent“.)
Ein schönes Beispiel für die Unklarheit von Abgrenzungen ist hingegen
der Gesteinsbrocken Pluto, der früher die Ehre hatte, ein richtiger „Planet“
zu sein, inzwischen
(ohne dass er selbst sich verändert hätte)
aber schnöde zum „Zwergplaneten“ degradiert wurde.
Und genau so sind auch oftmals die
Abgrenzungen der Schulfächer unklar:
da gibt es zum einen die Schulfächer, die eher „Sammelfächer“ sind:
"Die Geographie (oder Geografie, altgriechisch γεωγραφία geographía,
zusammengesetzt aus γῆ gē ‚Erde‘ und γράφειν gráphein ‚(be-)schreiben‘) oder
Erdkunde ist die sich mit der Erdoberfläche befassende Wissenschaft, sowohl in
ihrer physischen Beschaffenheit wie auch als Raum und Ort des menschlichen
Lebens und Handelns. Sie bewegt sich dabei an der Schnittstelle zwischen den
Naturwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften."
(Quelle:
)
"Pädagogik (Wortbildung aus altgriechisch παιδαγωγικὴ τέχνη paidagōgikḗ
téchnē = „Technik“, „Kunst“, „Wissenschaft“ der Kindesführung) und
Erziehungswissenschaft sind Bezeichnungen für eine wissenschaftliche Disziplin,
die sich mit der Theorie und Praxis von Bildung und Erziehung hauptsächlich von
Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt.
[...]
Die Bildungswissenschaft
beschäftigt sich mit einer ganzheitlichen Ansicht des lebenslangen Bildungs-
bzw. Lernprozesses, stützt sich hierbei auf erziehungswissenschaftliche,
pädagogische, psychologische und soziologische Theorien und Erkenntnisse."
(Quelle:
;
rote Hervorhebungen
von mir, H.St.)
Andere „Sammelfächer“ sind z.B. die Sprachen, wenn da
nicht - wie
noch in meiner Schulzeit im Fach Latein - ausschließlich die Sprache,
sondern auch landeskundliche (z.B. geographische, politische,
historische) Hintergründe sowie literaturwissenschaftliche Verfahren
behandelt werden.
Mir scheint aber, dass Fächer um so mehr Sammelfächer sind, je
komplexer der "Gegenstand" (das „etwas“; s.o.) ist, mit dem sie sich beschäftigen. Und
besonders komplex sind wohl soziale und psychische
Vorgänge. Im Vergleich damit sind z.B. die Mathematik und Physik
geradezu einfach, weil ihr "Gegenstandsbereich" sehr eingeschränkt
ist.
Deshalb zeugt es nurmehr von
Ignoranz, wenn vor allem einige
Hardcore-Naturwissenschaftler den "Sammelfächern" gerne absprechen, überhaupt
(einzelne) Fächer oder gar Wissen[!]schaften zu sein.
Ein schönes Beispiel ist da der Vollidiot Sheldon aus der Fernsehserie
zur alleinseligmachenden, weil
ökonomisch verwertbaren Wahrheit
hochpuschen).
Wenn Sheldon sich über andere Fächer und insbesondere
die Geologie lustig macht und ihnen rundweg die
Wissenschaftlichkeit abspricht,
entlarvt er nur sich selbst:
"Throughout TBBT
[= The big bang theory] you will see
Sheldon's dislike of geology with him insisting that geology isnt an actual
science. In Season 1, episode 15 of
, we finally see the real
reason behind his dislike of the subject. He was in fact very interested in
the subject after being introduced to it by his schoolmate Libby. However
when Libby referred to him as a »child« and not his equal,
Sheldon felt extremely hurt. His coping mechanism was his consequent »belief«
[!] that geology was actually a hobby, not an actual science. Sort of like a
rock collector and seemingly childish."
(Quelle:
),
muss man ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen:
im Vergleich mit den Gewissheiten der Mathematik ist sein eigenes Spezialgebiet, die
Physik, auch nur
"Theologie"
(jüngst wollte mir ein Physikstudent doch allen Ernstes
weismachen, die Existenz der "Dunklen Materie" sei "bewiesen", obwohl sie
doch „nur“ ein brauchbarer Erklärungsansatz ist),
Sheldon ist also nicht nur
sozial-emotional behindert
(was dem ausgeleierten Klischee des Genies entspricht),
sondern auch
wissenschaftlich
(dass er angeblich einen IQ von 187 hat, ist da nurmehr ein Witz bzw.
beweist höchstens die Einseitigkeit und letztlich Nichtigkeit von IQ-Tests).
Aber Sheldon ist ja auch keine realistische Figur, sondern ein wandelndes
Klischee aus Vorurteilen über -Genies - und letztlich eine
(auf die Dauer sterbenslangweilige)
Comicfigur:
Im Gegensatz zu den „Sammelfächern“ gibt es noch die klar
abgegrenzten Einzelfächer, die sich ausschließlich mit „einem“
(wenn auch aus mehreren Untergebieten bestehenden)
Gegenstand beschäftigen - oder zumindest von ihren sekundären
Vertretern oftmals derart definiert werden.
Musterbeispiel ist da die
(selbsternannte) „Königin der Wissenschaften“, also die Mathematik
(ich hingegen halte die Philosophie für die
Königin der Wissenschaften, weil sie u.a. alle Wissenschaften
reflektiert).
Wenn die Mathematik (wie meistens in Schulen) weitgehend innermathematisch
unterrichtet wird
(und im Grunde meines Herzens bin ich ja
auch „reiner“ Mathematiker),
nimmt sie keinerlei Rücksicht auf
Anwendungen z.B. in den Naturwissenschaften, der Technik oder in den Sozialwissenschaften,
ihre ebenso segenreiche wie gefährliche Rolle in diesen Anwendungen,
ihre Verflechtungen mit der „sonstigen“ Geschichte,
ja nichtmal auf ihre eigene (fachinterne) Geschichte.
Man könnte sowas auch „Fachidiotie“ nennen.
Ein anderes Einzelfach-Beispiel ist das Schulfach Informatik: da wird meist
(was ja durchaus wichtig ist)
feste drauflosprogrammiert, das Fach aber kaum jemals gesellschaftlich reflektiert.
Und so verstehen sich auch viele andere
Schulfächer als "Einzelfächer", in denen nie über den Tellerrand geschaut, also
interdisziplinär gearbeitet wird.
Schüler haben das durchaus begriffen: als ich mal
in einem Deutsch-Leistungskurs auf die Zeitgeschichte eines Romans des "Sturm
und Drang" und zu einem anderen Zeitpunkt auf die (bildende) Kunst des Barock
einging, beklagte sich eine Schülerin, dass sie einen Deutsch-Leistungskurs,
aber nicht Geschichte und Kunst gewählt habe und deshalb bittschön von diesen
beiden Fächern verschont bleiben wolle.
Häufig wird eine Hierarchie der (Schul-)Fächer erstellt:
da sind dann z.B. die -Fächer
die einzig wahren Wissenschaften - und alle anderen Schulfächer
"Laberfächer", aber sicherlich keine Wissenschaften, und zwar vor allem,
weil sie nicht mathematisierbar sind
(gibt es etwas Dämlicheres, als beispielsweise - wie vor allem
Mathematik-Leistungskurs-Nerds es tun - einem Gedicht mathematische Unlogik
vorzuwerfen?!).
Folge davon ist dann auch:
(Welche Verachtung des "Geistes"!)
Die Hierarchie sieht dann meistens etwa so aus:
Ganz oben sind da natürlich wieder die -Fächer!
Allerdings läßt sich das Pyramiden-Bild auch
anders lesen:
werden die oberen "Stockwerke" vom untersten "Stockwerk"
(also grob gesagt den
Geisteswissenschaften)
getragen. Was wäre die Cheops-Pyramide also ohne das
unterste "Stockwerke"?!:
(Vgl. die Ständepyramide
. Was wären denn
Klerus und Adel ohne die breite Basis, die sie durchfüttert?)
ist die Mathematik, wenn sie "rein" ist, also noch nicht angewandt wird
(also ohne die "Stockwerke" unter ihr), doch eine pure Geisteswissenschaft
(weshalb sie erstmal nicht verdient hat, was so häufig passiert, dass sie
nämlich in einem Atemzug mit den Naturwissenschaften genannt wird).
