vgl. Bild

Nicht dass ich unterstellen möchte, hier würde (bewusst) mit Statistik gelogen, aber befremdet war ich überfolgende Meldung doch allemal:


(, 6.1.09)

Wenn man nämlich von einem einzigen Leistungskurs absieht, so habe ich in meinen inzwischen auch schon 21 Jahren im Schuldienst noch nie in Klassen unterrichtet, die merklich kleiner als 30 waren.

Wie aber kommt es zu diesen statistischen Verzerrungen?:

  1. zeigt der Kommentar ja schon einen ersten Grund: dass die Klassen (angeblich) auf dem flachen Land sehr klein und sozusagen im Ausgleich dafür in den Städten sehr groß sind.
  2. gibt es an vielen Schulen sehr kleine Kurse in "Orchideenfächern" (z.B. Philosophie), die natürlich durch hohe Schülerzahlen in den Kern-, also "meinen" Fächern ausgeglichen werden. Meine Reaktion ist da ausgesprochen schizophren: einerseits befürworte ich natürlich unbedingt die "Orchideenfächer" und damit in diesen automatisch auch kleine Kurse, andererseits empfinde ich da jedoch zwar nicht Missgunst, aber doch Neid.
  3. gibt es im Rahmen der höchstkomplexen Schulverwaltung sicherlich noch andere schwarze (Verrechnungs-)Löcher.

Ebenso befremdet war ich über eine Meldung, die prompt am nächsten Tag kam

(da scheinen die ansonsten mausgrauen Schulstatistiker doch mal im großen Stil zugeschlagen zu haben):


(, 7.1.09)

Die Überschrift "Schüler haben viel Platz" ist dabei entweder pure Naivität der Redaktion, die da eine Meldung der Kultusbürokratie stumpf übernommen hat, oder aber bittere Ironie.

Zum Schießen komisch finde ich insbesondere den Begriff "Bruttogeschossfläche", zumal nicht im mindesten erklärt wird, was das eigentlich ist.

(Merkwürdig fand ich auch, dass die (angeblich) optimale "Bruttogeschossfläche" anscheinend  von den Statistikern je nach Lust und Laune festgelegt werden kann. Vgl.

"[...] haben die Kontrolleure errechnet [!], dass man [?] auch mit 12,61 Quadratmetern auskommen würde. [...] Hier schlagen die Gutachter 12,42 Quadratmeter je Schüler vor. [...]"

- und woher nehmen die eigentlich in den Vorschlägen die Nachkommastellen?)

Ich vermute mal, dass da die Flure, Klos und Abstellräume für die Putzkolonnen mitgerechnet werden.

Denn zumindest "meine" SchülerInnen sitzen so eng beieinander wie

.


Man müsste diese Schulstatistiken mal im Matheunterricht durchnehmen. Kaum sonst jemals könnten die SchülerInnen so sehr über die begrenzte Aussagekraft von Statistiken lachen!


PS:

(, 10.3.09)

Das muss man mir mal erklären: alle weiterführenden münsteraner Schulen füllen derzeit ihre zukünftigen 5. Klassen mit 30 (!) SchülerInneN auf

(und mein Sohn geht nächstens in eine 1. Klasse mit ebenfalls 30 [!] SchülerInnen!).

Wie kommt man da auf 21,6 bzw. 20,14 Schüler? Ich vermute mal, da sind alle [wohlverdienten!] Entlastungsstunden für LehrerInnen und die Schulleitung, einige notwendig kleine Kurse etc. pp. mit eingerechnet, was aber doch an der Standardklassengröße 30 nichts ändert!

Zwei Tage später in derselben Zeitung: