mieser kleiner Streber

  Streber: [...] ↑ Opportunist; ein Streber sein ↑ ehrgeizig [sein] [...]

ehrgeizig, ehrsüchtig, ruhmsüchtig, streberhaft (abwertend), karrieresüchtig, karrieregeil, machtgierig, machtsüchtig, machtgeil; fleißig; ehrgeizig sein, ein Streber sein (abwertend), hoch hinauswollen (iron.).

streben: [...] seit der zweiten Hälfte des 19. Jh.s abschätzig für "ehrgeiziger, übertrieben fleißiger Mensch" [...]

© Dudenverlag

Das Klischee:

ein pickliger Jüngling

(ich war auch mal einer)

hat doch (scheinbar) kaum eine andere Möglichkeit, als


(wobei auch nur Einzelpunkte zutreffen können)

  1. bienenfleißig nur der Zensuren wegen arbeitet, aber eigentlich keinerlei inhaltliches Interesse an Fächern hat

(was ich noch am verständlichsten finde, denn viele Menschen arbeiten nun mal vor allem für äußere Anerkennung),

  1. außer Arbeit für die Schule sonst nichts im Leben hat

(Klischeebild ist da der o.g.  picklige Jüngling),

  1. sich bei LehrerInneN "einschleimt",

  2. auf Kosten von MitschülerInneN arbeitet bzw. ihnen jede Hilfe ("abgucken") verweigert.

Gerade in letzter Zeit habe ich mehrfach von gar nicht mal überragend guten, aber allemal sympathischen SchülerInneN gehört, dass sie echte Angst hätten, in ihrer Klasse laut zu sagen, dass ihnen das Lernen und auch spezielle Fächer Spaß machten

(von guten Zensuren redeten sie da bezeichnenderweise gar nicht).

Und ein Schüler, der in sämtlichen Fächern "sehr gut" stand

(also glücklicherweise auch im überhaupt fürs Ansehen wichtigsten Fach, also Sport),

traute sich nicht, das seinen besten Freunden (?) zu sagen.

Es gibt in so einigen Schulklassen Meinungsführer - und irgendwann setzt es sich dann als äußerer "common sense" durch -, die jegliche (schulische) Leistung und jeglichen Spaß in den Dreck ziehen.

(Und ich muss gestehen

[mag mich dann aber selbst nicht],

dass ich mich [inzwischen] manchmal bei dem Wunsch erwische, die destruktiven Meinungsführer einfach achtkantig vor die Türe zu setzen, ja, dass mir manchmal die Geduld abhanden kommt, Interesse mühsam erzeugen bzw. fast schon [sowieso aussichtslos?] erbetteln zu müssen, statt es dreist einzufordern bzw. vorauszusetzen:

"Wenn du so wenig Interesse hast,
wieso bist du dann noch auf dieser [überhaupt einer] Schule?"

Zu [den meisten] anderen Zeiten kann ich aber sehr wohl verstehen, dass kein Fach und kein Thema [und sowieso nicht Schule] per se Spaß macht, sondern SchülerInnen immer wieder geködert werden müssen, und dann macht es mir sogar Spaß, SchülerInnen überhaupt erst an Themen heranzuführen und diese sukzessive für sie/mit ihnen zu erschließen, so dass zumindest einige SchülerInnen hinterher doch Freude an dem empfinden, was sie anfangs so abgelehnt hatten.

Vgl. auch   )


Zu fragen wäre allerdings

(falls meine Diagnose überhaupt [und sowieso nur partiell] stimmt),

woher Jugendliche die Verachtung der Leistung denn nehmen, denn Jugend ist ja immer "nur" ein Spiegel "der" Gesellschaft.

Meiner Ansicht nach rührt solche Verachtung der (schulischen) Leistung daher, dass

(wo in der ganzen PISA-Debatte wird denn mal nach Spaß an Bildung und überhaupt "der" Welt gefragt?),

(Nunja, die Zeiten waren noch nie so schlimm wie schon immer.)


Letztens wurde in der Zeitung

(ich finde den Artikel nachträglich nicht mehr)

von einem jungen Mann berichtet, der schon mit 19 Jahren sein Diplom hatte und kurz davor stand, mit 21 Jahren seinen Doktor fertigzustellen.

Er beklagte vielleicht zu Recht, dass er oftmals wegen solcher Leistungen schräg angemacht worden sei - und sprach dann von grassierendem "Sozialneid". Die Verwendung dieses Begriffs bewies aber nur, dass er so intelligent anscheinend doch nicht war, denn "Sozialneid" ist ein Vorwurf der Reichen an die Armen (vgl. "Die Lüge vom Sozialneid"), nicht aber der Intelligenten an die Dummen: dass viele (Möchtegern-)Reiche den Vorwurf des "Sozialneids" erheben, zeigt ja, dass sie auch nur dumm sind.