Um im Pyramidenbild zu bleiben: die Mathematik gehört also auch ins
untere
"Stockwerk"!
Außerm könnte man, wenn man die Kompexität der "Gegenstände"
(s.o.) der einzelnen
Fächer betrachtet, die Pyramide auch in umgekehrter Hierarchie errichten, also
auf den Kopf stellen:
(... wodurch die Pyramide allerdings ziemlich wackelig würde).
Eine zweite Form der Fächer-Hierarchie wird durch die Begriffe „Neben-“,
„Haupt-“ und „Kernfächer“
markiert,
wobei „Hauptfach“ sozusagen der
Komparativ und „Kernfach“ der Superlativ von
„Schulfach“ ist.
Kernfächer zeichnen sich zuerst mal dadurch aus, dass sie die einzigen Fächer
sind, die man bis zum Abitur nicht abwählen kann
(wenn man in ihnen auch nicht unbedingt
Abiturprüfungen ablegen muss).
Ich weiß nicht, wie es in anderen Bundesländern ist, aber in NRW kann man
auch das Fach Sport nicht abwählen - aber ihm doch immerhin durch ein ärztliches
Attest entkommen.
Dann bleiben als Kern-Kernfächer Mathematik,
Deutsch und eine beliebige
Sprache. Zwar wird diese Sprache in den meisten Fällen Englisch sein, aber da
die Sprachwahl letztlich frei ist, bleiben als einzig fixe Kernfächer und somit
Kern3fächer die Schulfächer Mathematik & Deutsch,
(also just die beiden Fächer, die
ich
[als einziger Lehrer an „meiner“ Schule]
unterrichtet habe, womit ich wohl der wichtigste Lehrer war :-)
Nun gibt es ja durchaus gute Gründe, Mathematik & Deutsch zu den Königsdisziplinen zu stilisieren:
basiert unsere gesamte (natur-)wissenschaftlich-technische Kultur auf
der Mathematik, ja, die Mathematisierbarkeit wird oftmals sogar (s.o.) als
entscheidendes Kriterium dafür gehandelt, ob ein Fach überhaupt als
Wissen(!)- statt nur „Glauben(!)schaft“ („Blabla-Fach“) durchgeht. Die
naturwissenschaftlich-technischen Fächer borgen sich also von der Mathematik
die Gewissheit der Erkenntnisse - und verwässen doch notgedrungen diese
Gewissheit:
“Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die [was immer das sei:]
Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind,
beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit.“
(Albert Einstein)
haben ja sogar die PISA-Autoren begriffen, dass eine der zentralen
„Kompetenzen“ die Sprachkompetenz ist, und insbesondere sollte natürlich die
jeweile Muttersprache
(in Deutschland also Deutsch)
solide beherrscht werden
(wobei hier offen bleiben muss, was da unter „solide“ zu verstehen ist).
Vielleicht zweifle ich aber gerade deshalb an der Sonderstellung von
Mathematik & Deutsch, weil ich just diese beiden Fächer unterrichtet habe, also
ein intellektueller „Zwitter“ bin: ich sehe es beispielsweise überhaupt nicht
ein, warum nicht auch das Fach Geschichte
(„andere Zeiten, andere
Sitten“, also eine Relativierung der derzeitigen Gewissheiten und
Überheblichkeit)
zum Kernfach geadelt wird
(vgl. ).
Und überhaupt gibt es für mich keine mehr oder minder wichtigen, also Haupt-
und Nebenfächer, sondern sind alle Fächer gleich wichtig!
Nur zwei Beispiele:
wenn der Mensch vor allem ein soziales „Tier“ ist, ist es
beim besten Willen nicht einzusehen, weshalb die Sozialwissenschaft nur
Nebenfach-Mauerblümchen sind;
und wenn der Mensch maßgeblich “Tier“ ist, ist es unverständlich, weshalb das Fach
Biologie als Nebenfach denunziert wird.
Mehr noch: ich finde es sogar skandalös, dass einige Fächer zu „Nebenfächern“
degradiert sind:
„wenn man sich nur ein bisschen Mühe gibt, kann man in Erdkunde
eigentlich gar nicht 5 stehen“;
ich habe es schon erlebt, dass ein Religionslehrer von der Schulleitung
zur Schnecke gemacht wurde, weil er es gewagt hatte, einem Schüler in Religion eine 5 zu
geben
(so sorgt man dafür, dass auch die
Schüler die Nebenfächer nicht ernst
nehmen, aber um so mehr Angst vor den Hauptfächern haben;
nebenbei: natürlich ließe sich über den Sinn von
Fünfen [ina llen Fächern] trefflich streiten).
Mit den Nebenfächern werden auch ihre
Lehrer degradiert:
wenn ein Hauptfach-, also z.B. Deutsch-und-Mathematik-Lehrer (wie ich)
langfristig krank wird und nicht sofort fachkundig vertreten werden kann,
hagelt es bald Beschwerden der Eltern;
wenn hingegen ein Nebenfach-, also z.B. Religions-und-Sport-Lehrer
langfristig krank wird, kratzt das niemanden
(„scheiß‘ drauf“);
in Zeugniskonferenzen interessiert doch keine Sau die Meinung von
Nebenfachlehrern, und deshalb gibt es Nebenfachlehrer, die in solchen
Konferenzen seit 20 Jahren erfolgreich den „Totstellreflex“ üben.
[...]
(Quelle:
)
Ein interessantes Phänomen ist auch der gängige „Fächerkanon“ an Schulen,
also die Ansammlung von Standardfächern. Grob gesagt sind das
Beispielsweise bei den Gesellschaftswissenschaften gibt es dann noch die
Feinunterteilung
Geschichte
Geographie (als reine Gesellschaftswissenschaft?)
Pädagogik
Sozialkunde/Politik
Wirtschaft/Recht
(zwei „Gebiete“, die noch nicht
flächendeckend als eigene Schulfächer durchgesetzt haben, sondern meistens den
Fächern Sozialkunde/Politik subsummiert werden).
Dieser Fächerkanon ist erstaunlich stabil, wenn auch in den letzten
Jahrzehnten erst die Sozialwissenschaften und Pädagogik sowie später die
Informatik hinzugekommen sind.
Nun könnte man einerseits sagen, dass diese Stabilität nur beweist, wie
sinnvoll dieser Fächerkanon ist und dass damit weite Bereiche der
„Weltwahrnehmung“ abgedeckt werden
(ich traue mich ja kaum, das in einer Klammer zu
verbergen: Sinn des Fächerkanons ist ja wohl die „Allgemeinbildung“, also ein
möglichst umfassendes Angebot von Sichtweisen auf die Welt).
Andererseits ist der gängige Fächerkanon allerdings vielleicht auch
allzu
suggestiv und macht er blind für andere „Weltwahrnehmungen“.
... womit sich die Frage stellt, was solche anderen "Weltwarhnehmungen" sein
könnten.
Nur zwei Beispiele:
(wobei das Wort "Gefühle" in den [deutschen] Untertiteln
natürlich ein Nullwort ist; gemeint ist der Zusammenhang
zwischen Körper und Geist bzw. die These, dass Descartes
kategorische Trennung dieser beiden Bereiche ein kulturgeschichtlich
fataler Irrtum war);
Ein Bereich, der immer wieder lauthals als zusätzliches Schulfach
gefordert wird, ist „Wirtschaft/Recht“.
Die Schmalspurversion dieser Forderung ist dann
:
ein „Tweet“, der seinerzeit eine enorme Debatte ausgelöst hat (vgl. etwa
), die zwar nur kurze Zeit Tagesthema war, aber doch bis heute nachhallt
(z.B. auch in Schüleräußerungen).
Offensichtlich ist es nicht gelungen, Naina
(und viele andere Schüler / sonstige Menschen)
vom bestehendenFächerkanon (inkl. Gedichtanalyse und Fremdsprachen) und
überhaupt dem Allgemeinbildungs-Anspruch zu überzeugen
(was auch gar nicht so einfach zu vermitteln ist).
Und jede Wette: Naina würde sich in einem
Steuer-Miete-Versicherungen-Unterricht bald (auch) enorm langweilen.
In der Quintessenz würde Nainas Forderung aber bedeuten, dass
Steuer-Miete-Versicherungen in einigen wenigen Schulstunden abgehandelt werden könnten
(wenn man nicht die gesellschaftlichen und
finanzmathematischen Hintergründe von Steuer-Miete-Versicherungen behandeln
würde)
-
und dann „Schluss mit Schule“ wäre: Naina könnte so etwa nach der 6. Klasse
endgültig die Schule verlassen - und dann was tun?
Und doch hatte Naina nicht ganz Unrecht: ich plädiere ja schon seit
Ewigkeiten (wenn auch völlig utopisch) für eine zweistündige „Leiste“
quer durch
alle Schuljahre, in der abwechselnd (und möglichst praktisch),
teilweise aber auch wiederholt „sonstige“
wichtige Lebensbereiche behandelt werden, also
Nainas Präferenzen, also Steuern, Miete und Versicherungen,
Erste Hilfe,
Ernährung und Kochen,
Fahrrad- und Autoreparatur,
Grundlagen des Handwerks (Benutzung einer Säge ...),
...
In der "Leiste" Leiste wäre mir z.B. auch sowas höchst willkomen
(und zwar keineswegs nur in Berufsschulen
[neudeutsch "Berufskollegs"], sondern auch in allen "allgemeinbildenden" Schulen
[wie ja auch in dem Artikel erwähnt]):
(, 13.6.2018;
allerdings muss man
es ja nicht so anbiedernd topmodern aufmotzen wie mit "auf der Höhe der Zeit",
"Lernwerkstatt 4.0" und "komplette [?] Unternehmenssimulation";
und ich befürchte ja doch, dass die Schüler nächstens zwar
nichtmal mehr einen Nagel in die Wand schlagen, wohl aber einem Industrieroboter
zuschauen können)
Ein Problem wäre dabei allerdings, dass
die „Leiste“
vermutlich aus guten Gründen nicht benotet würde - und viele Schüler sie somit
nicht ernst nehmen, also nur „Quatsch bauen“ würden: „Kochen ist was für
Frauen“.
Am Begriff des "Kanons" ist mir allerdings auch die gängigste, nämlich
musikalische Bedeutung und erste Duden-Definition wichtig:
:
auch ein "Fächerkanon" sollte idealerweise
ein vielstimmiges / abwechselndes Lied
,
ein bunter Strauß
,
ein bunter Reigen
,
ein sein.
Ein Fächerkanon kann immer nur exemplarisch sein, was z.B. auch dadurch
deutlich wird, dass Schülern in der gymnasialen Oberstufe teilweise freigestellt
ist, welche Schulfächer sie aus gewissen „Fachbereichen“ sie wählen. Da ist es
dann beispielsweise egal, welche Naturwissenschaft sie wählen, Hauptsache, dass
sie eine Naturwissenschaft wählen. Letztlich lernen sie nämlich (hoffentlich) in
jeder (Einzel-)Naturwissenschaft gleichermaßen naturwissenschaftliches Denken.
(In diesem Sinne sollte jedes
ungeliebte Einzelfach in der gymnasialen Oberstufe abgewählt werden
können, also eben auch die Kernfächer Mathematik & Deutsch. Dann
erwerben die Schüler mathematische und sprachliche
"Kompetenzen" eben im Fach Physik und einer Fremdsprache.
Denn es bringt doch nichts, wenn sich ein Schüler, der
z.B. eine Abneigung gegen Mathematik hat, sich noch drei weitere Jahre
damit quält.)
Und ein Fächerkanon ist nur verantwortbar, wenn immer mal wieder auch Inhalte
einbezogen werden, die sich nicht als eigenes Schulfach etablieren konnten
(wenn also beispielsweise ab und zu die Ökonomie im
Politikunterricht auftaucht).
Wo ich eben doch wieder bei dem (Singular!) Fächer in seiner zweiten Bedeutung
war:
die verschiedenen Schulfächer sind dann die einzelnen „Lamellen“ solch eines
Fächers:
(... hier nur an einigen wenigen Schulfächern verdeutlicht)
Die Metapher
ist hier
durchaus erhellend:
ist der Fächer kaputt oder zumindest nur noch teilweise brauchbar, wenn
man auch nur eine einzige der Lamellen
(eines der Schulfächer, im Folgenden die Biologie)
herausschneidet:
Besonders deutlich wird das, wenn der Fächer mit einem
großen Bild versehen ist:
werden die Lamellen
einerseits durch das
Papier oder ein anderes Material zusammengehalten
,
andererseits durch den „Fixpunkt“
•
.
Fragt sich nur, was der (gemeinsame) Fixpunkt •
beim Fächerkanon sein könnte.
Anders gefragt: was verbindet (wenn überhaupt) auf dem
soeben gezeigten Schulfächer-Fächer die beiden weit außenliegenden und
scheinbar
durch nichts zusammenhängenden SchulfächerMathematik und
Politik?
Meine (allerdings arg abstrakte) Antwort auf diese Frage
ähnelt dem, was ich oben schon gesagt habe: die Schulfächer Mathematik und
Politik sind beide
(wie auch alle anderen Schulfächer)
wichtige Lebensbereiche
bzw. Wahrnehmungs- und
Erklärungsarten der Wirklichkeit
(auch wenn viele Schüler das nicht
einsehen - weil es in Schulen kaum jemals thematisiert, sondern meist nur
stillschweigend und gerade deshalb apodiktisch vorausgesetzt wird).
Konkreter wird das, wenn man die beiden
(inhaltlich und bislang auf dem Fächer)
scheinbar so weit auseinanderliegenden Schulfächer Mathematik und Politik mal auf
dem Fächer nebeneinanderlegt
(und damit [fast unvorstellbar] die
Mathematik mal näher an die Sozial- und Geisteswissenschaften rückt
- und umgekehrt die Politik an die Mathematik):
Was ist dann das „Papier“, das die beiden
Schulfächer Mathematik und Politik zusammenhält?:
Nun muss man sich allerdings hüten, auf Teufel komm raus (interdisziplinäre)
Zusammenhänge zu suchen, wo vielleicht gar keine sind. Sowas führt allzu leicht
dazu, dass die vermeintlichen Zusammenhänge an den Haaren herbeigezogen sind
(vgl. die häufigen „eingekleideten“
mathematische Textaufgaben in der Schulmathematik, bei denen ein mathematisches
Verfahren in eine meist willkürlich gewählte, oft irre aktuelle
außermathematische “Anwendung“ verpackt wird; in diesem außermathematischen
Bereich ist die mathematische Fragestellung dann aber häufig völlig
unrealistisch).
Beim gesuchten Zusammenhang zwischen der Mathematik und
anderen Schulfächern
(hier dem Schulfach Politik) fallen einem als Allererstes vermutlich
Anwendungen
der Mathematik in den anderen Schulfächern ein. Beim Schulfach Politik ist das
z.B. der Fall, wenn inzwischen Wahlen durch (mathematische!) Computerprogramme
beeinflusst werden:
Ein anderes Beispiel ist die zentrale Beteiligung von Mathematikern an
der letzten Finanz- und damit auch Politikkrise in den Jahren 2007/8
(die
nächste Krise wird aber [jetzt, also im Jahr 2018] schon feste vorbereitet):
die innermathematischen Überlegungen der Mathematiker mögen
richtig
gewesen sein. Zweifelhaft waren aber
die Modellierung vorweg
(wie also die Wirklichkeit zur Mathematik eingedampft wurde)
und die
nachträgliche Interpretation der mathematischen Ergebnisse
(wie also die
Mathematik in die Wirklichkeit zurückübersetzt wurde).
Vgl. auch sowie
die Bücher und
(deutsch ).
Mehr auf Gegenseitigkeit beruhend war da schon die Beziehung so einiger Mathematiker zur Politik des Nationalsozialismus:
einerseits haben diese Mathematiker Hitler das mathematische Rüstzeug zur
Waffenentwicklung gegeben,
andererseits wurde aber auch zugunsten einer
„deutschen Mathematik“
(was doch Unsinn ist, da die Mathematik
universelle Wahrheiten sucht bzw. aufstellt)
alles „Jüdische“
(nicht nur jüdische Mathematiker, sondern auch deren
Ideen)
"aussortiert"
(vgl.
).
Die Konsequenz aus alldem ist für
mich klar:
es muss nicht nur
die Mathematik im Schulfach Politik berücksichtigt werden,
sondern umgekehrt müssen auch im Schulfach Mathematik ihre
politischen
Implikationen behandelt werden: selbst ein „reiner“ Mathematiker (wie ich) darf
sich da nicht seine Hände in Unschuld waschen!